|
Forum: "inklusion"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| Das Kind ist anders als andere. | | von: sonpaed
erstellt: 01.11.2012 09:32:54 geändert: 01.11.2012 09:34:38 |
diese aussage in bezug auf hochbegabte bringt es auf den punkt. nach dieser
logik benötigen wir in wahrheit noch viel mehr spezialschulen, nämlich für
alle, die anders sind:
hochbegabte
autisten
migranten
muslime
arme
harz IV dynastiker
...
in der tat scheint mir, dass der begriff der inklusion nochmals fundamental
erörtert werden muss. dies werde ich hier aber nicht machen. bezugnehmend
auf den beitrag auf inra möchte ich nur auf die geschichte der beschulung von
behinderten in deutschland verweisen. und die frage aufwerfen, warum nur im
deutschsprachigen raum in dieser form darüber diskutiert wird.
um aber die bedeutung des rechtsanspruches für betroffene klar zu machen,
bringe ich mal das Beispiel eines menschen mit down-syndrom. seine eltern
wollten ihn nach dem besuch des normalen kindergartens zusammen mit
seinen freunden (im besten sinne "normale" kinder) in die örtliche
grundschule einschulen. dies wurde mit hinweis auf das schulRECHT
abgelehnt, es gibt dafür doch die gb-schule. er MUSSTE zur gb-schule.
an dieser problematik entzündete sich die "integrationsbewegung". sie
kämpfte für eine RECHTsänderung.
mit dem RECHT auf inklusion haben betroffene eine andere position
gewonnen. sie sind nicht mehr bittsteller, die teilhabe erbetteln müssen und
auf die gnade der anderen angewiesen sind.
nochmals: dies bedeutet einen paradigmenwechsel. auf schule bezogen
bedeutet dieser, dass jedes kind das RECHT auf beschulung in einer
allgemeinen schule hat. punkt.
wer dies nicht wünscht, müsste in den privatschulbereich gehen. dort ist es
erlaubt hürden aufzubauen: schulgeld, iq-level, gesellschaftlicher status etc. .
und nochmals:
es werden nicht alle spezialschulen aufgelöst. es wird immer eltern geben, die
für ihre kinder solche möchten. diesen eltern und kindern soll die
wahlmöglichkeit, das RECHT zur schulwahl erhalten bleiben.
mfg
sopaed
|
| alle gleich geschaltet | | von: palim
erstellt: 01.11.2012 11:08:45 |
Kinder sind nicht anders?
gut.
Du polarisierst?
Kann ich auch:
ALLE Kinder sind gleich.
So soll es ja sein.
Tests? Braucht keiner, die Kinder sind ja alle gleich und wir wollen die Kinder nicht mit Hilfe von Tests überprüfen, die dazu führen könnten, Unterschiede zu entdecken.
Förderung? Braucht keiner, die Kinder sind ja alle gleich und getestet sind sie auch nicht, weshalb man ja nie feststellen wird, dass ein Kind anders als ein anderes sein könnte.
Sozialpädagogische Betreuung? Braucht keiner, die Kinder sind ja alle gleich und Sozialpädagogen oder ander zusätzliche Kräfte, samt Integrationshelfer, wären ja eine Stigmatisierung jeden Kindes, dass von diesen Zuwendung erhielte.
Unterschiedliche Lernziele? Braucht keiner, die Kinder sind ja alle gleich und müssen zum gleichen Zeitpunkt das gleiche leisten.
ES könnten Kinder auf der Strecke bleiben?
Warum denn? Es sind doch alle gleich!
Sie hatten alle die gleiche Ausgangslage und hätten es doch alle schaffen können.
Sie hätten sich ja mehr anstrengen können.
Oder war etwa der Lehrer schlecht?
Also öffnet eure Türen.
Lasst alle in alle Schulen hinein und heißt sie herzlich willkommen.
Wir sind alle gleich und werden alle gleichermaßen glücklich sein über dieses schöne inklusive System!
Palim |
| ach | | von: palim
erstellt: 01.11.2012 13:52:42 geändert: 01.11.2012 13:53:24 |
ich propagiere ja nicht, alle kinder in die schulen von heute und gut ist!
Doch, so scheint es in deinen Beiträgen, weil du die Zweifel und die Kritik der anderen am bestehenden System offenbar nicht anerkennst, sondern immer wieder vorwirfst, sie wollten keine Inklusion.
natürlich bedingt dieser prozess einen fundamentalen wandel unserer schulen. um es mit den worten so mancher hier auszudrücken: die gleichmacherei unserer schulen wird beendet werden müssen...
Japp, genau darum geht es.
Um das Anerkennen der Unterschiede, was dann nach sich zieht, dass alle Schulen hervorragend ausgestattet sind. NUR DANN kann Inklusion gelingen!
Und zum fundamentalen Wandel gehört dann m.E. auch,
dass umfassend informiert wird,
dass es hervorragende Fortbildungen gibt,
dass LehrerInnen die Chance erhalten, sich wirklich auf ihre bevorstehenden Aufgaben vorbereiten zu können.
und ja, das wird kosten.
und hier sind wir mitten in der politischen diskussion.
ist uns bildung aller kinder so viel wert?
was sind wir bereit in bildung aller kinder zu investieren?
können/ wollen wir uns inklusion "leisten"?
diese diskussion wird hier vermieden.
Das ist die Diskussion, die wir die ganze Zeit führen.
Wir möchten, dass klar ist, dass Inklusion andere Bedingungen benötigt.
Da helfen keine Referentenentwürfe und Gesetze, wenn die untergordneten Bestimmungen am Ende alles offen lassen und schon vorab deutlich ist, dass genau diese Kosten nicht investiert werden sollen.
Und wenn wir uns das nicht leisten wollen, können wir uns auch keine Inklusion leisten.
Ohne zusätzliches Geld ist Inklusion den Kindern keine Hilfe,
den Kollegen ein Meilenstein auf dem Weg zur Resignation oder zum Burn-Out
und der Gesellschaft ein Schritt weiter in Richtung Entwicklungsland.
Palim |
| Ich lese hier schon eine Weile mit. | | von: supermom4
erstellt: 01.11.2012 14:17:22 geändert: 01.11.2012 14:20:09 |
Für mich hat jedes Schulsystem seine Vor- und Nachteile. Es gibt nicht das perfekte System, nicht, so lange wir Menschen es uns ausdenken.
Inklusion ist gut. Ja, bestimmt und es gibt bestimmt Kinder, die davon profitieren. Es gibt aber auch Kinder, die bei sowas auch runterfallen.
Ich arbeite an einer Hauptschule und ich finde es toll, wie total frustrierte und verunsicherte Kinder sich freuen, wenn die ersten Einsen, Zweien und Dreien purzeln.
Wie Kinder, die bisher resigniert haben plötzlich merken, dass Anstrengung lohnt.
Und ich bin überzeugt, dass Kinder nur halb so doof sind, wie sie von manchen gesehen werden: Sie merken, wenn sie anders behandelt werden, wenn sie auch mit Üben nicht das gelernt haben, was andere einfach so können.
Ich krieg' jetzt bestimmt Prügel, aber:
Ja, ich finde unser mehrgliedriges Schulsystem gut. Es birgt auch sehr viele Vorteile, es gibt auch viele Erfolgsgeschichten von Kindern, die sich durch- und hochgekämpft haben, an der Hauptschule 10B und dann bis ins Studium gewandert sind.
Ich stellte fest, dass unsere Realschulkollegen ganz anders mit unsren Hauptschülern umgehen und manchmal auch überfordert sind. Wir lächeln über die Probleme manchmal. Umgekehrt ist es genauso denke ich. Denn wir haben uns auf die Kinder und ihre Probleme eingestellt.
Es gibt bestimmt Lehrer, die auf 100 verschiedene Kinder individuell eingehen können - von GB bis zu hochbegabt - (Das meine ich nicht ironisch), aber man sollte die sozialen Fähigkeiten von Lehrern auch nicht überschätzen.
Nicht jeder Profi-Fußballer spielt in der 1. Bundesliga im Klub des deutschen Meisters,aber ich bin mir sicher, dass die meisten ihr Bestes geben und so gut spielen wie sie können.
Ich finde, wir sollten nicht hektisch alles ändern, sondern unser vorhandenes System verbessern! Äußere Differenzierung finde ich gut, auch wenn es dabei Nachteile gibt.
Eingliedrig hat auch Nachteile, nur anderer Art! |
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|