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Forum: "die würde des schülers ist antastbar....."
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| Ich bin kein Lehrer... | | von: undy
erstellt: 27.06.2012 13:45:53 |
... will dazu aber gerne trotzdem etwas sagen, auch weil die Schulzeit bei mir nicht allzu lange her ist ;)
Hier wurde von LuL gesprochen, die auch gerne mal einen netten Spruch ablassen, der aber von den SuS so aufgenommen wird, wie er auch gemeint war.
Meiner Erfahrung nach (nicht nur persönlich, auch durch viele Gespräche) werden diese Sprüche nur von einzelnen SuS als Witz aufgefasst, nämlich jenen, sie sich mit den jeweiligen LuL gut verstehen bzw gut stellen wollen. Der Rest findet sie oft unangebracht und beleidigend.
Die rundum beliebten LuL haben so etwas interessanterweise eher selten gemacht - meist dann in eher "privaten" Einzelgesprächen außerhalb der direkten Unterrichtssituation.
Ich will hier niemandem etwas unterstellen, nur vielleicht zum Nachdenken anregen. Letztlich gibt es ja bestimmt auch andere Erfahrungen... Von so einigen Schulen weiß ich, dass es LuL gibt, die sich für achso-beliebt halten, aber es eigentlich nicht besonders sind. Besonders bei Hauptfach LuL kommt das anscheinend häufiger vor.
Wer will sich auch mit der Mathe-Lehrerin schlecht stellen, wenn es um das letzte Jahr geht?!
Übrigens, so ein Toilettengang kann auch bereichernd sein, mir zumindest hat er hin und wieder dazu gedient den Kopf etwas frei zu bekommen, nach 2std Frontalunterricht mit wechselnden LuL ein bisschen Bewegung zu bekommen und danach neu an die wartenden Aufgaben heran gehen zu können.
-> Kleine Pausen, die die SuS selbst entscheiden können, steigern nicht selten die Konzentration - und genau dazu dient die Pinkel- oder Brotpause.
In den regulären Pausen ist eine wirklich Entspannung häufig auch nicht möglich - Der Zwang die Pausenräume aufzusuchen, Sitz/Lümmelgelegenheiten nur für die Windhunde in der Schülerschaft - oft auch noch Schlangestehen vor dem Getränkeautomaten/Sekretäriat/Kiosk ... hohe Lautstärken und Gedränge mal gar nicht erwähnt ;)
Das man als Frischling im Lehrberuf nicht ganz ernst genommen wird, besonders mit Kritik, kann ich mir durchaus vorstellen, obwohl man gerade dann ja eigentlich die neusten Erkenntnisse und vor allem einen frischen Blick mitbringt. Bei Misständen hilft aber leider trotzdem nur eins:
Ansprechen.
Und vielleicht den DiRektor davon zu überzeugen, dass ein kleiner Vortrag oder Ähnliches sicher gut fürs Schulklima wäre.
Ich glaube nicht, dass die SuS auf einmal so viel schlimmer geworden sind, das Verhältnis in der Schule hat sich insgesamt verändert - sowohl SuS als auch LuL!! Und heute erfährt man viel eher, was in anderen Schulen der Stadt/Land/Fluss so los ist.
Im Übrigen, beim Lesen der Einträge hier kam mir folgender Gedanke:
Irgendwie klingt das sehr danach, das hier hauptsächlich LuL unterwegs sind, die ohnehin an einem angenehmen Unterrichtsklima interessiert und eher reflektiert sind - die wirkliche "schlimmen Finger" machen sich gar nicht erst die Mühe, sich in so einem Forum anzumelden ...
mfg Undy |
| Genau, Undy! | | von: kleinekinder
erstellt: 27.06.2012 15:25:49 |
Genau wie in du, Undy, es deinem letzten Abschnitt beschreibst, so lese ich diesen Thread auch.
Vielleicht ist es gar kein Wunder, was in vielen Beiträgen zum Ausdruck kommt und was ich auch für meine kleine Dorfschule so sagen kann: Ich selbst bemühe mich täglich, meinen Schülern mit Respekt zu begegnen und angemessen mit ihnen zu sprechen. Natürlich gelingt mir das an manchen Tagen besser als an anderen. Ich merke aber sehr wohl, wenn ich daneben gegriffen habe, und entschuldige mich dafür. So erlebe ich auch meine Kollegen und Kolleginnen, wenn ich Gelegenheit habe, sie in der Interaktion mit den Kindern zu sehen. Bei Einzelbesetzung der Klassen ist das ja eher selten. Dennoch habe ich die genannten Negativbeispiele weder selbst gesagt/getan noch war ich in einer solchen Situation dabei.
Vielleicht liegt es gar nicht unbedingt daran, dass diejenigen, die deine, Skoles, Erfahrungen nicht bestätigen können, unfähig und/oder unwillig zur Selbstkritik sind oder Missstände nicht erkennen wollen oder von vorneherein die Probleme bei den Schülern sehen.
Vielleicht reagiert manche/r ja etwas "empfindlich", gerade weil er für sich sehr wohl über dieses Thema nachdenkt und sich der Machtproblematik bewusst ist.
Vielleicht mag man da ja dann umso weniger in den gleichen Topf mit denen geworfen werden, die - aus welchen Gründen auch immer - diese Macht ausspielen.
Und vielleicht sind die, die hier lesen und posten, gar nicht die, die da endlich mal aufgerüttelt werden müssen. Die erreicht man hier vielleicht ja gar nicht. |
| Dass | | von: klexel
erstellt: 27.06.2012 15:38:36 geändert: 27.06.2012 18:47:55 |
man sich Schülern gegenüber respektvoll verhält und äußert, wurde hier eingehend festgestellt und bedarf keiner Diskussion.
Dieses Forum gibt den Anstoß, sich genauer zu beobachten und vielleicht auch einmal mehr durchzuatmen, bevor man reagiert oder etwas sagt.
Aber:
Leider ist es aber inzwischen so, dass viele SuS es einem Lehrer unheimlich schwer machen, immer die Fassung zu bewahren und sich nicht auch mal im Ton zu vergreifen.
Ich glaube nicht, dass es in Dorfschul-Grundschulklassen ähnliche Probleme gibt wie in der SEKI , speziell an Brennpunktschulen.
Da kann sich kaum jemand, der es nicht kennt, vorstellen, welcher Ton dort manchmal herrscht und was man als Lehrer dort manchmal zu hören bekommt.
Ich beobachte an mir selber, wie unterschiedlich ich an verschiedenen Tagen reagiere, je nachdem, wie ausgeschlafen, fröhlich oder genervt ich bin. Bin ja schließlich keine Maschine.
Manchmal falle ich in Ironie und merke dann zu spät, dass gerade Ironie von vielen Schülern auch in diesem Alter nicht als solche verstanden wird. Da kann es dann leicht zu Missverständnisen führen.
Und manchmal kribbelt es mir in den Fingern, dass ich mit gleicher Münze zurückzahlen möchte, wenn ich solche unverschämten Bemerkungen von Schülern höre. Darf ich aber nicht - wo ist das Beißholz???
Es ist manchmal unheimlich schwer, nicht aus der Haut zu fahren, und man muss ständig daran arbeiten, diese Situationen professionell und respektvoll zu handeln.
Schließlich gilt ja wohl der respektvolle Umgang miteinander für beide Seiten, nicht wahr?? |
| Ich meine, das hat eine ganze Menge mit dem zu tun, was man | | von: lupenrein
erstellt: 27.06.2012 18:02:37 geändert: 27.06.2012 18:09:01 |
vor langer, langer Zeit mal "Kinderstube" nannte.
Erziehung ist in erster Linie Elternsache. Und wenn die lieben kleinen Prinzen dann in der SEKI angekommen sind, ist dieser Zug für so manche Schüler schon lange abgefahren.
Wir haben nicht vorwiegend die Aufgabe der Vermittlung der reinen Lehre, nein, wir müssen so manchem durch die eigenen (oft Ein-) Eltern verkorksten Vorstellungswirrwar im Kopf der uns Anvertrauten ein klares Gegenkonzept vorleben.
Erfolg oder Mißerfolg sehen wir meist nicht mehr.
Da kann es auch mal vorkommen, dass einem Kollegen, der gerade in der 8. Stunde in einem sogenannten "Nebenfach" seine Schüler daran hindert, über Tische und Bänke zu gehen, mal der Hut hochgeht.
Ist dann die Würde des Schülers "angetastet?.
Ich denke, das darf auch nicht zu weit führen: Schüler fühlt sich "beleidigt", Lehrer geht "am Stock".
Sowas grenzt übrigens an Körperverletzung - des Lehrers! -.
Dafür wird in unserer Zunft niemand bezahlt.
Ich persönlich habe überhaupt keinen Bock darauf, darunter zu leiden, dass es bei dem einen oder anderen Schüler an eben der "Kinderstube" mangelt. Genau das sage ich solchen Schülern dann auch, verbunden mit der Aufforderung, bei "Nichtgefallen" mal mit dem Erzeuger vorbei zu kommen, damit ich ihm/ihr die Gründe für meine Äußerung "verklare".
Ich bin doch nicht der Depp für die Egomanie pubertierender Heranwachsender - das wäre ja noch schöner!
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| naja,,, | | von: undy
erstellt: 06.07.2012 19:45:45 |
Das die Kids in der 8ten Stunde jetzt langsam nach Hause wollen und eigentlich keinen Bock mehr auf Unterricht haben ist doch schon irgendwie verständlich, oder?!
Womöglich bestanden die 7 Stunden davor auch nur aus rumsitzen, in den Gängen darf man ja nicht rennen, weil es dann Verweise hagelt und auf dem Pausenhof läuft man alle zwei Meter in eine andere Person rein, wenn man sich nicht im Schneckentempo bewegt...
Klar, so muss es jetzt nicht sein, aber es könnte. Kinder müssen in der Schule und der Schulzeit vielen Anforderungen entsprechen und auch, wenn ihnen jeder sagt das wäre die schönste Zeit in ihrem Leben, empfinden das doch nur die wenigsten so. Notendruck, Unterricht von Früh bis weit in den Nachmittag hinein und dann noch viele Lehrer die meinen das Leben bestünde nur aus ihrem Fach und deswegen noch ein paar Seiten Hausaufgaben aufgeben...
Nicht zu vergessen: Den ganzen Tag neben den FreundInnen sitzen und sich nur zu ganz ausgewählten Zeiten unterhalten dürfen, da würde ich irgendwann wohl auch über die Tische gehen.
Die Schulzeit nimmt immer mehr Raum im Tagesablauf ein und speziell Kinder können noch nicht so weit (emotional) vorausplanen wie wir Erwachsenen: Wochenende, Ferien... Für uns ist das nicht so weit entfernt, für Kinder aber durchaus!
Dementsprechend sollten einige LuL einfach mal ein bisschen mehr Verständnis für die viel kompliziertere Lebenswelt von SuS in der Pubertät aufbringen.
Das häufig aufgegriffene Thema Brennpunktschulen ist doch nochmal viel schwieriger, da hier die Problematik nicht direkt in der Schule sondern im Hintergrund der SuS liegt - Diskriminierung, fehlende Perspektiven, zerrüttete Familien.
Dazu noch viel zu große Klassen und viel zu häufig Lehrer die sich nur für ihr Konzept, ihr Bild von ihren SuS oder schlimmstenfalls nur für ihren Gehaltsscheck interessieren, irgendwann ist das Vertrauen in Erwachsene einfach so nachhaltig erschüttert, dass es mehr als nur eine_n engagierten LuL braucht, nämlich ein engagiertes Kollegium. (und ein anderes Schulsystem ;) )
Letztlich ist die Überschreitung von Grenzen falsch, egal wer es tut. Nur sollte man als Vorbildsperson lieber dreimal auf die Zunge beißen, bevor man es tut - zumindest meine Meinung.
vg |
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