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Forum: "Ritalin? Globuli? oder ganz was anderes?"
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| @poni | | von: dafyline
erstellt: 02.05.2006 18:22:25 |
wieso muss die institution schule mit allem zurechtkommen?
wenn man - mit recht - davon ausgeht, dass ADS, ADHS, POS,... also alle varianten dieses bereichs KEINE erziehungsfehler, sondern wirklich unter erkrankung einzustufen sind, dann ist schule doch kein krankenhaus, das dafür zuständig ist.
es ist eines deiner lieblingsthemen, das kommt ja seit deinem ersten forumsbeitrag sehr deutlich zum vorschein.
schule ist nicht (überzogen ausgedrückt) "reparaturanstalt in jeder hinsicht", sei es physischer oder psychischer natur. oder hab ich da während meiner ausbildung etwas so gundsätzlich falsch verstanden??
"zurechtkommen" kann eine schule auch nur, wenn die grundbedingungen stimmen. hier ist anzusetzen und nicht (schon wieder) was "die lehrer" alles zu tun haben (extra nämlich).
sorge einfach
- für gute grundbedingungen,
- für entsprechende viele räume (wörtlich zu nehmen in jeder hinsicht),
- für entsprechende einrichtungen (mobilar ist hier gemeint),
- für ruhe
- für entsprechene bewegungsmöglichkeiten innerhalb und außerhalb des schulgebäudes,
- für entsprechend kleine klassenschülerhöchstzahl
- für entlastete und nicht extra belastete lehrkräfte
- für eltern, die sich ihrer kinder in allen facetten bewusst sind
- für entsprechende fachleute, die jederzeit zu verfügung stehen um sofort hilfestellung geben zu können
- für eine behörde, die sich für die schule einsetzt ohne wenn und aber
- für wertschätzende menschen rundherum
und du wirst sehen,
- es ist noch immer nicht das paradies schule
- es ist leichter in jeder hinsicht
- es ist ein weg zu einer wohlfühlschule für schüler, lehrer und auch eltern.
dafyline
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| zu den letzten beiden Beiträgen | | von: orangecat
erstellt: 03.05.2006 16:29:13 |
Schule darf keine Reparaturanstalt sein und es ist auch vollkommen klar, dass die Bedingungen derzeit alles andere als optimal sind, um gerade schwierigen Schülern gerecht zu werden.
Ich finde allerdings schon erschreckend, wie stark die Auslese gerade im Eingangsbereich stattfindet und wie vielen Schülern so früh mögliche Perspektiven verbaut sind.
Aus meiner Erfahrung heraus ist im Einzelfall nur durch ein sehr hohes Engagement vieler Beteiligter und das Zusammentragen von Fachwissen (Eltern, Lehrer, Jugendamt, Schulbehörde, Beratungsstellen, Ärzte, Therapeuten) eine befriedigende Lösung zu finden.
Das gilt auch insbesondere für ADS-Schüler, da ADS in den meisten Fällen nur ein Teil einer Gesamtproblematik ist.
Ich frage mich, wann es hier endlich politische Entscheidungen geben wird, die die Förderung von Kindern ernsthaft unterstützen. Da wird viel (schön)geredet, aber die Realität ist anders.
Und wie gehe ich selbst damit um?
Jammern bringt nichts, also:
Positiv denken, meine Schüler so annehmen wie sie sind, bei Problemen gemeinsame Lösungen suchen -
und nicht zuletzt: Meine persönlichen Grenzen kennen und abstecken.
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chill
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| meine güte!!! | | von: schulmamsell
erstellt: 03.05.2006 17:21:01 |
danke ihr lieben! eure vielzahl an beiträgen ist einfach überwältigend! ich scheine wohl mit der eröffnung dieses forums in das wohlbekannte wespennest gestochen zu haben.
ich habe inzwischen viele viele informationen sammeln können... arztbesuche, besuche bei psychologen, ein vortrag beim - übrigens hervorragenden - symposion "lernen lernen" am vergangenen wochenende...
es ist wohl so, dass bei dem kleinen meiner freundin tatsächlich eine extrem verminderte dopamin-ausschüttung festgestellt werden konnte. dopamin ist der botenstoff, der im gehirn für den informationsfluss zwischen den synapsen sorgt. diese dopamin-ausschüttung ist - in einigen fällen und bis zu einem gewissen grade - wohl tatsächlich auch durch sportliche aktivitäten zu beeinflussen, aber die betonung liegt auf "bis zu einem gewissen grade".
erziehungsfehler können nachweislich nicht zu einer verringerung dieser hormonausschüttung führen. oft liegen bei ads-kindern zwar auch probleme in der erziehung vor, was aber ausschließlich ein nebeneffekt des umgangs mit diesen oft extrem schwierigen kindern ist.
auf der oben genannten veranstaltung wurde übrigens auch geschildert (und das ist wohl tatsächlich wissenschaftlich nachgewiesen), dass ads-kinder, die nicht mit ritalin o.ä. behandelt wurden ein vielfach erhöhtes suchtrisiko aufweisen, da alle drogen, angefangen beim alkohol bis hin zu amphetaminen, heroin etc. eine wirkung auf den dopaminfluss haben und die kinder deshalb eine vielfach verstärkte "positiv-wirkung" verspüren.
allerdings wurde auch darüber gesprochen, dass heutzutage eben viel zu schnell derartige medikamente gegeben werden und dass ohne fachärztliche diagnose und permanent-überwachung mit eeg und ekg und so weiter niemals ein rezept für ritalin und co. ausgestellt werden dürfte.
ich danke euch jedenfalls.... ihr seid der hammer! |
| ADD,ADS,ADHS,Ritalin,Farmer und Hunter ... HÄH ? | | von: imac33
erstellt: 19.05.2006 15:10:09 |
Hallo,
interessiert habe ich diesen thread verfolgt. Teilweise musste ich schmunzeln, teilweise zustimmend nicken und teilweise den Kopf schütteln.
Eins vorweg - auch ich bin kein Fachmann auf dem Gebiet! Ich bin "Betroffener" - wie es so schön bei uns Hypies heisst.
Vor etwa 10 Jahren bin ich positiv auf ADHS getestet worden. Wie kams dazu?
Keine Angst, ich möchte jetzt nicht meine Lebensgeschichte schreiben...
Ich bin aufgrund von Eheproblemen in eine massive Depression gerutscht und habe einen Spezialisten aufgesucht. Die Depression wurde erfolgreich mit einem entsprechenden Medikament behandelt. Die Gesprächstherapie und die "normalen" Gespräche mit meinem Therapeuten drehten sich -natürlich- erstmal um die Depression und die aktuelle Lebenskrise.
Nach ca. einem Jahr (!!!) besprach der Doc das Thema ADHS mit mir.
Alle Anzeichen trafen (und treffen) auf mich zu. Mein persönliches Chaos etc...
Also habe ich angefangen mich ernsthaft damit zu beschäftigen und mich dafür zu interessieren. Ich las in Anti-, und Pro-Foren, habe etliche Bücher und Studien gelesen.
Nochmal - sicher habe ich NICHT das Wissen und die Erfahrung eines Fachmannes oder einer Fachfrau!!!
Ich habe meine Erfahrung mit Ritalin gemacht - und die ist einfach nur positiv!!! Das Zeug hilft mir und damit meiner Familie. Es hilft mir im privaten und im beruflichen Bereich.
Meiner Meinung nach kommt es zunächst nicht darauf an, wie man behandelt wird. Betroffene sollten sich damit beschäftigen und verstehen lernen! Das ist natürlich bei Kindern nicht so ganz einfach - aber es ist die Pflicht der Eltern, sich damit zu beschäftigen! Denn - sehr sehr häufig ist wenigstens ein Elternteil ebenfalls betroffen! Sich das als "erwachsener Mensch" einzugestehen ist für viele sehr sehr schwer. (Wie es im Übrigen in unserer Gesellschaft auch mit psychischen Krankheit der fall ist. LEIDER !!)
Ich möchte hier ein Buch zu dem Thema empfehlen. Da ich keine Werbung machen möchte, schicke ich den Titel gerne auf Anfrage per pm.
Es hilft, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Ein Buch eines Betroffenen für und über Betroffene.
Ach ja - von Nebenwirkungen kann ich nicht berichten. Ich lasse mich regelmäßig untersuchen...
Abschliessend ein Vergleich: Für mich ist Ritalin ähnlich wie Insulin für einen Diabetiker.
Ich kann einen bestimmten Botenstoff nicht bilden.
Und noch eine Bitte.
Verteufelt das Ritalin nicht ! Ich kenne viele Fälle persönlich, in denen es ein Segen ist!
Bis bald,
iMac |
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