Miss Marple hat wortgewaltig und streng die Position der braven sicherheitsliebenden Deutschen formuliert.
Der Glaube, Sicherheit lasse sich dadurch erreichen, dass man alles Gefährliche verbiete, scheint aber durch die Verhaltensbiologie als Irrglaube entlarvt (siehe Felix von Cube, "Gefährliche Sicherheit",
http://www.worldcat.org/title/gefahrliche-sicherheit-die-verhaltensbiologie-des-risikos/oclc/75602150 )
Die Welt ist gefährlich, und wir (dazu gehören auch die Schulkinder) können außerhalb der behördlich reglementierten Sicherheitszonen nur existieren, wenn wir üben, Gefahren zu erkennen und ihnen durch richtiges, kompetentes Handeln zu begegnen. Dazu ist uns von Natur das "Appetenz-" und Neugierverhalten gegeben. Das kann man zwar unterdrücken und so vorsichtige, angepasste, ängstliche Menschen erziehen, aber ganz zuverlässig ist dieser Weg nicht. Ich denke jetzt nicht NUR an Felix Baumgartner und die Verrückten, die vor Jahren das UBahn-Surfen erfanden.
Ob nun Kerzen verboten werden sollen oder ob der kompetente Umgang mit Kerzen in der Schule gezeigt und erlernt werden soll, scheint mir eine Abwägungsfrage zu sein, je nach Alter, Rationalität und Zuverlässigkeit der Kinder, Schusseligkeit der Lehrkräfte, Brandschutzklasse der Einrichtung und vielem anderen. Ich kann auch Schulleiter verstehen, die aus berechtigter Angst oder böser Erfahrung Verbote aussprechen.
Die Freude und Faszination des Spielens mit einer Kerze im dunklen Raum (besonders, wenn der Saft einer Orangenschale hineinspritzte) in meiner Kindheit nimmt mir keiner mehr. Dafür lasse ich mich auch hämisch "Romantiker" nennen (ich nenne es eher "elementares Forschen"). Wenn ihr meint, dass die Kinder zuhause von Vater und Mutter gut auf den sicheren Umgang mit Kerzen vorbereitet werden, dann muss es wohl in der Schule nicht sein.