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Forum: "Wenn Eltern mit dem Anwalt kommen"
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| Um es mal wieder deutlich zu sagen: | | von: lupenrein
erstellt: 26.10.2013 12:16:16 geändert: 26.10.2013 12:29:09 |
Als ich nach durchgehender Vertretungstätigkeit von 3 Jahren!!! nach bestandener II. Staatsprüfung eine feste Anstellung angeboten bekam, habe ich den Vertrag angenommen.
Wer, bitte, will es mir verdenken, diesen Arbeitsplatz nicht an meiner Wunschschule in meiner Nähe, sondern 7okm entfernt, vertragsgemäß auszufüllen, aber mehr auch nicht!
Und, ob die meisten von euch es nun glauben oder nicht:
Ich habe schon für mehr, aber auch für weniger Geld, schon deutlich schwerer arbeiten müssen mit mehr Nackenschlägen als bei einer "gut bezahlten Halbtagsstelle" an der Schule.
Das gefällt mir an meinem Job. Ich mache ihn so professionell wie möglich nach dem Motto. Wenn ich regelmäßig Geld bekomme, muß ich auch regelmäßig dafür die vertraglich vereinbarte Leistung erbringen - und zwar ohne bei jedem Wehwehchen gleich zu Hause zu bleiben, wie ich das bei einigen Kollegen sehr aufmerksam registriere -.
Das man als weibliche Lehrkraft noch ganz besonders privilegiert ist, was das Freihalten des Arbeitsplatzes in der Familienplanungsphase angeht, nehmen manche meiner Kolleginnen als selbstverständlich mit. Es ist aber keinesfalls selbstverständlich.
Aus diesem "Wohlfühl-Paket" von lebenslanger Arbeitsplatz-Sicherheit, guter Bezahlung für überschaubares Studium und überschaubarer Arbeitsbelastung, viel bezahlter Freizeit et cetera dann noch die "Berufung des Pädagogen" machen zu wollen, scheint mir doch ein wenig in Richtung vorgezogener "Seligsprechung" zu gehen.
Warum kann der Lehrerberuf nicht ein Beruf wie jeder andere sein?
Oder benötigt man diese Überhöhung schlicht für´s eigene Ego?
Ich für meinen Teil komme ganz gut ohne aus.
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| ich wollte mich | | von: janne60
erstellt: 26.10.2013 12:48:52 |
eigentlich aus diesem Forum raushalten, aber heute morgen hatte ich
mal wieder das Buch "Von der Pflicht zu führen" von Bernhard Bueb in
der Hand, und ich möchte eine Stelle zitieren, die für meine Begriffe an
dieser Stelle passt:
"Welches Schicksal kann es für ein Kind oder für einen Jugendlichen
bedeuten, den richtigen Lehrer zur richtigen Stunde zu finden oder zu
verfehlen.[....] Wie oft wissen Lehrer nicht, welche maßgebende Rolle
sie im Leben eines jungen Menschen spielen.[....] Es gehört zu den
großen Missverständnissen des Lehrerberufs, dass es vor allem auf die
didaktisch richtige Aufbereitung des Unterrichts ankomme [....] und
nicht so sehr darauf, zu begeistern und Gefühle in Bewegung zu
bringen. [...] Nicht jeder Lehrer muss sich zur Ikone eines jeden
Schülers eignen, es genügt, wenn ein Schüler einen Lehrer an seiner
Schule findet, dem er vertraut, dem er nachstrebt und auf den er sich
freut. Es kann ein Lehrer sein, der in einem Schüler die Leidenschaft
für einen Gegenstand weckt oder ihm den entscheidenden Anstoß für
die Berufswahl gegeben hat oder ein Lehrer, der dem Schüler geholfen
hat, an sich selbst glauben zu lernen, weil er an diesen Schüler
geglaubt hat. Kein Kind geht verloren, an das ein Lehrer glaubt!"
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| schon klar, | | von: janne60
erstellt: 26.10.2013 14:32:45 |
aber in diesem Forum ging es nach meinem Verständnis um den
Lehrerberuf.
Ich wollte mit meinem Beitrag lediglich darstellen, wie wichtig die
emotionale Ebene beim Führen von Schülern ist. Wenn ich an die
Lehrer meiner Schulzeit denke, fallen mir diejenigen ein, die sich für ihr
Fach begeisterten und die es schafften, den Funken überspringen zu
lassen. Emotion heißt ja nicht, sich gegenseitig auf den Schoß zu
krabbeln, sondern den Lernwillen und die Leistungsbereitschaft beim
Schüler anzufachen. Darum verstehe ich nicht, warum sich hier so
vehement gegen Emotionen gewehrt wird.
Übrigens, da vorhin das Beispiel des Automechanikers angeführt
wurde: Auch hier wähle ich für die Reparatur meines Wagens den
Mechaniker, der seinen Beruf gern macht, denn da besteht die recht
gute Chance, dass er ihn auch gut macht. |
| @ janne | | von: caldeirao
erstellt: 26.10.2013 15:07:40 |
Damit triffst Du aus meiner Sicht den Nagel auf den Kopf, genauso ist es.
@lupenrein:
hinter dem Wort professionell kann man sich natürlich gut verstecken und dann hier, die Interpretation wenden wie man will.
Ist es nun aus deiner Sicht professionell, wenn man Emotionen zeigt? Dass es zum Lehrerberuf gehört, dass man "seine" Kinder mag? Dass ich auch ein Ohr für ihre Probleme habe? oder ist das eher unprofessionell? Insofern kann ich mit Deinem beitrag wenig anfangen.
Ich glaube schon, dass ich mit viel Professionalität meinen Beruf ausübe. Ich fürchte allerdings, dass wir beide darunter Gegensätzliches verstehen.
An die Allgemeinheit:
Sicher gibt es LuL, die in ihrer Gefühlsduselei untergehen, die sich über all und jedes aufregen, anstatt professionell ihre Arbeit zu machen.
Zu der Meinung hier: Wir sind ein freies Land, in dem jeder seine Meinung äußern kann, solange sie weder verfassungsfeindlich noch diskriminierend ist. Die Einstellung, dass man die gleichen Emotionen zu einem Menschen wie zu einem Kotflügel hat, ist weder verfassungsfeindlich noch diskriminierend. Hier kommt jetzt wieder die Professonalität zum Tragen. Ich finde aus professioneller Sicht diese Einstellung sehr zweifelhaft. Hier müsste dann aber der Arbeitgeber eingreifen und da wissen wir alle, dass der kein A... in der Hose hat. Da können ja viel schlimmere Dinge (wie lupenrein schon schreibt, bei jedem Pups krank oder fachlich und pädagogisch soetwas von ungeeignet) passieren, der reagiert nicht.
Und insofern können wir uns hier heiß reden, es wird nichts passieren.
Man kann in D auch Kinder hassen und trotzdem Lehrer sein. |
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