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Forum: "Präsenznachmittag / Jour fix"
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| ... | | von: frauschnabel
erstellt: 19.06.2011 12:56:52 geändert: 19.06.2011 12:59:13 |
die Dienstkleidung ist kein schlagendes Argument, es ist nettes Beiwerk. Aber zu genannten Zeiten möchte ich trotzdem nicht in der Schule sein, das würde heißen, dass ich jetzt gerade 30km weit weg von zu Hause sitzen würde um Mathe zu korrigieren. Da finde ich es doch zu Hause netter, zwischenduch mal mit dem Hund raus oder einen Kaffe und ein Schwätzchen mit dem Liebsten, was daran ist falsch?
Und 38,5h habe ich eventuell im Schnitt wenn man es über das Jahr betrachtet, das weiß ich jedoch nicht, weil es mir nicht wichtig ist.
Aber mit 38,5h in der Woche komme ich zum großen Teil nicht aus, das sind mehr. Aber das wissen alle, die auch viel zu tun haben, weil es an der Schule eben gerade so ist, bzw. weil sie einfach Lust haben sich zu engagieren, das kostet eben Zeit.
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| Arbeitszeit und Arbeitsleistung | | von: rhauda
erstellt: 19.06.2011 13:08:18 geändert: 19.06.2011 13:41:02 |
Ein weiterer Aspekt wurde bishernoch überhaupt nicht berücksichtigt, nämlich der der Arbeitsverdichtung.
Die Vielzahl von Aufgaben und Entscheidungen, die teilweise im Sekundentakt zu erledigen sind, führen oft einfach dazu, dass nach 6 Stunden Unterricht die "Festplatte Gehirn" einen "fatal error" meldet und nichts mehr geht. Man bekommt keinen geraden Satz mehr heraus und macht nur noch Flüchtigkeitsfehler.
Da ist es doch äußerst sinnvoll, wenn Lehrkräfte, die erst einmal 2 Stunden Ruhe brauchen, diese Ruhe auch bekommen und dann statt dessen erst am späten Nachmittag und am Wochenende arbeiten.
Wie ein großer deutscher Kanzler einmal sagte: "Wichtig ist, was hinten rauskommt."
Ich selbst bin jemand, der spätestens um drei Uhr nicht mehr kann, dann aber abends durchaus bis Mitternacht sitzt. Wochenende ist für mich außer in Stoßzeiten tabu. Dafür bin ich dann an vielen Ferientagen sehr effektiv - auch in der Schule.
Was mich bei dieser ganzen Diskussion so verwundert ist, dass überall in der freien Wirtschaft das Modell "flexible Arbeitszeit" und "individuelle Arbeitplatzgestaltung", "Arbeiten von zu Hause aus" propagiert wird und das für uns plötzlich nicht mehr gut sein soll. Überall heißt es, dass Arbeitzeiten auch familienfreundlich und deshalb flexibel sein sollten. Für Lehrer soll das nicht gelten? Sind wir da Arbeitnehmer zweiter Klasse?
Das Argument, dass Lehrkräfte dann leichter für Schüler zugänglich sind, ist größtenteils Humbug. Die SekI Schüler sind nach der 6. Stunde schneller weg als alle Lehrer. Dinge, die während des Vormittags die Wichtigkeit von "Frage von Tod oder Leben" haben, sind plötzlich nicht mehr wichtig, wenn man anbietet, das nach der Schule zu klären.
Eltern machen selbst für künstliche Fingernägel Termine und akzeptieren es, wenn ihnen dafür ein Termin zugeteilt wird. Das sollte für Schule auch gelten, wobei wir ja da schon alles Mögliche anstellen, um es denEltern bequem zu machen. |
| verwirrter @sopaed | | von: missmarpel93
erstellt: 19.06.2011 14:08:25 |
nun komme ich ehrlich nicht mehr mit. eine 38,5 stundenwoche
reicht bei effizientem zeitmanagement nicht aus, um alle
erforderlichen aufgaben zu erledigen?
und die aussage, dass ich zu hause das privileg habe, nicht in
"dienstkleidung" arbeiten zu können, ist ein ernsthaftes argument?
mfg
sopaed
Dies haben alle bisher erstellten Arbeitszeitstudien von unabhängigen Unternehmensberatungen bestätigt.
Die wöchentliche Arbeitszeit liegt je nach Untersuchung zwischen 45 und 55 Wochenstunden. Die Untersuchungen stammen aus den 90er Jahren des letzten Jahrtausends und haben neuere Entwicklungen noch gar nicht untersucht.
Wenn wir von einem normalen AN mit einer 40-Stunden-Woche ausgehen, dann arbeitet dieser an 210 bis 220 Tagen im Jahr. Das ergibt maximal 1760 Arbeitsstunden.
Dem gegenüber unterrichten Lehrer maximal 40 Wochen im Jahr, da das Schuljahr nur 40 Unterrichtswochen und 12 Ferien Wochen hat. Die einzigen Feiertage außerhalb der Schulferien sind (in NRW) 1. Mai, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Fronleichnam, 3. Oktober und 1. November. Hinzu kommen 3 bewegliche Feiertage. Über den daumen können wir alo noch einmal 2 Wochen von den 40 Wochen abziehen und kommen auf eine Nettoarbeitszeit von 38 Schulwochen respektive 190 Unterrichtstagen.
Teile ich die ca. 1800 Arbeitsstunden des Tarifbeschäftigten durch die 190 Unterrichtstage, so komme ich auf einen täglichen Äquivalenzwert für Lehrer von annähernd 9,25 Stunden täglicher Arbeitszeit. Dies sind 9 Stunden und 15 Minuten am Tag reiner Arbeitszeit. (Wohlgemerkt Stunden a 6o Minuten.- Wer jetzt anmerkt, dass Schulstunde nur 45 Minuten haben, der kriegt Ärger)
Umgerechnet sind das übrigens etwa 46,5 Wochenstunden. das sind 180% der Deputatsverpflichtung. Wir schließen daraus, dass jede bezahlte Unterrichtsstunde ca. das 0,8-fache an Aufwand nach sich zieht. Bezogen auf eine 60 Minuten Stunde sind das 48 Minuten.
Das Dilemma eines jeden Lehrers ist aber, dass er seine durchschnittlich 5 Unterrichtsstunden je Tag nicht am Stück erteilt. Wenn er pech hat ist er für 5 Unterrichtsstunden von 8:00 bis 15:30 Uhr in der Schule. Da bleibt genug liegen, das selbst bei bestem zeitmanagement und Organisationstalent nicht in den Freistunden erledigt werden kann und zuhause erledigt werden muss.
Meine Jobs in der freien Wirtschaft als Ingenieur-Consultant waren ruhiger, zu Mal Geschäftsessen durchaus auf die Arbeitszeit angerechnet worden sind.
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