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Forum: "Adventskalender"
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| *kchzzyzzchzßkrz* das 20. Türchen | | von: palim
erstellt: 19.12.2005 16:27:14 |
19 Der Jüngling hatte in seinem Verließ eine niedrige Tür entdeckt, die sich tatsächlich mit dem kleinen, verzierten Schlüssel öffnen ließ. Schnell war er hindurch gestiegen und somit geradewegs in der Schatzkammer des Königs gelandet. Gold, Diamanten und Juwelen funkelten ihm in Hülle und Fülle entgegen. Kostbare Geschmeide, Kronen, mit Edelsteinen verzierte Leuchter und mit verschiedensten Prägungen versehene Goldstücke lagen rechts und links von ihm und füllten unzählige schwere Truhen. Staunend lief er einige Schritte, beugte sich hier und dort wieder um einige Kostbarkeiten näher zu betrachten und sich gleich einer anderen wunderbaren Rarität zuzuwenden. Kostbarkeiten von unschätzbarem Wert füllten diese Schatzkammer und zeugten von vielen exquisiten, kostspieligen Gastgeschenken an den König. Und dennoch hatte der König die Königsdiamanten vermisst und sie suchen lassen. Armreifen mit bezaubernden Ornamenten, Diademe und filigrane Figuren aus silbernen und goldenen Fäden, goldene Teller und prächtige Gefäße... völlig entrückt von der Herrlichkeit dieser Schätze merkte der Jüngling nicht, dass hinter ihm ein alter Mann auf ihn zu trat. Erst als dieser ihn von hinten an der Schulter fasste, schreckte der Jüngling aus seiner Träumerei hoch und wirbelte herum. Er hatte schon die Wachen des Königs erwartet, die ihn hier in der Schatzkammer aufgriffen, der Greis aber konnte ihn nicht weiter ängstigen. Mit leiser, fast ersterbender Stimme hieß er den Jüngling willkommen. Er setzte ihn davon in Erkenntnis, dass er, der Greis, der Wächter des königlichen Schatzes sei. Seine Aufgabe sei es, Tag und Nacht die Schätze zu bewachen und darauf zu achten, dass nie wieder auch nur ein Edelstein abhanden komme. Früher einmal war er der Anführer der königlichen Garde gewesen, doch nach dem Raub der königlichen Diamanten habe ihn der König in die Schatzkammer verwiesen. Gleich einem Gefängnis war ihm dieser Raum geworden, musste er doch tagein tagaus hier bleiben und wachen. Schlimmer aber, dass er nicht hinaus könne, sei dem Greis, dass er keinen Schlaf finden könne. Nun, da der Jüngling hier sei, wollte er ihn bitten, dass er für eine Nacht die Wache über die Schätze übernehme, damit der Greis selbst sich seit langer Zeit einmal wieder richtig zur Ruhe legen könne. Der Jüngling, der von dem Funkeln der Schätze abgelenkt war, hatte die Worte des Greises kaum verstanden, nickte jedoch zustimmend. Er blickte noch einmal um sich, um die Ausmaße der Schatzkammer abzuschätzen, und wollte sich dann bei dem Greis erkundigen, was genau denn zu tun sei, dieser war jedoch schon wieder verschwunden. Der Jüngling, der sich nun offenbar nicht mehr zurückhalten musste, schritt durch die Berge von Kostbarkeiten und sah sich jetzt erst recht alles genau an. Ein feines Klimpern begleitete ihn, der nun die schönsten Stücke empor hob und genau betrachtete. Auch verzierte Schatullen hob er nun hoch, ließ ihre Verschlüsse aufschnappen und betrachtete die hervorragenden Einzelstücke, die meist darin in Samt gebettet waren. In einem Kästchen, das einen ganz besonderen Mechanismus zum Verschließen hatte, fand er einen kleinen Rahmen, der rundum mit Ornamenten und Bildern verziert war, gleich den Ästen eines Baumes. Vielmehr als der Rahmen interessierte den Jüngling aber das Bild, das im Rahmen eingespannt war, denn es zeigte das zarte Gesicht einer jungen Frau. Klare Augen blickten ihm aus einem fein geschnittenen Gesicht entgegen und zogen ihn sogleich in einen Bann. Sollte dies das Antlitz der Prinzessin sein, für die er alles auf sich genommen hatte? Voller Spannung hielt er die Luft an und konnte seinen Blick nicht von dem ihren lösen. Erst nach einer ganzen Weile blickte er wieder auf, um sich zu vergewissern, dass alles um ihn herum noch genauso war, wie zuvor. Doch wieder und wieder wurde er von dem leuchten der Augen angezogen und alle Schätze um ihn herum konnten ihn nun nicht mehr locken. So wachte er die ganze Nacht und der Greis fand ihn, die Schatulle mit dem Bild der Prinzessin in der Hand halten, am anderen Morgen noch genau an dieser Stelle. Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen verwies er auf die Schönheit der Prinzessin, die er früher so oft erblickt hatte. Dem Jüngling ging das Herz auf, als er erfuhr, dass das Bildnis die Prinzessin zeigte, und obwohl er im Kerker gelandet war, sah er immer noch genug Chancen, dem König seine Gunst zu erweisen. Er meinte, wenn die Gelehrten die Echtheit der königlichen Diamanten erklären würden, würde der König seinen Irrtum erkennen und den Jüngling nicht noch einmal abweisen.
Der Greis, der nach dieser einen Nacht nicht einmal mehr halb so alt wirkte, wie am Tag zuvor, begann, sich bei dem Jüngling zu bedanken. Als Lohn gab er ihm eine kleine klingende Kugel und erklärte, dass der Jüngling mit dieser Kugel drei seiner Wünsche erfüllen könne. Durch das Schütteln der Kugel würde er sie zum Klingen bringen und der Wunsch, an den er dann am meisten denke, würde ihm sogleich in Erfüllung gehen.
Mit leuchtenden Augen nahm der Jüngling die klingende Kugel entgegen. Drei Wünsche hatte er nun frei – drei Wünsche für sich. Sicher wäre es, sich Reichtum zu wünschen. Nicht so großen Reichtum wie der des Königs, aber immerhin so viel, dass man ein gutes Auskommen habe. Auch Gesundheit wäre wichtig, der Jüngling aber dachte über all das nicht nach. Es gab nur noch einen einzigen Wunsch, denn er hegte und den er sich nun erfüllen wollte...
Viel Spaß beim Lesen
Palim
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| *schmnalz* das 20. Türchen... | | von: palim
erstellt: 20.12.2005 18:08:28 |
20 Noch immer stand der Jüngling in der Schatzkammer. In seinen Händen hielt er die kleine Kugel, die ihm der Greis eben geschenkt hatte und mit der er sich drei Wünsche erfüllen konnte. Der Jüngling war sich ganz sicher, was er sich wünschen wollte, denn seit er das Bild der Prinzessin erblickt hatte, gab es nur noch einen einzigen Wunsch, den er hegte und den er sich erfüllen wollte: Er wollte die Prinzessin treffen.
Der Jüngling stellte sich in Gedanken vor, dass er in den Gemächern der Prinzessin sei, sie sehen und mit ihr sprechen könne. Er wusste ja nicht, dass die Prinzessin nicht mehr im Schloss weilte, sondern fort gegangen war, damit ihr Vater sie nicht mit dem Ritter des Nachbarlandes verheiratete. Der König, der seine Tochter über alles liebte, hatte es mit dieser Vermählung nur gut gemeint und war auch immer noch der Meinung, dass diese Verbindung für alle Seiten das Beste sei. Die Prinzessin aber, die auch festen Willens war, und sich selbst ihren Gemahl wählen wollte, war nicht zurück gekehrt. Alle Nachrichten des Vaters, seien es Bitten oder Befehle, hatte sie zwar gelesen, aber nicht befolgt, und sie war entschlossen, erst zurück ins Schloss zu gehen, wenn sie das Versprechen ihres Vaters erhalten hatte, sich selbst einen Mann zu wählen. Bis dahin blieb sie dem Schloss fern, und, der höfischen Etikette einmal entkommen, unternahm alles, wonach ihr das Verlangen stand.
Als nun der Jüngling, der sich von dem Greis verabschiedete, die klingende Kugel schüttelte, vernahm er ein leises Klingen und fand sich gleich darauf gut gekleidet an einem Strand wieder. Verwundert sah er sich um. Hinter ihm säumten Dünen den Strand, die nur mit wenig Strandhafer bewachsen waren. Hinter ihm zog sich das endlose helle Band des Sandes und vor ihm lagen die Weiten des Meeres, groß und blau und unendlich. Er lief ein paar Schritte am Saum des Wassers entlang, als er von weitem einen Reiter herannahen sah. Als dieser ihn fast erreicht hatte, scheute mit einem Mal das Pferd, und der Reiter sah sich genötigt, abzusitzen. Hilfsbereit lief der Jüngling hinzu und nahm das Pferd am Zaumzeug. Als er dann den Reiter anblickte, sah er in die klaren Augen, die ihn auf dem Bildnis in der Schatzkammer bereits in den Bann gezogen hatten. Es war die Prinzessin, die hier am Strand einen Ausritt machte und die auf jegliche Begleitung verzichtet hatte. Fasziniert schauten sie sich nun an und es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis sich der Jüngling und auch die Prinzessin wieder gefasst hatten. Der Jüngling blickte auf dem Boden umher und entdeckte dann eine Muschel, deren perlmuttartiger Überzug im Sonnenschein glänzte. Er hob sie aus dem Sand auf, blies die letzen Sandkörner ab und gab sie der Prinzessin, während er ihr erklärte, dass es wohl das Glitzern gewesen sei, das ihr edles Ross hatte scheuen lassen. Dankbar nahm sie die Muschel entgegen und betrachtete die natürliche Schönheit. Dann lief sie auf das Wasser zu, um die Muschel noch einmal sauber zu spülen. Der Jüngling hielt derweil ihr Pferd am Zaum und sie gingen gemeinsam ein Stück am Strand entlang und unterhielten sich über belanglose Dinge, die beiden jedoch sehr bedeutend vorkamen. Der Wind spielte in ihrem Haar, die Wellen rollten langsam und leise rauschend auf den Strand und ließen die weißen Schaumkronen darauf tanzen. Der Jüngling und die Prinzessin hatten aber nur Augen für den jeweilig anderen.
Erst als der Wind auffrischte, stieg die Prinzessin auf ihr Pferd und ritt davon, sich noch einmal umsehend und dem Jüngling zuwinkend. Er sah ihr nach und war erfüllt von ihrem Anblick, ihren Worten, ihrem Duft, dem Klang ihrer Stimme – einfach bezaubert von ihrem Wesen.
Palim |
| *bzzzzzzzzzzzzzzzz* das 21. Türchen | | von: palim
erstellt: 21.12.2005 14:37:29 |
21 Glücklich über diese Begegnung verbrachte der Jüngling die nächsten Tage in der Nähe des Schlosses, da er noch immer nicht wusste, dass die Prinzessin dort gar nicht verweilte.
Bisher war der König nicht von seinen Forderungen abgewichen und auch die Prinzessin sah nicht ein, dass sie nachgeben sollte, schließlich musste sie dann fortan mit dem Ritter gemeinsam leben.
Der König, der immer unzufriedener und zorniger über die Starrsinnigkeit seiner Tochter wurde, versuchte alles, um nicht bekannt werden zu lassen, dass die Prinzessin aus dem Schloss ausgerissen war. Zum einen scheute er das Gerede und die Gerüchte, die dann die Runde machen würden, zum anderen fürchtete er, dass sie dann noch mehr Gefahren ausgesetzt wäre. Über Jahre hinweg hatten so viele Männer um ihre Hand angehalten, sie aber nie zu Gesicht bekommen, dass eine derartige Nachricht sich nicht nur wie ein Lauffeuer im ganzen Land verbreiten würde, sondern auch einen Aufruhr hervorrufen könnte. Schlimmer noch – sollte jemand die Prinzessin finden, hätte sie das Opfer übler Halunken werden können, die sie entführten oder Schlimmeres taten.
Trotz aller Geheimhaltung beauftragte er aber einige seiner Getreuen, um nach ihr zu suchen. Doch der Unterschlupf der Prinzessin war so sicher, dass niemand sie dort finden würde und so hatten auch die Männer des Königs kein Glück.
Die Prinzessin hingegen genoss ihr freies Leben und angesichts dessen, dass ihr Vater sie mit einem Ritter verheiraten wollte, dem sie dann eine sittsame Ehefrau sein musste, kostete sie ihre Freiheit in besonderem Maße aus. In der Tracht einer Bürgerin ging sie über den Markt und als einfache Magd verkleidet, lief sie durch die umliegenden Felder und Wälder, genoss die Sonne und die Luft und alles rings herum.
Eines Nachmittags, als sie durch einen Park flanierte, entdeckte sie auf einer Bank den Jüngling, der ihr vor einigen Tagen am Strand so bereitwillig geholfen hatte. Da sie nur in einer einfachen Tracht gekleidet war, wollte sie sich einen Spaß draus machen, und probieren, ob er sie überhaupt erkennen würde, wenn sie sich neben ihn setzen würde. Sie hatte sich ihm aber noch nicht einmal genähert, als er sich schon erhob und in ihre Richtung lief. Gleich erkannte sie aber, dass er sie gar nicht gesehen hatte. Seine Augen waren gesenkt und er war offensichtlich in seine Gedanken vertieft, denn wieder einmal dachte er an die Begegnung am Strand und grübelte, ob er die klingende Kugel ein weiteres Mal einsetzen sollte, um die Prinzessin zu treffen. Die Prinzessin aber, die das Spiel nicht aufgeben wollte, lief weiter und benahm sich besonders ungeschickt, so dass er sie anstoßen musste, worauf sie sich fallen ließ. Erschrocken blickte der Jüngling auf und half ihr hoch, als er ihr dann aber ins Gesicht blickte, erkannte er sehr wohl, wer vor ihm stand. Erstaunt öffnete er den Mund, brachte aber kein Wort hervor, sondern lächelte ihr nur noch entgegen. Nachdem er sich gefasst hatte, entschuldigte er sich viele Male und erkundigte sich, ob sie sich wirklich nicht weh getan hätte. Fürsorglich bot er ihr an, dass sie sich auf die Bank setze, um sich von dem Sturz zu erholen, und geleitete sie dort hin. Die Prinzessin, die sich weder erschrocken noch gestoßen hatte, schmunzelte innerlich und ließ alles bereitwillig geschehen, setzte sich dann mit dem Jüngling auf die Bank und schnell fanden sie das gemeinsame Gespräch, bei dem die Stunden wie im Fluge vergingen und sie miteinander dachten und lachten, als würden sie sich eine Ewigkeit kennen. In der Dämmerung gesellte sich dann ein kleiner Vogel zu ihnen, der eine leise, endlose Melodie begann. Erst als der Mond langsam am Himmel aufstieg und die Sterne zu funkeln begannen, hörte der Vogel auf zu singen um sich ein Schlafquartier zu suchen. Als er aufflog, fiel eine kleine Feder zu Boden, die im Mondlicht silbern schimmerte. Der Jüngling hob sie auf und reichte sie der Prinzessin, die sie mit ihren zarten Fingern aus seiner Hand nahm, sich dann aber von ihm verabschiedete und schnell entschwand. Noch tiefer von ihr berührt, verweilte der Jüngling auf der Bank, um den Augenblick der Glückseligkeit möglichst lange andauern zu lassen.
Palim |
| *trapps trapps* das 22. Türchen | | von: palim
erstellt: 22.12.2005 20:05:07 |
22 Schon zwei Begegnungen hatte der Jüngling jetzt mit der zauberhaft schönen und anmutigen Prinzessin gehabt und beide hatten ihn nicht nur in seiner Zuneigung zu ihr bestätigt, sondern ihn geradewegs sein Herz an sie verlieren lassen. Wie ein Traum kamen ihm in der Erinnerung die Stunden vor, die er mit ihr verbringen durfte am Strand und im Park. Jeden Augenblick schien er völlig in sich aufgenommen zu haben und trotzdem war doch alles so unwirklich, dass er Angst hatte, jeden Moment würde dieser Traum wie eine Seifenblase zerplatzen und er würde aufwachen und sich an einem ganz anderen Ort wiederfinden.
Doch nicht nur dies bereitete ihm Sorgen. Es war noch ein Zweites, das ihm unruhige Nächte bescherte. Die Zauberkugel, die ihm der Greis zum Dank gegeben hatte, würde ihm nicht stetig helfen, die Prinzessin zu sehen. Der Kugel Kraft würde bald verwirkt sein und dann würde er die Schöne nicht so leicht zu sich rufen können. Allein der Gedanke, sie nicht mehr in seiner Nähe zu wissen, ließ ihm das Herz stocken und die Glieder schwer werden. Gleichwohl er sich auf ein erneutes Treffen freute, beschloss er, damit zu warten, bis ihm in Sinnen gekommen sei, wie er fortan die Aufmerksamkeit der Prinzessin erlangen könne. Die Zeit des Wartens nagte nun an ihm und wurde immer unerträglicher. Tagsüber war er ebenso rastlos wie nachts und die Schlaflosigkeit trieb ihn umher. Hinzu kam, dass der König Gerüchten nach seine Tochter mit dem Ritter des Nachbarlandes verheiraten wollte und nun, da die Verbindung vereinbart war, das Hochzeitsfest auch keinen langen Aufschub mehr erfahren sollte. Wie bitter wäre es, wenn nun, nachdem er alle Mühen auf sich genommen und alle Gefahren gemeistert hatte, ein anderer die Geliebte vor seinen Augen ehelichen würde, einer, der sich nicht beweisen musste, einer, der keine besonderen Tugenden hervor brachte, einer, der die Prinzessin nicht ein Quäntchen so sehr verehrte, hoch achtete, ja, liebte wie er. Noch klammerte sich der Jüngling an seine Hoffnungen, denn bisher hatte kein königlicher Bote die besagte Verlobung verkündet, aber die Hoffnung erstarb mehr und mehr. Eines Nachts, als der Jüngling wieder rastlos umher lief, konnte die Verzweiflung ihn zu ersticken drohte, suchte er, trotz seines eigenen Entschlusses zu warten, die Kugel hervor und läutete sie. Nahezu stockdunkel war es um ihn, denn eine Wolke hatte sich vor den Mond geschoben und so konnte man außerhalb des Dorfes an dem kleinen Weiher, der am Waldesrand lag, kaum noch etwas erkennen. Woher sollte hier auch die Prinzessin kommen? Und dennoch. Kurz nach dem Läuten wurde der Jüngling auf ein leises Schluchzen aufmerksam, dem er folgte. Am Stamm der alten Weide, die mit ihren Ästen weit über das Wasser ragte, saß in gekauerter Haltung die Prinzessin. Der Jüngling schritt auf sie zu, beugte sich zu ihr hinunter und sprach mit sanfter, beruhigender Stimme auf sie ein. Sie aber, die ihn an der Stimme erkannt hatte, ließ sich von ihm trösten und fest in die Arme nehmen und redete sich ihren Kummer von der Seele, dass sie von zu Hause fortgelaufen sei, weil sie den Ritter des Nachbarlandes nicht heiraten wollte, und dass sie niemanden heiraten wolle, außer – und bei diesen Worten atmete sie tief ein, während er kaum noch wagte, zu atmen – außer ihn.
Der Jüngling blickte sie erstaunt an und als er endlich begriff, was sie ihm eröffnet hatte, tat sein Herz einen Sprung und er nahm sie noch fester in den Arm, herzte sie und gestand ihr ebenfalls seine grenzenlose Liebe. Er bekräftigte dies, indem er ihr versprach, dass, wo auch immer sie beide seien, jeder Stern, der über ihnen leuchtete, ein Zeuge dafür sei, dass sie für ihn der einzige Stern sei, der für ihn leuchte.
Fest hielt er sie im Arm, während sie die Sterne am Himmel betrachteten und sich weitere Liebesschwüre ins Ohr flüsterten, ihre heitere Stimmung wiederfanden und miteinander lachten und scherzten, bis der Morgen graute.
Sie versprachen sich gegenseitig, alles Erdenkbare füreinander und für ihren gemeinsamen Lebensweg zu tun, bevor sie voneinander scheiden mussten.
Etwas spät ... aber dennoch
Palim |
| *Morgen Kinder wirds was geben* das 23. Türchen | | von: palim
erstellt: 23.12.2005 13:28:18 |
23 Nun gingen glückliche Tage ins Land, da sich beide ihrer gegenseitigen Liebe sicher waren, und die Tage wurden noch glücklicher, als der König endlich nachgab, der Prinzessin ihren eigenen Willen zubilligte und die Prinzessin ins Schloss zurück kehren konnte.
Freudestrahlend wurde sie dort empfangen und schon wenige Tage später war alles bereit für die Wahl des Gemahls. Noch einmal wurden Boten ins Land geschickt, die Absicht der Prinzessin zu verkünden, selbst einen Mann zu wählen und diesen noch im verbleibenden Jahr zu heiraten.
Die mächtigen Tore des Schlosses standen jedem Bewerber offen und in Scharen strömten sie herbei, um vielleicht der Auserwählte der Prinzessin zu sein oder doch zumindest ihr Antlitz erblickt zu haben, dessen Klarheit und Feinheit allerorten bekannt war.
Für den Jüngling und die Prinzessin war diese Zeit nicht verloren, obwohl sie sich nicht treffen konnten. Aber das gegenseitige Eingeständnis ihrer Liebe zueinander war wie ein leuchtender Schatz in ihrem Herzen, der alles andere überstrahlte.
Ihr Vater aber, der König, hatte noch immer nicht verstanden, worum es der Prinzessin ging. Nur zum Schein war er ihr entgegen gekommen und hatte ihr die freie Wahl versprochen. In Wirklichkeit war er immer noch gewillt, selbst die Wahl zu treffen, um seiner Tochter den würdigsten Mann und für sich den besten Nachfolger zu finden. Und wenn ihm dies nicht beschieden war, so wollte er seiner Tochter die Wahl erschweren oder unmöglich machen.
Als nun der Tag der Wahl gekommen war, und im Schloss Heerscharen von Männern auf die Prinzessin warteten und auch die Prinzessin bereit und gewillt war, vor das Volk zu treten, um unter den Tausenden den einen Richtigen auszuwählen, unterbreitete der König ihr, dass die Wahl auf besondere Weise stattfinden sollte:
Die Prinzessin sollte nicht durch den Hof schreiten und sich von den Männern begaffen lassen, würdiger fand er es, eine andere Form zu nutzen: Der König hatte die Männer aufgefordert, einen Teil ihres Gewandes abzulegen. Diese Kleidungsstücke waren in den großen Saal des Schlosses gebracht worden, in den der König seine Tochter nun führte und von ihr verlangte, dass sie unter diesen Kleidungsstücken eines auswähle. Derjenige, für dessen Kleidungsstück sie sich entschied, der sollte ihr Ehemann und der zukünftige König werden, und erst wenn dieser gefunden sei, würde der König sie wieder aus dem Saal in die Freiheit entlassen.
Es bleibt spannend
Palim |
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