Das kann nicht sein, dass ein Nicht-Reli-Lehrer gezwungen wird, einen Gottesdienst vorzubereiten. Die Teilnahme von Lehrern finde ich allerdings wünschenswert - gerade auch aus Respekt der Arbeit der Kollegen gegenüber. Außerdem sollten Nicht-Fach-Kollegen ihren Religionskollegen zur Hand gehen z.B. als Musiklehrer bei der Musik mithelfen. Schließlich ist es auch absolut selbstverständlich, dass nicht Sportlehrer beim Sportfest mit anpacken.
Ich gebe Dir insofern recht, als daß Gottesdienste sehr häufig als peudoreligiöse Veranstaltungen laufen und damit eigentlich kontraproduktiv sind.
M.E. werden hier Chancen vergeben, wie im Religionsunterricht insgesamt.
Aber ich sage (als Sk-Lehrer) meine Schülern auch immer wieder: Ich kann nicht etwas abqualifizieren, von dem ich keine Ahnung habe. Das gilt für Politik - und auch für Religion. Hier müßte meiner Ansicht nach angesetzt werden, auch von Seiten der Religionslehrer: Grundlagenvermittlung UND kritische Reflexion, die dann die Chance hätte, sich über das allgmein übliche Stammtischniveau ein Stück weit zu erheben.
Denn ob wir es wahrhaben wollen oder nicht: Auch diese Art der Diskussion, die wir führen, wäre letztlich ohne christliche Werte nicht möglich.
man kann etwas auch aus rein äußeren und formalen Gründen abqualifizieren! Sollte dann aber, wie aus deiner Ausführung deutlich hervor geht, nicht über Inhalte und Funktion auf niedrigem Niveau diskutieren.
Mir sind jedoch für die Durchführung keine Argumente als Tradition, Empfehlung des KM in einer Verwaltungsvorschrift und die sogenannte Vermittlung von christlichen Werten genannt worden.
Wobei m.E. die Berufung auf die ersten beiden Argumente die Ablehnung von Reflexion der Schulsituation sind und letztere ein größeres in anderen Bereichen bedürfen um als Legitimation aufgeführt zu werden.
Darüber sind wir uns einig: Tradition, Erlasse etc. sind allein keine ausreichenden Argumente für die Durchführung bzw. Teilnahme (in diesem Sinne stehen sie m.E. nach auch im Widerspruch zum mündigen Staatsbürger).
Deinen letzten Halbsatz habe ich allerdings, glaube ich, nicht verstanden:
"...und letztere ein größeres in anderen Bereichen bedürfen um als Legitimation aufgeführt zu werden."
Kannst du vielleicht etwas deutlicher bzw, konkreter werden?
Dietrich Genscher:
"Wer vergisst wo er herkommt,der wird auch vergessen wo er einmal hin will"
Das gilt nicht nur für die Einzelperson, sondern insbesondere auch für die Gesellschaft.
In so fern würde ich das Argument Tradition nicht einfach verwerfen!
Wir beklagen Werteverlust, Orientierungslosigkeit, mangelnde Perspektiven
und nehmen trotzdem (oder auch deswegen?) den Schülern das Angebot eines Erfahrungsbereiches, wo er Angenommen sein, Hoffnung, Perspektive
erfahren kann.
ich der Diskussion schon eine Weile lesend folge, möchte ich jettz doch auch meine Meinung dazu loswerden (Ich bin auch Relilehrerin und daher sicher nicht ganz "neutral" )
Wenn wir weiterhin Gottesdienste zum Beispiel zum Schuljahresbeginn oder -ende feiern wollen (was ich für gut heiße) dann
- müssen sie ohne Wenn und Aber freiwillig für alle Beteiligten sein; eine Feier und Zwang schließen sich gegenseitig aus!
- müssen wir sie richtig gut vorbereiten (thematisch und methodisch), damit sie wirklich dazu "verführen" (bitte jetzt nicht als manipulieren missverstehen!!!) mitzufeiern. Ich denke ein schlampig vorbereiteter Gottesdienst ist einfach nicht tolerierbar, dazu sollte uns die Sache wirklich zu wichtig sein!
- sollten wir akzeptieren, dass nicht alle die gleiche Art haben gemeinsame Werte zu leben (auch wenn die Werte durchaus gleich sind/ sein sollten.) Daraus kann ich kein moralisches Urteil ableiten.
- sollten aber auch Gegner von Gottesdiensten akzeptieren, dass es mir ehrlich wichtig ist und diesen organisatorisch ermöglichen, denn es ist tatsächlich eine Form, die in unserem Kulturkreis eine lange Tradition (im guten Sinne verstanden hat). Im übrigen akzeptiere ich auch andere Formen der Feier, wenn sie den oben angesprochenen Bedingungen genügen.