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Forum: "Spicken ::)"
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| idee... | | von: vectra
erstellt: 11.06.2005 14:22:46 geändert: 11.06.2005 14:33:25 |
spicken hin - spicken her.
entscheidungen müssen getroffen werden. die zeit für sinnvolle entscheidungen auf grund von informationen wird immer knapper, wobei sinnvoll sich nicht unbedingt als richtige entscheidung erweisen wird.
hilfreich wären sicherlich ständig überarbeitete checklisten, die sicherstellen, dass ich keine wesentlichen gesichtspunkte übersehen habe. die erstellung, der umgang und die überarbeitung dieser checklisten wäre sicherlich eine wünschenswerte kompetenz.
(schule: ob inhaltsangabe, bericht, erörterung,.... ob experiment, versuchsanordnungen, sicherheitsaspekte ...ob....
irgendwie sind sie ja auch die basis der beurteilung - nicht auswendig gelernt - sondern schwarz auf weis. nicht eine (2,3,...) stunde arbeit schreiben lassen, sondern zwei (3,4,...) - habe ich alles berücksichtigt? habe ich an alles gedacht? was habe ich übersehen? zeit zur verfügung stellen zum überarbeiten, damit am ende der schulausbildung in diesem sinne zeit eingespart werden kann ,weil ich diese technik beherrsche...
jeder darf diese checklisten benutzen, offen auf den tisch legen. sie enthalten ja allgemeingültige kriterien für einen vorgang, an dessen ende ein bewertbares ergebnis steht.
z.b.: eine erörterung mit offenliegender checkliste, an der ich selbst mitgearbeitet habe - warum einen spickzettel, das thema ist doch unbekannt. selbstkontrolle vor der abgabe.
z.b.: lerne alle formeln für die arbeit auswendig - morgen vergessen? ist es nicht viel wichtiger für ein problem die entsprechende formel zu kennen und anzuwenden? es stehen 10 formeln zur auswahl (oder gar eine formelsammlung) - für die lösung des problems brauch ich aber nur drei der dargebotenen formeln (oder muss die geeignete finden) - welche?
z.b.: in latein stehen für das verständnis wichtige vokabeln oder auch hinweise in einer liste unter dem übersetzungstext ....
bei einigen entscheidungen von hochqualifizierten und gut bezahlten expertengruppen des öffentlichen lebens, weichenstellern für die zukunft, habe ich das gefühl, dass sie wesentliches außer acht oder einfach nicht bedacht oder vergessen haben - wie nennen die das noch...? nachkorrektur; unvorhersehbare folgekosten, sprengen den ürsprünglich geplanten kostenrahmen,.....hätten sie sich doch wenigstens einen spickzettel gemacht....
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| noch mal | | von: rfalio
erstellt: 11.06.2005 15:59:20 |
@sopaed:
Pisa bzw Vergleichsarbeiten: Spicker zwecklos, da kein Mensch weiß, was genau drankommt und mehr Verständnis getestet wird.
@ vectra: In Mathe ( Formelsammlung erlaubt) sehe ich oft, wie Schülerinnen / Schüler das Inhaltsverzeichnis der Formelsammlung aufschlagen, blindlings nach einem Begriff suchen und dann irgendeine Formel hernehmen, weil sie vielleicht passen könnte. Sie haben nicht gelernt, weil es ja sowieso in der Formelsammlung steht! Damit beherrrschen sie aber diesen Stoff nicht! Eben weil wir von Infos überflutet werden, müssen wir selektieren können; das aber lerne ich nicht durch gewusst wo, sondern durch gewusst!
Das heißt nicht blindlings auswendig lernen, sondern lernen und das gewusste auch anwenden können. Wenn ich nur auf die Anwendung schaue, vergessen unsere Schüler gern ( ich war als Schüler auch bequem ) das Hintergrundwissen, das ich aber zur Anwendung unbedingt brauche.
Und dein Beispiel aus der Politik: Denen fehlt einfach das "Hauswissen", das eingemachte. Sie verlassen sich auf Nachschauen, Informationen irgendwo hernehmen und dadurch fehlt der Über- und Durchblick.
Mit dem Beispiel bestätigst du eigentlich meine Ansicht
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| Sehr interessantes Thema | | von: caldeirao
erstellt: 11.06.2005 23:05:17 |
das Forum ist schon zu groß, um alles zu lesen. Deshalb hoffe ich, hier nichts zu wiederholen.
Ich war als Schülerin oder Studentin leidenschaftliche Spickerin und habe dabei tolle Storrys erlebt. Das hilft mir heute als Lehrerin. Ich kann mich in meine SuS hineinversetzen und weiß, wie sie in verschiedenen Situationen empfinden.
Es gibt in der Schule genug sinnlosen Stoff. Den zu lernen, hilft einem nicht wirklich weiter. Bei Arbeiten, bei denen es um die Anwendungen von Lerninhalten geht, hilft uns der Spicker nicht wirklich weiter.
Mit Nachschlagewerken eine Problemfrage zu beantworten, ist übrigens das, was man im Leben braucht. Wenn die SuS Fragen mit Nachschlagewerken beantworten können, haben sie eine wichtige Kompetenz fürs Leben erworben. Was spricht also gegen einen Spicker.
Viele Sachen, die man nur für eine Arbeit auswendig lernt, hat man morgen eh wieder vergessen.
Betrug hin oder her. Es war für mich immer ein Zockerspiel, bei dem ich verloren oder gewonnen habe.
Ein(e) SoS, die von nichts eine Ahnung hat, wird auch mit dem Spicker keine gute Note schreiben. sollte das doch der Fall sein, muss ich mich als Lehrerin fragen, ob ich sinnvolle Fragen gestellt habe.
Wenn mir meine SoS, die selben Fehler abliefern, rede ich mit den SoS, so dass es ihnen hinterher peinlich ist.
Die Bemerkung mit der Bewertung hier im Forum, finde ich gut. Es ist nun mal so, dass SuS viele Fakten wissen müssen, die sie nicht wirklich für ihr Leben brauchen, aber die Zensur brauchen sie (Numerus klausus, bestandene Prüfung usw.) Also wird gespickt. Wenn wir in der Schule wirklich Kompetenzen abfordern und die SuS zeigen müssten, was sie können (bei vielen Leistungsabforderungen hat man das Gefühl, es geht darum, was sie nicht können, bzw. die Leistungsüberprüfung ist ein Druckmittel zum Lernen), wären Noten überflüssig und damit das Spicken.
Intelligenz ist übrigens ein Gradmesser, wie man an die Lösung von Problemen herangeht und sie erfolgreich bewältigt.
Dazu gehört es auch, durch Prüfungen zu kommen, die man ohne Spicker nie bestehen würde, um das ganze Studium erfolgreich zu bestehen.
In meinem Leben sind Ehrlichkeit und Vertrauen wichtige Säulen. Das steht natürlich im krassen Gegensatz zu dem hier geschriebenen. Hier geht es mir vor allem um die Frage "Aufwand und Nutzen" |
| Ich probiers noch Mal | | von: rfalio
erstellt: 12.06.2005 07:19:56 |
meinen Standpunkt klarzulegen:
1) Sicher ist für jeden Schüler an der Schule Vieles, was er lernen soll, für seine Zukunft nicht nützlich. Aber ich bin kein Hellseher (und er/sie auch nicht).
2) Zitat:"In meinem Leben sind Ehrlichkeit und Vertrauen wichtige Säulen. Das steht natürlich im krassen Gegensatz zu dem hier geschriebenen. Hier geht es mir vor allem um die Frage "Aufwand und Nutzen"".
Eine Moral, die sich nur am Nutzen für mich orientiert, nenn ich egoistisch. Falsch bleibt falsch, auch wenns mir erstmal nützt. Wenn ich weiß, dass jemand regelmäßig betrügt, tu ich mich schwer, ehrliches Vertrauen aufzubauen.
3) Kfmaas Vergleich mit dem Training gefällt mir: Die Fußballer trainieren auch mit Medizinbällen, obwohl sie nie mit denen spielen werden. Unser Gehirn braucht Training, sonst verkümmert es und dabei ist es wichtig, dieses Training breit anzulegen und nicht auf den kurzfristigen Nutzen zu schauen.
4) Natürlich gibt es Nachschlagewerke und das Internet, aber ein gestandenes breites Allgemeinwissen ist nötig und wichtig,sonst finde ich meine gesuchte Information schon gar nicht, weil mir das Verständnis fehlt oder ich finde sie und kann sie nicht verarbeiten.
5) Viele Argumente riechen mir einfach nach Bequemlichkeit: möglichst viel Nutzen mit möglichst wenig Aufwand.
6) Wenn der Ehrliche der Dumme sein soll, dann ist was faul! Sicher sagt z.B. das erste Staatsexamen wenig über die Qualifikation eines Lehrers aus, aber es bildet doch zu Teilen die Grundlage für die spätere Laufbahn. Fiktives Beispiel: Aufnahme in den Staatsdienst. 50 werden genommen, die Notenschranke wird nach Bedarf festgelegt. Der Ehrliche hat 2,55, der Spicker 2,53( da reicht eine Prüfung)! Wer wird genommen?
Ich schade also durch mein Verhalten anderen Menschen.
7) Wir Lehrer sollten Vorbild sein. Ich hab mir jetzt nicht bei jedem Eintrag ins Forum das profil angesehen, aber ich denke, dass Einige hier ein schlechtes Vorbild abgegeben haben. Denkt daran, dass auch Schüler und Eltern diese Seite lesen!
Mit freundlichen Grüßen
rfalio |
| Einmal | | von: poni
erstellt: 12.06.2005 09:05:12 |
hat unser Geschichtslehrer die Arbeit für die nächste Stunde im Klassenraum kurz unbeaufsichtigt liegen lassen. Natürlich haben wir ein Exemplar gemopst, einen Nachmittag alles durchgearbeitet und waren damit bestens vorbereitet auf die Arbeit.
Natürlich hat er aber auch später gemerkt, dass nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein kann und wir haben die Arbeit auch irgendwann nochmal geschrieben. Wir wären doch keine normalen Jugendlichen gewesen, wenn wir uns diese Gelegenheit hätten entgehen lassen!!!
Trotzdem weiß ich nix mehr von dem Inhalt, obwohl Gelerntes mit außergewöhnlichen Umständen gekoppelt wesentlich besser hängenbleibt..
In den "Nebenfächern" kam früher in jeder Stunde jemand mündlich dran, abfragen, wie schrecklich. Aber da war keine Gelegenheit zum Spicken und Pfuschen, außer vorsagen. Heute bei der Testeritis ist Spicken vorprogrammiert, wenn ich sehe, wieviele Tests inzwischen geschrieben werden.
Übrigens: ich finde Spicken nicht toll und das Ergebnis davon erst recht nicht!!! Aber dieses System will betrogen werden, dabei wäre es so leicht, zu fairen Beurteilungen und Leistungsstandfeststellungen zu kommen.
Nehmt die Diskussion über unfaire "Schüler"methoden doch endlich mal als Anstoß zu einer Diskussion über unfaire "Unterrichts"methoden, zu denen wir Lehrer immer noch gezwungen werden.
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