"Viele Wege führen nach Rom und müssen aber in die Landschaft passen."
Sehr schön
Wenn von Strategien beim 1x1 die Rede ist und von Reihen, sprecht ihr offenbar von verschiedenen Sachen.
Die "Reihen" werden nach und nach eingeführt, nicht alle gleichzeitig. Ob mit Ableitung/Kernaufgaben oder ohne beginnt man mit den Reihen des 1x2, 10, 5, da diese für die SuS am ehesten verständlich und leicht zugänglich sind.
Anschließend kümmert man sich ausgehend vom 1x2 um das 1x4 und 1x8 und um 1x3,6,9 und das 1x7.
Wenn es um "Strategien" geht, sehe ich die der Kernaufgaben, aber auch des Hochrechnens und die der Tauschaufgaben und der Nachbaraufgaben.
Das Hochrechnen ist leider nur denen gegeben, die sich sicher im ZR100 bewegen und sicher ZE+E addieren. Die schwachen SuS in Klasse 2 zählen dies immer oder zumindest, wenn es um einen Zehnerübergang geht. Das führt dazu, dass sie sehr lange benötigen und sich häufig verzählen - an den Ergebnissen gut zu erkennen.
Das auswendig Aufsagen der Reihen mit Rechnung oder ohne führt dazu, dass die SuS wenig flexibel sind, die Aufgaben nur innerhalb der Reihe ermitteln können und immer wieder von vorn die Reihe beginnen - wohlgemerkt bei jeder Aufgabe. Auch das dauert lang und nicht jedes Kind löst sich vom Aufsagen der Reihe und erkennt, dass es einzelne Aufgaben längst weiß.
Zudem: Bevor man an Reihen und Auswendiglernen geht, gibt es auch noch Inhalte im Unterricht mit Handlungen, mit Rechengeschichten, mit Visualisierungen, damit die SuS überhaupt be-greifen, worum es geht.
Ich verstehe nicht, warum davon ausgegangen wird, dass in den Grundschulen NUR die Kernaufgaben samt Ableitungen im Unterricht vorkommen - und das über 3 Schuljahre!
Ich verstehe nicht, warum man meint, man würde NUR mit dem Auswendiglernen weiterkommen, gleichzeitig aber denken, es seien zu viele Aufgaben zum Lernen.
Ich verstehe nicht, warum eine Aussage, dass man häusliches Üben erwartet, dahingehend verdreht wird, dass man im Unterricht das 1x1 nicht trainieren würde, sondern sich allein auf das häusliche Umfeld verlassen würde.
Woher kommt sowas?
Letztlich:
Den wirklich guten SuS zeigt man in Klasse 2, worum es geht, sie brennen auf das 1x1 und können die Kernaufgaben und etliche andere schon vorher auswendig. Sie brauchen nur einen kleinen Anstoß und beherrschen dann alle Aufgaben. In der Regel brauchen diese SuS auch die Wiederholungen und Übungen in Klasse 3 und 4 zum normalen 1x1 nicht.
Die wirklich schwachen SuS (ohne Förderbedarf) sind zum gleichen Zeitpunkt noch nicht in der Lage, sich sicher im 100er-Raum zu bewegen, trotz aller Übungen und Bemühungen vorher.
Es gibt darunter Kinder, denen Strukturen helfen, etwas zu erfassen, obwohl sie kaum rechnen können. Diese erreicht man mit den Strategien (Tauschaufgaben, einfache Nachbaraufgaben), sodass sie viele Aufgaben schnell lernen und die letzten (zumeist 7x8, 8x6) noch übrig bleiben.
Es gibt Kinder, die keinen Zugang zu Strukturen haben. Diese erreicht man womöglich nicht, kann aber über das Automatisieren zumindest einen Teilerfolg erzielen, wenn diese Kinder ausgesprochen fleißig sind und viel Zeit ins Üben gesteckt wird, Zeit, die im Unterricht nicht ausreichend vorhanden ist. Die schwachen Leistungen dieser Kinder haben vor allem mit mit der schwachen Lernausgangslage und mangelnder Förderung derselben zu tun, was sich auch in anderen Bereichen des Lernens deutlich abzeichnet.