An der Uni Essen lernte ich bei Professor Bünting, bei seiner Ehefrau hatte ich zuvor Deutschunterricht (der war allerdings ... sagen wir, ausreichend, der Prof war 1+, wenn es ginge mit Sternchen).
Bünting bestand darauf, dass wir noch so sehr auf akkuratem Sprachgebrauch beharren können - das Volk, dem schon Luther aufs Maul schaute, sei das egal und es präge daher immer wieder neue Sprachgewohnheiten. (Und: nein, da kommt inzwischen kein Komma mehr hin, da das und inzwischen auch bei Satzteilen wie in der Aufzählung gebraucht und daher nicht mit Komma versehen wird - oder hat sich da mal wieder etwas geändert?)
Bünting benannte als Paradebeispiel (mit Leinwand-Interview) unseren allseitsbekanntem Promi "Loddar" Matthäus, der ein neues Wort in unseren Duden gebracht hat:
"MENTALMÄßIG"
Dieses Wort zeichnet sich als Neologismus aus (zumindest 1991!), denn es gibt kein deutsches Wort, das den semantischen Inhalt besser bezeichnet. Zudem hört man es und weiß sofort, was es bedeutet. Genialer Linguist, der Loddar.
Was mich zu dem Punkt bringt, dass meine Söhne mir für jedes Wort, das ich kannte, sie aber nicht, mindestens 10 Wörter nahebrachten, die mir gänzlich unbekannt waren:
Der "Dude", der Gebrauch des Wortes "essentiell" als Alophon für "in der Hauptsache", "meistens", "interessant" u.v.m. , die Umwandlung des Wortes "Alter" in der Ansprache von einem Begriff für einen Senioren hin zu einem "Kumpel", na ja, Sie alle sind darin vermutlich wesentlich besser als ich.
Ich liebe diesen Thread hier ungemein! Meine Söhne wurden oft an Schulen ausgelacht, da mein Mann und ich uns aus reiner Sprachliebe gerne etwas evaluierter artikulieren, die Eltern der meisten anderen Hauptschüler*innen jedoch nicht. Man sollte also Sprache immer fördern, alte Wörter, solange man Spaß daran hat, und auch "junge" Wortneuschöpfungen, selbst wenn sie aus anderen Sprachen in die unsrige Eingang finden. Wie hat man früher einen PC genannt? Sorry (Ich entschuldige mich), den gab es ja noch gar nicht - einen Computer? Wohl eine Rechenmaschine. 5 ganze Silben und man ist doch allgemein eher wortfaul, alles muss hopp-hopp gehen heutzutage. PC ist richtig griffig, finde ich. Griffiges kommt schnell rein in eine Sprache.
Wir werden wahrscheinlich noch viele Wortverluste zu beklagen haben in der Zukunft. Aber andererseits sollten wir jedwede Neuheit begrüßen, die meist aus neuen sozialen oder technischen Entwicklungen heraus entstehen. Wier wäre es mit einer neuen Rubrik: Neues auf dem Wortmarkt? Ist ja auch zur Erhaltung unseres eigenen Sprachverständnisses bezüglich der Jugend, mit der wir alle arbeiten, von Bedeutung. Ich zumindest habe großen Spaß daran, meinen grauen Haaren zu signalisieren, dass mein Geist sprachlich noch immer mopsfidel und blutjung ist.