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Forum: "Glaubt ihr euren Schülern?"
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| wo ist das problem miro07 | | von: ing_08
erstellt: 26.02.2008 21:20:43 geändert: 26.02.2008 21:22:48 |
mich wundert immer wieder dieses unverständnis für geschichte.
die DDR hat doch nicht einfach am 2.10.1990 aufgehört.
in aller kürze den exkurs in bezug auf sachsen:
bis 1993 gab es im wesentlichen keinerlei änderung des bisherigen systems. zwar wurde die POS zerschlagen, doch die dinge bekamen nur neue namen. die inhalte, die leute, die didaktik, die methodik - blieb alles so gut wie unverändert. 1994 wurde dann mit einem ersten gesetz das gegliederte schulsystem tatsächlich auch rechtlich-formal eingeführt. zu dem zeitpunkt war ich frisch in der mittelstufe, klasse 5.
auch jetzt änderte sich inhaltlich wenig - der polytechnische unterricht wich einem fach "technik", die neuen realschulen bekamen profile.
die stundentafeln wurden nur leicht abgespeckt, von der struktur blieben sie erhalten.
1998 kam dann das erste echte förderale sächsische schulgesetz. neue lehrpläne, eine reihe von änderungen. für meinen jahrgang allerdings zu spät, so daß ich die realschulprüfung 1999 noch nach den maßgaben von vor 1989 absolvierte (4 schriftliche prüfungen, 5 mündliche prüfungen, gleiche struktur wie in der DDR: deutsch, mathe, 1 naturwissenschaft, 1. fremdsprache, kollegium entschied über zahl und fächer der mündlichen prüfungen).
und ansonsten bin ich seit inzwischen einem jahrzehnt im bereich bildungswesen engagiert, einschließlich viel umgang mit jugendlichen.
das tut hier aber nichts zur sache. es geht hier um die erörterung einfacher prinzipien - da hat emotionale auseinandersetzung nichts verloren.
genau das ist nämlich das problem heutzutage; nichtmal einfachste regeln werden konsequent umgesetzt. es mutet schon lächerlich an, daß sich ausgerechnet über etwas so selbstverständliches wie die hausaufgabenerledigung dermaßen aufgekaffert wird. es darf ja wohl nicht wahr sein, daß die kinder heutzutage für nichts mehr anständig und kompromißlos in die pflicht genommen werden. die kinder sind schüler - und die schule hört nicht mit dem letzten klingeln einfach auf. freizeit gibt es genug, soviel wohlstand wie nie zuvor. die jugendlichen müssen nichts weiter tun in ihrer schulzeit, als mit einem minimum grips und arbeitsmoral bei der sache zu sein.
doch was passiert hier? die "pädagogen" springen der inkompetenz und faulheit bei primitivsten anforderungen auch noch helfend zur seite.
also manchmal frag ich mich echt, was hier in diesem lande so los ist.
wenn ich mir das hier an der uni vorstelle!
wäre es nicht so absurd/ traurig, müßte man glatt lachen. kein wunder, daß überall ständig klagen beim niveau zu hören sind - manche lehrer scheinen nichtmal mehr in der lage sind, den schülern anständig beine zu machen, wenn das maß voll ist.
gut, daß ich so ein pädagogischer eisklotz bin, sonst könnte einem ja glatt das messer in der tasche aufklappen beim lesen solcher sprüche - von menschen, die gestandene lehrer sein wollen.
ahoi
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| @sopaed | | von: ing_08
erstellt: 26.02.2008 21:36:36 geändert: 26.02.2008 21:38:54 |
zum letzten für heute:
sexuelle gewalt in familie, gewalt in familie, verwahrlosung, erziehungsunfähigkeit der eltern etc. stellen keine gründe für die aufhebung der schulpflicht dar und führen nicht automatisch zu therapeutischen hilfen...
das ist etwas infantil verstanden.
ich nehme einfach meine sozialisation als maßgabe: irgendjemand wird wohl soviel zivilcourage haben, solche dinge anzuschieben. ich spreche ja nicht davon, daß plötzlich der staat als deus ex machina erscheint, und alles in einem aufwasch für den einzelnen erledigt. soweit ich aus dem schulalltag weiß, kann die schulleitung schüler auch durchaus einige zeit befreien. jugendämter gibt es dann auch noch.
und ja, eine solche verzahnung ist sicherlich nicht einfach, was zuständigkeiten, augenmaß, härtefallregelungen usw. anbelangt.
trotzdem ist es so herum besser, als ständig das niveau aufzuweichen.
in solchen punkten diskutiere ich auch nicht, sondern dort gilt bei mir "soweit, und nicht weiter". das mag ein hardlinerkurs sein, und solche strengen prinzipienmenschen wie ich sind nicht unbedingt die angepaßteste form eines charakters.
doch dieses überemotionale beweinen hilft den kindern einfach noch weniger. niveau und leistung muß eingefordert werden. und wenn schon sowas einfaches wie regelmäßiges hausaufgabenerledigen nicht klappt, ja mein gott?! was soll erst bei echten anforderungen sein.
ich weiß nur eins: hätten wir uns "damals" alle so aufgeführt, von wegen hier ausnahmen, und dort verhätscheln, und hier ständig nachgiebig sein, wöllt ich nicht wissen, in welchen niederen dunstkreisen wir heute herumgeistern würden.
hätte ich manche pädagogen dieses themas als lehrer gehabt, sehe ich bei analyse meines werdegangs größte chancen, daß ich es als hochbegabter wohl nie aus der arbeiterklasse an eine universität mit (beinahe) topabschluß geschafft hätte.
ahoi
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| @kfmaas | | von: kla1234
erstellt: 24.03.2008 10:23:18 |
Es ist oft sehr kompliziert für ein Kind mit einem Lehrer zu sprechen. "Was man tun soll" steht als Hindernis dazwischen.
Ein Kind fühlt "richtig", was es braucht,
weiß, was es soll,
weiß, was der Lehrer erwartet,
weiß, dass der Lehrer schon sehr verständnisvoll ist,
und muss jetzt eine passende Kommunikation für alle Ebenen finden.
Ebene 1, fühlen und wissen, was für sich selbst passt, ist allein ungültig. Das lernen Kinder sehr schnell in der Schule, auch bei der nettesten Lehrerin.
Lehrer und kleine Schüler einigen sich von Anfang an sozusagen auf Sprachregelungen wie "der Arm tut weh" , "hab die Aufgabe vergessen" etc.
Damit sind dann die Lehrer verständnisvoll zufrieden oder schimpfen.
Hauptsache, man braucht nicht darüber nachzudenken, ob Pflichten und Aufgaben für alle 30 Kinder gleichzeitig passend und sinnvoll sind.
Man versteckt sich einfach hinter dem Pflichtgedanken.
kla
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