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Forum: "schule ab 8:30 uhr oder gar 9:00 uhr?"
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 | Bitte richtig lesen! |  | von: rhauda

erstellt: 20.01.2006 16:23:14 |
Und wenn wir als argument für einen späteren Schulanfang die Müdigkeit der Schüler ins Feld führen, dann muss uns klar sein, dass es sich dabei nicht um eine Müdigkeit handelt, weil nachts zu wenig geschlafen wurde, sondern weil die Zeit zwischen Aufstehen und Unterrichtsbeginn zu kurz ist!
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen:
Die Spekulationen, woran es liegt, dass Schüler morgens so müde sind, sind genau das, was sie sind: Spekulationen. Zu viel Fernsehen hin zu spätes ins Bett gehen her...
Die wissenschaftlichen Untersuchungen belegen, dass der Biorhythmus der Jugendlichen einfach ein anderer ist, als wir ihn gerne hätten. Die Artikel besagen auch, dass (wenn man von Extremabweichlern absieht) des lange Lesen und Fernsehen ein SYMPTOM des anderen Biorhythmusses ist, nicht umgekehrt.
Uns bleiben eigentlich nur zwei Dinge:
1: Wir glauben diesen Studien und ihren Ergebnissen nicht, dann hat sich die Diskussion erübrigt
2: Wir nehmen die wissenschaftlichen Ergebnisse ernst, dann ist nur die Frage, welche Gewichtung sie haben sollten, und ob die Änderung der Schulanfangszeiten und die erwarteten positiven Auswirkungen die ganzen anderen Veränderungen lohnt.
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 | Lieber wabami |  | von: palim

erstellt: 20.01.2006 17:00:55 |
Ich hatte mich vorab schon geschüttelt und fand meine Logik am richtigen Platz.
Ich bezog mich mit der Aussage "vom Kinde aus" darauf, dass man Schüler als die Menschen sehen sollte, die sie sind. Da ist das Alter egal. Oder was bitte schön ist Erwachsenenpädagogik? Diese stellt nicht das Alter, sondern die Menschen in den Mittelpunkt.
Sieht man den Menschen als Mittelpunkt, erscheint mir wirklich das Alter egal. Warum in Deutschland nach wie vor und trotz der Pisa-Ergebnisse und anderer Forschungen zwischen weiterführend und grundlegend unterschieden, selektiert und ausgesondert wird, ist mir unverständlich. Man kann ja von einem 4. Klässler auch nicth als erwachsen werdenden Schüler einer weiterführenden Schule sprechen, wo er in BY zwar zu dieser geht, in Berlin aber noch in der Grundschule beschult wird ... zum Ausland sag ich da gleich gar nichts.
Die andere Auffassung von Schule, die ich meinte, gilt es wirklich einzufordern. Dabei meinte ich nicht andere Schulen je nach Altersstufe, sondern Lehrer, Erzieher, Eltern, Begleiter - wer auch immer - die, wie schon oben gesagt, die Kinder in den Mittelpunkt setzen. Das sich die Anforderungen und Inhalte ändern, ist klar. Wichtig ist mir, dass Schule zur Lernumgebung und zum Lebensraum wird. Dazu kann - wie du auch sagst - ein Angebot gehören, zum zusätzlichen Lernen, gemeinschaftlichen Betätigen etc. Dazu kann auch ein gemeinsamer Umgang von jüngsten und ältesten Schülern gehören, jahrgangsübergreifende Möglichkeiten ... *träum* (Ob sth schon im Lotto gewonnen hat?)
Offene Konzepte sind nicht dazu gedacht, Drückeberger oder Zuspätkommer zu entschuldigen. Treffe ich meine Schüler (1. Klasse) in der Woche noch um 21.30 Uhr alleine draußen, kann ich wohl davon ausgehen, dass dieser Schüler am nächsten morgen um 7.30 Uhr noch nicht ausgeschlafen hat, egal wie viel Zeit zwischen Aufstehen und Schule bleiben.
Palim |
 | Bei all den Argumenten |  | von: rfalio
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erstellt: 20.01.2006 20:31:28 |
für den späteren Schulanfang bleibt meines Erachtens doch etwas auf der Strecke:
Wie entwickelt sich die " Leistungskurve" weiter?
Nach meinen (vielleicht unmaßgeblichen Erfahrungen) ist es so: In der ersten Stunde ( 8.00 Uhr - 8.45 Uhr) braucht man eine gewisse Anlaufzeit, in der 2. - 4. Stunde sind die Schüler voll da ( 8.45 Uhr - 11.30 Uhr mit Pause!) und dann bauen sie wieder langsam ab. Lege ich also den Schulanfang später, verschiebe ich nur den Leistungsschwerpunkt von den Stunden 2 - 4 auf die Stunden 1 - 3; ändere aber damit insgesamt nichts!
Zu den oben angeführten Studien, das Schüler in einem gewissen ALter diesen späteren Beginn brauchen: Ob hier nicht ursache und Wirkung vertauscht wurden? Auch wenn es nach dem alten bayerischen "dös hamm ma scho alwei so gmacht" klingt: Warum wurde das nicht schon in früheren Studien gefunden? Ich sehe hier doch schon den Einfluss unserer Mediengesellschaft. Für Jugendliche interessante Themen wanderten in den letzten 20 Jahren im Fernsehen immer weiter nach hinten, brachten damit eine Verschiebung des Zeitgefühls! Odr ein anderes Beispiel: In meiner Jugend ( lang lang ist her) vor über 30 Jahren gingen wir abends ab 19.00 Uhr fort und waren spätestens um 24.00 Uhr wieder zuhause. Unsere biologische Uhr damals tickte doch nicht anders als die der heutigen jungen Leute, oder?
Darum bin ich ein bisschen skeptisch bei diesen o.a. Untersuchungen. Meines Erachtens beschreiben sie einen Ist-Zustand, nicht ein grundlegendes biologisch geprägtes Verhalten, denn sonst hätten wir Alten damals total gegen unsere biologische Uhr gelebt.
Die Frage für mich ist also: Sollen wir den gesellschaftlichen Tendenzen hinterherlaufen ( = späterer Schulbeginn) oder gegensteuern?
Beginnt der Tag wirklich erst drei Stunden vor Mittag ( = 9.00 Uhr) ?
Könnte das Leben gegen die biologische Uhr, das sich laut o.a. angeführten Studien anscheinend eingeprägt hat, vielleicht für die Konzentrations- und Aufmerksamkeitstörungen verantwortlich sein, die uns allen immer wieder begegnen?
Ich denke mal nach
rfalio |
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erstellt: 20.01.2006 21:33:37 |
Der Regensburger Schlafforscher Prof. Dr. Jürgen Zulley meinte 2002, das Ideal wäre sicherlich ein Schulbeginn um 9.00 Uhr. Von 12.00 bis 14.00 Uhr schlägt er eine Mittagspause vor mit körperlicher Bewegung. Und so nebenbei, sollte halt am Nachmittag, falls erforderlich, auch Unterricht sein. Seiner Meinung nach würden Jugendliche ebenso wie Erwachsene am Nachmittag wieder ein Leistungshoch haben das für die Schule zu nützen wäre.
Franz Darpe, Schulpsychologe in Trier gibt ein zweites Hoch zwischen 15 und 18 Uhr an.
Dann stellt sich schon die Frage, ob und wie die Anzahl der Schulstunden in dieses Korsett gepresst werden kann oder wieder Stundenreduktionen die Folge sind bei gleichbleibend umfangreichem Unterrichtsstoff. Oder wird es dann eben mehr Hausübungen geben (müssen) - die dann im nächsten Tief zu machen sind? Und wenn ich so überlege, wie viele Unterrichtseinheiten laut Stundentafel vorgeschrieben sind, ist es für mich schwer vorstellbar, wie das zu organisieren ist.
Zwischen 9 und 12 Uhr gehen sich 3 Unterichtseinheiten aus, 2 Stunden Mittagspause (in der die Schüler zu beaufsichtigen sind) also ab 14 Uhr weiter (nicht im Hoch!). Bei 27 bis 31 Unterrichtseinheiten sind alle Nachmittage bis Ende nie angefüllt. Da bleibt für Außerschulisches keine Zeit mehr, für Sport etwa oder Musik oder....
Haben da die Herren auch ein Rezept dazu? Klingt für mich nach: Ganztagschule
Und die jüngeren Schüler? Wie sieht es da aus? Gemeinsames Frühstück, wenn die "Großen" noch schlafen dürfen (weil sie es ja brauchen)? Unterrichtsbeginn für jeden Schüler (altersmäßig gestaffelt) zu einer anderen Zeit?
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