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Forum: "Lateinunterricht ist Lebenszeitklau"
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| @ cyrano | | von: rfalio
erstellt: 26.05.2008 16:35:24 |
Soll ich unterstellen, dass solche Antworten nur humanistisch Ungebildete geben können?
Nein, tue ich nicht.
Die Überschrift "geklaute Lebenszeit" impliziert eine völlige Verschwendung von Zeit und Energie auf ein unnützes Fach.
Mit einer ähnlichen Begründung (wenn man sich den Link durchliest) könnte ich den "Unsinn" von fast allen Fächern jeder Schule begründen.
Ich kann immer Argumente finden, die ein Fach (zumindestens für mich) als unnütz (= verschwendete Lebenszeit) begründen.
Das ist doch keine Widerlegung meiner These, dass der Lerngegenstand bei Einübung von Lerntechniken erst einmal egal ist!
Und zum 2. meiner Argumente:
Wir sollen unsere Schüler auch zum kritischen Denken anregen. Dazu gehört auch, dass ich wichtige Texte ( und Plato gehört sicher dazu) nicht nur aus 2. Hand ( =Übersetzung) rezipiere, sondern auch einmal nachschaue, was wirklich im Text steht!
Sonst kommen so tolle Übersetzungen heraus wie:
Original: Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach (Mt26, 41).
Übersetzung: Der Whiskey war gut, aber das Steak verdorben.
Und was soll ich daraus schließen?
Das ist jetzt sicher überspitzt, darum .
Zusammenfassung:
Latein und Griechisch muss nicht sein, aber es schadet auch nichts!
rfalio |
| ... | | von: theia
erstellt: 26.05.2008 16:39:53 |
Dann möchte ich doch darauf aufmerksam machen, dass Diskussionen sich entwickeln und keineswegs beim Startpunkt stehen bleiben.
@Cyrano: Seien Sie - da Sie diese Form der Anrede ja zu bevorzugen scheinen - sich der Tatsache bewusst, dass bei einem solchen Thema jeder zunächst von seinen eigenen Erfahrungen ausgehend die von Ihnen dargestellte These bewertet und daher erklärt, ob er/sie das Erlernen des Lateinischen als Zeitverschwendung empfunden hat.
Ich habe den geposteten Link eben gelesen (Gründlichkeit zählt zu den durchaus positiven Eigenschaften eines Alt-Philologen) und bin der Meinung, dass man jeden Punkt dort auch anders auslegen kann. Ebenso wie manche Info-Blättern zum Lateinunterricht Argumente unbegründet stehen lassen, werden hier Behauptungen einfach mit Gegenbehauptungen widerlegt. Es ist schade, dass der Autor sich nicht die Mühe gemacht hat, sich mit modernem Lateinunterricht auseinander zu setzen, der sich von der "konservativen" Varianten doch stark unterscheidet.
Hinter Latein steckt immer noch das System Sprache. Und wer begriffen hat, dass man in romanischen Sprachen auf Endungen und Kongruenz achten muss, dem wird diese Erkenntnis nicht wieder verloren gehen. Wer sich angewöhnt hat, komplizierte Sätze in Haupt- und Nebensätze zu untergliedern oder zu überlegen, was zusammen gehört, um sie besser zu verstehen, dem fällt das Verstehen anspruchsvoller Texte auf lange Sicht gesehen leichter. Man kann im Grunde mit fast jedem Inhalt bestimmte Tugenden und Fertigkeiten üben. Latein ist eine faszinierende Sprache, bietet Herausforderungen, die anderen (moderne) Fremdsprachen nicht bieten. Sicherlich kann man nicht verlangen, dass der Lateinunterricht dieselben Bedürfnisse bedient wie der Unterricht in anderen Fremdsprachen. Aber das ist in meinen Augen kein Argument gegen Latein. Warum darf Schule denn nicht vielfältig sein?
Wenn wir hier beginnen, den Sinn und Unsinn verschiedener Fächer oder Lehrpläne zu diskutieren, werden wir zu dem Schluss kommen, dass man die Schulzeit extrem verkürzen kann, weil man einen sehr großen Teil dessen, was man in der Schule lernt, nicht für sein Leben braucht.
In meinen Augen ist LU verschwendete Zeit, ebenso wenig wie Kunst, Musik oder Sport, Religion, Päda oder Französisch, Mathe, Chemie oder Physik.
Auch für mich war Lateinunterricht manchmal sehr unangenehm, Vokabellernen hat mich nie begeistert. Trotzdem habe ich manches gelernt, was mir bis heute nützt - und das nicht (nur) auf fachlicher Ebene, sondern auch hinsichtlich des Allgemeinwissens, des Sprach- und Textgefühls. |
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