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Forum: "Mühsames Einfordern von Hausaufgaben in der Grundschule: Wann ist die Grenze erreicht?"
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| Hallo kla, | | von: heidehansi
erstellt: 28.04.2008 10:49:09 |
da ich mich auch schon vor ing für Hausaufgabenpflicht ausgesprochen habe, beziehe ich deine Antwort natürlich auch auf mich.
Du schreibst: "ich bezweifle gar nicht, dass Pflicht, Druck und Zwang funktionieren."
Ist Pflicht = Druck und Zwang?
Kommt darauf an, wie du alles definierst.
Aber: Hast nicht auch du Pflichten, die du erfüllen musst? Und muss man nicht auch lernen, eine Pflicht zu erfüllen?
"Das ist äußerlich die leichteste Übung für einen Erwachsenen aus dem "Mittelalter" bis älter seine Macht auszuüben."
Das ist für mich eine böse Unterstellung, gepaart mit Vorurteilen gegenüber den Älteren: Macht wollte ich nie um der Macht willen ausüben, ich wollte den Kindern etwas lehren, wollte sie gut erziehen und wollte ihnen das sogar so leicht wie möglich machen, ohne sie zu verzärteln.
Freilich spielt da auch ein wenig "Macht-haben-wollen" hinein, aber ich denke, es geht doch darum, wird dies, was du "Macht-ausüben" nennst, um des "Macht-ausübens" willen getan oder stehen dahinter andere viel bessere Gründe?
"Wir kennen auch die modernere Art, wie man Macht ganz freundlich und leise psychologisch anwendet. Darin sind wir Fachleute."
Oh, auf einmal willst DU auch Macht ausüben?
DAS wollte ich nie. Siehe oben!
Du hast aber Recht, wenn du schreibst, dass man auch auf diese "sanfte Art" Macht ausüben kann. Gerade das ist für mich unter Umständen die fieseste Art und Weise. Das hab ich leider viel zu oft bei meiner Großmutter erfahren!
"Was du die ganze Zeit erzählst kennen doch alle bestens, außer den ganz Jungen."
Bist du dir da sicher?
Ich kenne genug junge LehrerInnen und Lehrer, die einen ziemlich "altmodischen" Unterricht halten und auch eine Reihe von älteren LehrerInnen, die ihren Kindern all das ermöglichen, was du schreibst: "Probieren, finden scheitern, nicht aufgeben, folge den eigenen Erfolgen in Teilbereichen, suche Vorbilder, werde mir immer sicherer auf einer immer größeren Basis."
Dem stehen doch verpflichtende Hausaufgaben nicht im Weg.
So eine verpflichtende Hausaufgabe kann doch auch heißen: "Suche eine Antwort auf ...!", "Welche Wege findest du,um ...?", etc.
Heide
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| Liebe Heide, | | von: kla1234
erstellt: 28.04.2008 14:30:02 |
-mein Beitrag war ausdrücklich an ing. Mit dem Hintergrund, was ing in allen möglichen Foren zur Zeit schreibt...
Deine Beobachtung stimmt ja sicherlich. Hausaufgaben nicht zu machen sehe ich als ehrliche Basis sich f ü r ein Arbeiten entscheiden zu können. Hausaufgaben über Druck erledigen zu müssen, ist eine Nebengasse. Das ergibt ja bei "Problemkindern" auch kein Erfolgsgefühl und reicht ja bei "Problemkindern" dann auch nur gerade dazu, dass sie in der Klasse bleiben können. Das Thema, wie man mit der Lernverantwortung umgeht wird so auf später verschoben, wenn sie dann sich richtig stark zu wehren gelernt haben und schon ein großes Päckchen an Misserfolgen hinter sich haben.
Und deine Beobachtung heißt auch, dass einige Kinder ausgebremst werden durch Pflichthausaufgaben. (samt Pflichtlehrplan)
Für nur bequeme Kinder, denen Eltern allgemein zu wenig zutrauen, mögen die Pflichthausaufgaben einen positiven Lerneffekt haben...die Braven machen sie eh und werden noch braver.
Pflicht....Ich habe da einen höheren Anspruch. Ich rede nie von Pflichten, sondern von Verantwortung. Kinder spüren, denken, fühlen zumindest irgendwo die Verantwortung für alles, was sie tun, nicht tun, tun wollten, könnten, sollten. Darauf vertraue ich, ist doch selbstverständlich Thema Nummer 1 im Umgang mit Kindern.
Zum Mittelalter...und wie ich Macht schon erlebt habe...
liebe Heide, ich hätte vielleicht erwähnen sollen, dass ich erst vor kurzem Geburtstag hatte. Ich bin auch schon älter..hihi.
"Was du die ganze Zeit erzählst kennen doch alle bestens, außer den ganz Jungen."
Das war sehr schubladig und schlampig formuliert von mir. Was ich sagen wollte: Es gibt allerdings heute junge Leute, die ziemlich frei sind von Erlebnissen heftiger Machtausübung. Ich hoffe einfach auf deren Potenzial durch eine unbelastetere Basis.
Liebe Heide, so wie du das gemacht hast und machst ist das sicher schlüssig und ich mag deine Beiträge. Vielleicht hast du das ja frei genug geschafft zu formulieren?
Bei beiden Kindern wäre ich niemals mit Pflichthausaufgaben gut durchgekommen in der GS. Meiner Großen war es immer viel zu wenig, die Kleine hat einen eigenen Kopf und oft so tolle Ideen, was sinnvolle Hausaufgabe oder Nachmittagsbeschäftigung ist für sie.
Bei den Besuchskindern bei den Hausaufgaben stelle ich so oft ganz anderen individuellen Bedarf fest und die Pflicht so oft unpassend.
Frag ich die Kinder, wissen die oft erstaunlich gut, was für sie dran wäre.
Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, dass du dich in einen Topf schmeißt mit ing, der nicht mal Viertel vor 2 als Zeitangabe gelten lässt.
Liebe Grüße
kla
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| aufgaben, lernen.. | | von: dafyline
erstellt: 28.04.2008 15:09:10 geändert: 28.04.2008 15:12:56 |
ohne – ich geb´s ja zu - alle forenbeiträge genauest durchstudiert zu haben:
denkt hier irgendjemand, erwachsene wären bei in häuslicher umgebung zu erledigen aufgaben anders?
auch hier fehlt manchen erwachsenen das verantwortungsbewusstsein!
die aussage: ich musste mit meiner mutter kaffee trinken hab ich noch nie gehört, sehr wohl aber als begründung für einen versäumten vormittag: „ meine freundinnen einladen kaffee trinken“ .
anders als im schulbetrieb für kinder und jugendliche gibt es bei uns eine verpflichtende kommissionelle prüfung, von deren ergebnis der verbleib im land abhängig ist…
ich persönlich habe mir zur regel gemacht, mich nicht (mehr) über fehlendes aufzuregen – bei den immer wiederkehrenden tests sprechen die ergebnisse für sich….
und: wer das gewünschte auch so ohne extraaufgaben - also aus dem stegreif - kann, der braucht wirklich nicht alles zu arbeiten (und macht interessanterweise fast alles und fast immer!)
vor kursbeginn ist allerdings zeit, um aufgaben zu vergleichen, ergänzen,…
da es sehr bald freie arbeiten gibt, ist der anreiz, das selbstgemachte von mir korrigiert und am rechner geschrieben wieder zu bekommen, recht hoch.
natürlich passt auch hier: manche lernen´s nie oder manche mögen´s nie..
in der schule ließen wir das übrigens auch gelten: hausübungen konnten vor unterrichtsbeginn (in der sogen. frühaufsicht) gemacht (nicht abgeschrieben!) werden, lehrer sollten das aber nicht bemerken müssen (böse lehrer sind immer wieder in die klassen geflitzt und haben beim aufgabe machen gestört [ . sehr gute zeiteinteilung der schüler war da wirklich notwendig).
ich bin gespannt, wie meine erwachsenen lernenden dieses neuen kurses zum thema zu hause lernen (müssen) stehen!
sie haben zumindest mit viel interesse die lerntipps verfolgt und das blatt genau studiert.
dafyline |
| standard? | | von: kla1234
erstellt: 07.07.2008 16:38:11 |
Wenn Kinder die Hausaufgaben richtiggehend bestreiken, dann empfinden sie sie nicht als sinnvoll. Das kann natürlich die unterschiedlichsten Gründe haben.
Man muss sich klar machen, was man will:
vorrangig meine ich.
-dass ein Kind vorwärts kommt, etwas lernt.
-Neues wiederholt und Erfolg verspürt, weil es klappt und kleine Hindernisse selbstständig überwinden kann.
-dass ein Kind eine gewisse Disziplin übt, eine gewisse Regelmäßigkeit.
Für all dieses muss man nicht eine Hausaufgabe geben a la Seite 36 Nr 2 bis 5.
Ich denke, man sollte Kindern viel mehr zutrauen in der Selbstbeurteilung und Entscheidung, was sie als Stoff brauchen.
Für Einige sind die Standardhausaufgaben zu schwer oder noch zu schwer und sie lernen nichts dran, wenn man sie ihnen als Helfer vorkauen würde. Für manche sind sie blöde Zeitverschwendung und bieten keine Herausforderung und keinen Lerneffekt und keinen Disziplinanreiz außer brav die Schreibarbeit zu erledigen. Für manche sind sie goldrichtig. Ich würde, wenn ich Hausaufgaben anbieten würde oder müsste, unbedingt immer Varianten anbieten und mich am meisten darüber freuen, wenn Kinder sich richtig einschätzen und vielleicht sogar sich eigene Lernweggedanken machen und eigene Hausaufgaben finden.
Wenn ich immer wieder sehe, dass bei 4 Hausaufgabenkindern auch die zwei Einserschüler Unterstützung brauchen an einzelnen Tagen, dann wundert mich ein genereller Hausaufgabenfrust bei "Problemkindern" 0,0.
Standardhausaufgaben bringen Kinder dazu, nicht mehr über ihr eigenes Lernen nachzudenken und den Sinn des Ganzen. Sie lassen die Lehrer fordern und stehlen sich durch. Und wenns dann nicht klappt mit den Noten, müssen die Eltern ran und geben zusätzlich Lernstoff, organisieren Nachhilfe und das Kind braucht gar nichts mehr zu spüren, was es selbst wüsste, was zu tun ist.
Dieser Mechanismus erklärt übrigens, warum bildungsnahe Kinder es leichter haben. Die richtige Einstellung zum Lernen kriegen sie von den Eltern mit, dass Hausaufgaben nicht der Maßstab sind, wie man sein eigenes Lernen und Können beurteilen sollte, sondern dass man übergeordnet danach handeln sollte, wie die individuellen Bedürfnisse sind.
kla |
| Nun ja, | | von: tinchen747
erstellt: 07.07.2008 19:51:01 |
habe mal die Kommentare gelesen, bin selbst an einer Ganztagesschule und finde, dass an solchen Schulen keine Hausaufgaben gegeben werden sollten (Bei uns gibts immer noch welche), da die Schüler den ganzen Tag in der Schule sitzen.
Was das Problem mit den Kleinen angeht, weiß ich ja nicht, ob du so eine Art Belohnungssystem hast. Ich stellte fest, dass man damit selbst die Faulenzer und Unorganisierten packen "kann", weil sie auch eine Belohnung wollen. Oder man macht was auch verbunden mit Belohnungen, bei denen die ganze Klasse sieht, wer wieviele Punkte hat. Dann sind sie schon eher mal motiviert, ihre Sachen regelmäßiger zu machen, wenn sie die Chance dazu haben, auch was zu erreichen.
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| Hausaufgaben sind überflüssig | | von: rolf_robischon
erstellt: 07.07.2008 22:17:53 geändert: 07.07.2008 22:19:18 |
Wenn Kinder gewohnt sind selbstständig zu arbeiten, muss man ihnen nicht noch etwas dazu "aufgeben".
Wenn sie es nicht gewohnt sind (weil sie es bei "Unterricht" ja nicht wirklich dürfen), ist es sinnlos, sie durch Hausaufgaben dazu "motivieren" zu wollen.
Selbstbestimmtes Lernen muss man nicht anschubsen oder erzwingen wollen. Man muss es nur zulassen.
www.selbstbestimmteslernen.de |
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