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Forum: "inklusion"
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| Zitat | | von: klexel
erstellt: 20.12.2012 13:29:12 |
aus dem o.a. Link:
Das kann man von Deutschland sicher nicht behaupten. Wird die Inklusion übererfüllt?
Dollase: Das ist so. Es würde ausreichen, behinderte Kinder unter einem Schuldach zu integrieren. Niemand gibt vor, dies innerhalb der Klassen versuchen zu müssen. Aber es scheint politisch so gewollt zu sein
Wie läuft denn dieser Versuch der Inklusion bislang aus Ihrer Erfahrung?
Dollase: Ich hospitiere viel im Unterricht, auch an Inklusionsschulen. Dabei bin ich auf Lehrer getroffen, die Tränen in den Augen hatten, weil sie mit diesen vielen Heterogenitäten in einem Klassenraum nicht fertig werden.
Womit genau werden die Lehrer nicht fertig?
Dollase: Manche Schulen haben ein schwieriges Klientel. Kinder aus Zuwandererfamilien zu unterrichten, die schlecht Deutsch sprechen, ist eine schwere Aufgabe für sich. Wenn dazu die Inklusion behinderter Kinder kommt, dann muss ein Lehrer zwangsläufig scheitern. Das schafft auch kein zusätzlicher Sonderpädagoge.
Und wie gehen Lehrer im Alltag damit um?
Dollase: Eine Klasse von 30 Schülern wird zum Beispiel in zwei Gruppen – 20 eher leistungsfähige und zehn weniger leistungsfähige Kinder – auf zwei Lehrkräfte, Lehrer und Sonderpädagoge, aufgeteilt. Selbst wenn nur eines der zehn Kinder geistig behindert ist, müsste der Lehrer normalerweise die meiste Zeit bei dem Kind sitzen. Und das ist nicht machbar, weil die anderen neun Schüler ebenfalls massiv Hilfe brauchen.
Und wenn man weiß, dass diese Sonderpädagoge zumindest in Niedersachsen teilweise nur 2-4 Stunden pro Woche in solch einer Klasse anwesend sein werden, ist dieses Unterfangen zum Scheitern verurteilt. |
| Taktik zur Kostendezimierung | | von: palim
erstellt: 20.12.2012 15:08:33 |
Ich verstehe die Thesen des Profs.
Dennoch bin ich der Meinung, dass viele Kinder, die Förderbedarf haben, erheblich mehr erreichen könnten, wenn sie gescheite Förderung bekämen.
Es ist eben nicht so, dass sie sich prima entwickeln, nur weil sie mit in einer Regelschulklasse sitzen.
Klar, so ist Inklusion auch nicht gemeint, aber so wird Inklusion umgesetzt.
Die 2 Std. pro Woche pro Klasse, die vielleicht Standard in Nds. sein könnten, sind so noch nicht einmal gesichert.
Die Kinder, die zur Zeit schon an unserer Schule sind und wirklich Förderung bedürfen - und das sind keine I-Kinder und bisher keine sondpäd.-Förderbedarfs-Kinder - diese Kinder haben so viele andere Baustellen, dass sie gar nicht zum Lernen kommen, weil der Kopf nicht frei sein kann. Sie sind nicht dumm, sondern verlieren schon in Klasse 1 oder 2 den Anschluss, weil sie sich nicht konzentrieren, sie hungrig oder auch verwahrlost sind, weil sie zu Hause viele Probleme haben oder die Eltern Probleme haben, die den Kindern die Teilhabe am normalen Leben verwehren.
Da nichts wirklich geklärt ist, sind nun einige KollegInnen der Meinung, die Arbeit einer Überprüfung würde sich nicht lohnen, da man ohnehin keine Stunden für diese Kinder bekommen würde (das kann auch wirklich stimmen) und deshalb überprüft man sie eben gar nicht.
Am Ende steht dann in der Zeitung, dass die Anzahl der förderbedürftigen Kinder zurückgegangen sei und die, die noch übrig bleiben, erfolgreich integriert/inkludiert seien.
Palim |
| Very good question! | | von: ishaa
erstellt: 20.12.2012 20:31:04 |
Selbst an der HS (NRW) differenzieren wir doch irgendwann, in Mathe und Englisch, zum Schluss in 10A und 10B. Und an ganz kleinen Hauptschulen gibt's dann manchmal halt keine äußere Differenzierung, sondern da muss binnendifferenziert unterrichtet werden. Aber der Abstand zwischen den Gruppen ist nicht so riesig wie der zwischen den Förder- und den Regelschülern. Aber diese beiden Gruppen sollen immer zusammenhocken, obwohl sie (im Fall von Förderschwerpunkt Lernen) nicht zielgleich unterrichtet werden.
Tür an Tür mit einer Förderschule arbeitend erscheint mir das System immer seltsamer. Die Förderschule hat mittlerweile Klassenräume in unserem Gebäude. Schüler aus beiden Systemen wechseln schon mal recht unbürokratisch für einige Zeit ins andere System, um zu schauen, was besser passt. Die Förderschulkollegen bekommen von uns Infos und Materialien für die Schüler, die dort den 10A-Abschluss machen; wir lassen uns in ganz vielen Fällen von dort beraten und unterstützen. Wie viel einfacher wäre das alles, wenn wir einfach eine Schule wären, mit unterschiedlichen Klassen und die Schüler könnten flexibel hin und her wechseln. Und dann wären vielleicht die einen Klassen kleiner und die anderen etwas größer. Und die Kinder, die mehr Zuwendung bräuchten, könnten das bekommen und in ihrem Tempo arbeiten, ohne andauernd feststellen zu müssen, dass sie das letzte Rädlein am Wagen sind. Und alle hätten mehr Gelegenheit, Freunde zu finden.
Gemeinsamer Unterricht in Kunst, Hauswirtschaft, Technik, gemeinsame Aktivitäten und Ausflüge würden m.E. viel mehr Inklusion und viel weniger Ausgrenzung bringen.
Natürlich wäre es dann nicht mehr aufrecht zu erhalten, dass die einen immer bis zu 30 Kindern in der Klasse haben dürfen bei geringerem Verdienst und mehr Stunden in der Woche... |
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