Es besteht die Befürchtung, dass der Schüler an der zukünftigen Schule stigmatisiert sein könnte, wenn sein Klauen im Zeugnis erwähnt wird.
Stigmatisierung äußert sich ja erst dann, wenn mit dieser Information nicht angemessen umgegangen wird. Diese Information zu geben, vor allem in den hier vorgeschlagenen passend formulierten Worten, führt ja noch nicht zur Stigmatisierung. Erst wenn der Empfänger dieser Information damit unprofessionell umgeht, kommt es zu den befürchteten Folgen. Warum aber müssen wir als GS-Lehrer automatisch davon ausgehen, dass unsere Kollegen an den weiterführenden Schulen so unprofessionell sind oder sein könnten, dass wir die Kinder, die wir in deren Hände entlassen, vor ihnen schützen müssten, indem wir Informationen verschweigen?
Könnte denn nicht eben genau die Weitergabe dieser Information - auf dem Zeugnis, nicht mündlich oder telefonisch, da nicht erlaubt - einer Stigmatisierung vorbeugen? Wenn nämlich die Lehrer auf der zukünftigen Schule darüber Bescheid wissen, haben sie zumindest die Chance, ähnliche Maßnahmen zu ergreifen, die jetzt bereits in der GS schon laufen, wie z.B. eine Begleitperson mitschicken. Dadurch könnte erneutes Klauen verhindert werden und damit alles, was dann als negative Konsequenzen auf den Schüler zukommt: erneute Strafmaßnahmen in der neuen Schule, Bloßstellung als Dieb vor den neuen Klassenkameraden und dadurch erst recht Stigmatisierung in der nun immer wichtiger werdenden peer group.
Wäre das denn ein positiver Beginn auf der neuen Schule für ihn? Sollte er denn nicht zumindest die Chance erhalten, mit Unterstützung in die neue Schule zu starten? Wenn ja, dann muss der Satz ins Zeugnis. Das lesen nämlich nur seine neuen Lehrer, nicht seine neuen Mitschüler und deren Eltern.
Inra