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Forum: "Empfindlich"
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| ... | | von: rhauda
erstellt: 29.08.2005 16:11:32 geändert: 29.08.2005 19:19:39 |
"dass der Schäfer zum Landvogt erhoben werden soll, bevor die Herde zum Hirten mutiert, selber den Augiasstall ausmistet und die Geschwärzten der Wiese verweist,..."
Also wenn es so gemeint ist, wie ich das verstehe,dann wird doch genau das dadurch verhindert, dass solche Themen tabuisiert werden.
Ich habe noch kein Lehrerkollegium gesehen, das in der Lage wäre, die Lehrer/innen mit mangelnder Kompetenz bzw. Arbeitseinstellung im Kollegium auch nur im geringsten zu ändern.
Vielleicht ist mein Ansatz auch einfach ein anderer: Alles, was über normale kollegiale Hilfe und grundsätzliche Unterstützung in beruflicher und pädagogischer Hinsicht hinausgeht, ist weder meine Aufgabe, noch bin ich dafür ausgebildet.
Ich habe schon in einem anderen Forum das Omnipotenzgehabe unserer Zunft kritisiert. Die drastischen Fälle, wie sie hier beschrieben wurden, entziehen sich unserer Einflußnahme und überschreiten auch unser Kompetenzlevel. Dass tatsächlich immer noch Leute meinen, so etwas könne kollegiumsintern geregelt werden, erschreckt mich.
Am Ende geht es für mich auch darum, dass ein Lehrerkollegium eine Gemeinschaft von Arbeitenden ist, so wie jede andere auch. Unsere Priorität liegt im Bilden und Erziehen von Kindern und Jugendlichen, nicht in ständiger Psychohygiene für Überforderte/Inkompetente und im Erziehen von erwachsenen "Profis", die eigentlich selbst erziehen sollten. |
| Null-Bock-Stimmung der SuS berechtigt zur Null-Bock-Stimmung der LuL????? | | von: caldeirao
erstellt: 29.08.2005 18:23:43 |
Mardy, ich frage mich wo du lebst. Bist du auf einer Insel im pädagogischen Paradies? Sicher sind manche Beispiele hier ganz schön krass und nicht alltäglich. Aber sie kommen vor und wie man liest, nicht selten. Aber auch die Inkompetenz einiger KollegInnen, die mangelnde pädagogische Kompetenz, die unzureichende Methodenvielfalt die so mancher an den Tag legt, das ist es doch, was uns den Alltag so schwer macht.
Ich denke, von den oben beschriebenen KollegInnen haben einige in etwa die Karriere durch, dass sie anfangs nicht klar kamen und dann die Mauer der Unantastbarkeit um sich gebaut haben, um den Schulalltag zu überleben. Ein Weg aus dem Dilemma ist für mich, dass man junge KollegInnen unterstützt (nicht alles besser wissen).
Omnipotenzgehabe legen in meiner geliebten Berliner Hauptschule höchstens mal die SchülerInnen an den Tag. Würden die KollegInnen so sein, dann brächten sie kein Bein in die Schule, müssten kapitulieren und sich nen anderen Job suchen.
Wie ich solche Sätze hasse. Der Unterschied zwischen LuS ist, dass sich der L diesen Beruf selbst ausgewählt hat und der S keine Wahl hat. Er muss zur Schule. Es gibt eine Schulpflicht! Es ist unser Job SuS, auch wenns nicht einfach ist, zu motivieren, zu bilden, mit ihnen zu arbeiten usw. Dafür werden wir bezahlt und in meinen Augen nicht schlecht. Positiv kommt noch hinzu, dass wir kaum Angst haben um unseren Arbeitsplatz. Der/Die LehrerIn macht es sich zu einfach, wenn er feststellt, dass die SuS keine Lust haben und nicht lernen wollen. Meistens sind das die, die wenig pädagogische Kompetenz besitzen.
Kann es sein, dass sie eine bestimmte Funktion, auch für Schüler erfüllen, z.B. dass die "Null-Bock-Schüler" genau den "Null-Bock-Lehrer" gespiegelt bekommen?
Das passt zu dem oben geschriebenen. Aber ich möchte mal anfragen, wie viel % der SuS in der 1. Klasse mit einer Null-Bockstimmung zur Schule kommen und warum wir in den weiterführenden Schulen so viele davon haben. Oder anders gefragt, wie schaffen wir (wer auch immer damit gemeint ist) es unsere SuS für das Lernen in der Schule zu demotivieren.
Kann es sein, dass viele Kollegen gerne auch so eine "faule Socke" sein wollten, sich dies jedoch nicht im Traum zugestehen?
Erste Teilsatz, natürlich denke ich auch mal darüber nach, vor allem wenn man wieder irgend eine Suppe auslöffeln darf. Aber dann sage ich mir, dass die Kinder nichts dafür können. Ich habe es mit in der Hand, wie sie sich entwickeln. Und ich möchte, dass sie gern an mich zurück denken und auch positive Dinge von der Schule erzählen. Ein Lächeln, ein Dank, ein nettes Wort oder auch ihr Handeln entschädigen mich dann für so manche verlorenen Nerven und motivieren mich zum Weitermachen.
Mardy, wenn bei euch ein gutes Klima im Lehrerzimmer herrscht, dass sowohl von pädagogischer Kompetenz, als auch von Freundschaft und Hilfsbereitschaft gekennzeichnet ist, dann freut es mich für dich und ich wünsche dir, dass du diese extremen Erfahrungen nicht machen musst. Ich selbst arbeite auch an einer Schule, wo es sehr gut läuft und hätte vor 1 ½ Jahren auch nicht glauben können, was hier steht. Aber seit reichlich einem Jahr bin ich mit 10 Stunden im gemeinsamen Unterricht an einer Oberschule (neue Schulform in Brandenburg- Zusammenfassung von Gesamtschule, Realschule, Hauptschule) und was ich dort erlebe, spottet jeder Beschreibung. Es sind nicht die hier extremen Beispiele, die mich dort so kaputt machen, aber die Einstellung zum Kind und zur pädagogischen Arbeit ist eine Katastrophe. Die Berufsbezeichnung LehrerIn hat dort kaum jemand verdient.
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| Offenbar hast du mich missverstanden, caldeirao | | von: mardy2
erstellt: 29.08.2005 19:17:15 |
Ich lebe auf keiner Insel, die Insel, falls du sie denn zu erkennen glaubst, ist erst durch harte Arbeit und viel Engagement von Seiten aller KollegInnen zu einer vielleicht glückseligen geworden. Glaube mir bitte, Omnipotenzgehabe und bequeme Nischen kann sich wegen der überschaubaren Größe dort niemand erlauben. Luschen hätten einen schweren Stand, die Schüler sprängen über Tische und Bänke und manchem von ihnen, ich übertreibe ein wenig, an den Hals. Es ist der Geist der Schule, der entscheidend ist, ihn herabzurufen und zu wahren
gemeinsame Aufgabe aller an Schule Beteiligter.
mardy2 |
| hmmm | | von: physikass
erstellt: 29.08.2005 20:37:40 |
Das waren jetzt wieder viele neue Beiträge, und ich habe nicht mehr alles im Kopf.
Aber:
mardy2, du sagst man könne ja erstmal reden und das im Kollegium regeln. Ohne dich angreifen zu wollen, würde ich dich gern an meine ehemalige Schule einladen und dabei zusehen, wie du mit meinem ehemaligen Deutschlehrer am Tresen sitzt und mal eben seine Unterrichtsshow umkrempelst, die er seit 30 Jahren schon so abzieht (das war der, der uns "Das" und "Dass" und Nebensätze beigebracht hatte).
Oder meine Lehrerin mit dem Alkoholproblem lässt sich sicherlich gern auf n Bierchen oder zwei oder drei oder vier oder fünf ... ein.
Will sehen, wie durch n Bierchen das Weltbild dieser Lehrer verändert wird, in deren Augen wir Schüler bloß dumme Nervensägen sind, die schon irgendwie ihr Abi schaffen.
Ich will nicht die Windeln zählen, die momentan den ganzen Lehrern ausgeteilt werden, die sich in die Hose scheißen, wegen des Zentral-Abis in NRW. Damit meine ich nicht die engargierten Lehrer, die sich über die wirklichen Systemmängel beklagen, sondern eben diese, die seit 30 Jahren den gleichen kompetenzlosen "Unterricht" abhalten und den Schüler dann mal eben durch Abi tragen, ist jetzt nicht mehr.
Wie viele Schüler werden wohl durchfallen, weil sie inner Oberstufe so nen tollen Deutschlehrer wie den meinigen haben? Der unterrichtet nämlich jetzt auch bei uns in der Stufe (also meiner ehemaligen) und ratet was der grad durchnimmt: Nebensätze.
Ich denk nich, dass sowas geändert werden kann, weil mal son paar Kollegen ankommen und helfen wollen. Solche Lehrer lassen sich nich helfen. Denen geht es auch am Allerwertesten vorbei, wenn sich hunderte von Eltern beschweren und sie von der Schulleitung zurechtgewiesen werden. Wer hat das so schön gesagt? Darauf pellen die sich ein Ei.
Ich freue mich für jeden Schüler der solche Lehrer nicht erleben muss und für jedes Kollegium, die solche Lehrer nicht mittragen muss und die versalzene Suppe auslöffeln müssen.
Na ja, dann gabs ja noch die Frage, weiß nicht mehr von wem, wie wir uns das denn vorstellen mit der "Aussortierung" - ich sag das jetzt mal so krass.
Ich persönlich finde, dass es in jeder Stadt dafür ausgebildete Teams geben sollte (mindestens 20 Mann pro Team) , die wirklich Ahnung von der Materie haben und die regelmäßig einzeln Unterricht besuchen gehen und sich anschließend beraten. Und ich finde Lehrer, die echt immer am Ball bleiben und sich vorbereiten die brauchen auch nix zu befürchten. Es geht hier ja nicht um Beliebtheit und Unbeliebtheit. Sondern darum, wer fähig ist zu unterrichten und wer nicht.
So ein Team sollte aus extra dafür ausgebildeten Pädagogen bestehen (mit Studium und allem drum und dran) und auch aus ehemaligen oder erfahrenen Lehrern, die vorher ebenfalls dafür Fortbildungen machen müssen.
Das sind natürlich alles nur Ideen und bei unserem verarmten Sch***land sowieso nicht umsetzbar. Würde aber viele sinnvolle Arbeitsplätze schaffen und Schüler bewahren.
Das ist doch das wichtigste im Lehrerberuf: Den Schüler auszubilden, so, dass er fit für das Leben und den Beruf ist. So, dass er in dem vom Lehrer unterrichteten Fach so gut wie möglich ist und keine Probleme allein schon bei Einstellungstests hat. Das ist doch der Sinn vom Lehrerberuf. Wieso wird diese Aufgabe vernachlässigt nur um seinen eigenen Hintern zu retten und nicht öffentlich über das Problem zu diskutieren?
Und ich seh das auch wie schon oftmals gesagt: Hier wird niemand persönlich angegriffen und ich persönlich spreche auch nicht von Lehrern, die durch Krankheiten bedingt so sind, wie sie sind, sondern eben weil sie nix drauf haben.
Okay, natürlich habe ich auch von einem psychisch gestörten Lehrer erzählt (und das ist KEIN WITZ!). Klar, der kann da vielleicht nix für, aber ist es nicht dennoch unverantwortlich, einen solchen Lehrer unterrichten zu lassen, der nicht mal fähig ist, sich selbst unter Kontrolle zu halten? Der nicht mitbekomtm was grad läuft? Der einfach nicht in der Lage ist zu unterrichten? Ich weiß es nicht ...
Viele liebe Grüße,
physikass |
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