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Forum: "FAZ: "G8 ist ein Skandal!""
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erstellt: 19.05.2008 19:01:58 |
ing schreibt:
Es ist allgemein bekannt, daß in der langsamen dreijährigen Abiturstufe im Westen zu keiner Zeit mehr gelernt wurden, als in der straffen zweijährigen Abiturstufe, die die DDR (als SBZ) schon 1946 einführt hatte. Eher das Gegenteil war der Fall, besonders in Mathematik, Naturwissenschaften, Polytechnik, deutsche Sprache.
Wer oder was ist allgemein? Ich jedenfalls habe bei meinen (illegalen)Treffen und bei meinen Briefwechseln mit DDR-Jugendlichen in den 70ern da wenig Unterschied gesehen.
In manchem waren sie etwas voraus (Naturwissenschaften), in manchem wir (gesellschaftswissenschaftliche Fächer und Geisteswissenschaften).
Vielleicht weil ich ja dazwischen stehe (Mathematik + Theologie studiert), finde ich eine einseitige Betonung eines Bereiches für falsch.
Zu einer Allgemeinbildung (und die soll ein Abitur ja auch attestieren) gehört viel mehr als die Naturwissenschaften.
Zurück zum Thema:
Sicher wäre es beim G8 besser gewesen, sich mehr Zeit zu lassen. Erst einführen und dann überlegen, das muss ja schiefgehen.
Eine Möglichkeit wäre es gewesen, das Abitur später anzusetzen (statt im Mai Ende Juni). Die Pause bis zum Semesterbeginn ist noch groß genug.
Allerdings wäre dann der Einberufungstermin 1. Juli gestorben.
so, nur ein paar Gedanken
rfalio |
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erstellt: 19.05.2008 21:49:25 geändert: 19.05.2008 21:51:59 |
Nochmal: Latein ist KEINE Voraussetzung zum Studium bestimmter Fächer.
Kann man alles in der Uni nachholen, und dann häufig mit dem entsprechenden Fachbezug, d.h. die Lehrveranstaltungen lehren die Sprachkenntnisse, die unbedingt für das Studium notwendig sind.
Neulich in der Tram erst mit einem Mediziner aus den Alten Ländern unterhalten, der Anfang der 70er studiert hatte. Schon damals mußte er kein Latinum vorzeigen, sondern konnte die verlangten Kenntnisse im Studium nachholen...
Unserer Schule fehlt es dagegen an einer spürbaren Hervorhebung von Mathematik, Naturwissenschaft und Technik, denn Geisteswissenschaaften sowie künstlerische Fächer sind überrepräsentiert, was übrigens schon seit Jahren von der Hochschullehre und der Forschung kritisiert wird; eine entsprechende Schwerpunktbildung würde überhaupt nicht schaden. Es ist ein technologisches Zeitalter, und die Geisteswissenschaften werden nicht gleich aussterben, bloß weil die Stundentafel auf ein gerüttet Maß gebracht würde.
Die überbordenden Wahlmöglichkeiten an Profilunterricht haben doch erst zu der Schieflage der letzten 15 Jahre geführt, daß also Mathematik, Naturwissenschaften und Technik sowieso unterrepräsentiert sind.
Da hilft es dann auch nicht, heroisch im Fernsehen Berichte zu zeigen, wo an einem Tag im Jahr einer Gruppe Mädchen ein paar Roboter vorgeführt werden.
So funktioniert es nicht.
Wenn Kinder in einer Schule groß werden, die geisteswissenschaftliche Fächer übermäßig betont, braucht man sich nicht wundern, warum die Universitäten vor (größtenteils unbrauchbaren und ungebrauchten= Geisteswissenschaftlern platzen,
und die Volkswirtschaft unter langfristigen Mangelerscheinungen bei Ingenieuren, Physikern, Chemikern oder Mathematikern ächzt.
Und daß nichtmal ein Denkprozeß einsetzt;
die Studenten stolpern in einen überfüllten Hörsaal, doch statt sich zu fragen, ob es nicht eventuell ein winziges Überangebot an Wirtschaftswissenschaftlern, Psychologen, Soziologen, Germanisten et cetera gäbe, schimpft man dann auch noch auf die schlechten Studienbedigungen.
Wer Mathematik zunehmend als notwendiges Übel in der Schule kennenlernt, währenddessen ihm soviele funkelnde Wahlpflichtangebote in punkto Künste, Geisteswissenschaften etc. ins Auge stechen, tja.
Keine blöde Mathematik, keine blöde Physik und erst recht keine blöde Chemie. Oder eben nur das Mindestmaß, wo man sich durchkämpft.
Die Schieflage in der Grundausrichtung des Bildungssystems, die schlußendlich zunehmend zu Verzerrungen der Volkswirtschaft führt, ist hausgemacht.
Geisteswissenschaften werden überbetont, umgekehrt springt dann noch nichtmal mehr ein gehobenes Maß an Allgemeinbildung auf die Kinder über, im Gegenteil.
Es sind nunmal technologische Zeiten, in denen die Menschheit lebt; ein modernes Bildungssystem muß das berücksichtigen und deswegen für alle Kinder vor allem Mathematik, Naturwissenschaften und Technik in den Vordergrund rücken.
Es spricht ja keiner davon, die Allgemeinbildung umfangreich zu kürzen, sondern die Relationen bräuchten lediglich verschoben zu werden.
Alte Sprachen gehören in jenem Kontext moderner polytechnischer Bildung bzw. Allgemeinbildung einfach nicht an die normale Schule, sondern sollten in wenige humanistische Schulen gelenkt werden.
Als Nebeneffekt könnte man die Anforderungen anheben, ergo sich die Guten heraussuchen --
also die, die ernsthaft einen humanistischen Werdegang möchten und nicht nur den Dünnbrettbohrerabschluß anstreben.
Es muß ja nicht gleich zu so drastischen Maßnahmen à la DDR gegriffen werden (Abschaffung der sprachlichen Zweige an der EOS), doch die Betonung der Fächer Mathematik, Chemie, Physik, Biologie, Geographie, Astronomie und Technik wäre wünschenswert.
Die gültige Stundentafel für Mittelschule und Gymnasium in Sachsen beispielsweise sagt schon alles;
nicht nur, daß in der Grundschule Deutsch und Mathe in zu geringen Umfängen erteilt werden, oder die Wochenstundenzahl im allgemeinen zu gering ausfällt, der Fächerkatalog verliert sich zunehemend in Wahlmöglichkeiten, die von Geisteswissenschaften vereinnahmt sind. Sogar wenn man sich an der Realschule für das an Technik Mögliche entscheiden würde, wäre der Bereich Mathematik, Naturwissenschaften & Technik immer noch jenseits von Gut und Böse.
Bekanntlich halte ich nichts davon, auf dem Rücken von Musik, Zeichnen usw. mittels Kürzungen andere Fächer im Gegenzug auszubauen, aber was momentan stattfindet, ist falsch.
Am Beispiel der Mittelschule in Sachsen:
Warum üppige 2 Wochenstunden Ethik einerseits, warum schmale 2 Wochenstunden Physik andererseits?
Die Kinder haben in 10 Jahren Schule mehr Ethik als Physik & Chemie zusammen.
Warum ebenfalls nur 2 Wochenstunden Chemie?
Und weshalb erst ab Klasse 8?
Warum in der 8. und 9. Klasse nur 1 Wochstunde Bio?
Weswegen nur 4 Wochenstunden Mathematik ab Klasse 7?
Weshalb die Abschaffung von Astronomie?
Warum die Kürzung von Technik auf 3 Wochenstunden
(in der 10. Klasse sogar völlig abgeschafft) und dann auch noch als unbrauchbares Schmelzfach "Wirtschaft-Technik-Soziales"?
Das ist eindeutig der falsche Weg; die Kinder entfernen sich immer weiter von Mathe, den Naturwissenschaften und der Technik sowieso, wenn hier nicht ein zukunftsorientiertes Umdenken stattfindet.
Ahoi |
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erstellt: 19.05.2008 22:03:29 |
Realschule Bayern mathematisch naturwissenschaftlicher Zweig:
7. Jahrgangsstufe 4 M, 2 Ph, 2 Bio, 2 Inf
8. Jahrgangsstufe 4 M, 2 Ph, 2 Ch, 2 Bio, 2 Inf
9. Jahrgangsstufe 5 M, 3 Ph, 2 Ch, 2 Inf
10. Jahrgangsstufe 5 M, 3 Ph, 2 Ch, 2 Bio, 2 Inf
rfalio
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