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Forum: "Wo sind die wichtigen Themen?"
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| . | | von: elceng_th
erstellt: 08.09.2008 12:23:27 geändert: 08.09.2008 12:34:19 |
Das eigentliche Thema ist doch, wofür ist G8 gut?
Nunja.
Inzwischen muß man zu dem Schluß kommen, daß die westdeutschen Bundesländer aufgrund der Dreifaltigkeit
- Prestige
- egogetriebenes Großgetue
- Zwang zur Reform des ineffizienten Bummelabiturs
eine eigensinnige Reform im Blindflug über das Knie gebrochen haben.
Erstaunlich ist, daß niemand, aber auch wirklich niemand aus Sachsen oder Thüringen gefragt worden ist, warum und wie die Zwölfklassenschule dort schon unbeeinduckt über 50 Jahre funktioniert hat.
Im Gegenteil, das deutsche aller deutschen Phänomena der Gegenwart schlug zu:
Statt einer demütigen, logisch wohldurchdachten Imitation & Adaption großartigen Strukturdenkens mußte man ja unbedingt "einen eigenen deutschen Weg" gehen.
Egal was es auch kosten sollte.
Hier winken die Leute gönnerhaft-entspannt ab bzw. zeigen einem den Vogel, wenn man denen erklärt, die westlichen Bundesländer hätten nicht die Bummeloberstufe verkürzt, sondern das Zeitfenster der heutigen Mittelstufe, d.h. 5. Klasse bis 10. Klasse, zusammengepreßt auf 5. Klasse bis 9. Klasse.
Auf so eine Schwachsinnsidee muß man erstmal kommen.
Fakt ist, daß das langsame Abitur in 13 Klassen schon Jahrzehnte veraltet ist und in keiner Hinsicht auch nur ein Gramm Mehrwert schafft.
Doch mit der westdeutschen G8-Reform tut man der ohnehin aufgrund des gegliederten Schulsystems schwach aufgestellten Schule keinne Gefallen. Einem wackligen Knochengerüst einen Zentner Zementmischung auf den Rücken zu hängen, sorgt nicht unbedingt für Verbesserung.
Allerdings ist auch viel Gejammere dabei.
Was man so von Seiten der Schüler oder Eltern bezüglich G8 hört, zeigt einerseits eine verwöhnte, weinerliche und weichgespülte Sicht auf die Dinge, andererseits wird das kontrastiert durch Übertreibungen sondersgleichen.
Nur die wenigsten Schilderungen zu den Zumutungen des G8-Gymnasiums sind als glaubwürdig anzuerkennen.
Der große Rest ist pure Agitation gegen das Abitur nach zwölf Schuljahren. Ein ideologischer Frontalangriff, der - gedankt sei der Demokratiefeindlichkeit unserer Bürokratie - ein Sturm im Wasserglas bleibt.
Warum musste die wahl des WPI-Faches von 7 nach 6 vorverlegt werden;
Was ist ein WPI-Fach?
Ist die 2. Fremdsprache gemeint?
Diesbezüglich könnte man mich sogar zu einer Einführung in der 5. Klasse überreden, denn Englisch hatte ich bspw. schon im Kindergarten und dann gegen Ende der Klasse 1. Inzwischen ist Englisch ab der 3. Klasse Normalität, so daß eine 2. Fremdsprache ab der 5. Klasse als unproblematisch gelten kann.
Sieh es so: Mit Beginn des fünften Schuljahres ist die Stundentafel noch dominiert von den absoluten Zentralfächern, dem Muttersprachunterricht und dem Mathematikunterricht. Ansonsten ist es der jetzt aufkommende Fachunterricht; neben Englisch die ersten beiden Naturwissenschaften Biologie und Geographie, des weiteren die zentrale Geisteswissenschaft Geschichte, sowie schlußendlich die ergänzenden Fächer Musik, Kunst und Sport. Achja, und der Blödsinn Ethik ist da ja auch noch.
Wird der Stundenumfang auf sagen wir 32 oder 33 Wochenstunden bemessen, kann ohne Probleme sogar an Realschulen eine 2. Fremdsprache mit ordentlicher Wochenstundenzahl untergebracht werden.
Relevant ist hierbei, daß später in den oberen Klassen Stunden einzusparen sind, sofern die Kinder in jüngerem Alter intensiv in den Sprachen geschult werden. In der Mathematik bspw. klappt das nämlich nicht; dort führt eine Drosselung der Intensität zur Verlangsamung. Früh erlerntes Sprachgefühl für Lautung, Betonung und Grammatik dagegen hält sich ein Leben lang.
Ich beispielsweise zehre von den tief verankerten Sprachfähigkeiten meiner frühen Englischunterrichtung noch heute.
Der nächste Schritt sollte daher Englich spätestens mit Beginn der Klasse 2 sein.
Voraussetzung hierfür ist allerdings die intensive Unterrichtung in der Muttersprache, die schon jetzt unglaublich zu kurz kommt.
(Die vielfach zu beobachtende Unfähigkeit zum anständigen Schreiben der SAS und zum flüssigen, betonungskorrekten Lesen sind Ausdruck dessen.)
Haupt-. Real- und Gesamtschüler bauen ihren MSA nach Klasse 10 nicht nach 9.
Was völlig korrekt ist.
Was soll denn bitte ein Neunklassenabschluß sein?
Eine Lachnummer, gut. Aber 'mal ernsthaft bitte!
Die Krücke Hauptschule haben wir doch jetzt schon als ein zentrales Problem des gegliederten Schulsystems. Und dann noch den heiligen Zehnklassenabschluß zerschlagen?
Also bitte.
Die Englisch-Note ist beim HA10 ohne jeglichen Belang.
Keine Verallgemeinerung bitte.
Diese Regelungen sind bundeslandabhängig.
In Sachsen gibt es in der Tradition der Zehnklassenschule nur den Realschulabschluß als Abschluß nach zehn Klassen.
Und in der Abschlußprüfung ist Englisch ein zentrales Element.
Das heißt, ein Hauptschüler muß hier den qualifizierenden Hauptschulabschluß erwerben (sofern das heute noch so ist?!) und darf dann mit entsprechenden Zensuren in die 10. Klasse des Realschulbildungsgangs der Mittelschule aufsteigen.
à 40 Unterrichtswochen
Nirgends in Deutschland hat ein Schuljahr 40 Unterrichtswochen, schon gleich gar nicht jedes Jahr; die Subtraktion der vielen Ferien zeigt dies.
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| Ich habe jetzt nicht... | | von: ricca
erstellt: 09.09.2008 17:58:57 |
...alle Beiträge dieses Threads gelesen, da ich ihn gerade erst aufgestöbert habe.
Wenn ich den Initialeintrag richtig verstehe, beklagst Du, rhauda, Dich darüber, dass die Forenmitglieder sich in den Foren hier über das austauschen, was sie tagtäglich beruflich angeht: pädagogische, psychologische, didaktische, organisatorische Fragen. Häufig auch Beiträge, die der Entspannung dienen, weil man auch mal Pause machen muss.
Das sind doch die Themen, für die 4t geschaffen wurde, oder?
Auch Fragen bildungspolitischer Art können hier diskutiert werden, wenn das Bedürfnis besteht, aber 4t ist kein primär bildungspolitisches Forum.
Wenn Dir, rhauda, die bildungspolitischen Diskussionen hier fehlen, dann beginne welche. Entzünde ein bildungspolitisches Kerzlein in der bildungspolitikarmen Nacht dieser Site. Und gräme Dich nicht, wenn die Diskussion nicht in Gang kommen will - der geeignete Diskussionspartner hat vielleicht gerade keinen Internetanschluss oder ist gerade so von seinem Tagesgeschäft in Anspruch genommen, dass er keine Zeit hat, um sich an bildungspolitischen Diskussionen zu beteiligen.
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