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Forum: "Frust, Frust, Frust und Trauer"

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Teilnahme an Zensurenkonferenzneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: bger Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 22.01.2011 12:06:19

Ich fädle mich jetzt wohl etwas verspätet in die Diskussion ein, aber wollte doch meinen Senf noch dazu geben. Es ist wirklich widersinnig, dass jemand zwar offenbar qualifiziert genug ist, Zensuren zu geben, aber nicht an der Zensurenkonferenz teilnehmen darf. Sehr merkwürdig!

Wir hatten vor ein paar Jahren einen plötzlichen Engpass an meiner Schule. Als Vertretungslehrerin für Deutsch bekamen wir eine sehr junge Dame, die gerade ihre I. Staatsprüfung bestanden und den zugewiesenen Seminarplatz aus privaten Gründen abgelehnt hatte. Nun würde ich eine junge Studienabsolventin ohne Unterrichtserfahrung nicht gerade als qualifiziert bezeichnen, aber offenbar gab der Markt nichts anderes her. Sie wurde zwar nicht in den Abschlussjahrgängen eingesetzt, sondern nur bis Klasse 7. Mit einigen Klassen kam sie trotz Unterstützung durch die KL und andere Fachlehrer überhaupt nicht klar. Bei einer dieser Klassen, die ich anschließend übernahm, hatte ich sogar den Eindruck, die hätten genauso viel gelernt, wenn der Deutschunterricht in dem Halbjahr ganz ausgefallen wäre...

Ich könnte mir vorstellen, dass andere Schulen ähnliche Erfahrungen mit (noch) nicht qualifizierten Vertretungslehrern gemacht haben und daher die Skepsis rührt. Vielleicht hat "inskaltewasser" ja einen besseren Job gemacht, aber grundsätzlich sollte man wirklich darauf bestehen, dass alle Lehrer entsprechend qualifiziert sind.


@bgerneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: janne60 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 22.01.2011 12:14:16

Sowas hatten wir vor Jahren am Gym meiner Tochter: Aus Mangel an Mathelehrern wurde ein Mathematiker aus der freien Wirtschaft engagiert. Der konnte zwar Mathe, aber sonst auch nix. Die Kinder sackten ab ins Bodenlose (meine Tochter konnte sich nur mit Nachhilfe vor der 5 in Mathe retten). Elternbeschwerden an die Schulleitung wurden lapidar abgewiesen mit dem Satz: Seien Sie froh, wenn wir DEN nicht hätten, hätten Ihre Kinder GAR keinen Matheunterricht.



So einen Fallneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: inskaltewasser Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 22.01.2011 13:39:54

So einen Fall eines Mathe-und Physik Doktors der jetzt im Lehramt ist, haben wir hier auch.

Er unterrichtet an einem Gymnasium und ich hatte reihenweise Kinder von ihm in der Nachhilfe.

Ich denke, wir sind uns einig, dass einem das beste Fachwissen nichts nützt, wenn man es nicht an den Mann/ die Schüler bringen kann.

Nun einfach mal zu meiner Person.
Ich bin die Älteste von fünf Geschwistern. Ich habe seit der 7. Klasse Nachhilfe gegeben. Seitdem ich 13 bin habe ich in der kirchlichen Jugendarbeit mitgearbeitet und Gruppen geleitet, sowie Themenabende vorbereitet und Bibelarbeiten gehalten.
An der Uni habe ich eine Studentengruppe mitgeleitet und ebenfalls Themenabende vorbereitet und durchgeführt.
Die letzen 4 Jahre habe ich eine eigene Nachhilfeschule gehabt und musste sogar Schüler ablehnen, weil ich keine Kapazität mehr hatte. Ich führte Gruppen-und Einzelunterricht durch. Viele Lehrer waren bereit eng mit mir zusammenzuarbeiten und ich habe mich schon in viele schulrechtliche Sachverhalte eingearbeitet, um Eltern und Kindern die richtigen Informationen geben zu können.

Ich weiß also, was es bedeutet anderen Wissen zu vermitteln und Begeisterung zu vermitteln.

Auf den Freizeiten, wo ich als Mitarbeiter war, waren auch viele verhaltensauffällige Kinder.
In der Kinder-und Jugendarbeit sind viele Methoden bekannt, die man heute als offene Unterrichtsmethoden kennt. Themen selbst erarbeiten zu lassen, mit modernen Medien zu arbeiten, Gegenstände, Rollenspiel und vieles mehr. Alles Methoden, die ich in der Nachhilfe und Jugendarbeit seit Jahren nutze.

Von daher ist mir das Begleiten von Kindern und Jugendlichen nicht fremd und wenn es mir nicht läge, wäre ich sicher nicht mehr in dem Bereich tätig.

Während meiner Freistunden hospitiere ich gerne bei Kollegen und ebenso haben schon einige Kollgen bei meinen Stunden zugeschaut. Ich habe, mal abgesehen von Tipps und Anregungen, wirklich ausschließlich Lob für meinen Unterricht bekommen. Da wir eine Schwerpunktschule sind, sind häufig auch Sonderpädagogen mit im Unterricht. Wir sind also doppelt besetzt. Auch von den Kollegen erbitte ich immer Feedback und Verbesserungsvorschläge. Auch von ihnen kommt positives Feedback.

Das soll jetzt keine Selbstbeweihräuchrung sein. ICh wollte einfach nur mal erzählen, was ich schon so gemacht habe und wie Kollegen mich im Unterricht erleben und welche Feedbackkultur wir pflegen.

Fazit: Es ist mein Ding und wenn ich es legal und dauerhaft machen will, muss ich Studium und Ref. machen.



Wir haben auch eine neue Kollegin, die gerade das erste Staatsexamen gemacht hat und noch keinen Ref. Platz hat.. Auch sie hat während ihres Studiums schon PES Stellen gehabt und war sogar schon Klassenleiterin und hat die Zeugnisse geschrieben.
Es scheint also in RLP keine Ausnahme zu sein, dass unqualifiziertes oder noch nicht vollständig ausgebildetes Personal unterrichtet und Verantwortung trägt.
Dass die Schüler und Eltern, dann drauf angewiesen sind zu hoffen, dass derjenige ein Händchen für die Sache hat, ist fast schon kriminiell zu nennen.

So sehe ich das auch in meinem Fall.
Eigentlich ist das von Seiten des Schulamtes nicht richtig, solche Leute wie mich in dem Rahmen einzusetzen und drauf zu hoffen, dass es irgendwie klappt.
Ja, klar es geht nach dem Motto, bevor es keiner macht, kann es jeder machen/versuchen und damit degradieren wir Eltern und Kinder zu Versuchskaninchen und das ist schlichtweg falsch!




:-)neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: palim Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 22.01.2011 13:58:02

Hatte eben einen ähnlichen Beitrag begonnen und kann dir zustimmen.

Zusätzlich ist es auch so, dass wieder einmal das Signal gegeben wird:
Lehrer kann jeder!

Und es gibt auch Schulen, an denen eben keine guten Erfahrungen mit Vertretungskräften gemacht wurden, denn nicht jeder bringt durch ehrenamtliche Tätigkeiten umfassendes Vorwissen mit. Es gibt da auch Maurergesellen mit Ausbildereignungsprüfung, die in der Grundschule Vertretungsunterricht gegeben haben. Die Betonung liegt auf HABEN.

Die Vorgaben in den Bundesländern sind auch in diesem Bereich sehr unterschiedlich.
Es gibt Bundesländer, in denen man mit (oder ohne?) 1. Examen Vertretungsstellen bekommt, in anderen Bundesländern geht das nicht oder gerade erst. Niedersachsen hat es gerade geändert.
Angesichts des Lehrermangels wird es sicherlich zu weiteren Änderungen kommen.

Palim


So ganz neuneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: bger Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 22.01.2011 20:12:51

ist das Problem übrigens nicht. Schon in meiner Schulzeit hatten wir einen Unidozenten in Chemie. Der war ganz nett, hatte aber von Pädagogik keinen blassen Schimmer und wir kapierten gar nichts. Das muss so etwa 1970 gewesen sein, zu Zeiten akuten Lehrermangels. Und in Religion unterrichteten Pfarrer, wobei ich deren Qualifikation anders sehe. Ich denke auch, mit zunehmendem Lehrermangel wird es auch leider oft weniger qualifiziertes Vertretungspersonal geben.


.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: palim Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 22.01.2011 20:24:53

Japp,
auch in den 70ern wurden Menschen mit 1. Staatsexamen in den Schuldienst eingestellt und haben dann ein verkürztes Referendariat gemacht, weil damals Lehrermangel war.

Nun haben diese KollegInnen ein Alter erreicht, dass sie aus dem Schuldienst ausscheiden ... und es ist wieder Lehrermangel.
Das ist wie Weihnachten - kommt immer ganz überraschend.

Palim


Genauneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: inskaltewasser Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.01.2011 02:10:30

Genau wie der erste Schnee im Jahr.
Da tun dann auch viele so, als hätten sie noch nie weiße Flocken vom Himmel fallen sehen.

Habe mich jetzt an der Fernuni Hagen für den Studiengang Bildungswissenschaften eingeschrieben.
So habe ich die Option eventuelle als Quereinsteigerin genommen zu werden oder mich andersweitig im Bildungssektor zu orientieren-
Ein Vollzeitstudium geht (erstmal) aus finanziellen Gründen nicht.
Aber die Option halte ich im Hinterkopf und bewerbe mich auch.

Heute hatte wir die "Nachweihnachtsfeier" und machte noch eine kurze Ansage ans Kollegium.
Einer fragte, wie lange ich noch da sei.
Der Rektor rief rein: Was für ne Frage, die lassen wir nicht mehr gehen.

Ach, das tat gut!


Ich musste heftig schlucken,neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: dinni82 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.01.2011 14:36:34 geändert: 28.01.2011 14:38:21

als ich deinen Post gelesen habe. Auch ich war ein junges Kücken, welches sein Abitur und sein Studium absolviert und dann (als Referendarin) mehrere Klassen zugewiesen bekommen hat.

Auch ich stimme Rhauda voll zu. Der Lehrerberuf hat in unserer Gesellschaft einen dermaßen schlechten Ruf und unsere Arbeit wird unterschätzt.
Halb Deutschland denkt: So ein bisschen unterrichten kann ich auch! Und in den Ferien und nach 14 Uhr leg ich dann die Füße hoch.

Wie weit wurdest du in den Beruf eines Lehrers einbezogen. Hast du "nur unterrichtet" oder musstest du z.B. auch Schulcurricula schreiben oder einen Fachbereich führen? Musstest du Elterngespräche führen und Klassenkonferenzen organisieren? Musstest du in einer Steuergruppe arbeiten oder auf Etatkonferenzen oder im Schulvorstand mitwirken? Musstest du Prüfungen oder Kolloquien abhalten? Hast du mehr als nur Inhalte an die Kinder vermittelt?

Ich glaube dir gerne, dass dir der Job Spaß bringt und du mit Engagement und Talent ans Werk gehst, dennoch ist es für mich erschreckend lesen, dass man so schnell urteilen will, ob unser Bildungsweg nötig ist oder man den Job einfach so "intuitiv" machen kann.

Rein rechtlich gesehen durftest du wahrscheinlich auch nicht unterrichten. Wir haben auch sogenannte außerschulische Mitarbeiter, die auf Honorarbasis für den Nachmittagsunterricht eingesetzt werden.

Wenn du dein Abitur, Studium und Referendariat noch nachreichen willst, dann wünsche ich dir viel Erfolg und alles Gute. Wenn du es durchzeihst, dann wünsche ich dir, dass du eine Beamtenstelle bekommst.

@rhauda: Mag sein, dass du einen wunden Punkt erwischt hast. Ich bin Hauswirtschaftslehrerin. Allerdings nicht als Quereinsteigerin. Ich habe neben meinen Fächern Biologie und Chemie auch "Ernährungs- und Verbraucherbildung" studiert und kämpfe seither gegen die Vorurteile geben das Fach Hauswirtschaft. Ich könnte ausflippen, wenn ich von anderen LEHRERN angesprochen werde ala: Wie, du schreibst ne Arbeit in Hauswirtschaft? Du bietest eine Abschlussprüfung in Hauswirtschaft an? Wie geht das denn, ich dachte da kocht man nur ein bisschen...


off topicneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: frauschnabel Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.01.2011 15:23:22 geändert: 28.01.2011 15:23:59

meine liebste Lieblingskollegin und eigentlich mehr Freundin als Kolllegin unterrichtet
"kochen" und "turnen"

Wenn sie hört, dass man das sagt, sollte man schnell weglaufen.....da wird sie zum Tier


...neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: galadriel Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.01.2011 15:39:57

Das ist genau so wie Kunst, da malt man ja auch nur ein Bild....
(das glauben unsere 11er auch immer....)


Ichhätte aber noch eine ganz andere Frage:
Du schreibst, dass es dir um das Unterrichten an sich geht, weil es Spaß macht und du dich dazu berufen fühlst.
Dann frag ich mich doch, warum du nicht bei deiner - ja offensichtlich gut besuchten - Nachhilfeschule bleibst, denn DA unterrichtest du ja ausschließlich und musst dich eben nicht mit den 5 Mio anderen Aufgaben, die im Alltag zu anfallen auseinandersetzen.

Versteh mich nicht falsch, ich arbeite sehr sehr gerne und viel, aber wenn ICH die chance hätte, eine eigene Nachhilfeschule zu realisieren, die dauerhaft gut besucht ist und wo sich das ganze auch noch am Ende des Monats rentiert - dann wär ich aber ganz schnell weg vom normalen Schulalltag!
Besser kann man doch gar nicht sein eigener Herr sein.



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