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Forum: "inklusion"
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| @sonpaed | | von: frauschnabel
erstellt: 21.02.2013 22:06:28 |
ich kann mir den Haushaltentwurf x-Mal durchlesen, von vorne und von hinten, zwischen den Zeilen stehen massive Sparmaßnahmen. Und die Sonderpädagogen die gerade schon auf dem Zahnfleisch kriechen, da die Arbeitsbedingungen zuweilen mehr als unterirdisch sind, die Lehrkräfte, die völlig überfordert sind, die SuS die kaum noch einen wirklich geregelten Ablauf haben, da ständig xy kommt und geht oder es ein anderer nicht pünktlich in den Unterricht geschafft hat, da widrige Umstände hinderlich waren (oder eben drei verschiedene Einsatzorte)das alles sind die Leidtragenden. Ins Fäustchen lachen sich die Politiker. Wundert aber nicht, denn das ist i.d.R. sehr oft so!
Gerade in der Bildungspolitik darf sich ja jeder mal ordentlich austoben.
Überzeugt hat mich bzgl. Inklusion noch gar nix. Aber ich bleib am Ball, vllt passiert ja noch was sinnvolles
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| Liebe Frau Schnabel | | von: caldeirao
erstellt: 21.02.2013 22:43:49 |
Du hast ja mit manchem nicht Unrecht. ES werden von oben viele Beschlüsse gefasst, die auf dem Rücken der KollegInnen versucht wird umzusetzen.
Mit zu wenig Stunden, ohne bzw. sehr mangelnde Ausbildung (das soll keine Kritik an den LuL sein), wenig Ressourcen, wenig unterstützendes Personal soll alles unter einem Dach unterrichtet werden.
Aber da Du nun mal nach ein paar positiven Beispielen fragst, will ich Dir welche nennen. Ich hatte einen Schüler FB "Lernen", der hat am Ende der 10. Klasse die Fachoberschulreife geschafft. Des Weiteren habe ich mehrere SuS gehabt, die den Regelschulabschluss geschafft haben. Ich habe jetzt einen Autisten- wirklich sehr schwierig, der ist gut in der Klasse integriert. Hier muss ich allerdings auch dazu sagen, dass der personell gut betreut wird (hat als 4. Klässler eine päd. Unterrichtshilfe für 30 Stunden in der Woche).
Kennst Du den Film Berg Fidel- auch ein Beispiel für gelungene Integration
Dieses ganze Problem Inklusion/ Integration wird meist aus der Sicht der Regelschüler und LuL gedacht. Aber manche Förderschüler benötigen auch ihren Schutzraum. Nicht für jeden SoS ist aus meiner Sicht Integration/ Inklusion geeignet.
Ich bin mir auch ganz sicher, wenn die SuS alle in eine Förderschule müssten, hätten wir weniger diagnostizierte Kinder.
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| emotionalität | | von: sonpaed
erstellt: 22.02.2013 17:07:37 |
frauschnabel, wenn schon dinge zwischen den zeilen stehen - kann es dann
sein, dass wuttränen schuld sind? oder einfach eine getrübte brille auf der
nase sitzt?
wie soll ich argumentativ mit argumenten umgehen, die ihren ursprung
zwischen den zeilen haben?
ich wünsche dir, dass deine angst, wut, frust demnächst zumindest wieder
soweit zurückgehen, dass du wieder souveräner agieren kannst.
und die antwort an ststoeckchen:
nein, dies wird nicht ausreichen, um inklusion erfolgreich zu gestalten.
es wird aber auch dann nicht funktionieren, wenn jedes kind persönlich von
sonderschullehrerInnen, sozialarbeiterInnen, psychologInnen oder nur
integrationshelferInnen in jeder unterrichtsstunde individuell begleitet wird.
diese vorstellung drängt sich mir bei solchen äußerungen nämlich auf:
inklusionkinder brauchen eine "spezialbegleitung" zu jeder sekunde, damit
vielleicht irgendwie der "normale unterricht" durchgeführt werden kann...
vielleicht hilft mal eine andere perspektive:
die förderschullehrerInnen kommen nicht für kinder, sondern für die
kollegInnen in die schulen...
mfg
sopaed |
| Wahrscheinlich verstehe ich das alles wieder falsch | | von: ninniach
erstellt: 23.02.2013 11:08:45 |
Ich kann einfach nicht so tun, als ob Inklusion, so wie sie jetzt in Hessen, umgesetzt werden soll, toll ist. Ich sehe auch weder dass sie gut für Schüler mit Förderbedarf ist, noch, dass sie gut für Regelschüler ist, noch, dass sie gut für mich ist. Ich sehe sie als einen Rückschritt zu der Form, wie ich mit meiner Integrationsklasse in den letzten vier Jahren arbeiten konnte.
20 Kinder, davon zwei mit festgestelltem Förderbedarf Lernen und zwei mit festgestelltem Förderbedarf Erziehungshilfe. Uns vom Schulamt zugesprochene zusätzliche Stunden einer Förderschulkollegin: 14
Damit ließ sich so arbeiten, dass die Lernhilfekinder in besonderen Bereichen speziell gefördert wurden - mal im Klassenunterricht, mal in einer Kleingruppe, mal nur gemeinsam, mal alleine. Eine Stunde, die wir darauf verwendet haben, mit der ganzen Klasse ein Programm zur Selbstwahrnehmung und zum sozialen Umgang miteinander durchzuführen. Kinder, die in Mathe oder Deutsch Schwierigkeiten hatten, konnten in der Kleingruppe mitarbeiten. Dadurch wurden zwei weitere Überprüfungsverfahren zumindest mal aufgeschoben. Mit den EH-Kindern konnten immer wieder phasenweise, so wie es nötig war, an den jeweils akuten Problemen gearbeitet werden.
Für mein Verständnis haben wir mit dieser Klasse schon eher inklusiv gearbeitet als integrativ, einfach aus unserem (damit meine ich mich und meine Förderschulkollegin) Gefühl heraus, *wie* wir gerne arbeiten wollen und was wir persönlich für richtig halten.
Jetzt sagt unser Kultusministerium, dass wir weniger Ressourcen zur Verfügung gestellt bekommen werden und präsentiert uns als ein tolles Lösungsmodell für inklusives Arbeiten eine Schule, an der die Förderkinder aus allen Klassen für mindestens zwei Stunden pro Tag ganz aus dem Klassenverband gerissen werden, um gemeinsam von einer Förderlehrerin unterrichtet zu werden.
Wenn ich das mit unserer Arbeit vergleiche, ist das ganz klar ein Rückschritt. Es ist aber nicht anders handhabbar, weil meine Erfahrung ist, dass es einfach Kinder gibt, denen es nicht reicht, dass man die Lerninhalte differenziert. Viele brauchen einfach auch viel persönliche Zuwendung und Ermutigung, besonders auch weil eigentlich richtig inklusive Arbeit gar nicht gewünscht ist. DAS würde ja wieder heißen, dass jedes Kind an seinen eigenen Schwerpunkten arbeitet, aber dazu müsste man zu allererst die Notengebung durch Portfolios, Lerntagebücher oder Berichte ersetzen. So wie es jetzt ist, ist alles nur aufgesetzt und die LH-Kinder fragen sich früher oder später (aber eher früher) warum sie keine Noten bekommen, wenn alle anderen das bekommen. |
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