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Forum: "Inklusive Beschulung - wie wird es gut?"
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| In einer idealen Welt ... | | von: halb27
erstellt: 03.03.2017 15:26:05 geändert: 03.03.2017 15:31:24 |
wäre Inklusion super - rein theoretisch.
Tatsächlich aber wäre Inklusion - wenn man sie denn halbwegs befriedigend betreiben würde, eine einzige Ressourcenverschwendung, was mordents Beitrag oben sehr schön beleuchtet, allerdings unter dem Wünsch-Dir-Was-Aspekt. Bessere vor allem personelle Ressourcen mit realistischerem Umsetzerwartungspotenzial wären bereits für Nicht-Inklusions-Schüler notwendig, wie in verschiedenen Beiträgen hier beschrieben wurde. Bereits mit diesen sind unter den gegebenen Bedingungen enorme Anstrengungen erforderlich, einen halbwegs zufriedenstellenden Unterricht zu gestalten. Ich finde, es gehört eine massive Portion Blauäugigkeit dazu, wenn man glaubt, Inklusions-Schüler wären an einer Regelschule gut aufgehoben. Inklusions-Schüler sind optimal an einer Förderschule aufgehoben, die von vorneherein auf die spezfischen Bedürfnisse der betreffenden Kinder ausgerichtet ist. Wenn man die Situation der Inklusions-Kinder verbessern will, dann am besten durch eine in der Fläche verbesserte Durchdringung dieser Schulform und andere förderschulspezifische Aktivitäten. Dass wir den Eltern von Inklusions-Kindern zugestehen müssen, ihre Kinder an einer Regelschule anzumelden, bedeutet nicht, dass wir so tun müssten, als wäre das an einer Regelschule sinnvoll möglich. Es mag zynisch sein, aber es ist besser, die Eltern von vorneherein darauf einzustimmen, als so zu tun, es wäre möglich, und die Eltern dann herausfinden zu lassen, dass das Quatsch ist. Im Moment erkennen wohl mehr und mehr Eltern von Inklusions-Kindern, was bei der Inklusion Sache ist. Eine Einschränkung möchte ich machen. Ich habe hier allgemein von Inklusions-Kindern gesprochen. Für spezifische Gruppen von Inklusions-Kindern kann ich mir eine Inklusion als sinnvoll vorstellen, dann aber auch nicht stante pede und auch nicht zwingend flächendeckend (es geht letztlich immer um die Frage, wie investiert man ein gegebenes Budget mit der insgesamt maximalen Wirkung). Beim Neubau von Schulen kann beispielsweise Barrierefreiheit einen so hohen Stellenwert besitzen, dass für genau zu definierende körperliche Behinderungen der inklusive Unterricht sinnvoll möglich wird. |
| Ich sehe das so... | | von: mordent
erstellt: 03.03.2017 16:05:46 |
... dass wir jetzt einfach Inklusion zu machen haben, und jede Schule macht das ihr Mögliche und hört mal auf zu motzen und zu jammern. Nein, es wird so schnell nicht besser, und nein, es ist für vieles, was sinnvoll sein könnte, kein Geld da. Aber die Inklusionskinder kommen JETZT, und es ist wie die Speisung der 40.000 mit fünf Broten und drei Fischen... Jesus hat es hinbekommen, also auf geht's! Guten Appetit! |
| beraten und tun | | von: missmarpel93
erstellt: 03.03.2017 16:33:25 |
Wenn Du es könntest, müsstest Du ja nicht beraten. Frei nach: Wenn einer etwas kann, dann macht er es. Wenn einer etwas nicht so gut kann, dann lehrt er es. Und wenn einer überhaupt nichts kann, dann berät er. Und was ich tue oder lasse, lasse ich mir so auch nicht vorschreiben. Zur Vertragserfüllung meinerseits gehört nämlich auch, das mein Arbeitgeber seine Zusagen einhält Und das, was er bezüglich der Schaffung der entsprechenden Voraussetzungen, damit Inklusion im schulischen Raum machbar werden kann, angekündigt hat, hat er bis jetzt nicht eingehalten. |
| Nun, mordent, um dein letztes Bild | | von: janne60
erstellt: 03.03.2017 16:41:24 |
mal aufzugreifen: Die Inklusion wird mit denen gelingen, die in der Lage sind, sich brav anzustellen, bis sie einen Teil des Brotes und der Fische abbekommen. Wir kämpfen jedoch mit denen, die nicht in der Lage sind, sich anzustellen, zu warten geschweige denn sich am Ende mit dem Krümchen zu begnügen, das ihnen zuteil wurde. Diejenigen also, die mit Ellbogen drängeln, den anderen ihren Teil aus der Hand reißen, sich mit Gewalt gegen den friedlichen Ablauf der Aktion stellen. Mein Thema sind und bleiben die E-Schüler. Und ich maule nicht, sondern ich sehe mit Besorgnis, dass mein engagiertes Kollegium vor die Hunde geht, viele nervlich, einige bereits gesundheitlich. Auch für diese Kinder gibt es Spezialschulen mit winzigen Klassen und drei Mal soviel Personal wie bei uns. Weißt du, wenn du als Inklusionsbeauftragter den Fokus auf den Inklusionskindern hast, so habe ich als Schulleiter die gesamte Schülerschaft zu überblicken und dafür zu sorgen, dass ALLE eine gute Lernumgebung und annehmbare Bedingungen vorfinden. Noch nie habe ich so viele Ordnungsmaßnahmen verhängt oder Schulausschlüsse angeordnet wie in den letzten 2 Jahren. Und niemand, nicht einmal das Ministerium (oder wahlweise die Schulpsychologen, das Förderzentrum oder mit wem ich sonst in engem Kontakt stehe), erklärt mir, wie wir diese Kinder erfolgreich beschulen sollen, die keinerlei Affektkontrolle, keine Empathie und kein Regelbewusstsein haben (und obendrauf Eltern, die nicht einmal echte Argumente gegen eine Umschulung haben) . Ich kann deshalb dein Bild von der Speisung schwer ertragen, denn nicht einmal du als Inklusionsspezialist erklärst, wie ihr die Kinder inkludiert, die vor der Speisung den Eimer mit den Fischen umstoßen und den Inhalt zertrampeln. |
| Aufbewahrung | | von: palim
erstellt: 03.03.2017 18:44:43 |
Ich kann eure Positionen weitestgehend nachvollziehen. Inklusion bedeutet eigentlich, dass das System allen gerecht werden soll. Das wird es so nicht. Letztlich kann man eben nicht alle über einen Kamm scheren. Die ESE-Kinder sind die, die uns am ehesten unsere Hilflosigkeit vor Augen führen. Ein Kind unter permanenter Sicht-Kontrolle zu halten, ist selbst in kleinen Grundschulsystemen nicht möglich. Die Auffälligkeiten sind keine bösen Blicke, sondern wirkliche Gewalt, Handgreiflichkeiten mit Verletzungen und Zerstörungen. Davon zu sprechen, dass Kinder eine Begleitung haben, wenn sie ihr Material selbst nicht sortieren können, ist schön, findet aber in der Realität gar nicht statt. Die Beantragung einer Schulbegleitung obliegt den Eltern und viele Eltern möchten die Begleitung nicht beantragen. Außerdem braucht es Gutachten, die man nicht so leicht erhält, selbst wenn das Kind sehr auffällig ist, weil a) der Psychologe den schulischen Alltag nicht sieht und b) der Psychologe gar nicht existent ist oder keine Termine frei hat und man bis zu 18 Monaten warten muss. Ich bin immer noch in Teilen idealistisch, und sehe, dass es Kinder gibt, die trotz Beeinträchtigung lernen können. Aber Janne hat recht: es sind eher die, die sich artig anstellen und warten, bis sie an der Reihe sind. Ich finde, dass sie recht gut integriert sind und dass sie gute Fortschritte machen. Aufhören, nach besseren Bedingungen zu rufen, werde ich nicht. Es kann nicht sein, dass man neben den 28 Stunden, die man erteilt, die komplette Beratung und Bürokratie erledigen muss (oben drauf als Mehrarbeit) und zusätzlich die komplette Differenzierung leistet für die Klasse an sich und für diverse i-Kinder in der eigenen Klasse, aber auch in jeglichem Fachunterricht. Da geht es nicht um "mal ein Austist" - der sehr wohl in der Lage ist, zu lernen und etwas zu behalten, sondern es geht darum, dass man individuelle Förderung für verschiedene Kinder benötigt. Massenhaft Mehrarbeit, die wirklich unfair ist. Sich mit einer "Aufbewahrung" zufrieden zu geben, finde ich wirklich schlimm! Da wird beklagt, dass in anderen Ländern die Behinderten weggesperrt werden/ wurden und wir setzen die Behindertenrechtskonvention so um, dass wir Kinder mit Beeinträchtigungen als Anschauungsobjekte in Gymnasialklassen setzen und aufbewahren, damit die Gymnasiasten ihre sozialen Kompetenzen schulen? |
| Komische Welt bei euch... | | von: mordent
erstellt: 05.03.2017 12:10:11 |
Dann reden wir von völlig anderen sozialen Hintergründen bei euch und bei mir an der Schule. Bei uns gibt es keine "Fischeimerumschmeißer" und "Brote-in-den-Dreck-Werfer". Bei uns stehen alle an und warten auf ihren Teil, aber "meine Jünger", also das Kollegium, weigern sich, mit den Eimern und Körben rumzugehen. Was die "Aufbewahrung" angeht, bringt palim das wunderbar auf den Punkt, und ich finde das so absolut in Ordnung - für Gymnasium, Real- oder Hauptschule. Prinzipiell auch für die Grundschule, denn Schüler sollen eigentlich schon von klein auf lernen, dass es nicht ungerecht ist, dass alle die Mathepäckchen rechnen müssen, während Jochen, mehrfachbehindert, nur dasitzt und Krikelkrakel malt. Wenn es Auffällige gibt, werden sie grundsätzlich erstmal ganz normal disziplinarrechtlich behandelt (bei uns in BaWü §90 SchG). Die inklusive Definition von "auffällig" ist allerdings eine andere. Wenn bestimmte Verhaltensformen von der Norm nicht-behinderter Schüler abweicht, ist das nicht automatisch gleichzusetzen mit "auffällig". Aber körperliche Übergriffe werden geahndet. Ja, wir haben auch mehr Unterrichts- und Schulausschlüsse als früher. Das hat bei uns aber nichts mit I-Kindern zu tun. Auch die "Normalos" neigen zu mehr Untaten als früher. Ist einfach so... Ist die Gesellschaft von heute. Wir scheren uns da nicht weiter drum und beschließen entweder mehrheitlich für oder wider die anberaumte Disziplinarmaßnahme. Punkt. Zurück zur Inklusion. Die klare Intention des Ganzen war eigentlich die Erkenntnis aus Studien, dass manche Förderschüler erst durch die Umschulung in die Förder- oder Sonderschule bildungsmäßig nicht mehr auf den grünen Zweig kommen, weil sie im Prinzip zu schnell für die FS/SS empfohlen wurden, die Eltern unzureichend beraten wurden oder blind auf die Einschätzung der GS-Lehrer/innen vertrauten. Sicher fällen die meisten ein fachkundiges Urteil über ihre Schüler, aber es gibt eine nicht geringe Zahl an Kollegen/-innen, die wollen "Problemschüler" einfach nur loswerden. Und DAS ist einer der Gründe, weshalb ich Lehrer geworden bin. Ich gehe in jeder Klako gegen Schubladendenken an, und so auch beim Thema "Inklusion". Eltern schulen ihr Trisomie-21-Kind nicht bei euns ein, weil es Abitur machen soll, sondern weil möglicherweise mentale Fähigkeiten unentdeckt bleiben. Eine Lerngruppe ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied, aber wenn das I-Kind inkludiert zieldifferent unterrichtet wird, und auch ein "Null-Ziel" zulässig ist, ergibt sich aus der Lernwelt an sich für das I-Kind vielleicht irgendein Thema, in dem es doch eine Lernerfahrung macht, die es auch weiterbringen kann. Der Arbeitsmarkt hinkt in Sachen Inklusion klar hinterher, aber wenn ein Zoohandel die Erfahrung macht, dass ein I-Schüler, der in der Schule durch Inselleistungen im Fach Biologie, sich Grundlagen draufgeschafft hat, zuverlässig Nagern oder Fischen ihr Futter geben, oder eine Gärtnerei, dass er zuverlässig den richtigen Dünger für bestimmte Pflanzen in das Gießwasser füllt, dann trägt Inklusion Früchte. Aber dass Inklusion bedeutet, ... Behinderten am Gymnasium - gleich welcher Behinderung - Tür und Tor fürs Abi zu öffnen... Nein! ... Behinderten sonderpädagogische Beschulung an der Regelschule zukommen zu lassen... Nein! ... sicherzustellen, dass Behinderte ihren Möglichkeiten entsprechend gefördert und gefordert werden... Nein! Hört auf zu träumen. Wer sich zu hohe Ansprüche setzt und daran kaputt geht, weil einige Ziele, die ihr euch setzt, von der Politik gar nicht angedacht waren... Selbst schuld! |
| Und welcher Sinn steckt dahinter,... | | von: halb27
erstellt: 05.03.2017 13:24:37 |
wenn man ein Kind Krickekrackel malen lässt? Du hast einen wichtigen Punkt berührt: unsere Gesellschaft misst den in der Schule erworbenen kognitiven Fähigkeiten viel zu viel Gewicht bei. Dein Beispiel mit der Zoohandlung gefällt mir. Kinder in der Schule aufzubewahren ist ein schrecklicher Weg, sowohl für die betroffenen Kinder wie auch für alle anderen Beteiligten. Ich bleibe dabei: Kinder mit einer ausgeprägten Lernbehinderung oder ausgeprägten Verhaltensauffälligkeiten gehören auf eine Schule, die diesen Kindern optimal gerecht wird. Dort kann man beliebig optimieren. Dass es Kinder gibt, die fälschlicherweise als Förderschulkinder klassifiziert werden, ist kein Argument gegen die Förderschule als passender Lernort. Wir schaffen auch nicht unsere Justiz ab, nur weil es Menschen gibt, die unschuldig im Gefängnis landen (bitte nur unter dem Aspekt möglicher Fehlentscheidungen vergleichen). |
| Die Diskussion geht für mich meilenweit an der furchtbaren und immer schlimmer werdenden Gesamtsituation vorbei! | | von: lupenrein
erstellt: 05.03.2017 17:06:00 geändert: 05.03.2017 17:10:03 |
wenn janne60 beklagt, daß ihr Kollegium trotz Engagement auf dem Zahnfleisch geht, so ist das auch eine Beobachtung, die ich in der Hauptschule gemacht habe. Dort landen nämlich die meisten der Kinder, die "inkludiert" werden sollen. Sie treffen dann auf Migranten der 3. Gemeration, die zwar immer noch nicht richtig deutsch können, aber wunderbar den kleinen Macho geben und auf eine zunehmende Anzahl von Flüchtlingskindern, anerkannten und von Abschiebung bedrohten. Den "Macho-Migranten" der 3. Generation, aber auch den Sprößlingen aus kaputten Bbio-Deutschen-"Familien geht das Thema "Inklusion" am A... vorbei. Sie sind laut, tragen ihre ehrpusseligenn Kämpfchen auf dem Schulhof aus bis hin zu Meserstechereien usw. usw. Das Schlimme: Nicht nur die Inklusion, sondern auch das schulische Weiterkommen der ganz normalen Schüler und Schülerinnen bleibt auf der Strecke. Und das Kollegium? Hat kaum eine Handhabe. Schulverweise enden meist damit, daß von einer anderen Schule ein ähnlicher Kracher als Wanderpokal hier Station macht. Genau wie janne60 berichtet, waren auch bei mir etliche Kolleginnen und Kollegen dauerkrank, weil ihnen die Situation so langsam über den kopf wuchs. Ich bin eigentlich ein ziemlich harter Hund, aber diesmal habe ich als Vertretungslehrer trotz eines Jahresvertrages an einer solchen Schule nach einem halben Jahr der eigenen seelischen Gesundheite wegen die Segel gestrichen und arbeite jetzt wieder sehr zufrieden an einer Sekundarschule auf dem Land, an der die meisten Schüler gerne zur Schule kommen und lernen. Als Rentner kann ich mir das leisten; ich frage mich nur, wie es in einigen Jahren um die Psyche und um das Engagement der Kollegen bestellt sein wird, denen die Politik solche Arbeitsbedingungen zumutet. Das ist der eigentliche Skandal in unserem Land! |
| erschreckend! | | von: palim
erstellt: 05.03.2017 17:12:10 |
"Wenn es Auffällige gibt, werden sie grundsätzlich erstmal ganz normal disziplinarrechtlich behandelt (bei uns in BaWü §90 SchG)." "Ja, wir haben auch mehr Unterrichts- und Schulausschlüsse als früher." "Ist einfach so... Ist die Gesellschaft von heute. Wir scheren uns da nicht weiter drum und beschließen entweder mehrheitlich für oder wider die anberaumte Disziplinarmaßnahme. Punkt." "Eine Lerngruppe ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied," - - - Wenn das Schule und Inklusion sein soll, dann würde ich schon MORGEN nicht mehr hingehen wollen! Es klingt so, als würden ALLE nur aufbewahrt. Vorne steht einer und spult seinen Unterricht ab. Hinten sitzen SchülerInnen und können lernen oder es lassen. Wer aufbegehrt oder aus anderen Gründen auffällt, bekommt eine Klassenkonferenz und wird entfernt. Ist einfach so - Punkt. Wer als Lehrkraft so weit aufgegeben hat, dass ihm oder ihr alles egal ist, Erziehung und Förderung nicht stattfindet und alles andere den SuS oder Eltern selbst überlassen wird, sollte sich ein anderes Betätigungsfeld suchen! Da sind ja selbst die Tiere in der Zoohandlung besser dran, egal, wer ihnen das Futter gibt: er oder sie wird auch danach sehen, ob es den Tieren auch sonst gut geht und ob die Bedingungen stimmen. - - - Die Welten, von denen janne und ich schreiben, sind wahrlich komplett andere. Jemand der um die ESE-Kinder ringt und sieht, wie schwierig der Umgang mit ihnen ist, hat sie nicht aufgegeben. Jemand der darum bittet, hierbei zusätzliches Personal zu bekommen, weiß, dass es mit Betreuung und Anleitung gelingen könnte. Von einer Beratung, die mir ein Null-Ziel vorschlagen würde, würde ich mich als Lehrkraft hinter das Licht geführt fühlen. Selbst bei schwerst-merhfach Behinderten kann man Ziele formulieren, was sonst tun Lehrkräfte an GE-Schulen? Dass Stillbeschäftigen und Anmalen als Weg der Inklusion zu bezeichnen, ist ein Schlag ins Gesicht für alle die, die sich tagtäglich um die i-Kinder in ihren Klassen kümmern und sich um ihren Lernzuwachs wie auch um differenzierten Unterricht bemühen. So sehr wir uns bemühen, stoßen wir täglich an unsere Grenzen, schaffen nicht dass, was wir uns unter Inklusion vorgestellt haben, sehen die Belastung, die unter gegebenen Bedingungen nicht tragbar und nicht leistbar ist. Was Politiker sich vorgestellt haben, weiß ich nicht, aber sie sollten hinsehen und bemerken, dass es Lehrkräfte und Schulen gibt, die gewillt sind, Inklusion nicht als Aufbewahrung, sondern als Förderung umzusetzen, hierbei aber leider allein gelassen werden. So fährt Inklusion gegen die Wand! Hoffen wir, dass die LuL - nach aufreibender Tätigkeit - nicht irgendwann so desillusioniert sind, dass sie nur noch Null-Ziele sehen und denken: "Ist einfach so... Ist die Gesellschaft von heute. Wir scheren uns da nicht weiter drum" |
| Nicht Kapitulation... | | von: mordent
erstellt: 11.03.2017 18:28:39 |
Ich bin - zumindest bei uns an der Schule - nicht der einzige, der nicht mit irgendwelchen Utopien und Traumschlössern in den lehrerberuf gegangen ist, oder wenn, dann eher der Vorsatz: "Ich werde Mobbing, wie es mir widerfahren ist, gnadenlos angehen." Was Unterrichten angeht, hat sich in den neun Jahren zwischen meinem Abitur und meinem Ref alles verändert, einfach alles - und ich kam erst mit nichts zurecht, außer meinem Vorsatz (s. o.). Hatten wir - außer in Religion in einer einzigen Einheit - ausschließlich lehrerzentrierten Unterricht... Nie eine PA, GA oder sowas wie Fishbowl, Laufdiktat o. ä.... Sollte ich das plötzlich mit dem ersten UB im Ref können... Irgendwie habe ich es aber doch geschafft, das Ref, und baue seither zunehmend schülerzentrierte Methoden in meine Einheiten ein. Als das Thema Inklusion jetzt aufkam, dachte ich als ehemaliger inoffizieller Inklusionsschüler (ich bin körper- und sehbehindert, aber der einzige Nachteilsausgleich kam im Abitur durch 30% mehr Bearbeitungszeit): Endlich!Die Gesellschaft entwickelt sich doch! Und es war für mich - da gab es erst die Idee, noch nichts wirklich Fixiertes - sofort klar, was das bedeutet und wie es umzusetzen ist, und ich fand und finde es gut und werde es auch immer gut finden. Alle Konkretisierungen folgten nur dem, was ich damals schon schlussfolgerte, und da ist natürlich ein Null-Ziel eine professionelle, pädagogische Entscheidung. Und genauso Disziplinarmaßnahmen. Wir werden Eltern, die ihr autistisches Kind bei uns anmelden und uns erklären, welche Ausprägungen ihr Kind zeigt, ganz klar sagen, dass wir Abwehrverhalten im Unterricht wie Schreien, aus der Klasse rennen oder vorübergehende Verweigerung - nur als Beispiel - im vollen Umfang tolerieren, aber körperliche Attacken gegen Mitschüler oder Kollegen nicht akzeptieren werden. Wenn einer unserer beiden Autisten auf mich losgehen sollte, werde ich ihn ganz i. S. e. Notwehr außer Gefecht setzen - im angemessenen Maße, aber mit jeder Konsequenz. Und das ganze wird vor die Klassenkonferenz gehen, und ggfs. hat das den Ausschluss auch eines I-Schülers zur Folge. Alle anderen angesprochenen Punkte entsprechend. |
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