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Forum: "Buchstabeneinführung F"
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| @kunoschlonz | | von: clausine
erstellt: 07.02.2006 13:36:33 |
Nur mal so nebenbei bemerkt: ich habe jahrelang während meines Lehramt-Studiums Staatsarbeiten und auch Diplomarbeiten von angehenden Lehrern / Ingenieuren korrigiert, da könnte ich Romane drüber schreiben, was die Rechtschreibung angeht!! Es war haarsträubend, wie viele und WELCHE Fehler gemacht wurden. Ich bin selber mit so einem ehemaligen RS-Muffel verheiratet und ich muss sagen, dass er in den letzten Jahren, seit er beruflich viel schreiben muss, sehr viel in der RS dazugelernt hat! Ein Plädoyer für das Viel-Schreiben. Wurde ja in einem Beitrag weiter oben auch schon genannt. Ich selbst hab`s ja schon an anderer Stelle erwähnt, dass ich glaube, dass wir GS-LehrerInnen die Kinder heute viel zu sehr mit AB ausstatten statt sie selbst schreiben zu lassen. Das liegt m.E. auch daran, dass die Lerninhalte und deren Didaktik sich stark verändert haben, die Zeit, die wir als Klassenlehrer mit den Kindern verbringen, ist im Vergleich zu unserer Schulzeit kürzer geworden. |
| Was ist mit Bruner? | | von: isabelhn
erstellt: 15.02.2006 19:39:40 |
Ich bezieh mich jetzt auf einen Beitrag, der ziemlich weit oben steht.
Aber ich muss da nochmal kurz einhaken:
Wabami, du hattest geschrieben, dass das Anschauliche die Abstraktion behindert. Wie ich deinen Beiträgen entnehmen kann, unterrichtest du Mathematik in einer Realschule oder an einem Gymnasium. Aber habt ihr in eurer Ausbildung noch nie etwas von Jerôme Bruner gehört?
Ich (Schwerpunkt Grundschule, Deutsch und Sachunterricht) habe zwar nur an einem Mathe-Seminar teilgenommen, aber die drei Stufen enaktiv, ikonisch, symbolisch wurden uns dort als Grundlage jeglicher Mathematik-Didaktik vermittelt. Und dies nicht nur im Bereich der Primarstufe. Gibt es irgendwelche Theorien auf die du dich berufst? Das würde mich doch sehr interessieren, denn dieser Dreischritt bezieht sich ja nicht nur auf mathematische Inhalte.
Und nehme ich in diesem Fall die Buchstabeneinführung, dann haben sämtliche Vorschläge von dorfkind ihre Berechtigung:
Beispiel F-Sachen/Buchstaben-Stellung hören:
Ein Buchstabe ist eben nicht nur ein Zeichen. Er repräsentiert einen Laut. Phoneme sind die Einheiten, mit denen die Kinder jonglieren können. Diese nun von der enaktiven Ebene auf die symbolische zu bringen ist Ziel des Erstschreibens. Wohlgemerkt Erstschreiben und nicht Rechtschreibunterricht!
Beispiel Kneten:
Ebenfalls vorrangig enaktiv. Aber bei der Auseinandersetzung mit der Form des Buchstabens, mit der konkreten Handlung wird die symbolische Ebene vorbereitet. Wenn du nun mal bei vielen Erstklässlern, das Problem hast, dass sie noch nicht mal ausmalen können, wie willst du dann erwarten, dass sie einen Buchstaben sofort graphomotorisch richtig schreiben können?
Schulanfänger konzentrieren sich im Normalfall auf die wichtigsten Merkmale eines Buchstabens. Beim Kneten werden die Nebenmerkmale stärker beachtet als beim bloßen Schreiben.
Nachspuren erreicht zwar einen Übungseffekt, aber die konkreten Buchstabenmerkmale bleiben dadurch nicht unbedingt hängen! Die bewusste Ausführung beim Kneten ist eine Handlung, das Nachspuren ähnelt mehr dem Ausmalen, das nicht bewusst vollzogen wird.
Über die Bedeutung handelnden Lernens brauchen wir an dieser Stelle ja wohl nicht zu diskutieren. Denn dies sollte eigentlich mittlerweile auch die Sekundarstufe erreicht haben! |
| Lerntheorien | | von: wabami
erstellt: 15.02.2006 21:34:26 geändert: 15.02.2006 21:35:54 |
liebe isabelhn,
natürlich haben wir in einem Fachdidaktikseminar Mathematik über Lerntheorien und auch über die von Bruner gesprochen.
Wir kommen in unseren unterschiedlichen Darstellungen zu verschiedenen Aussagen, da unserer Prämisse verschieden ist.
Ich sehe den Buchstaben als ein Zeichen und mehr nicht! Damit ist es ein Lerngegenstand, der weder auf der enaktiven Ebenen, noch auf der ikonischen Ebene gefasst werden kann - jeder Versuch dazu ist demnach eine Pseudoenaktivierung bzw. Pseudoikonisierung - also gerade mein Kritikpunkt an einigen hier vorgeschlagenen Behandlungsmethoden.
Du äußerst hier, dass die Einführung eines Buchstabens ja nicht nur die Einführung des Schriftzeichens (Symbol) sei, sondern er ja auch noch im Zusammenhang mit dem Phonem.
Dies ist wohl nicht zu bestreiten, aber ich frage mich, ob ein Laut mehr als ein Symbol ist?
Er ist weder bildlich (ikonische Ebene) noch fassbar (enaktive Ebene) anschaubar!
Lösen wir uns von diesem Problem und schauen wir mal auf den Sinn der Anwendung der Bruner'schen Lerntheorie:
1. Erkenntnisgewinn durch Handlung.
Welche Handlung (mit den Händen) lehrt uns etwas über den Lerngegenstand?
Kann man Begriffe mit F erfühlen?
Gibt es eine andere händische Arbeit, die als Ergebnis den Buchstaben oder Laut F hat?
Man kann F und f nach Vorlage nachbilden, ausschneiden, nachziehen, "schreiben", basteln.
Problem: Das Zeichen ist 2 dimensional - also nicht anfassbar, bastelt (kneten o.ä.) man es trotzdem 3-dimensional, hat man unnötige Aspekte eingeführt!!
Betontes sprechen von Worten mit dem F-Laut.
(Ist dies nicht eigentlich symbolische Ebene? Bin unsicher!)
2. Erkenntnisgewinn durch angeschaute oder vorgestellte Bilder
Das einzige, was ich mir hier vorstellen kann, sind Bilder von Worten mit F-Laut.
Die findest du auf fast jedem AB zur Einführung in der Fibel und sonstigen Materialien.
Ich bezweifle aber, dass es das ist, was sich J.S.Bruner under ikonischem Lernen vorstellt!!
3. Erkenntnisgewinn durch Verwendung von Sprache und Sprachzeichen
Also Aussprechen und (teilweise) Schreiben von Worten mit F-Laut (+ Gegenbeispiel)
Ich denke also, dass sich Bruner nicht auf das Erlernen der Schriftsprache anwenden lässt, da es ja genau das Handwerkszeug ist für die symbolische Lernebene.
Bei Bruner fällt mir auch noch eine weitere Problematik in diesem Zusammenhang auf. Von ihm stammt das Spiralprinzip: Lerngegenstände werden eingeführt und später auf einer weiteren Ebene vertieft und systematisiert.
Dies scheint mir in der GS-Pädagogik zu oft missbraucht zu werden:
Buchstaben werden mehrfach zu schreiben gelernt: Erst Druckschrift mit Bleistift und später eine Schreibschrift mit Füller.
Die Schüler sollen schreiben, bevor sie RS-Regeln gelernt haben und schreiben "phonetisch"...
(Es gibt sicher auch noch andere gute Gründe für den Weg - es war bisher nur keiner dabei, der mich überzeugt hätte!)
Bruner war kein GS-Didaktiker!!!
Wenn ich in dem von dir angesprochen frühen Beitrag die Bezeichnungen seiner Erkenntnisstufen verwendet habe, dann nur um den Lerngegenstand (ein Symbol) zu verdeutlichen!!!
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