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Forum: "Kontrovers diskutiert - die Abschaffung der Förderschule"
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 | inklusion?? |  | von: stantoni
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erstellt: 22.11.2010 17:02:22 |
ich verstehe nicht, warum da zwei foren laufen - poste ich einen beitrag an beide?
Für Inklusion sind alle- hat sich jemand Gedanken gemacht, was denn diese Inklusion bedeutet?
Inklusion geht (im Gegensatz etwa zur Integration) definitiv davon aus, dass die Gesamtheit der Schüler in etwas Neuem aufgeht und eben gerade nicht davon, dass Sonderschüler in ein bestehendes Normalschulsystem aufgenommen werden.
Was bringt so viele Menschen dazu, einer „Inklusion“ zu aplaudieren, die das bestehende Schulsystem unangetastet lässt?
Was bringt so viele Menschen dazu, einer „Inklusion“ in eine Normalschule zu aplaudieren, die mit Heterogenität nicht umgehen soll und kann?
Die Normalschule geht in ihrer Verfasstheit als 3-gliedriges Schulsystem nicht vom individuellen Förderbedarf aus sondern, das signalisiert bereits ihr Name, von einer Norm.
Diese Norm finden wir in der Normalschule in einem rigiden Bildungsplan, in jahrgang- und leistungshomogenen Klassen, in einem an einer fixen Norm ausgerichtetem Benotungssystem.
Hier wird der Unterricht nicht verändert werden – es wird Fördergruppen innerhalb dieser Normklassen geben und die Schüler dieser Fördergruppen werden zudem ein eigenes Zeugnis erhalten. Sozial Randständige werden, unter schlechteren Bedingungen, weiter ausgegrenzt. Diese „Inklusion“ ist weniger als „Integration“, ist pure Augenwischerei.
Inklusion sieht anders aus.
Das Schulsystem, das zu seinem Funktionieren ja gerade die Sonderschulen benötigt muss hinterfragt werden. Nur die Abschaffung der Sonderschulen kann wird das normierte Schulsystem nicht verändern.
Im Gegenteil wird durch diese „Inklusion“, die ja eine Integration in Bestehendes ist, weiter für den Erhalt des antiquierten 3-gliedrigen Schulsystems gesorgt.
Solange nicht zugelassen wird, dass (wirkliche) Inklusion an den Grundfesten der allgemeinen Schule rüttelt, solange wird weiterhin „die“ Schule definieren, welches Kind zu ihr passt.
Inklusion bedeutet: das Kind (und seine Eltern) wählt die Schule, die zu ihm passt.
Inklusion bedeutet: Abschaffung leistungshomogener Lerngruppen, begabungsgerechter Schulen, bedeutet Abschaffung von Klassenwiederholungen und Zurückstellungen.
Inklusion bedeutet zieldifferenten Unterricht, individuelle Förderung, alternative Leistungsbeurteilungen.
Inklusion erkennt, dass nicht nur ein abgegrenzter Förderbedarf in Schreiben oder Rechnen besteht – das Ziel ist das Wachstum des Kindes und nicht Erfüllung einer Norm.
Nicht nur Schüler mit „Behinderung“ können die Schule wählen, die zu ihnen passt. Dieses Wahlrecht haben, wirkliche Inklusion vorausgesetzt, ALLE Kinder.
Was hier vorgestellt wird hat mit Inklusion nichts, gar nichts gemein.
Stefan
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erstellt: 24.11.2010 18:03:25 geändert: 24.11.2010 18:11:45 |
Tag auch,
wenn ich - wie mehrfach geschehen - höre, dass ich mich durch meine bloße Beschäftigung an einer Förderschule an Menschenrechtsverletzungen beteiligte, und wenn ich - wie z.B. von Teilen der Grünen - die völlig undifferenzierte Aussage höre, dass am besten sofort alle Förderschulen abgeschafft gehörten, dann möchte ich diese Menschen gern an unsere (Förder-)Schule einladen und ihnen zum Beipsiel psychisch auffällige SchülerInnen, die, würde man ihnen sagen, sie "dürften" zurück an die Regelschule, vermutlich aus dem nächsten Fenster springen würden, oder auch die bei uns zahlreich vertretenen apallischen, politisch-pädagogisch korrekt ausgedrückt Schüler mit schwerer geistiger und schwerer körperlicher Behinderung zeigen.
Viele, die sich bemüßigt fühlen, zum Thema Förderschulen Stellung zu nehmen, sind entweder unerträgliche Populisten, haben keine Kenntnis von diesen Schülergruppen oder haben schlicht keine Ahnung. Die meisten Regelschulen sind derzeit weder sachlich, noch personell, noch konzeptionell in der Lage - einige leider auch ideell nicht bereit -, ALLE Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf aufzunehmen. Solange ein Prozess der - man mags kaum mehr hören - Inklusion kostenneutral zu erfolgen hat, wird sich daran so schnell auch nichts ändern.
Wo es denkbar scheint, bin ich jederzeit dafür, Schüler, die "Anspruch auf ein sonderpädagogisches Beratungs-, Unterstützungs- oder Bildungsangebot" (der neueste Neusprech aus BW - was ein herrliches Wortungetüm) haben, an der allgemeinen Schule aufzunehmen; ich arbeite selbst seit Jahren stundenweise an Regelschulen.
Die ursprüngliche Idee der VN-Konvention war übrigens, Menschen Zugang zu Bildung zu garantieren, die einen solchen Zugang nicht hatten bzw. immer noch nicht haben. Diese Gefahr besteht zum Glück in Deutschland nicht mehr.
Gruß, Daniel |
 Beitrag (nur Mitglieder) |
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