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Forum: "Über die Hälfte der Schüler aus zwei fünften Klassen beherrschen nicht die schriftlichen Grundrechenarten"
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| Fachlehrerprinzip??? | | von: clausine
erstellt: 11.10.2009 15:41:36 |
In einer kurzen Epoche der Lehrerausbildung NRW mussten alle
Lehramtsstudenten der Primarstufe drei Fächer belegen, und
zwar Deutsch, Mathematik als Pflichtfächer und ein Wahlfach. Ich
selbst habe mit Leidenschaft Mathematik studiert und profitiere
davon sehr. In den Kollegien sehe ich aber folgendes:
Klassenlehrer, die vor dieser Epoche studiert haben, unterrichten
alle Fächer in ihren Klassen, eben auch Mathematik. Ich habe
z.B. jetzt eine dritte Klasse in Mathematik übernommen (die
Kollegin hat ihre Stundenzahl reduziert). Am Kenntnisstand der
SchülerInnen ist deutlichst zu spüren, dass hier eine Nicht-
Fachkraft am Werke war, sorry, dass ich das so sagen muss. Es
gibt Kollegen, die das auch deutlich nennen, dass sie "keine
Ahnung von Mathe" haben. Warum bitte unterrichten diese
Kollegen Mathematik? Die Antwort kann ich selber geben: es
gibt zu wenige Fachkollegen bzw es wird Wert gelegt auf das
Klassenlehrerprinzip.
Ich weiß, dass ich meine eigenen Kollegen in die Pfanne haue,
aber bitte: Welcher Nicht-Musiker oder Nicht-Künstler fühlt sich
nicht unsicher, wenn er diese Fächer unterrichten muss???
Clausine |
| Schüler da abholen wo sie stehen | | von: clausine
erstellt: 11.10.2009 15:53:57 geändert: 11.10.2009 16:02:43 |
Noch ein Aspekt:
In NRW wird gerade schrittweise das Anmeldealter für
Schulanfänger herabgesetzt, d.h. wir haben immer mehr
5jährige Kinder im ersten Schuljahr sitzen. Ich unterrichte
gerade in einer dieser Klassen, glücklicherweise mit nur 2o
SchülerInnen. Nur mal so im Überblick, was die Kinder
mitbringen:
3 Schüler können maximal bis 6 zählen, davon beherrscht einer
noch nicht die Eins-zu-Eins-Zuordnung beim Zählen.
5 Kinder erkennen nicht die Varianz der Menge, wenn ich z.B.
Plättchen auf der Tafel umsortiere.
10 Kinder können schon Aufgaben aus dem Einspluseins ohne
irgendwelche Hilfsmittel lösen.
1 Schüler kann Aufgaben im Tausenderraum lösen.
Es gibt Kinder, die noch nie ein Würfelspiel gespielt haben.
In der Grundschule haben wir im Prinzip das gleiche Problem wie
die Kollegen in der Sek I. Wir bekommen die Kinder aus
verschiedenen Kindergärten, teilweise besuchen die Kinder
keinen Kindergarten. Die Förderung im mathematischen Bereich
ist demnach sehr unterschiedlich bis gar nicht vorhanden (wenn
dann nur unbewusst??)
Ideen, Materialien und Konzepte für den Elemtarbereich liegen
seit längerem vor, es existieren auch Zusammenarbeitsmodelle
zwischen Kiga und GS. Was fehlt, ist die Verpflichtung.
Insgesamt, denke ich, fehlt es sehr an der Vernetzung der
verschiedenen Bereiche. Ich war sehr glücklich, als im letzten
Schuljahr eine Einladung des Gymnasiums in der Nähe meiner
GS zu einer Konferenz zwischen 4.Klasslehrern und zukünftigen
5.Klasslehrern kam. Diese Zusammenkunft hat sich als fruchtbar
erwiesen.
Clausine |
| @ palim | | von: clausine
erstellt: 11.10.2009 15:59:45 |
Vollkommen richtig: man kann sich fortbilden. Selbst wenn ich ein
Fach studiert habe, muss ich mich immer wieder auf den neuesten
Stand bringen. Und wenn ich Kunst unterrichten muss, was ich
nicht studiert habe, kann ich auch hier Fachliteratur, Seminare usw
zu Rate ziehen.
Auch ich liebe es, viel Zeit mit einer Klasse zu verbringen, das ist
schöner als dies Gehetze durch alle Klassen und Räume, wie ich es
jetzt erlebe.
Ich erwarte es einfach von Kollegen, entweder ehrlich zu sein wie
die erwähnte Kollegin, die ihren "Mathe-Hass" offen nennt oder
aber, wie du sagst, sich fachlich in die Lage zu versetzen, ein Fach
gut und angemessen zu unterrichten.
Clausine |
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