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Forum: ""Sehnsucht nach der Volksschule" ? oder: Warum denken wir an die Kinder zuletzt?"
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| Ich merke schon: Viel Feind, viel Ehr! | | von: dirkb
erstellt: 30.12.2006 18:37:30 |
Nicht immer so verkürzen, sondern mal versuchen, das Ganze in den Blick zu bekommen.
Was ich gerne sähe:
Eine Stadteilschule
- mit Ganztagsangebot
- mit Anbindung von Kindergärten (da muß der Besuch Pflicht sein)
- mit möglichst großer Durchlässigkeit zur Oberstufe
- die dann auch reformiert sein sollte, vielleicht als Kollegstufe?
Genau so wenig, wie ein heutiger Hauptschullehrer etwas für die durchschnitliche Intelligenz -emotional, kognitiv und wie auch immer - seiner Schüler kann,
genauso wenig hat ein Gymnasiallehrer Grund, auf die Kinder, die zum Gymnasium gehen, stolz zu sein.
Die meisten von ihnen hat er nämlich nicht selbst gemacht.
Dann stelle ich mir eine Reform der Lehrerausbildung vor mit wesentlich mehr Praxiselementen und mit wesentlich mehr Fokus auf die Ausbildung der Lehrer für die ersten klassen.
Die müssen dann auch besser bezahlt werden - dann erlebt Kind in Kindergarten/Schule auch mal einen Mann. Es ist für meine Begriffe überhaupt nicht gut, wenn ganze Schulformen "männerarm" sind und andere Bereiche wie z. b. die Naturwissenschaften der höheren klassen, überwiegend von Männern bearbeitet werden.
Einen Teil des Geldes kann man ja von den Gymnasiallehrern abzwacken. Die Differenz ihres Gehaltes zu dem eines Grundschullehrers ist dann auch nicht mehr mit längerer Studiendauer zu argumentieren.
Frag´doch mal Frau PISA. was die genutzt hat - den Schülern, meine ich!
Jetzt gehe ich erst mal wieder in den Chat.
Ciao
Dirk
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| Ich nehme mal diese Frage: | | von: dirkb
erstellt: 30.12.2006 19:09:32 |
"Aber wieder meine Frage, wie kannst du ruhig schlafen, mit einem eigenen Haus, wo doch viele deiner Schüler vielleicht in schimmligen 40m² leben?
Wech mit den Privilegien des Lehrers, seine Arbeit macht er gern, was will er denn mehr!!"
Ich kann ruhig schlafen, weil ich mir - zusammen mit meiner Frau - dieses Haus durch meiner Hände Arbeit und durch Konsumverzicht über mehr als zwei Jahrzehnte mit einem Jahrzehnt ohne Urlaub erarbeitet habe.
Ich kann nichts für die schimmligen 40m² der Eltern/Teileltern meiner Schüler.
Ich habe aber Armut kennen gelernt. Nicht die heute genau auf Heller und Pfennig definierte - nur nannte man das damals etwas anders: Arbeiterhaushalt in einer 4-Raum-Wohnung mit Toilette, zuerst auf dem hof (Plumpsklo), dann auf dem Flur draußen vor der Wohnungstür mit dem Nachbarn auf dem Nebenklo.. mit 3 Kindern:
Vater auf der Zeche, Geld genug, wenn Papa Überschichten kloppte, 2 Kinder schliefen in einem Bett, weil ja neben Vater, Mutter und 3 Kindern auch noch die Oma mit dem Schlaganfall in ihrem Zimmer wohnte - ach ja, die war Mieterin der Wohnung, weil ihr mit 50 Jahren verstorbener Mann auch auf´m Pütt war.
Alle Kinder haben einen Beruf gelernt. Darauf war mein Vater stolz. Ich durfte nicht zum Gymnasium, obwohl die Lehrer es gern gesehen hätten. Mein Vater hat Nein gesagt, weil er mich hätte BESSER KLEIDEN müssen als die anderen beiden. Und das fand er ungerecht. Er hatte recht damit!
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| Und diese Fragen: | | von: dirkb
erstellt: 30.12.2006 19:27:04 |
"Warum meint jeder, gerade in die Arbeit des Lehrers so offensiv reinreden zu können und vor allem alles besser wissen zu wollen. Macht man das bei dem Bauingenieur auch, oder ist seine Arbeit hochwertiger????
Warum machst du das, was wir engagierten Lehrer leisten noch so klein (mit Negativbeispielen)
Sollen wir uns an ihnen ausrichten, wenn du sie hier als 'Beispiel aufführst. Ich versteh dich hier nicht???
Zunächst:
1) ich bin auch einer von denen, zu denen du "wir" sagst! Dazu kommt:Mach doch mal folgendes: Laß dir die Zwischenprüfung als Ingenieur anerkennen, geh´2 Jahre zur, sagen wir mal, FH und bau deinen Elektroingenieur - mit 57.
Das ist - qualitativ dasselbe, wie ich es umgekehrt mit dem Bestehen der II. Staatsprüfung gemacht habe.
In dem Leben davor habe ich wirklich so ziemlich alles erlebt, was man so erleben kann, das kannst du mir glauben: von Angestelltentätigkeit mit und ohne Führungsaufgaben, Budgetverantwortung, Prokura, Geschäftsführung, einstellung und Entlassung von mitarbeitern,Firmengründungen, Firmenpleitern, eigene Arbeitslosigkeit, gesundheitlichen Schlägen, Tod sehr naher Verwandter - so ziemlich alles, was in unserer sozialen Marktwirtschaft möglich ist, habe ich selbst erlebt.
Ich habe nicht gesagt, daß die Arbeit eines Bauingenieurs hochwertiger ist als die des Lehrers. Umgekehrt stimmt es aber auch.
Jede Arbeit, wenn sie mit Engagement erledigt wird, ist wertvoll!
Daß du die Frage stellst, ob du dich an den von mir genannten Negativbeispielen ausrichten sollst, halte ich für reine Zweck-Rhetorik.
Nachdem ich jahrzehntelang die Arbeit von Lehrern nur aus der erzählten Perspektive mitbekommen habe - mein Freund Peter, den ich schon seit Kindergartentagen kenne, ist seit den späten Siebzigern Hauptschullehrer - konnte ich jetzt aus eigenem Erleben beurteilen, welche Arbeit ein Lehrer leistet, wozu er ausgebildet ist und was man von ihm erwartet, ohne ihm dabei die "Schützenhilfe" von Familie und Gesellschaft zu geben.
Trotzdem ist er in einer vergleichsweise komfortablen Situation,was sein Arbeitsplatzrisiko anbelangt.
Das werde ich doch wohl noch sagen dürfen?
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| an rolf | | von: dirkb
erstellt: 30.12.2006 19:37:40 |
Dein Beispiel ist, laß mich das ruhig mal sagen, genau der Beweis für (nicht nur) meine These, daß dieser Apparat ohne das Berufsbeamtentum flexibler wäre.
Dazu gehört natürlich eine andere Organisation - mit dem, was man in der Wirtschaft "Change-Management" nennt.Es hat auch dort - besonders in den SIEMENS, ASEA, GENERAL ELECTRIC, IBM usw. sehr lange gedauert, bis klar wurde, daß nicht das Festhalten am Status Quo, sondern die aktive Gestaltung des Wandels segensreich für das Fortkommen dieser Unternehmungen war.
Und Schule kann man durchaus als Teil der Unternehmung "Zukunft" sehen, damit nicht gleich jeder wieder anfängt, zu jammern, daß Schule ja mit nichts zu vergleichen sei... |
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