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Forum: "Schüler machen was sie wollen"
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 | Nein, du irrst mit deiner Schlussfolgerung |  | von: lupenrein

erstellt: 24.11.2012 11:41:07 |
Die Umstände sind es wohl, die Lernen immer schwerer machen.
Da sind wir einer Meinung. Es ist ja nicht so, dass die Evolution innerhalb einiger weniger Jahre den heutigen Kindern ein paar Hirnwindungen weniger spendiert hat.
Lernen funktioniert deshalb oft nicht mehr, weil durch den exzessiven Konsum von Medien immer mehr Kinder zunächst schwere Störungen der Konzentration aufweisen, immer mehr sogar schwere behandlungswürdige psychische Störungen aufweisen. - das hat vermutlich auch mit anderen bekannten Faktoren zu tun wie Trennung der Eltern, die ständige Zerreißprobe bei Migranten zwischen der Gleichberechtigung hier und der Lebenswirklichkeit hinter der verschlossenen Wohnungstür usw..
Was Spitzer beschreibt und was nicht nur ich zunehmend beobachte, sind die hirnschädigenden Auswirkungen dieser geänderten Lebensumstände, oder sollte ich besser sagen, der Gleichgültigkeit mancher Eltern gegenüber diesen Gefahren für das Gedeihen ihrer Nachkommen, ob bewußt oder nicht, sei dahingestellt- |
 | . |  | von: palim

erstellt: 24.11.2012 12:36:48 |
Letztlich hat rolf ja schon recht, dass nicht die Kinder an sich das Problem sind.
Sie wollen - wie schon immer - ernst genommen werden. Etliche wollen auch an die Hand genommen werden.
rfalio schreibt, dass der Grundstein im Kleinstkindalter gelegt würde. Auch das ist richtig.
Nur müsste dann Schule diese Kinder, die mit ganz anderen Erfahrungen in die Schulen kommen, dort "abholen".
Dazu - und das gilt für alle Systeme und Ansichten - sind unsere Schulen nicht gemacht und nicht ausgerichtet.
Wir sind ja ohnehin bald wieder da, wo wir vor 150 Jahren waren - gemischte Klassen mit Fähigkeiten von Klassenstufe 1-10. Ob das ein Fortschritt ist, muss wohl jeder für sich beantworten.
Wenn diese Entwicklung manch anderes nach sich ziehen würde, sowas wie Aussetzung der Noten, Aussetzung der Versetzungen, besonders gemischte Lerngruppen, Ausreichend Platz und gute personelle und pädagogische Versorgung, dann könnte man ja eine Chance darin sehen, dass Schule den Kindern gerechter werden könnte.
(Das wäre mal ein schönes neues Forum wert, in dem sich rolf hoffentlich beteiligt und wir sachlich über Wege diskutieren können!)
Für die aktuellen Probleme mit den Lerngruppen reicht das noch nicht.
Meiner Meinung nach muss Schule auch einen Rahmen bieten, dass Kinder, die lernen wollen, dies auch können.
Auch Rolf hatte seinerzeit Regeln in seiner Klasse. Eine davon hieß "Wir stören niemanden beim Lernen" (rolf möge mich korrigieren)
Ich habe auch in meiner Klasse die Flut von Regeln auf ganz wenige dezimiert. Das hat mir sehr geholfen und ist für die Kinder viel einfacher zu überschauen.
Was aber, wenn Kinder laufend gegen die o.g. Regel verstoßen, weil sie in ihrem Leben so gestört werden, dass sie gar nicht zum Lernen bereit sein können?
Palim |
 | Ich glaube sogar, |  | von: dangofi

erstellt: 24.11.2012 12:54:44 |
dass das, was Rolf beschreibt, funktionieren kann. Allerdings nicht in allen Lernsituationen. In Grundschulen mag ein solcher freier Unterricht gut laufen. Ich selbst war damals auf einer Montessori-Grundschule und wir hatten mehr Freiarbeitsphasen als normalen Unterricht. Das hat nicht geschadet. Aber wir hatten auch genug Platz für unterschiedliche Lernecken und immer die gleiche Lehrerin.
Aber auf unserer Gesamtschule kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen. Meine jetzigen Schüler würden einfach weglaufen, rumschreien (wie sie das in den Pausen übrigens auch tun) oder sich in die Ecke setzen um über die neuesten Computerspiele zu reden - und zwar nicht auf Englisch. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass manche Schüler alles machen, so stupide und langweilig es auch ist, und andere selbst die schillernsten Angebote nicht annehmen. Egal wie sehr das Thema aus der eigenen Lebenswelt kommt, egal welche Methode. Ich habe z.B. für meine Fünftklässler zu verschiedenen Themen Brettspiele gebastelt, die ich kurz erklärt habe, und dann durften sie zu dritt oder viert spielen. Einige wollten gar nicht mehr aufhören, während andere (komischerweise auch die, die für gewöhnlich den Unterricht zu boykottieren versuchen) schon bevor sie überhaupt angefangen hatten um eine Alternative baten.
Viele Sachen kann ich auch einfach gar nicht nachvollziehen. Wenn ich z.B. mit den Älteren in den Computerraum gehe, damit sie zu einem bestimmten Thema etwas recherchieren, können viele dafür kein Interesse aufbringen, sondern fragen allen Ernstes, ob sie nicht lieber bei Facebook nachschauen könnten. Was wollen sie an einem Vormittag in Facebook? Da hat doch eh niemand etwas Neues gepostet, weil alle in der Schule sind. Und wahrscheinlich hängen sie nachmittags ohnehin schon in Facebook rum.
Als wir den Schülern auf der Klassenfahrt Freizeit gegeben haben, haben sich nur ganz wenige halbwegs sinnvoll beschäftigt (etwa mit Fußballspielen). Die meisten haben einfach nur rumgehangen, rumgeplärrt und sich ungesundes Zeug wie Chips gekauft. Klar haben wir das früher auch gemacht, aber keine drei Stunden lang. Dann hätten wir uns doch nach einiger Zeit lieber ein Kartenspiel genommen oder hätten wenigstens sowas wie Flaschendrehen gespielt - was jetzt auch nicht pädagogisch wertvoll ist, aber immerhin ist es eine Beschäftigung und erfordert Kommunikation.
Auch denke ich, dass Rolfs Konzept an unserer Schule schon daran scheitern würde, dass nicht nur die Eltern, sondern auch viele Kinder selbst herkömmlichen Unterricht einfordern.
In Gruppen von zehn Schülern mag ein solches Konzept Sinn machen, weil man einen Überblick hat und sich mit allen genügend beschäftigen kann, auch ohne dass sie eine gewöhnliche Sitzordnung haben. Aber nicht in einer Gruppe von bis zu 30 Kids und Kollegen in den Nebenräumen, die in Ruhe unterrichten wollen - denn ich denke mir, bei völlig freiem Lernen würde es auch recht laut zugehen. |
 | @palim Regeln |  | von: rolf_robischon

erstellt: 24.11.2012 12:59:14 geändert: 24.11.2012 13:26:25 |
Also korrigiere ich mal.
Das Wort "wir" hab ich schon viele Jahre nicht mehr verwendet.
Das Verbot hieß: Es ist verboten Kinder bei der Arbeit zu stören.
Es gab noch zwei weitere Verbote.
Und es gab drei Erlaubnisse.
Und Kinder haben sich darum gekümmert, dass die Verbote eingehalten wurden und die Erlaubnisse geschützt waren. Die Kolleginnen und Kollegen die auch noch in den Klassen zu tun hatten, haben sich damit schwer getan.
Dabei ist es so einfach.
@dangofi:
Doch es hat geklappt. Der Hauptunterschied ist, dass nicht belehrt, erklärt, unterrichtet wurde und dass das was Kinder lernen können, keine "Aufgaben" sind.
Kinder oder Jugendliche die Schule nie anders als Schule erlebt haben, brauchen eine Weile bis sie verstanden haben, was sie da vorfinden und dass sie tatsächlich daraus etwas machen können. Haben Lehrerinnen und Lehrer genug Geduld, darauf zu warten, dass die Kinder und Jugendlichen das verstehen und damit umgehen?
Ein Beispiel zum nicht Erklären: Ich hab einem Jungen nebenbei 4 Kunststoffquadrate, die man aneinander klicken kann, in die Hand gegeben. Er ist damit verschwunden und kam kurz darauf wieder und wollte noch zwei. Er hat den Würfel erfunden und konstruieren können. Ohne Erklärung. Als die Kolleginnen den Holzkasten mit dem geometrischen Material auf dem Tisch im Lehrerzimmer vorfanden, suchten sie die Anleitung. Es hat Gottseidank keine. |
 | ja, manchmal... |  | von: fragen2012
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erstellt: 07.12.2012 17:42:11 geändert: 07.12.2012 17:44:05 |
@Rolf:
Dafür das du so offene Lehr- und Lernformen propagierst, kommst du ganz schön belehrend rüber, sorry.
Was du beschreibst kann funktionieren, aber nicht überall, immer und mit jedem Klientel.
Gerade stark störende Kinder, bei denen man mit der Zeit merkt, vom Elternhus kommt nicht mehr als Lippenbekenntnisse, brauchen oftmals Struktur, merke ich. Warum stören sie denn so? Weil sie von zu Hause kaum Struktur und Grenzen, Respekt kennen.
Diese Themen müssen zunehmend an den Schulen mitberbeitet werden. Mit den netten Vorstadtkindern, die zu Hause Liebe und Grenzen bekommen, mit denen kann man so arbeiten, wie du beschreibst, ja habe ich auch schon gesehen.
Und dann geht es in Schule ja nicht nur um die Kinder als einmalige Wesen, onern auch darum sie in die Gesellschaft zu integrieren. gerade diese Kinder, die sich durch mangelhafte Lernleistung (und Verhaltensproleme) bemerkbar machen, werden später sehr einfache Tätigkeiten zu verrichten haben, so sie denn überhaupt Ausbildung und Job finden.
Dort werden sie von Menschen angewiesen, die auch nicht gerade pädagogisch gebildet sind, sondern einfache Handwerker, Köche, auch im Büro.
Ein Haus baut sich nicht, wenn jeder macht, was er will. Ein bestelltes Essen kocht ich so auch nicht und eine Steuererklärung wird so auch nicht fertig.
Dies möchte ich meinen SchülerInnen aber ermöglichen, sowas später mal zu können, sowohl vom Verhalten her, als auch von den Lernleistungen. DAS ist unser Auftrag.
Der nette Gymniasast aus behüteten Verhältnissen wird immer lernen, egal wie grottig der Unterricht ist und der wird später auch was werden.
Das Thema Vergleichsarbeiten lasse ich gleich mal, da scheints keine Antwort zu geben.
Fazit, es funktionirt, aber nicht in jeder Klasse, mit jedem Schüler und an jeder Schule. Und das gilt wohl für jede Unterrichtsform, auch für den guten, alten Frontalunterricht. |
 Beitrag (nur Mitglieder) |
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