|
Forum: "maßnahmen"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| wir müssen doch nicht einer meinung sein | | von: rolf_robischon
erstellt: 10.04.2005 12:21:11 |
fußballregeln? ich denke, die wurden erfunden und vermehrt und verfeinert, als man anfing, damit geld zu verdienen und wetten abzuschließen. regeln von außen, deren lücken dann gesucht und gefunden wurden.
in meinem schulzimmer sind umgangsweisen und kommunikationsformen selbstständig entstanden, weil ich mich so wenig wie möglich eingemischt hatte. für streitfälle wurden sogar unter den kindern die geeigneten vermittler gefunden. in gelenkten klassen wird einfach vom lehrer erwartet, dass der etwas "unternimmt".
hab ich schon erzählt, dass es bei mir auch so gut wie keine unfälle gab, über viele jahre.
selbstständige kinder passen selber auf sich auf und auf die anderen. das hättest du mal sehen sollen, wie das lief, wenn ein kind in den bach gerutscht war oder sich den fuß an einer glasscherbe aufgeschnitten hatte.
|
| @rolf | | von: mahakal
erstellt: 10.04.2005 13:21:39 |
dazu auch ein Beispiel von mir. in meiner Klasse ist ein Schüler, der Gott sei Dank selten, seine Emotionen nicht im Griff hat, der sich dann massiv körperlich einsetzt. Die Klasse, die noch vor einem guten halben Jahr, als sie zusammen kam, solch eine Situation ausgenutzt hätte, um das ganze gespannt zu verfolgen, hat sich das letzte Mal super verhalten. Sie haben ihn festgehalten und ruhig mit ihm gesprochen, den Schüler (aus der anderen Klasse) aus dem Raum gebracht und die Situation berühigt.
Ich denke, meine Schüler, die mit Regeln leben müssenkönnen sich also auch selbständig und verantwortlich verhalten, in Situationen, die plötzlich und kompliziert auf sie zukommen. |
| naja | | von: rolf_robischon
erstellt: 10.04.2005 13:42:25 |
ich kenn tatsächlich auch was anderes, kinder die ein anderes auf die straße schubsen, die lachen, wenn ein anderes sich weh getan hat, die nachtreten, die zu anderen gemein sind, die sich freuen, wenn ein kind ausrastet und es dann noch anfeuern. frag mal rum, hier sind noch mehr leute, die sowas erlebt haben.
in dem dorf wo ich lehrer war, war das kind einer vorgängerin im bach ertrunken und die mitspielenden kinder waren schnell heimgelaufen. erst am abend kam raus, was passiert war.
dass die kinder mit denen du arbeitest, so mit dem ausrastenden kind umgehen, ist womöglich nicht folge einer regel, oder?
selbstständigkeit muss man nicht lehren. man muss sie nur zulassen.
schau dich nur um nach den gelegenheiten dazu.
herzliche grüße
rolf robischon |
| Balanceakt zwischen Traum und Wirklichkeit | | von: caldeirao
erstellt: 10.04.2005 20:48:26 |
Das Forum ist ja interessant weitergegangen.
Ich möchte zu einigen Beiträgen etwas schreiben.
@hops Ich denke eher, sie sind ziemlich verzweifelt und alleingelassen. So ein Katalog ist Verzweiflung pur, sonst kommt man nicht darauf.
Ich glaube, dass ein solcher Katalog eher ein Mangel an pädagogischen und psychologischen Kompetenzen ist, fehlende Toleranz, vielleicht auch katastrophale Unterrichtsgestaltung. Wenn man ein Problem mit einem(r) SoS hat, sollte man sich zunächst auch mal Fragen, was habe ich falsch gemacht, warum ist der Faden der Kommunikation zerrissen. Stehen Missverständnisse im Raum. Welche anderen Ansätze gibt es, um die SuS zu erreichen. Man könnte auch mal nachfragen, bei welchen LuL es klappt und warum usw. Aber einen Katalog zu entwerfen, um damit meine Macht zu präsentieren, halte ich für abartig. Außerdem sind wir die Seite mit einer Ausbildung, sollten die Vernünftigeren sein und verfügen auch über mehr Lebenserfahrung. Also das mit dem Verzweifelt sein, ist mir zu einfach.
@Mahakal Mit deinem Beitrag 09.04.2005 18:48:27 sprichst du mir eigentlich aus der Seele. Genau so sehe ich das auch. (PS: Ist dein Name aus einer anderen Sprache und wenn ja was heißt es?)
@rolf Es ist schon ein riesen Unterschied, ob ich mit Kindern in der ersten Klasse, die in den allermeisten Fällen mit Freude und Erwartungen in die Schule kommen, oder ob ich mit völlig frustrierten, vorwiegend mit Schule negative Erfahrungen machenden Kindern zu tun habe. Wir bekommen in die oberen Klassen regelmäßig SuS, die vorher ihren LoL Gewalt angedroht (z.B. mit einem Messer in der Hand) oder gewalttätig auf ihre LoL losgegangen sind, Schulaussteiger sind usw. Da ist nicht mehr Friede, Freude, Eierkuchen. Die haben die Schnauze voll vom Lernen und der Schule. Die besitzen weder einen eigenen Antrieb zum Lernen noch irgendwelche Kompetenzen zur Aufgabenbewältigung, die besitzen auch weder ein Selbstwertgefühl noch Selbstbewusstsein, noch können sie sich über Lernerfolge freuen. Das muss zu mindestens in der ersten Zeit fremdgesteuert erfolgen. Du kannst es auch Bestechung nennen.
Ich finde dein Konzept super und wenn alle so oder ähnlich arbeiten würden, hätten wir nicht die von mir beschriebenen Probleme und auch über PISA müssten wir uns nicht schämen. Unser Berufsstand stände in einem besseren Licht. Und jetzt bewusst ABER du hattest ideale Voraussetzungen. Kleine Schule, relativ kleine Klassenstärke (84:4=21- welche/r GrundschulehrerIn kann das von sich berichten), in der Grundschule herrscht vorrangig das Klassenleiterprinzip und nicht das Fachlehrerprinzip, warst Chef- hast also entscheidend das Schulkonzept gestaltet usw.
Ich glaube auch, dass du, um das zu erreichen, vorher viel tun musstest. Aber deine Antworten auf Vieles ist mir zu einfach oder ich kann damit nichts anfangen. Weil in dem System in dem ich stecke, viele Voraussetzungen nicht gegeben sind. (Rfalio beschreibt es treffend)
Bei mir ist auch die Hauptregel: Ich störe andere beim Lernen nicht. Die Regel allein sagt nichts. Was gehört alles dazu? Z.B. das ich den anderen nicht ärgere. Das ich nicht so laut bin, dass es für andere störend ist usw. es ist sinnig jetzt mehr aufzuzählen, es ist klar, was gemeint ist, und diese Nebenregeln haben deine SuS alle selbst geregelt?! Gratuliere! Meine SuS sind noch nicht so weit, obwohl sie vieles auch selbst regeln.
Vieles deiner guten Ansätze geht auch nicht mit einem Einstundenfach. Für eine Internetrecherche reicht eine Stunde nicht aus. Bei 45 Minuten habe mich ich gerade eingelesen. Dann ist Schluss. Da lob ich mir deine offenen Klassenzimmer. Da kann man dann auch Projektartig arbeiten.
@rfalio Deine Wanderung zum Wissenserwerb gefällt mir. Sie ist plastisch beschrieben man kann sich alles genau vorstellen. Diese Variante gefällt mir persönlich, weil sie für mich realistisch ist und du bekommst damit bestimmt auch mit dem überwiegenden Teil am Ziel an.
Auch die Wirklichkeiten hemmen uns bei der Entfaltung unserer Kreativität.
Caldeirao
|
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|