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Forum: "Einen Austausch für die Lerngruppe 1/2"
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| @kla | | von: igellady
erstellt: 20.04.2006 17:57:54 |
Ich bin an einer MiniSchule mit 4 Klassen und 5 Lehrpersonen. Da bekommen alle mit, was in den einzelnen Klassen läuft, da wir irgendwie in jeder Klasse auch unterrichten. Insofern wissen alle, was bei mir läuft, zumal sie in den letzten Wochen Vertretungsunterricht bei mir machen mussten. Da die Organisation gut war, war das für die Kollegen auch kein Problem, wie man mir sagte.
Einhellig sagten die drei Kollegen mir aber auch: Ich weiß nicht, ob ich das so hinbekommen würde, wie das bei dir läuft.
Ist das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?
Kräfteraubend ist es, dass es bei uns nur wenig Materialien gibt, die sich selbst erklären. Das hatte für mich zur Folge, dass ich eine Menge eigenständig „weggefunden“ und auf den Weg gebracht habe.
Kräfteraubend war es auch, das immer zum richtigen Zeitpunkt greifbar zu haben, sogar als ich krank war, denn die Kinder sollten weiterkommen und nicht in die Breite „totgefördert“ werden.
Routine in genau dem Sinne wünsche ich mir, dass bestimmte Dinge einfach da und greifbar sind, dass ich nicht mehr alles auf den Weg bringen muss, keine Routine, die mundtot macht oder demotiviert.
Für mich gilt auch, dass ich in Zukunft auch keinen Unterricht mehr im Sinne von stark angeleiteter Unterweisung machen werde, sondern die Kinder nach ihren Möglichkeiten lernen lasse. Der Rückschritt in „Unterweisung“ ist nach dem Jahr auch für mich so nicht mehr möglich, bei allen Schwierigkeiten, die ich hatte und noch habe.
LG
Igellady
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| @igellady | | von: kla1234
erstellt: 20.04.2006 18:39:32 |
"Ist das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?"
Sie finden dein Engagement toll und die Arbeit der Kinder,keine Frage.Aber haben die Kollegen auch etwas gespürt, was da passiert? Wollen sie auch etwas an ihrer eigenen Arbeitsweise etwas ändern,weil sie etwas verstanden haben?
Ich höre da eher Distanz, d u schaffst das, wir nicht. Aber zuerst muss man da ja eine Notwendigkeit in sich spüren, dass man gar nicht anders kann, als etwas ändern, oder ?
Vielleicht kannst du deine Kollegen ja zu ein bißchen Mithilfe für dich animieren. Vielleicht könnten ihnen "persönliche Erfolge" bei der Mitarbeit helfen, mehr mit dir an einem Strang zu ziehen, was die Arbeitsweise angeht...
Ich bin ganz sicher, dass es nicht immer so anstrengend wie dieses erste Jahr bleibt.
Das war doch eine Wahnsinnsleistung von dir, eine richtige und geglückte Revolution!!!
Liebe Grüße! |
| @kla | | von: igellady
erstellt: 20.04.2006 20:22:34 |
Ich fange mal mit dem Ende an - sorry *lach* …. als Revolutionärin fühle ich mich ganz und gar nicht … eher als jemand, der auch ausprobiert und das schon immer gemacht hat. Dann aber nach begehbaren Wegen sucht, die viele Ansprüche unter einen Hut bringen können.
Klar, das Engagement finden sie schon toll, auch das, was sie gesehen haben. Unterstützen wollen sie auch, machen das auch, wenn sie können. Und – im kommenden 3. wird auf alle Fälle versucht, das, was wir auf den Weg gebracht haben – weiterzuführen – in Absprache mit uns. Das ist doch schon was!
So groß ist die Distanz gar nicht, denn der Kollege ist mit mir verheiratet *schmunzel*. Allerdings ist der Spagat zwischen dem Möchten und dem Sollen schon arg groß. Und meine Unsicherheit begründet sich auch darin, dass ich nicht weiß – noch nicht – wie diese Kinder in den weiterführenden Schulen klar kommen.
Was Deine Bemerkung angeht, dass es nicht so anstrengend bleibt, wie gerade im ersten Jahr, hoffe ich eben, dass sich das auch erfüllt.
Schau ich doch einmal weiter – mit der Nase im Wind !
LG von der
Igellady
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| der Spürnase nach | | von: kla1234
erstellt: 24.04.2006 12:55:40 |
Ich denke mal, nach dem ersten Jahr wirst du von ganz alleine freier werden, befreiter, weil du merken wirst, dass die Kinder auch mit weniger "Lenkaufwand" die Standards erreichen. Du hast viel Material parat und die erste Runde Erfahrungen damit. Das ist vielleicht die Routine, die du suchst: dass du mit gelassenem Beobachten gleich siehst, wo es alleine läuft, oder welche Angebote manchen gerade helfen. Vor allem wächst das Vertrauen, dass Kinder, denen man Zeit gibt, lernen, dass ihr ehrliches(!)Wollen erwünscht ist, und diese Kinder dann auch seeeehr viel lernen wollen und können, weil sie sich auch dafür anstrengen wollen.
Morgen fängt bei uns wieder die Schule an. Deine Flexibilität sehe ich da schon als ausreichend für "Revolution". Meine Kleine hat gemeckert über Stillsitzen und Ruhigsein und "ich muss machen, was die Lehrerin sagt".(Da sagen vielleicht einige, das ist normal und nicht so ernst zu nehmen. Das muss ein Kind auch lernen. Ich finde aber,und das weiß ich, dass das auch anders und optimaler geht.)
Im gleichen Atemzug hat sie ihre große Schwester, 16, aufgefordert, mit ihr Schule zu spielen. Da sind sie jetzt seit 3 !! Stunden dran, richtig Deutsch und Mathe, aber Neues....und ich soll dann weiter machen, wenn ich endlich mit dem Beitrag fertig bin.......
Ganz liebe Grüße
PS
Unsere Grundschullehrerin ist auch toll, aber macht halt gleichgeschalteten Unterricht, aber schon mit winzigen Ausnahmen. Mal sehn. Auch ich folge mal meiner Nase! |
| @kla | | von: igellady
erstellt: 24.04.2006 13:38:01 |
Stimmt, es fängt auch schon langsam an, dass der Aufwand an einigen Stellen geringer wird, nämlich immer da, wo ich Werke, die schon vorhanden sind, einsetzen kann.
Wichtig für mich ist, dass ich weiß, wohin die Kinder laufen wollen/sollen *zwinker* und das mit großem Eifer und auch Ernsthaftigkeit tun.
Als zwei meiner Zweitklässler heute Morgen das Lehrbuch Mathe Klasse 3 ausgehändigt bekamen mit dem Auftrag auf den ersten Seiten doch einmal zu schauen, was sie rechnen möchten, konnte man 2 Jungen wachsen sehen.
Ebenso wuchsen 2 Mädchen aus der Mathegruppe 1, die die Lehrbücher der Klasse 2 ausgehändigt bekamen. Es ist schon erstaunlich für mich, auch nach mehr als 30 Jahren Lehramt.
Meine ganz langsamen Lerner fühlen sich bislang auch nicht ausgegrenzt, sondern, wenn ich das mit den Vorjahren vergleiche, bei weitem nicht mehr so unter Druck, Stress, Frust gesetzt wie ich das vorher oft beobachten konnte – und Helfer, die ihnen zeigen, wie sie etwas machen können, gibt es viele kleine und große in der Klasse.
Mit dem Stillsitzen haben wir speziell an unserer Schule auch in Klasse 1 wenig Probleme, da die meisten Kinder aus niederländischen Kindergärten kommen. Dort beginnt die Schulpflicht eher und sie sind durch die andere Art der Arbeit gewohnt, zu bestimmten Zeiten auf dem Stuhl zu bleiben.
Wenn ich allerdings schaue, was in manchen Stunden bei mir läuft, muss ich innerlich oft lachen. Da liegt 1 Kindergruppe auf dem Boden und diskutiert ernsthaft ob man die Rechenstäbe beim Minusrechnen besser auf oder über die erste Zahl legen sollte. Eine andere Gruppe verkriecht sich in unseren Gruppenraum, weil dort Redeverbot herrscht und sie dort in Ruhe arbeiten können, manche sitzen einzeln am Tisch. manche mit Partnern – die ganze Palette halt. Und fast alle arbeiten - und die, die den kleinen Schubs benötigen, fangen dann auch an.
LG von der
Igellady
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