Da ich mich in letzter Zeit sehr rar gemacht
habe, hier ein Schmankerl zur Weihnachtszeit, mit bunten Bildern und Videoclips. Vorher wünsche ich allen
noch ein frohes Weihnachtsfest!
Also, eine friedliche Weihnachtsgeschichte ist es
nicht, denn es handelt sich um Bakterien, die wie der Blob aus den gleichnamigen Filmen, oder wie
die Borg aus der Star Trek Serie, gemeinsam Jagd
auf ihre Opfer machen.
MYXOBAKTERIEN
Myxobakterien sind gramnegative Bakterien,echte Prokaryonten. Aber sie schwimmen nicht wie die meisten Bakterien, sondern kriechen über feuchte Oberflächen, machen in Rudeln Jagd auf Beute (andere Bakterien) und... sie bilden
Fruchtkörper, was unter Bakterien einmalig ist.
Myxococcus xanthus ist eine hochsoziale
Bodenbakterienart, und wird mit Kriegerameisen,
Wolfsrudeln, und den Borg
("Wir sind Borg!
Widerstand ist zwecklos!") verglichen.
Damit Ihr einen ersten Eindruck habt, worum es
geht, erst mal 5 Videoclips und ein schönes Bild.
Ihr seht hier Myxococcus xanthus, eine besonders gut untersuchte Myxobakterienart:
Fortbewegung einzelner Zellen
Einzelne Zellen kriechen, indem sie am jeweils
hinteren Zellende Schleim absondern. Die Zellen sind ungefähr 3,7 bis 5,25 µm lang und bewegen
sich auf Agarplatten als Einzelzellen mit etwa 3.8 microm/min
http://myxococcus.syr.edu/Research/Movies.htm
dann auswählen: Individual Gliding Cells (individual1.mov)
A-Motility, S-Motility, Rippling, und Fruchtkörperbildung
Erst mal ins Kaiser-Lab:
h
ttp://cmgm.stanford.edu/devbio/kaiserlab/
dann dort nach folgenden 4 Movieclips (MOVs) suchen:
Adventurous motility (1.2 MB: die Zellen bilden lockere Jagdverbände. Sie bewegen sich dabei,
indem sie aus dem jeweils hinteren Ende Schleim aussondern
Social motility (410 K): die Zellen bilden eine
einheitliches Gemeinwesen. Sie bewegen sich dabei mit Hilfe kontraktiler Pili am jeweiligen
Vorderende der Zellen und fassen sich dabei mit ihren Pili an wie Elefanten ihren Vordermann mit ihren Rüsseln
Rippling (1.7 MB): so eine Art rhytmischer Ritualtanz
ehe die Fruchtkörperbildung beginnt
Development (2.1 MB): Bildung von Fruchtkörpern, mit dem Videomikroskop gesehen
Wenn die Nahrung zu Ende geht, ändern
Hunderttausende von Zellen gemeinschaftlich ihre
Bewegung von auswärts nach innen gerichtet. Sie
verständigen sich durch direkten Kontakt von Zelle zu Zelle und erzeugen wandernde Wellen
(Ripples, s.o.), ehe sie Fruchtkörper bilden.
Fruchtkörper von Myxococcus in Großaufnahme:
Citation: (2005) Antisocial Behavior in
Cooperative Bacteria (or, Why Can't Bacteria Just
Get Along?). PLoS Biol 3(11): e398
http://biology.plosjournals.org/perlserv/?request=get-document&doi=10.1371/journal.pbio.0030398
Eine echte altruistische Leistung: etwa 90% der
Zellen haben sich geopfert und bilden Hügel;
ertwa 10% der Zellen überdauern als Sporen in den gelben Sporangiolen.
Bilder von Fruchtkörpern anderer Myxobakterien
http://www.portalkunstgeschichte.de/images/01_myxobakterien_1_kopie1114788992.jpg
http://www.zmbh.uni-heidelberg.de/Schairer/2.JPG
DAS WICHTIGSTE ÜBER DIE EVOLUTION (A)SOZIALEN VERHALTENS BEI MYXOCOCCUS
Max-Planck-Gesellschaft - Presseinformation
B 37 / 2003 (105) 4. September 2003
Evolution von Kooperation in einer Petri-Schale
Max-Planck-Wissenschaftlern gelingt es mit
molekularbiologischen Methoden, erstmals die Evolution sozialen Verhaltens bei Bakterien zu beobachten
"Viele positive Aspekte der modernen menschlichen
Gesellschaft sind der Ertrag Jahrtausende langer kooperativer Interaktionen zwischen den Mitgliedern unserer Art. Dennoch ist der Ursprung
von kooperativen Verhaltensweisen bei sozialen
Lebewesen während der Evolution weiterhin eines
der faszinierendsten Rätsel der Biologie..."
Auf diesem Link folgt der vollständige Text mit Bild
http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/dokumentation/pressemitteilungen/2003/pressemitteilung200309031/index.html
Max-Planck-Gesellschaft - Presseinformation
B 70 / 2005 (171) 8. November 2005
Wenn Bakterien der Gemeinsinn abhanden kommt
Tübinger Max-Planck-Forscher beobachten erstmals
unsoziales Verhalten unter Bakterien, die eigentlich in Gemeinschaften leben
"Organismen, die mit nahen Verwandten ihrer Art
kooperieren, sind nicht unbedingt in der Lage,
mit entfernt verwandten anderen Genotypen der selben Art zu harmonieren. Diese Nicht-
Kooperation reicht von offener Feindschaft bis zu
sozialer Ausbeutung. Wissenschaftler des Max-
Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie in
Tübingen haben dieses unsoziale Verhalten jetzt
erstmals auch bei unterschiedlichen Stämmen des
in großen Gemeinschaften lebenden Bakteriums Myxococcus xanthus festgestellt..."
Auf diesem Link folgt der vollständige Text mit Bildern
http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/dokumentation/pressemitteilungen/2005/pressemitteilung20051108/index.html
Die Homepage der Forschergruppe
http://www.eb.tuebingen.mpg.de/dept4/velicer/home.html
MPI für Entwicklungsbiologie
Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie
Spemannstr. 35
72076 Tübingen