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Forum: "Die Pisa-Studie. Meinungen und Kritik."
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| @ curb | | von: rfalio
erstellt: 06.11.2005 16:45:57 |
wenn ein Zitat von jemandem in der Vergangenheit falsch verwendet wurde, ist das kein Grund, es nicht mehr in seiner ursprünglichen Bedeutung zu verwenden.
Ich häte auch sagen können: " Gerecht sein heißt nicht gleichmachen!"
Mich nervt nämlich an der ganzen PISA-Diskussion eben dieses Schielen auf andere Länder, ohne das Gute bei uns zu sehen. Und wenn wir etwas Gutes haben ( wie unsere außeruniversitäre Ausbildung), dann werten wir Sie noch selber ab ( s. beispiel oben!).
Klar gibst unseren Schulen noch viel Raum für Verbesserungen und wir arbeiten jeden Tag dran, jedenfalls die meisten Lehrer, die ich kenne.
Aber deswegen dürfen wir doch nicht einfach schnellschnell Vorgehensweisen einführen, die sich vielleicht in anderen Ländern bewährt haben, die aber für uns und unsere Mentalität nicht so passen ( Extrembeispiel Paukschule Japan oder Korea, die waren doch auch gut in Pisa ).
M.E. brauchen wir erst einmal ein gesundes Selbstbewusstsein ( wenn ich höre, dass meine Realschüler in Bayern in Mathe weiter sind als Gymnasiasten in anderen Ländern Europas, ohne dass ich jetzt pauke oder schinde, dann hab ich das auch).
Dazu kommt dann zweitens eine bessere PR = Aufwertung unserer Fachschulen, Akademien, Fachhochschulen und der gediegenen Berufsausbildung auch im Ausland und als dritter Ansatz, wie oben schon von anderen erwähnt, eine Umwertung: Weg von der Konsum- und Beliebigkeitseinstellung, hin zu einem " Leistung lohnt sich und ist etwas Schönes!".
Da können wir aber nicht in der Schule ansetzen, sondern hierzu ist ein gesellschaftliches Umdenken notwendig.
Und:
Falls sich jemand an dem "wir" stört, setze er bitte "ich", "die Politik", "die Gesellschaft" oder eben sinngemäß ein anderes Wort ein. Danke
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| @beca | | von: rhauda
erstellt: 06.11.2005 18:44:24 geändert: 06.11.2005 18:46:46 |
Aber brauchen wir nicht auch gute Handwerker, Verkäfer,... einfach Arbeiter? Ist es wirklich notwendig, dass alle ein Abi machen, oder sollte nicht der Ansatz so sein, dass auch ein guter 10. Klasse Abschluss eine Chance im Leben bedeuten kann???
Ich glaube, dass unsere deutsche Zertifikatsgläubikeit und die Abitur-Diskussion den Blick verstellen für das, was Kinder wirklich können müssen.
Es ist doch eigentlich nicht die Anzahl der Abschlüsse, die wichtig ist, sondern welche Fähigkeiten und Fertigkeiten hinter diesen Abschlüssen stehen. Die intellektuellen Anforderungen an die Arbeiterschaft wachsen ständig. Einfache Arbeiter wird es nur noch sehr wenige geben.
Genau dort aber sind unsere Probleme. Ich rede hier auch von den rein akademischen Fähigkeiten und Fertigkeiten, besonders aber von einer Lernkultur, die Freude an der Leistung und am Lernen zeigt.
Das bringt mich wieder zu der Ausgangsfrage:
Was machen wir falsch, wenn Schüler bei den geringsten Denkanstrengungen kapitulieren?
Warum schaffen wir es nicht, in ihnen Verantwortung für ihr eigenes Lernen zu wecken?
Haben all die schulischen Nebentätigkeiten der Schüler, die selbst nichts mit Unterricht zu tun haben (ich rede nicht von der Bürokratie) den Blick verstellt für das Wesentliche?
Wie können wir Eltern klarmachen, dass man nicht ein guter Lehrer ist, wenn man gute Zensuren verteilt, sondern wenn man den Schülern die nötigen Fähigkeiten vermittelt?
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| ich hab deinen Beitrag | | von: rfalio
erstellt: 06.11.2005 19:39:03 |
über Eliteschulen als bittere Ironie aufgefasst und meine anschließende Äußerung bezog sich nicht nur darauf.
Eine Lerngruppe kann nicht völlig homogen sein, denn sie besteht immer aus Menschen. Ich glaube jedoch, dass es durchaus einWeg ist, annähernd leistungs- und begabungsgleiche Schüler miteinander zu unterrichten. So stellt es sich jedenfalls nach meinen Erfahrungen ( Grundschule 1-4, Hauptschule5, Realschule 7-10 bzw.5-10, Gymnasium 6 - Kollegstufe) dar. Die integrative Lerngruppe ist sicher auch ein Weg, erfordert aber einen finanziellen Einsatz, der momentan in unserer Republik nicht zu leisten ist.
Aber werden da Schüler nicht abqualifiziert, von vorne herein zu Versagern gestempelt?
Das eben meinte ich oben unter PR: Wir müssen deutlich machen, was in unseren Schülern ( gleich welcher Schulart) steckt. Und wir müssen ihnen zeigen können, dass sich Anstrengung und Leistung lohnt, nicht nur für die Schule.
Da happert es, nicht am Schulsystem.
Servus
rfalio |
| "lernen ist nicht, probleme zu finden." (rolf) | | von: kfmaas
erstellt: 06.11.2005 19:44:20 geändert: 06.11.2005 19:51:04 |
So? Das Gegenteil hat Pisa gezeigt - deutsche Schüler können die Probleme nicht finden, weil sie nicht gelernt haben sie zu suchen, sprich die Aufgaben zu lesen und zu verstehen - dementsprechend sind die Lösungen falsch.
Ja, da gab es doch noch einen, der uns vormachte, wie es geht (Probleme suchen und Lösungen finden): Sokrates mit seinem Lehrverfahren. Aber rolfs Grundschüler fanden alle Probleme, sie lagen ja überall herum
Und bitte verwendet ihn (Sokrates)nicht so "bewusstlos" wie andere Phrasen oder Begriffe in diesem Forum.
Und nebenbei bemerkt: Als mal einer einen Teil einer Depesche wegließ, war dies der Auslöser für einen Krieg.
Ich frage mich, warum der Lehrer Vorbildfunktion haben soll. Ist das nicht eine Beeinträchtigung der Kreativität der Schüler?
Soll der Lehrer z.B. Sätze, die mehr als max. 10 Wörter und Nebensätze enthalten, sagen dürfen um den Schülern ein Vorbild zu geben, wie die deutsche Sprache auch noch gebraucht werden kann? Um vielleicht das Verständnis komplexerer Zusammenhänge zu schulen, damit die Fragestellung verstanden wird? Denn in den Fragestellungen wird meist keine Rücksicht genommen auf Schüler, die ein mittleres Sprachniveau mit entsprechenden Fachausdrücken nicht verstehen.
LG kfmaas |
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