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Forum: "schreibmaschine, 2 finger, 10 finger"
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| In meiner Bekanntschaft | | von: streberin
erstellt: 22.10.2005 14:50:41 |
gibt es eine junge Frau, die vor Kurzem ihrer Freundin mitteilte, dass sie ihren kleinen Sohn, wenn ihm das in der Schule zu viel wird, schon mal einen Tag zu Hause lassen wird. (Der Junge kommt nächstes Jahr zur Schule- ich habe das Gespräch zufällig mitgehört.) Als ich mich einmischte und meinte, dass ich das absolut nicht gut fände, erklärte sie mir, das hätte ihr Mutter mit ihr und ihrem Bruder früher auch so gehalten. Sie hätte sich dann mit einem warmen Kakao zusammengesetzt und einfach mal ein paar Tage die Schule Schule sein lassen. Davon hätte sie mehr gehabt.
Beide haben Abitur, haben jedoch mehrere Male das Studium und später die Arbeitsstelle gewechselt, weil sie sich nicht wohl fühlten und sich nicht an die Gepflogenheiten oder Voraussetzungen anpassen konnten. Die junge Frau verkaufte mit einem abgschlossenen Studium schließlich in einem Schreibwarenladen und war froh, als sie endlich aufhören konnte.
Was ich damit sagen will: Es gibt gewisse Regeln oder Vorschriften oder Vereinbarungen, an die man sich halten sollte (müsste?), um ans Ziel zu kommen- wenn man dieses Ziel vor Augen hat. Natürlich gibt es auch Umwege, jedoch führen die häufig am Ziel vorbei.
Vielleicht hinkt mein Beispiel ein wenig, gerade im Zusammenhang mit dieser Tippgeschichte, aber in Bezug auf eine Pädagogik, in der jedes Kind nur das machen und lernen muss, wozu es Lust hat,
denke ich nicht.
@rolf: Das ist weder ein Angriff noch Polemik, sondern einfach nur meine Meinung.
streberin |
| zurück zum anfang | | von: 4zest
erstellt: 22.10.2005 17:50:16 |
im beispiel ging es eben nicht um ein kind, sondern um einen berufsschüler, der sich freiwillig (annahme) für die besagte bildungseinrichtung und das entsprechende berufsziel entschieden hat. daher dürfte sowohl über die gründliche zukenntnisnahme des angebotes der schule bzw. der entsprechenden ausbildungsunterlagen weit im vorfeld der anstehenden überprüfung klar geworden sein, dass an diesem standort wert gelegt wird auf das tastschreiben mit 10 fingern. was hat diesen jungen menschen in seinem freiheitlich ausgeprägten bildungsdrang also gehindert, sich eine ausbildunsgeinrichtung zu suchen, die seinen persönlichen bedürfnissen mehr entspricht und ihm trotzdem den berufsabschluss garantiert? DAS würde mich interessieren. so erscheint es ein bisschen wie pubertäres austesten der grenzen unseres rechtsstaates, was mit sicherheit nicht nur private finanzielle mittel sondern auch steuergelder verschlungen haben dürfte.
da ich nicht kompetent darüber urteilen kann, inwieweit das schreiben mit zwei fingern in beruflichen kontexten effizient genug ist, möchte ich anhand des oben erwähnten beispiels aus der mathematik zu bedenken geben, dass der weg manchmal durchaus wesentlich sein kann: nehmen wir an, das ergebnis einer beliebigen praxisrelevanten aufgabe ist 10, dann ist in einem test, der den weg zum ergebnis nicht einschließt, keinsfalls klar, ob ein lernender zufällig oder z. B. durch die aufhebung von mehreren fehlern zu diesem ergebnis gelangt ist, d. h. es wird nicht nachgewiesen, dass z. B. in beruflichen kontexten von lerner angenommen werden kann, dass er/sie analoge bzw. weitgehend ähnliche aufgaben erfolgreich und sachlich richtig und effizient bewältigt. solches kleinvieh macht im job häufig viel mist und hat selbst bei so profanen dingen wie der planung einer einbauküche ggf. reklamationen, umbauarbeiten, weitere kosten und jede menge ärger zur folge. es kann also durchaus angemessen sein, die verfahrenskenntnisse und -fähigkeiten in der beruflichen ausbildung zu überprüfen und nicht nur das ergebnis. bei einem arzt würde ich auch davon ausgehen, das er eine krankheit am lebenden menschen diagnostizieren kann ohne den patienten zu obduzieren, was sicher eine mögliche und sehr wohl erfolgreiche methode wäre, jedoch eben nicht die passende.
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| @ dorfkind | | von: ninniach
erstellt: 22.10.2005 17:58:56 |
Vielleicht kannst du dir die Frage selbst beantworten, wenn du dich an deinem eigenen Lernern orientierst. Hast du schon etwas gelernt, zu dem du eigentlich keine Lust hattest? Ist es etwas, was du sofort wieder abhaken und vergessen hast? Gibt es Dinge, die du gelernt hast ohne Lust zu haben, einfach weil du sie brauchtest? Brauchst du sie noch? Weißt du sie noch?
Ich habe an der Schule Physik gehasst. Ich habe trotzdem einiges in dem Fach gelernt und weiß auch heute noch verschiedenes, obwohl ich nie Lust hatte und auch nicht mehr viel damit zu tun hatte.
Analog dazu habe ich früher sehr gerne Latein gelernt und hatte einen total genialen Lehrer, der mich sehr motiviert hat, in den ersten beiden Jahren. Aber ich kann mich trotzdem nur an Bruchstücke erinnern.
Was Methoden angeht, da halte ich jede Ausschließlichkeit für gefährlich. Es ist wichtig, Schülern eine möglichst große Bandbreite anzubieten, denn alle Kinder sind verschieden. Darüber hinaus halte ich es auch für wichtig, dass Kinder lernen, dass man nicht immer nur das machen kann, wozu man Lust hat, sondern dass man sich auch mit dem auseinandersetzen soll und muss, was vielleicht etwas unbequem ist und nicht nur Spaß macht - neben aller Mündigkeit und Kritik. Alles andere geht für mich an der Realität vorbei. |
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