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Forum: "Benotung in den verschiedenen Bundesländern?"
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| . | | von: palim
erstellt: 25.02.2006 17:37:47 |
Dass Noten vergleichbar die Leistungen widerspiegeln, ist Augenwischerei. Selbst bei Arbeiten, die in einem Jahrgang geschrieben werden, ist es doch so, dass jeder Lehrer diese Arbeit auf seine Weise vorbereitet.
Beim Bewerten von Diktaten kann man sich darüber streiten, ob ein vergessenes Komma, ein T-Strich beim kleinen T (in der LA - in der VA gibt es das Problem nicht), ein vergessener i-Punkt ein ganzer, halber, viertel-Fehler ist. In anderen Fächern wird es andere Zweifelsfälle geben.
Letztlich sehe ich es so, wie wabami es oben schrieb: Es sollte insgesamt eine pädagogische NOte geben - und die kann man auch vertreten.
Ich verstehe dein Problem, ysnp, und finde diese Noten-Entscheidung für den Übertritt in eine andere Schule ohnehin schrecklich, aber du musst damit umgehen. Seit geraumer Zeit frage ich mich: Sind Lehrer in BW und BY geneigt, den Schüler NOten zu geben, die ihre Leistung widerspiegeln, schielen sie schon auf die dadurch entstehende Schul-Empfehlung und die weitere Laufbahn der Schüler...?
Es ist nicht verwunderlich, dass man immer wieder hört, dass es gerade in diesen Ländern in Klasse 4 viele agressive Konflikte mit Eltern und viele bemühte Anwälte gibt, damit Kinder Lernchancen bekommen.
Es gibt noch viele weitere Fragen zu diesem System. Z.B.: Was geschieht mit den Kindern, bei denen sich die Eltern in Klasse 4 auf den Kopf stellen und ihre Kinder zu einem nötigen Notendurchschnitt quälen, in Klasse 5?
Es wäre wohl notwendig, den Eltern in den betreffenden Ländern deutlich zu machen, dass es wichtiger wäre, ihre Entscheidungskompetenz einzufordern, selbst mit ihren Kindern entscheiden zu können und gegen die Zwangszuweisung Einspruch zu erheben - das allerdings nicht zu Lasten der Lehrerinnen, die auch mit dem System hadern, weil sie ihren pädagogischen Anspruch nicht umsetzen können.
Palim |
| also das versteh ich nicht ganz | | von: rfalio
erstellt: 25.02.2006 18:05:55 |
einerseits:
"Was geschieht mit den Kindern, bei denen sich die Eltern in Klasse 4 auf den Kopf stellen und ihre Kinder zu einem nötigen Notendurchschnitt quälen, in Klasse 5? "
andrerseits:
"Es wäre wohl notwendig, den Eltern in den betreffenden Ländern deutlich zu machen, dass es wichtiger wäre, ihre Entscheidungskompetenz einzufordern, selbst mit ihren Kindern entscheiden zu können und gegen die Zwangszuweisung Einspruch zu erheben..."
Das passt irgendwie nicht zusammen.
Ganz außer Acht bleibt auch die Möglichkeit, auch an der Hauptschule in Bayern einen mittleren Abschluss zu erreichen und dann über die FOS oder BOS zum Fachabitur oder Abitur zu gelangen. Der Übertritt nach der 4. ist also keine endgültige Entscheidung über die Schullaufbahn!
Als Lehrer an einer weiterführenden Schule in Bayern kann ich nur sagen, dass unsere Kollegen aus der Grundschule ihre Arbeit toll machen. Die pädagogischen Wortgutachten in den Übertrittszeugnissen sind in den meisten Fällen treffend.
Und die Schüler, die sich wie von palim erwähnt zum Übertritt quälen, haben meist in den folgenden Jahren große Schwierigkeiten. Die meisten Schwierigkeiten haben interessanterweise nicht die Schüler, die durch den Probeunterricht gegangen sind, sondern die, die an der Grenze standen (bedingt geeignet) und nach Beratung auf Elternwille hin die weiterführende Schule besuchen.
rfalio |
| @rfalio | | von: streberin
erstellt: 25.02.2006 18:16:52 |
Danke für das Kompliment!
Ein großes Problem sehe ich darin, dass, bedingt durch die sechsklassige Realschule, so viele Teilhauptschulen dicht machen müssen. Die Kinder, die auf die Hauptschule gehen, müssen teilweise weite Schulwege in riesige Schulen in Kauf nehmen, was für so kleine Kinder wirklich eine große Belastung sein kann. Wenn sie an ihrer gewohnten Schule bleiben könnten, würden sicher viel mehr in die Hauptschule gehen. Aber da sie sowieso wechseln müssen, versuchen viele Eltern auf Biegen und Brechen den Übertritt auf die Realschule oder gar aufs Gymnasium.
Ich habe in diesem Jahr einen türkischen Jungen, der wirklich nur für die Hauptschule geeignet ist. Auf Wunsch der Mutter soll er jetzt erst einmal den Probeunterricht fürs Gymnasium und dann, falls er ihn nicht besteht, den für die Realschule machen.
Die Muttter lässt sich auf keine Diskussion ein. "Ich will das Beste für meinen Sohn."
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| @rfalio | | von: palim
erstellt: 26.02.2006 13:59:54 |
Es war nicht meine Absicht, die Leistungen der Lehrerinnen und Lehrer in den GS von BY in Frage zu stellen oder als sie als unzureichend hinzustellen.
Trotzdem glaube ich, dass es Eltern gibt, die nurmehr auf den Notendurchschnitt in den entscheidenden Fächern laueren, ihr Kind trietzen, damit es diesen erreicht und alles andere außer Acht lassen. Ich kann es aus Norddeutschland schelcht beurteilen, aber ich wüsste gerne, ob man in BY häufiger mit diesen Eltern zu tun hat - und mit den Kindern, die damti leider leben müssen. Im GS-Chat und auch in den Foren wurde schon häufiger von Gerichtsverfahren berichtet, die angestrengt wurden, damit ein Kind auf die betreffende Schule gehen kann.
Eltern, die auf das Können ihrer Kinder schauen, die ihre Kinder wert schätzen und nicht nur die Note sehen, ohne zu überlegen, was dahinter steckt, wünsche ich mir auch in Norddeutschland noch häufiger - auch wenn es hier nicht vom Notendurchschnitt abhängig ist, auf welche Schule man gehen kann.
Und trotz einer Empfehlung, die auch ich nun nach 4 Jahren mit den Kollegen gemeinsam aussprechen muss, bleibt den Kindern die Freiheit, auf eine andere Schule zu gehen. Es wird immer Schüler geben, die mit anderen Lehrern und in neuer Schulumgebung bessere Ergebnisse erzielen können. Warum soll ich denen das verwehren?
Letztlich sprichst du an, dass man auch ohne Abitur ein toller Mensch mit einem tollen Beruf werden kann. Dem stimme ich zu, sehe aber, dass die Gesellschaft diese Meinung überhaupt nicht teilt. Warum verdienen Erzieherinnen im Kindergarten nicht A 14,15,16? Schließlich leisten sie die Grundbildung, von der die Gymnasiallehrer profitieren?
Mit höherem Schulabschluss erhält man erheblich mehr Chancen und man hält sich viele Möglichkeiten offen. Grundschülern ist es verständlich zu machen, wenn man ihnen erklärt, dass man mit Abitur jeden Beruf wählen kann, den man gerne ausüben möchte, mit anderen Schulabschlüssen geht es nur bedingt.
Die intrinsische Motivation mit der Schule eine Freude und ein Geschenk werden kann, bleibt trotzdem für mich das höchste Gut.
Palim |
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