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Forum: "Ärger über IGS"
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| hmm | | von: palim
erstellt: 28.12.2005 17:36:46 |
Ich bin etwas erschrocken, da mein Idealismus der IGS gegenüber hier sehr leidet. In Nds. gibt es leider fast keine IGSen und die, die es gibt, werden nun immer mehr kaputt gespart etc.
Über die Einstellung Schülern gegenüber, die hier teilweise geäußert wird, kann ich nur den KOpf schütteln.
Sicher, ich stehe rolfs Methoden und Ansichten auch kritisch gegenüber, aber vieles, was er sagt, finde ich ebenso richtig.
Es ist der grundsätzliche Umgang mit Menschen (egal welchen Alters), der dazu führt, die Schüler so zu nehmen, wie sie sind und ihnen möglichst viel zu ermöglichen.
Sicherlich sind die Bedingungen an der IGS nicht so, wie sie sein könnten. Das gilt für andere Schulen häufig auch. Es ist mir aber unverständlich, warum man gewisse Schüler aufgeben sollte.
Ich verstehe deinen Unmut über Schüler, die sehr viel Zeit und Mühe zum Lernen brauchen, und auch die Differenzierung bringt mich häufig zum Stöhnen, denn die Spannbreite der Leistungen ist - wie Rolfs es auch schreibt - in der Grundschule (z.Zt. 2. Klasse) sehr groß und erfordert viel Kraft, Aufmerksamkeit, Arbeit, Mühe etc.
Ich würde mir ein System wünschen, indem nicht jeder für seine Klasse die Differenzierungen meistert, sondern gemeinsam ein breites Angebot erarbeitet wird und Material zur Verfügung steht, das dann alle nutzen können, das nicht jährlich erneuert werden muss, sondern Grundkenntnisse beinhaltet, die immer wieder geschult werden sollten... Das sollte einem den Rücken stärken und Freiräume geben, aktuelle Themen ebenso mit einbeziehen zu können.
Ich würde mir außerdem auch mehr Hilfen wünschen für Schüler, die besonders viel Aufmerksamkeit oder Zuwendung brauchen - und das sind nicht allein oder nicht gerade die, deren kognitive Fähigkeiten recht gering sind. Da wünsche ich mir ein Team, das mich im Erziehen und Beraten, Lehren/Begleiten und Lernen, Thearpieren, Sozialisieren etc. unterstützt. (Die zur Zeit bestehenden Hilfen, einen Schüler zur Sonderschule - die gibt es hier noch - zu schicken, ist sehr unbefriedigend. Gerade wenn es am Arbeitsverhalten hapert wird das Wiederholen einer Klassenstufe zudem nichts nützen - in der vorherigen Klassenstufe werden ja auch meist Inhalte und nicht Arbeitsverhalten vermittelt)
Leider sind die Bedingungen nicht so, wie man es sich wünscht.
Also versuche ich trotzdem, möglichst allen Schülern das Lernen zu erleichtern, ihnen durch Hilfestellungen, Angebote, Vorbild, Darstellungsweisen und vieles, vieles mehr die Welt nahe zu bringen und durch viel Phantasie in der Gestaltung des Unterrichts immer wieder Zeit für die Schüler und ihre vielfältigen Anforderungen zu haben.
Palim
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| schließe | | von: caldeirao
erstellt: 29.12.2005 12:07:56 |
mich Palim an und danke ihr für ihren sehr guten Beitrag.
Ich bin auch einigermaßen erschrocken, wie hier über SuS gesprochen wird.
„Aber das reicht mir manchmal schon, wenn ich da sehe, wer da alles durchgeschleppt wird.
dieser xxxxx ist das Abartigste, was er je in einer 5.Klasse gesehen hat
dann habe sie ja ihr Ziel erreicht, Aufmerksamkeit zu bekommen. Und dann versuchen sie es immer wieder“
Ich will die Reihe nicht fortsetzen. Aber zum letzten Satz eine Bemerkung. Aufmerksamkeit ist aus der Lerntheorie die Voraussetzung zum Lernen und Entwickeln. Konsequentes Ignorieren löscht Verhalten und zwar nachhaltig. Übrigens sind LuL nicht die Einzigen, die den SuS Aufmerksamkeit schenken. Wenn es die LuL nicht tuen, dann die MitschülerInnen.
Ich bin übrigens sehr froh meine SuS beurteilen zu dürfen und nicht mit Zensuren im Arbeits- und Sozialverhaltens verurteilen zu müssen. Was mache ich beispielsweise mit einer sehr fleißigen, aber leistungsschwachen Schülerin, deren Energie und Ausdauer trotz vieler Misserfolge ich bewundere, weil ich bezweifle, dass ich sie aufbringen könnte. In einer Beurteilung kann ich das schreiben, in einer Note (die übrigens auf Grund der vorgegebenen Kriterien negativ ausfallen würde) spiegelt sich das überhaupt nicht wieder.
Du schreibst auch: „Besonders interessant sind die Teamsitzungen und Konferenzen, die fast jeden Montag stattfinden. Dort werden über irgendwelche Dinge parliert, die total wichtig sind, so dass man dort eigentlich nur seine Zeit absitzt. Man könnte diese Zeit natürlich zur Unterrichtsvorbereitung nutzen, aber die Konferenzen sind natürlich wichtiger! .....“
Warum wehrt ihr euch nicht. Ich würde mir das nicht jeden Montag antun. Man kann ja Vorschläge machen, wie es besser laufen könnte. Wir haben fast jeden Dienstag Teamsitzungen. Dort erstellen wir Stoffpläne, sprechen über auftretende Probleme oder tauschen unsere Erfahrungen aus. Das finde ich sehr wichtig.
Übrigens erwarten wir auch von unseren SuS im Team zu arbeiten. Warum sollen das LuL nicht können auch wenn sie unterschiedliche Arbeitsstile verwenden.
Lernunwillige SuS gibt es meiner Meinung nach nur sehr wenige. Es liegt in der Evolution des Menschen zu lernen, zu forschen und sich weiter zu entwickeln. Meist sind diese SuS von den Anforderungen hoffnungslos überfordert und sie haben Strategien entwickelt, sich den Anforderungen zu entziehen. Manchmal sind sie auch unterfordert, manche möchten mehr Aufmerksamkeit und stellen fest, dass sie beim „Stören“ mehr Aufmerksamkeit erhalten usw. Ich hatte mal einen Schüler bekommen, der sich aus dem Schulbetrieb verabschiedet hatte und in dessen Be(Ver-)urteilung stand wörtlich: „Sein Lieblingssatz ist, das kann ich nicht“. Diesen Satz hat er bei mir nur einmal gesagt in der ersten Stunde. Er kam auch wieder regelmäßig zur Schule und schaffte einen guten Schulabschluss. Der war nicht lernunwillig, wie auch in seiner Be(Ver-)urteilung stand, sondern hoffnungslos überfordert.
Unsere Aufgabe als LuL ist es meiner Auffassung nach, die für uns schwierig erscheinenden SuS entsprechend ihres Leistungsvermögen zu fördern und zu fordern. Dazu braucht man beispielsweise auch mehr Geld, um Anschauungsmittel und verschiedenes Lehrmaterial zu kaufen, um Projekte zu organisieren, Spezialisten einzubeziehen usw. Wie sagte unsere Bundeskanzlerin bei Menschen 2005 sinngemäß so schön: „Aufgabe des Staates ist es den Schwachen und Hilfsbedürftigen zu helfen, damit sie in die Gesellschaft integriert werden können. Dafür braucht man Geld.“ Messen möchte ich sie an diesem Satz nicht, aber falsch ist er nicht. Und wenn RLF für eine IGS mehr Geld ausgibt als für andere Schultypen, dann finde ich es super. Oder wünschen wir uns Zustände wie in Indien, Brasilien und anderen Ländern, wo die Unterschicht nicht satt zu essen hat, kaum einen Zugang zu Bildung usw. hat?
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| Diese Zitate stammten... | | von: kunoschlonz
erstellt: 29.12.2005 12:50:39 |
ja nicht alle von mir, sondern auch von Kollegen dieser Schule. Natürlich erlaube ich dir deine Gedanken zu diesem Thema, Gedanken sind schließlich frei :), man muss diese Schulform, denke ich, erlebt haben, um sie beurteilen zu können. Ich denke auch, dass sie eventuell von Bundesland zu Bundesland eventuell etwas unterschiedlich gehandhabt wird, vielleicht auch von Schule zu Schule. Nur wir leben in einer Leistungsgesellschaft und ich denke auch, dass man sozial schwachen helfen sollte. Nur sozial schwach bedeutet nicht gleichzeitig kognitiv schwach! Für kognitiv schwach ausgebildete Menschen gibt es gewisse Schulformen und ich habe eher das Gefühl, dass die guten Schüler eher von den Schwachen gehemmt werden. Es muss nicht immer so sein, aber es gibt Klassen, da haben sich die Lernwilligen teilweise gar nicht getraut sich zu melden, und konstruktiv mitzuarbeiten, weil sie Ärger von ihren lieben Klassenkameraden bekommen würden. Ist mir Gott sei Dank noch nie passiert, aber nem Kollegen von mir. Dir pflichtbewussten Schüler waren so etwas von eingeschüchtert, das war tolle Integration.
Ich habe mal ne Klasse gehabt, da waren relativ viele unwillige Schüler drin, die haben den Lernfortschritt aufgehalten und das kann es nicht sein. Die pflichtbewussten Schüler müssen darunter leiden und das verstehe ich nicht unter Integration.
Zur Zeit habe ich ne Klasse, die sind alle recht sozial eingestellt, die helfen sich auch gegenseitig, aber dafür brauche ich keine IGS. Das bekommt man auch in ner Realschule hin.
Und die Verteilung des Geldes finde ich immer noch äußerst ungerecht. Zur Zeit profitieren meine Schüler und ich natürlich davon, da man wirklich einiges an Schülerversuchen machen kann. Dennoch sollten alle Mittel gleich verteilt werden und es wundert mich dann auch, dass die IGS bei Pisa immer schlechter abschneidet, obwohl sie mehr Geld als andere Schularten bekommt.
Als Manager würde man jetzt sagen, das Geld ist falsch angelegt... |
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