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Forum: "Süddeutsches Abitur"
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| ein langwieriger Prozess | | von: drkamper
erstellt: 18.03.2008 10:07:14 |
Das Problem liegt meiner Meinung nach an den unterschiedlichen Schulabschlüssen (nicht nur Abitur), die untereinander kaum vergleichbar sind. Ein bundeseinheitliches Abitur ist wünschenswert - auch damit endlich diese leidige Diskussion aufhört, wer denn nun das schwerste, anspruchsvollste Abitur hat. Doch letztlich ist dieses Problem in Dtl. hausgemacht und liegt z.T. am Förderalismus und uneingeschränkter Souveränität der Länder in Bildungsfragen und zusätzlich daran, dass unsere Damen und Herren aus der Politik sich nie richtig einigen können. Was bei politischen Kompromissen z.B. in der KMK herauskommt, ist eher halbherzig und mündet letztlich in Mittelmäßigeit (siehe PISA). Hier brauchen wir Veränderungen. Allerdings ist das tatsächlich ein langwieriger Prozess.
P.S. Ich glaube übrigens nicht, dass die SuS im Süden unserer Republik 1-2 Schuljahre voraus sind. Die Leute in Bayern sind auch nicht schlauer als alle anderen. Das soziale Umfeld, weil geprägt durch weniger Arbeitslosigkeit (und damit weinger Armut), trägt erheblich zu dieser Annahme bei. Ich weiß nicht, ob es heute noch mgl. ist, doch vor einigen Jahren konnten Kernfächer wie Deutsch, Englisch und Mathematik in der Abiturstufe abgewählt werden. |
| Das ist nur eine Vermutung von mir ;-) | | von: ysnp
erstellt: 18.03.2008 10:49:21 geändert: 18.03.2008 11:20:05 |
Ich frage mich wirklich, ob der Inhalt der Lehrpläne so auseinandergeht. Wenn man z.B. die Schulbücher im Grundschulbereich vergleicht, bestehen da kaum Unterschiede; manchmal fallen mir in anderen Bundesländern im mathematischen Bereich sogar anspruchsvollere Themen, die in Bayern nicht auf dem Plan stehen, auf.
Als ich damals im Grundschulbereich von Baden-Württemberg nach Bayern wechselte, wunderte ich mich, dass zwischen diesen beiden Bundesländern - obwohl man Bayern ja immer als das Bundesland mit dem höchsten Anspruch sieht - ich zumindest so gut wie keinen Unterschied im Lehr/Lernstoff feststellen konnte. Ebenfalls verstärkt sich der Eindruck, wenn ich hier bei 4 tea die Materialien der unterschiedlichen Bundesländer anschaue.
Aber: Ein nennenswerter Unterschied bestand schon zwischen Baden-Württemberg und Bayern, wie der Stoff abgefragt wurde und wie die Leistung benotet wurde. In Bayern lag der Anspruch, wie einen Unterrichtsstoff abzufragen, höher. Das fällt mir übrigens hier auch wieder bei den eingestellten Tests und Arbeiten der verschiedenen Bundesländer auf.
Dabei betone ich:
Ich stelle das völlig wertneutral fest. Was des Weisheits letzter Schluss ist, darüber habe ich mir noch keine Meinung gebildet.
@hesse: Tut mir Leid, dass ich dir da widersprechen muss. Ich wohne im größeren Einzugsbereich von München. Hier leben viele "zugezogene" Nichtbayern, die eben in München und Umgebung eine Arbeit gefunden haben. Ich denke nicht, dass der wirtschaftliche Erfolg von Bayern etwas mit der Schulbildung zu tun hat. Die Industriebetriebe holen sich Experten aus allen Bundesländern. Wir haben hier genug Hauptschulabgänger, die keine Lehrstelle gefunden haben.
@drkamper: Das mit dem geringen Ausländeranteil kann ich hier ebenfalls nicht so sehen. Wie haben in der Nähe eine Kleinstadt, wo es fast mehr Ausländer (wegen der ansässigen Firma) gibt, als Einheimische.
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| Zur Bildung der Unternehmensansiedlung | | von: binzo4
erstellt: 18.03.2008 18:52:56 geändert: 18.03.2008 18:57:09 |
Hallo,
um es vorab zu schreiben, dieser Beitrag stellt einzig meine persönliche Meinung dar.
Also zum einen kann man nicht vor Allem von der Bildung auf die Ansiedlung bestimmter Industriebetriebe schließen. Ein Punkt der für Unternehmer mit entscheidend sein kann ist der sogenannte Hebesatz der Gewerbesteuer, der von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich ist. Dieser beeinflusst mit die Steuerlast von Gewerbetreibenden. - Wer zahlt schon gerne mehr Steuern und verzichtet auf Annehmlichkeiten von Seiten des Staates, wenn es woanders einfacher geht.
Bestimmte strukturelle Probleme der Bildungspolitik wie fehlende Einheitlichkeit sind sicher hausgemacht durch den Förderalismus. Allerdings ist z.B. auch die Mentalität innerhalb von Deutschland in Flensburg mitunter als in Koblenz - sei es aufgrund von religiösen Einstellungen, Riten und Gebräuchen und Umgebung.
Letztlich wird sich - pragmatisch gesehen - nur etwas ändern, wenn Industrielobby und andere Interessensvertretungen den Politikern ein wenig Druck machen, weil einheitliche Bildung und passendere Bildungsstandards nach ihrer Meinung zu ihren Gunsten sind. Politiker können es sich nicht immer leisten, ihnen zu widersprechen, denn Unternehmer könnten auch abwandern. Und da Bildung Ländersache ist, können Vertretungen gezielt Politiker einzelner Bundesländer gegeneinander ausspielen. Dieses geschieht im Regelfall natürlich nicht publikumswirksam und wird besser umschrieben und ggfs. verharmlost. Vertretungen wie GEW haben da traditionell zunächst weniger Chancen, etwas zu bewegen.
Gruß
binzo4 |
| Länderfinanzausgleich | | von: rhauda
erstellt: 18.03.2008 20:47:26 |
Bayern hat über den Länderfinanzausgleich bis 1986 jährlich 3 Milliarden DM empfangen. Im Jahr der letzten Zahlung, 1992 waren es immerhin noch 28 Millionen.
In diesen Jahren waren sie also in der Lage, über besonders günstige Konditionen im Gewerbesteuerrecht zukunftsträchtige Betriebe anzusiedeln, während die Zahlerländer, bspw. NRW sich nicht von den alten Industrien wie Steinkohleförderung und Stahl trennen konnten, ohne Massenarbeitslosigkeit zu verursachen.
Leider hat man dann diese Industrien auch noch massiv subventioniert. Somit warf man gutes Geld dem schlechten nach.
Allerdings wäre für die Partei, die diese Wirtschaftspolitik geändert hätte, wohl innerhalb einer Wahlperiode aus der Regierung verschwunden. Catch 22: man verliert, egal, was man macht.
Dass die Bayern jetzt aber so dick die Fresse aufmachen, ärgert mich schon.
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| . | | von: palim
erstellt: 19.03.2008 08:43:48 |
Dass die Tests in BY anders aussehen, ist auch mir im Material aufgefallen. Allerdings haben die Bundeseinheitlichen Bildungsstandards hier zu einer Änderung zumindest in Niedersachsen beigetragen, die ja nun seit jahrzehnten mal wieder neue Richtlinien bekommen haben ... und wohl noch eine Weile an deren Umsetzung knabbern werden.
Unterschiede der Mentalitäten gibt es in allen Ländern, es gibt ehrgeizige und weniger ehrgeizige Eltern oder Schüler. Allerdings ist es ein Unterschied, ob man aus einer Vielzahl von Angeboten die anscheinend oder offensichtlich beste Schule vielleicht auch schon Grundschule aussuchen muss. Diese Konkurrenz durch Wettbewerb ist in vielen Gegenden nicht gegeben. Da gehen die Schüler zur Grundschule, die vor der Haustür liegt, zur Haupt- oder Realschule, die vor der Haustür liegt, und bleiben auch danach - wenn es irgendwie geht - im Umkreis von 30 km.
Im GS-Chat wurde außerdem deutlich, dass die Notenvorgabe für die Aufnahme im Gymnasium (in BY und BW) schon ab der 3. Klasse bei einigen Eltern mächtige Bemühungen und Bestrebungen und Nachhilfeverhalten auslösen. Das beginnt in Niedersachsen - die erst seit 4 Jahren Schüler bereitsch nach der 4. Klasse sortieren - nun langsam auch in der Grundschule. Der Druck bei einigen steigt, manchmal ins Unerträgliche. Ob das letztlich zu einer Leistungssteigerung und höherer Abiturquote führt, kann ich nicht beurteilen.
Palim |
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