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Forum: "inklusion"
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| Noch ein interessanter Erfahrungsbericht | | von: sfstoeckchen
erstellt: 16.10.2012 23:27:08 geändert: 16.10.2012 23:27:44 |
http://pf.pic-develop.de/index_nds9-12.html#/8
Hier gibt eine Kollegin der IGS Köln-Holweide eine kritischen Rückblick auf 23 Jahre Erfahrung in Integrationsklassen. Sie bestätigt im Prinzip die Schilderungen vieler engagierter KollegInnen auch in diesem Forum. Ihr Fazit besteht in einem eindringlichen Appell, nicht "Inklusion (zu sagen) und Sparpolitik auf Kosten der von Ausgrenzung Bedrohten (zu meinen)."
Und sonpaed: Hast du die Fragen von indidi schon beantwortet? |
| antworten | | von: sonpaed
erstellt: 17.10.2012 19:35:51 geändert: 17.10.2012 19:39:45 |
ich arbeite nun schon seit jahren als förderschullehrer in verschiedenen
schulen der sek I im gemeinsamen unterricht. und zwar hauptsächlich mit
kindern und jugendlichen, welche den stempel ES in ihren akten haben...
und dann noch eine antwort auf die aufforderung, lieber nicht über gefühle zu
reden:
hier wird von "wut provozieren", "ängste und bedenken" und "würdigung von
arbeit und engagement" gesprochen - und dann sollen gefühle nicht
wahrgenommen werden? meiner meinung nach stellen sie einen zentralen
punkt in der debatte dar. wenn mir geschrieben bzw. vorgeworfen wird, dass
ich lehrerinnen be- und verurteile, sollen keine gefühle sichtbar sein? (btw.:
es ist immer wieder erstaunlich, dass gerade der berufsstand, der es als eine
seiner hauptaufgaben begreift zu bewerten, sich mit der eigenbewertung so
schwer tut.)
ich nehme die ängste ernst. ich nehme die widerstände ernst. ja, ich empfinde
sie als korrektiv sogar als sehr wichtig. nur sage ich: lasst euch von euren
gefühlen nicht blockieren. verharrt nicht in schockstarre, unternehmt
konstruktive schritte, anstatt euch gebetsmühlenartig selbst einzureden, dass
die große persönliche katastrophe auf euch zu kommt. kommt in bewegung,
sucht nach anderen lösungen, anstatt ständig nur zu wehklagen. vielleicht
hilft dabei auch die gewissheit, dass niemand von euch die 100% perfekte
lösung einfordert.
dein beruf ändert sich - ja! schnell und radikal - ja! stell dich darauf ein,
gestalte mit, anstatt deine energie in trauer und trotz zu stecken.
wage doch mal ein experiment:
gehe am montag nach den ferien in deine klasse und stelle dir die aufgabe in
der ersten stunde deine schülerInnen in ihrer heterogenität zu sehen. umso
mehr du entdeckst, umso besser bist du. aber nach der stunde ist das
experiment sofort beendet und du musst wieder so arbeiten wie vorher.
mal sehen, was passiert...
schöne restferien noch.
mfg
sopaed |
| welten | | von: sonpaed
erstellt: 18.10.2012 18:37:44 geändert: 18.10.2012 18:39:14 |
genau darum geht es mir ja hier auch seit ein paar seiten...
natürlich kenne ich in "meiner welt" auch situationen, wie sie beschrieben
werden. narürlich habe ich auch misserfolgserlebnisse.
der unterschied liegt im umgang damit.
ich sehe situationen, die besch...eiden laufen nicht als generelle bestätigung
meiner negativen einstellung - sondern als, zugegebenermaßen "graue
steinchen" in meinem arbeitsmosaik. solche erlebnisse werden von mir
analysiert
und als lernerfahrung fürs nächste mal anders machen abgebucht. für mich
sind es keine felsbrocken als teil eines mühlsteines, den mir irgendjemand
von oben um den hals gehängt hat. meine haltung ist also von vorne herein
eine andere.
anderes beispiel:
gerade weil ich so überzeugt von der notwendigkeit der anderen schule bin,
könnte mensch ja auf die idee kommen, dass ich durch meine schulen renne
und so "nichtpädagogen", wie ich sie hier schon attackiert habe, suche, um sie
in den senkel zu stellen. das mache ich nicht, wozu auch. ich konzentriere
mich auf die kollegInnen, die bereit sind prozesse von kindern und
jugendlichen gemeinsam mit mir zu begleiten. ich fokussiere meinen blick
also anders.
so wird meine welt eine andere - und dabei könnte ich bspw. mit rotherstein
in ein und demselben system arbeiten.
kurz gesagt: inklusion beginnt im kopf!
mfg
sopaed |
| Schülerwelten | | von: ishaa
erstellt: 18.10.2012 19:57:47 geändert: 19.10.2012 00:59:55 |
Wenn du, sonpaed, mit rotherstein in einem System arbeiten würdest, dann hättest du auch nicht mehr Förderstunden. Und auch wenn der/die mit dir zusammen arbeitende Kollege/in noch so inklusionsbeseelt wäre, dann säße doch das GE-Kind die meisten Stunden mit allen anderen zusammen in der Klasse und könnte nicht die ständige Bestätigung bekommen, die es anscheinend braucht, und das sich mühsam im Zahlenraum bis 20 bewegende Kind könnte dem Matheunterricht nicht folgen und müsste an irgendwelchen Mappen arbeiten und und und...
Es geht doch hier nicht einzig und allein um unsere Einstellung, sondern um das, was für die Schüler dabei rumkommt. Und selbst wenn sich jemand so verrenkt wie rotherstein, um vorzusorgen für die vielen Stunden, die sie nicht da ist, dann ist es einfach erbärmlich, was für den einzelnen Schüler/die einzelne Schülerin dabei rumkommt.
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