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Forum: "Rheinland-Pfalz schafft Hauptschule ab"
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| @rolf | | von: ysnp
erstellt: 02.11.2007 11:57:46 |
Es ist tatsächlich die Frage, wie wir Lehrer uns artikulieren und unsere Vorstellungen weitergeben, um etwas zu erreichen. Lehrerverbände sind ein Weg, doch es sollte auch andere Wege geben.
Deinen Vorschlag, dass einzelne Lehrer an die jeweiligen Kultusministerien schreiben, finde ich gut und das sollte auf jeden Fall gemacht werden, wenn es nun etwas zu sagen gibt.
Ich finde auch gut, dass wir hier diskutieren und mein Wunsch wäre, wenn solche Foren wie diese auch von Politikern gelesen werden würden, denn hier haben wir gebündelt die Äußerungen von vielen Lehrern aller Schularten, sozusagen die Stimme der Basis. |
| Der passende Witz dazu: | | von: rfalio
erstellt: 02.11.2007 17:54:38 geändert: 02.11.2007 17:55:26 |
Ein Mann fliegt einen Heißluftballon und realisiert, dass er die Orientierung verloren hat. Er reduziert seine Höhe und macht schließlich einen Mann am Boden aus. Er lässt den Ballon noch weiter sinken und ruft: "Entschuldigung, können Sie mir helfen? Ich versprach meinem Freund, ihn vor einer halben Stunde zu treffen, aber ich weiß nicht, wo ich mich befinde."
Der Mann am Boden sagt: "Ja. Sie befinden sich in einem Heißluftballon. Ihre Position ist 40 Grad 22 Minuten nördliche Breite, und 58 Grad 16 Minuten westlicher Länge."
"Sie müssen Lehrer sein", sagt der Ballonfahrer.
"Bin ich", antwortet der Mann. "Wie haben Sie das gewusst?"
"Sehen Sie", sagt der Ballonfahrer, "alles, was Sie mir gesagt haben, ist technisch korrekt, aber ich habe keine Ahnung, was ich mit Ihren Informationen anfangen soll, und ich weiß immer noch nicht, wo ich bin."
Der Lehrer sagt hierauf: "Sie müssen Beamter im Kultusministerium sein."
"Bin ich", antwortet der Ballonfahrer, "Wie haben Sie das gewusst?"
"Sehen Sie", sagt der Lehrer, "Sie sind durch viel heiße Luft in ihre jetzige Position gekommen; Sie wissen nicht, wo Sie sind, oder wohin Sie gehen. Sie haben ein Versprechen gegeben, von dem Sie keine Ahnung haben, wie Sie es einhalten können, und Sie erwarten, dass ich Ihnen dieses Problem löse. Tatsache ist: Sie befinden sich in exakt derselben Position, in der Sie waren, bevor wir uns getroffen haben, aber irgendwie ist jetzt alles meine Schuld..."
rfalio |
| @rolf | | von: silberfleck
erstellt: 03.11.2007 15:56:51 |
Ich wünsche mir vom Ministerium und Schulträgern vernünftige Rahmenbedingungen z. B.
kleine Klassen; genügend Lehrer; pädagogische Mitarbeiter; Förderlehrer; Menschen, die Verwaltungsaufgaben; Büchereiführung, Kopierarbeiten , Wartung technischer Geräte etc übernehmen; räumliche, materielle und finanzielle Ausstattung, die die Förderung aller Schüler ermöglicht.
Was das Ministerium und der Schulträger aber nicht kann: Kolleginnen und Kollegen, die bereit sind das Kind in den Mittelpunkt zu stellen und die individuelle Förderung mittragen. Kollegen, die nicht einfach herummeckern, sondern etwas tun.
Ich wünsche mir Freude im Umgang mit Kindern und Verbindlichkeit, Transparenz, Ehrlichkeit, Offenheit und Kritikfähigkeit; den Mut auch neue Wege zu gehen und nicht einfach am alten festzuhalten.
Und ich denke, dass die Neuerungen in RLP auch chancen sind, die wir nutzen sollten. |
| Ich stimme | | von: stokar
erstellt: 03.11.2007 19:05:48 |
rfalio zu: von Aufhebung des dreigliedrigen Systems kann man doch gar nicht reden! Es wird ein zweigliedriges draus. Und da ich z.Z. als ausgebildete RS-Lehrerin an einem Gymnasium arbeite (unfreiwillig, weil in S-H damals nichts zu bekommen war), dass sich gerade in R-Pf darum beworben hat, eine G8-Schule zu werden (Abitur nach 12 Jahren) - ohne Zustimmung der Lehrer - sehe ich diese Neuentwicklung eher mit Schrecken.
In der Gesellschaft wird sich nix ändern. Jetzt werden Realschule und Hauptschule in einen Topf geworfen und das Gymnasium baut eine noch größere Kluft zwischen die Systeme. Wer wechselt denn in Klasse 9 beispielsweise von Realschule + auf das Gymnasium, weil er gegen Ende der Pubertät plötzlich leichter lernen kann (was ich persönlich total klasse finde - ging mir als Schülerin früher auch so!!!), wenn doch die gleichaltrigen Gymnasiasten nicht nur ein wenig weiter sind (wie es heute ja oft so ist), sondern schon fast ein ganzes Schuljahr - schon allein, weil die Wochenstundenzahl die vorangegangen Jahre höher war als in der Real+.... um mal ein praktisches Beispiel zu nennen. "Höhere Bildung" dann nur noch über den zweiten Bildungsweg!
Als angehende Mutter würde ich mir da auch überlegen, wo ich nach der 4. Klasse mein Kind anmelde. Schließlich beschließe ich damit schon die nächsten Jahre meines Kindes - keine Entwicklungsmöglichkeiten!
Und wie rfalio schon sagte:
Steht hier nicht die Ansicht der Gesellschaft dahinter, dass der Mensch erst beim Abitur anfängt?
Ich wiederhole mich: Warum wird ein Gesellenbrief nicht als mittlere Reife anerkannt, ein Meisterbrief nicht als Fachabi?
Alle Eltern wollen nur das Beste für ihre Kinder und das suchen sie oft nach der gesellschaftlichen Anerkennung, nicht nach den Befähigungen ihrer Kinder.
Da kann ich echt nur zustimmen! Viele unserer Schüler quälen sich einige Jahre an unserer Schule, um dann mit lauter fünfen doch auf der Realschule zu landen, wo sie eh hinwollten, weil sie eigentlich schon entschieden haben, in der Bank eine Lehre zu machen und nicht zu studieren - aber Mama und Papa meinten, dass man auch da ja nur noch mit Abi drankommt.
Ich denke, wenn, dann muss das dreigliedrige System komplett abgeschafft werden. Unsere Schule hat mit der Realschule eine gemeinsame Orientierungsstufe, unsere Schüler werden schon erst nach der 6.Klasse getrennt - meiner Meinung nach, auch nicht viel effektiver als nach der 4.Klasse. Warum nicht alle bis zur 9. oder 10. Klasse zusammen unterrichten? Und dann individuell weitergehen lassen. Das Ganze funktioniert aber nur mit dem nötigen Kapital, um entsprechend zu fördern und fordern. Und auch nur dann wird es einfacher, das Lernen, das rolf immer so vehement fordert, umzusetzen.
Apropos rolf robinson: Meine Freundin arbeit in S-H an meiner alten Schule, die von einer Kooperativen Gesamtschule gerade zu einer Gemeinschaftschule umgewandelt werden soll. Sie engagiert sich mit einigen anderen Kollegen extrem dafür, ein passendes Konzept zu entwickeln, wie das Ganze überhaupt umgesetzt werden kann, damit es nicht nur Etikettenschwindel bleibt (wie ich es zur Zeit sowohl in S-H als auch in R-Pf nenne, denn etwas anderes ist es nicht!). Aber sie ist kurz vor dem Zusammenbruch, weil sie bei den ganzen Bemühungen - Briefe/Beschwerden/Konzeptvorschläge ans Ministerium schicken, sich wöchentlich mit Kollegen im Ausschuss zu treffen, Kollegen mit ins Boot holen/von Neuerungen zu überzeugen, Eltern überzeugen, Interessen der Schüler in den Vordergrund zu stellen und und und.... - kaum noch ihren Unterricht bewältigt bekommt, geschweige denn, sich um ihre Familie kümmern kann und zudem immer nur Gegenwind erhält sowohl von ihren Kollegen als auch vom Ministerium. Und ich behaupte mal, dass sie deiner Meinung zum Lernen schon ziemlich nahe kommt. Du hast ja recht, dass viele Lehrer ihre Bedenken und Anregungen oftmals nur untereinander oder leise kundgeben. Aber ich denke mal, dass du aus eigener Erfahrung weißt, wie schwierig es ist, sich im Ministerium, bei Kollegen oder Eltern Gehör zu verschaffen, um bestehende Systeme zu reformieren ...! Aber ich kann dann auch verstehen, dass viele sich einfach dem gegebenen System fügen und darin das bestmöglichste versuche, um den Schülern einigermaßen gerecht zu werden!
Da ich weiß, dass ich da von dir bestimmt auch wieder eine mitbekomme: Scher nicht immer alle über einen Kamm! Du tust vielen damit echt unrecht!
Ich denke, dass diese neue Schulreform in Rheinland-Pfalz mal wieder nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein ist, der gut gemeint ist, weil er in die richtige Richtung deutet, aber leider immer noch zu wenig ist und Verbesserungen verspricht, sie aber nicht umsetzen kann und wird!
Gruß stokar |
| Im Weg: Die Borniertheit | | von: missmarpel93
erstellt: 05.11.2007 16:57:30 |
Hi Karo,
auch nicht der leichteste Weg, den Du Dir angetan hast. Kompliment.
Wie Du am eigenen Laib also verspüren konntest, ist es die Borniertheit der Arrivierten, die sich Parvenues gerne vom Acker halten, da diese in ihre Hemispähre eindringen wollen und ihnen ggf. auch noch die Butter vom Brot nehmen wollen.
Warum soll man seine Pfründe auch mit anderen teilen?
Auf dem Papier sind die Bildungswege alle wunderschön offen, in der Realität aber nur in einer, der verkehrten Richtung.
Ergo GY>>>RS>>>HS und letzter Ausweg Förderschule.
Aber immerhin, die Chancen sind gleich von Geburt an. D.h.: Gut situierte Eltern kriegen statistisch gesehen mit gleicher Wahrscheinlichkeit (Chance) einen Jungen wie ALG2-Empfänger (gilt genauso für ein Mädchen).
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schwangerschaft gewollt respektive nicht gewollt ist, dürfte sich allerdings schon gravierend unterscheiden.
LG missmarpel93 |
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