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Forum: "Präsenznachmittag / Jour fix"
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| arroganz | | von: sopaed
erstellt: 19.06.2011 08:39:59 |
ist genau das, was lehrerinnen in öffentlichen diskussionen
dieser themen vorgeworfen wird. gerade letzte woche konnte ich
erleben, wie leute, die in der "freien wirtschaft" arbeiten,
regelrecht explodierten, als eine kollegin zum thema arbeitszeit
meinte, dass sich ihr arbeitsumfeld / arbeitgeber gefälligst nach
ihren persönlichen befindlichkeiten bzw. ihrer individuellen
selbstorganisation zu richten habe. die antwort war, dass dieser
gedanke alleine der arroganten beamtenmentalität geschuldet
sei. mit einer solchen einstellung würde mensch "im wirklichen
leben sehr schnell freigestellt".
@sth
ich werde für niemanden festlegen, wann er was machen muss.
meine ansicht ist, dass dies unbedingt und zwangsweise aufgabe
des dienstherrn ist.
wenn ich aber, zu recht!, lese, höre und erlebe, dass die
anwesenheit am arbeitsplatz sowieso schon zunimmt; wäre es
dann nicht sogar ein fortschritt und eine erleichterung, wenn die
arbeitszeit genau begrenzt festgelegt würde? mit der option,
dann wirklich den griffel fallen lassen zu dürfen?
mfg
sopaed |
| @ soaped: Träum weiter! | | von: nurmie
erstellt: 19.06.2011 09:00:51 |
Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich nach 16 oder 17 Uhr - Ende meines Präsenzdienstes - den Griffel endgültig für diesen Tag fallen lassen kann?????? Natürlich geht meine Arbeit zu Hause weiter. Mit zwei harten Korrekturfächern am Gymnasium muss ich jedes Wochenende, fast jeden Feiertag und jede Ferien durchkorrigieren. Was würde ich mich danach sehnen, wenn ich feste Arbeitszeiten, eine Art Stechuhr, hätte ... , wie so viele Leute um mich herum, die den Abend und das Wochenende wirklich frei haben, wenn sie nach Hause kommen - auch bei Leuten in gehobenen Positionen in der freien Wirtschaft!!!
Würde ich nach Stechuhr arbeiten, würde ALLES zusammenbrechen ... Aber vielleicht mal nicht schlecht, um aufzurütteln!!! |
| @ sth | | von: bakunix
erstellt: 19.06.2011 09:30:58 |
Du schreibst: Du hast meinen Beitrag nicht einmal im Ansatz richtig wiedergegeben und bezeichnest mich als unprofessionell.
Weder das eine noch das andere trifft zu, weil ich die GTS als Beispiel angeführt habe. Ich bin an einer GTS, die gleichzeitig GS ist. Bei mir gibt es Kollegen, die wissen nicht, was an der GTS passiert. Sie haben noch nie in der Mensa speisende Schüler gesehen, weil sie schon längst auf dem Heimweg sich befinden. Sie scheint nicht zu interessieren, was ihre Kinder, die sie als Klassenlehrer unterrichten, in der Schule nach 13 Uhr treiben. Sie kennen keine Arbeitsgemeinschaft der GTS, sie kennen nur eines: sich möglichst schnell von dem Unterrichtsort abzusetzen. Das halte ich für unprofessionell, wenn ein Lehrer täglich drei Stunden (außer bei Konferenzen und sonstigen Pflichtveranstaltungen) weniger in der Schule ist als seine Schüler. Und das wird in den meisten europäischen Staaten wohl ebenso gesehen.
Problematisch ist und bleibt die unterschiedliche Belastung der Lehrerinnen und Lehrer, weil diese nur am Deputat festgemacht wird. Wir rechnen unsere Arbeitszeit nicht zusammen, wir können auch nicht belegen, wie viel Zeit wir für unseren Beruf aufbringen. Wahrscheinlich geistert auch deshalb so viel Häme über Lehrer durch die Bundesländer. Die Ferientage sind messbar, obwohl sie nicht immer Ferientage sind. Aber das spielt in der öffentlichen Diskussion der Populisten keine Rolle. |
| . | | von: palim
erstellt: 19.06.2011 11:06:07 geändert: 19.06.2011 11:07:04 |
Ich denke wie nurmie,
habe aber ganz andere Bedingungen.
Es ist ja schön, wenn sich in manchen Schulen plötzich Räume auftun. In meiner Schule nicht - es gibt sie schlicht weg nicht und die 2 Besenkammern, die wir haben, sind schon längst in Beschlag genommen. Es gibt auch keine ehemaligen Lehrerzimmer oder Klassenräume, wir haben Klassenräume zu wenig und Förderunterricht muss auf dem Flur stattfinden.
Wenn dann der Ganztag dazu kommt, sind auch die Klassenräume besetzt. Mein Material passt nicht in meinen Klassenraum, der nämlich viel zu klein wäre ... oder aber es passen dann keine Schüler mehr hinein.
Also säßen wir mit den Kolleginnen im Lehrerzimmer. Wir haben feste Plätze mit begrenztem Platz und Fächer, in die sogar ein Ordner passt. Das reicht doch aber bei Weitem nicht aus.
Klausur-Korrekturen fallen in der Grundschule weit weniger an, dafür guckt man aber jeden Tag jedes i-Tüpfelchen nach und bereitet den Unterricht ganz anders vor. Hinzu kommen an kleinen Schulen eine Menge Aufgaben, die sich auf ganz wenige Schultern verteilen und die ohne SozPäds, SekretärInnen, Hausmeister, Assistenen trotzdem erledigt werden müssen. - immerhin: Putzfrauen gibt es.
Eine Stechuhr, die auch die Überstunden erfasst - wunderbar. Dann auch bitte die Wochenendstunden und Nachtstunden mit Zuschlag entlohnen. Traumhaft. Um 17 Uhr - nach 10,5 Stunden wohlgemerkt, weil die Mittagspause ja in der Schule verbracht wird und man dort unentwegt für alles zuständig ist oder auch gleich noch die Aufsicht beim Mittagessen übernehmen kann, wenn man schon mal da ist - siehe ishaas Beitrag - also um 17 Uhr den Stift fallen lassen und nach Hause gehen und sagen: Nun habe ich frei. Ein Himmelreich! (... oder dürfte ich in der 1 Stunde mittags das Gebäude verlassen und mich entfernen?)
Da uns der Schulträger ja die Arbeitsräume nicht zur Verfügung stellt, überfällt mich manchmal die Lust, mich mit meinem ganzen Kram in den Flur der Gemeindeverwaltung zu setzen und dort in Ruhe zu arbeiten. Es läuft mal jemand vorbei? Macht nichts, ist ja viel ruhiger als in der Schule. Um 17 Uhr wir abgeschlossen? Prima, da soll ich ja ohnehin den Stift fallen lassen.
Leider ist dann noch lange nicht alles fertig, aber das juckt mich ja dann nicht mehr, meine Arbeitszeit ist ja rum. Dann bin ich ab dann nicht mehr zu sprechen, nicht mehr zuständig, nicht mehr Vorbild, nichts mehr - nur noch ich selbst, privat.Extreme formulieren kann ich auch
Wer dann den Schluss zieht, in den anderen Ländern sei alles besser, weil die Präsenzzeiten vorgegeben sind, hat wohl einige Umstände außer acht gelassen und einen falschen Schluss gezogen.
Palim |
| @bakunix | | von: janne60
erstellt: 19.06.2011 11:18:52 |
Was bringt dich zu der Annahme, es sei Gleichgültigkeit der GS-Kollegen, wenn sie sich vor der Mittagspause vom Schulort entfernen? Wenn sie Teilzeit arbeiten, dann ist damit ihr Soll doch erstmal erfüllt. Wir haben an unserer FGTS auch Teilzeitkollegen, die noch nie gesehen haben, was im Nachmittagsbereich läuft (ob nun Mittagessen, Hausaufgaben oder AGs). Das bleibt zwangsläufig den Vollzeitkollegen vorbehalten (wo sollen die auch sonst mit ihren Stunden hin). Ich kann doch nicht sagen: Wir gestalten das Berufsumfeld so, dass auch Mütter mit kleinen Kindern ihr Lehramt ausüben können und keifen ihnen dann hinterher, wenn sie nach ihrer Unterrichtszeit nach Hause hetzen, um dort ihrer Kindererziehung nachzugehen. Wir dürfen doch getrost davon ausgehen, dass diese Leute dann abends bis spät am Schreibtisch sitzen und DANN ihre Schularbeit erledigen (oder habe ich deinen Beitrag falsch verstanden?)
Und damit sind wir wieder bei der Selbstbestimmtheit: Missmarpel hat vorhin den Begriff Vertrauensarbeitszeit eingebracht. Finde ich prima.
Vor allem morgens von 8 bis 13 Uhr interessiert es doch keine Sau, was wir hinter unseren verschlossenen Türen so machen. Da ist das Vertrauen ganz auf unserer Seite. Aber wehe, die Schülerschaft ist vom Hof, dann beginnt das Misstrauen: Was kann der Lehrer OHNE Schüler jetzt noch zu tun haben?
Es gibt so viele Berufe, bei denen man die Hintergrundarbeit nicht sieht (die Feuerwehr arbeitet ja auch nicht nur, wenn's brennt). Ich verstehe nicht, warum das ausgerechnet beim Lehrer immer so ein Problem ist. |
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