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Forum: "inklusion"
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| Inklusion wirklich für alle? | | von: kleinekinder
erstellt: 31.10.2012 16:29:05 |
Mit großem Interesse und das ein oder andere Mal Irritation habe ich die bisherigen Beiträge gelesen.
Dabei drängen sich mir drei Fragen auf, die bislang noch nicht hinlänglich geklärt sind - korrigiert mich, falls ich was überlesen habe:
1. Inklusion von Hochbegabten?
Hier in RLP gibt es sogenannte Schwerpunktschulen, in denen hochbegabte Kinder aus den umliegenden GS an einem Tag in der Woche zusammengefasst und entsprechend gefördert/gefordert werden. Das, was sie während dieses Tages an ihrer eigentlichen Schule verpassen, müssen sie natürlich aufarbeiten.
Könnte man denn nicht in den Regel-GS mehr/anders/besser inkludieren, damit es diesen Kindern erspart bleibt, ausgesondert zu werden? Und, ganz provokant: Man stelle sich diese Vorgehensweise bei beeinträchtigten Kindern vor - mal ganz davon abgesehen, dass Hochbegabung durchaus für manche Kinder zur Beeinträchtigung werden kann.
2. Inklusion ist gut Punkt?
Mir fällt auf, dass viel diskutiert wird darüber, dass Inklusion mehr oder weniger gut gelingen kann, wenn die Bedingungen dafür mehr oder weniger gut sind. Da stimme ich in großen Teilen zu. Aber: Darf man eigentlich noch darüber diskutieren, ob Inklusion wirklich immer und für jedes Kind der bessere Weg sein muss? Oder dürfen förderbedürftige Kinder bzw. deren Eltern auch einfach finden, dass für sie die Förderschule der bessere Ort ist? Und dürfen das gar Regelschullehrer und Förderschullehrer finden - ohne dass ihnen ein "Einstellungsfehler" unterstellt wird?
3. Warum Inklusion in der Regelschule?
Es gibt an vielen Orten in unseren Bundesländern Förderschulen, die baulich, sachlich und personell so ausgestattet sind, dass zu fördernde Kinder dort die nötige Förderung erhalten. Die Infrastruktur ist also da. Wieso inkludiert man in die vorhandene Infrastruktur denn nicht Regelschüler und lässt sie davon mit profitieren? Warum erklärt man nicht die vorhandenen Förderstandorte zu Regelschulorten?
Vorsicht: Das ist nur ein Denkansatz, kein komplett durchdachtes Konzept. Aber er rumort schon ein Weilchen in mir.
Liebe Grüße,
Inra |
| antworten für inra | | von: sonpaed
erstellt: 31.10.2012 17:43:28 |
1. hochbegabte - bei uns stellt sich nicht die frage, ob hochbegabte auf
sonderschulen müssen. ich habe bislang noch keine lehrerIn gesprochen,
welche sagte, dass sie "nicht für diese ausgebildet" wäre. egal in welcher
schulform.
interessant finde ich deinen letzten satz: hochbegabung kann zu einer
beeinträchtigung werden. wie kommt es dazu und wie äußert sich dies? die
beantwortung dieser beiden fragen bringt eine annäherung an die
etikettierungsproblematik.
2. "Inklusion ist gut Punkt"
inklusion bedeutet das RECHT JEDEN MENSCHEN, umfänglich an der
gesellschaft teilhaben zu können. präziser müsste deine frage also lauten: ist
es gut (wünschenswert), allen menschen die umfängliche teilhabe an unserer
gesellschaft ermöglichen zu müssen??? dies kann mensch diskutieren, in aller
konsequenz bitte!
was das wahlrecht für eltern betrifft:
in nrw ist ein solches im gesetzentwurf vorgesehen. aus langjähriger
erfahrung sage ich, dass aber gerade die eltern von kindern mit
lernbeeinträchtigungen (in nrw mit den förderschwerpunkten lernen, sprache
und emotionale u. soziale entwicklung) von sich aus niemals auf die idee
kämen, ihr kind freiwillig an eine "sonderschule" (eltern erlauben sich, die
sicht wahr zu benennen!) zu geben. hier ist viel "überzeugungsarbeit" und
druck in form von schulamtssentscheidungen nötig!
3. welche eltern "normaler kinder" würden ihr kind auf eine sonderschule
geben? womit könnten diese schulen werben?
auch nur so gedanken...
mfg
sopaed |
| @sonpaed | | von: janne60
erstellt: 31.10.2012 19:58:03 |
du schreibst: dass aber gerade die eltern von kindern mit
lernbeeinträchtigungen (in nrw mit den förderschwerpunkten lernen, sprache und emotionale u. soziale entwicklung) von sich aus niemals auf die idee kämen, ihr kind freiwillig an eine "sonderschule" (eltern erlauben sich, die sicht wahr zu benennen!) zu geben
Das kann ich so nicht bestätigen. Ich hatte im vergangenen Jahr in meiner 1. Klasse eine Mutter, die Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hat, um ihren Sohn an die E-Schule zu kriegen. Und aus Telefonaten mit dem zuständigen Herrn am Ministerium weiß ich, dass ICH niemals auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätte, das Kind dorthin umzuschulen. Aus dem Grund, der oben genannt wurde, den Lehrern wird nämlich zumeist fehlende Einsicht unterstellt. Ich weiß gar nicht, warum immer daran gezweifelt wird, dass auch wir Lehrer über allem das Wohl des Kindes im Blick haben.
Einige Zeit nach der Umschulung telefonierte ich dann mit der neuen Lehrerin des o.g. Jungen. Die meinte nur: Alles richtig gemacht, er ist jetzt das glücklichste Kind.
In ähnlicher Art gibt es bei uns immer wieder mal Fälle, und zwar immer dann, wenn Eltern hinter einer "Sonderschule" eine "besondere Schule" wittern, die ihrem Kind mehr helfen kann als wir. |
| Antworten für sonpaed | | von: kleinekinder
erstellt: 31.10.2012 21:52:51 |
1. Hochbegabung
Ich als Regelschullehrerin bin genauso wenig für die angemessene Förderung/Forderung Hochbegabter ausgebildet wie für das Unterrichten beeinträchtigter Kinder. Eher sogar noch weniger.
Hochbegabung kann dadurch zur Beeinträchtigung werden wie es alle anderen "anerkannten" Beeinträchtigungen sind: Das Kind ist anders als andere. Das ist für viele - sowohl Eltern als auch Kinder - zumindest anstrengend. Und ebenso wie viele Beeinträchtigungen dauert es oft, bis eine Hochbegabung als solche erkannt wird und damit entsprechend umgegangen werden kann.
2. Inklusion ist gut Punkt?
Nein, meine Frage bezieht sich ganz allein und ausschließlich auf Inklusion in der Schule und müsste daher nicht heißen (Zitat aus deinem Post)"ist
es gut (wünschenswert), allen menschen die umfängliche teilhabe an unserer
gesellschaft ermöglichen zu müssen???" (Zitatende)
Möglicherweise war meine ursprüngliche Frage missverständlich formuliert. Oder ich habe den Begriff der Inklusion falsch verstanden. Ich dachte, er bedeute die tatsächliche umfängliche Teilhabe an der Gesellschaft, nicht nur das Recht darauf. Ob das wünschenswert ist oder nicht und warum, darum soll es mir hier nicht gehen.
Wenn meine Frage also verständlicher formuliert werden muss, dann stelle ich sie so:
Ist denn die schulische Inklusion förderbedürftiger Kinder nur dann gut, wenn diese immer und in jedem Fall in Regelschulen inkludiert werden?
Oder auch: Warum wird oft und ohne weitere Diskussion davon ausgegangen, dass eine umfängliche Teilhabe an der Gesellschaft für förderbedürftige Kinder nur dann möglich ist, wenn sie an Regelschulen inkludiert werden?
3. Womit könnten diese Schulen werben?
Mit Erziehung zu Toleranz, einem wesentlich besseren Personalschlüssel, besserer Ausstattung, zusätzlichen Experten...
Oder was wäre, wenn diese Förderschulen durch Anbau einiger Klassenräume baulich die Möglichkeiten von Förder- und Regelschulen vereinen würden und dann für den betreffenden Schulbezirk zur Regelschule würden?
Inra |
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