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Forum: "maßnahmen"
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| @kfmaas " Ich finde der ürsprüngliche Maßnahmenkatalog hatte einen Vorteil" | | von: cyrano
erstellt: 12.04.2005 19:09:44 geändert: 12.04.2005 19:28:35 |
... er gab Handlungsanweisungen"
Ja, so ungefähr wie auch ein Schließer im Knast Handlungsanweisungen bekommt.
Es gibt Schulen, in denen Schüler sich zu Hause fühlen können. Kleine Schulen, kleine Klassen, engagierte Lehrer, Versuchscharakter der Schule, ländliches Ambiente. All das kann helfen. Aber Du hast schon recht: die 7aMN an einem beliebigen Datum zu übernehmen, muß nicht unbedingt der Bringer sein. Nicht an einer großstädtischen Megaschule in einem sozial benachteiligten Stadtteil einer Industriestadt.
Dein Ansatz, zu differenzieren: "sind es die Symptomverschreibungen, die Änderungen der Wahrnehmung, die Desesibilisierungen der Filter des Ertragens ..." ist zwar sensibel, argumentiert aber innerhalb des Bezugsrahmens "Schule-wie-sie-schon-immer-war". D. h., der kranke Bau wird nicht verlassen, um einen Überblick zu bekommen, auch im Kopfe nicht.
Dabei kann das einfach sein. Zu merken, daß der gesamte Betrieb degeneriert ist, bringt dich einen Schritt weiter. Und da hat Robischon doch längst Beschreibungen abgeliefert, die zwar zugespitzt sind, aber wahr.
Man darf nicht daran vorbeisehen, daß Schulen mit ihrem verordneten Lernen nicht helfen (Everett Reimer: "Schulen helfen nicht"). Oder daß es nicht förderlich sein kann, Schüler zum Stillsitzen in Klassenbatterien zu zwingen, zum Zuhören zu zwingen, zum Akzeptieren einer bunten (und daher sinnlosen) Abfolge von Inhalten und last not least: zum gigantischen Verschwenden von Zeit. Man geht u. U. 13 Jahre zur Schule, und was man lernt, ist hauptsächlich, wie man sich durchwurstelt. Die eigentlichen lifetime-Inhalte wären bequem in 2 - 3 Jahren vermittelt, entspannte Atmosphäre vorausgesetzt sowie das freiwillige Aufsuchen der Inhalte.
Soweit erstmal.
Gruß
jo perrey |
| danke cyrano, | | von: mahakal
erstellt: 12.04.2005 19:21:25 |
durch Deine Kommentare kommt man immer viel weiter. Es stand die Frage von kfmaas im Raum, wie denn, statt dessen bekommen wir immer wieder Antworten: so nichtIch hab auch schon Fragen auf konkrete Situationen gestellt, bekam
(bis auf ,danke kfmaas, die Idee mit den briefen) keine brauchbare Antwort auf konkrete Situationen. Die Antworten sind dann so offen, wie ich nutze halt auch Schulflure, kaufen verschiedene Sachbücher (ja würde ich auch gern, soll ich demnächst meinen Kindern erzählen, Schuhe gehen im Moment nicht, ich brauch Sachbücher für den Unterricht?)
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| @cyrano - schulen helfen nicht | | von: elefant1
erstellt: 12.04.2005 19:33:56 |
hier muss ich jetzt doch mal leisen Widerspruch anmelden; es gibt viele Schulen - gerade die sogenannten Brennpunktschulen - an denen sehr viel getan wird, um "verwirrte Schüler" im beamtendeutsch "unbeschulbare Jugendliche" auf dem Weg in die Welt hinaus zu begleiten; ich denke an Schülerfirmen, an Projekte zur Sozialerziehung, an Förderprogramme für ausländische Kinder und vieles mehr; auch dort wird mit "Regeln" und "Trainingsräumen" und Ähnlichem gearbeitet, was von den Schülern in der Regel aber gerne hingenommen wird, wenn die tägliche Gewalt im Schulhaus und auf dem Nachhauseweg abnimmt; vielleicht ist ja dort der Leidensdruck bei allen an Schule Beteiligten inzwischen so hoch, dass man sich nur noch begrenzt in das staatlich verordnete Konzept zwängen lässt;
@kfmaas - sofortmaßnahmen:
ich arbeite viel mit Bausteinen aus dem "Lions-Quest"-Programm "Helft uns erwachsen werden" und würde in einer frisch übernommenen Klasse mal mit dem Baustein "Kennenlernen" oder "Selbstvertrauen" beginnen.
Außerdem - besonders schwierige Schüler brauchen in der Regel mehr Lob und Anerkennung als andere, leider vergisst man (ich auch) das so häufig, weil sie einen unendlich nerven und immer ganz schnell den Punkt finden, wo sie einen auf die Palme bringen;
Grüße an alle engagiert um Lösungen Ringenden
elefant1
PS Ansonsten halte ich mich gerne an Rosa's Motto:
Meine Freiheit endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt - |
| @kfmaas " Ich finde der ürsprüngliche Maßnahmenkatalog hatte einen Vorteil" | | von: cyrano
erstellt: 12.04.2005 20:05:27 |
... er gab Handlungsanweisungen"
Ja, so ungefähr wie auch ein Schließer im Knast Handlungsanweisungen bekommt. Es gibt Schulen, in denen Schüler sich zu Hause fühlen können. Kleine Schulen, kleine Klassen, engagierte Lehrer, Versuchscharakter der Schule, ländliches Ambiente. All das kann helfen. Aber Du hast schon recht: die 7aMN an einem beliebigen Datum zu übernehmen, muß nicht unbedingt der Bringer sein. Nicht an einer großstädtischen Megaschule in einem sozial benachteiligten Stadtteil einer Industriestadt.
Dein Ansatz, zu differenzieren: "sind es die Symptomverschreibungen, die Änderungen der Wahrnehmung, die Desesibilisierungen der Filter des Ertragens ..." ist zwar sensibel, argumentiert aber innerhalb des Bezugsrahmens "Schule-wie-sie-schon-immer-war". D. h., der kranke Bau wird nicht verlassen, um einen Überblick zu bekommen, auch im Kopfe nicht.
Dabei kann das einfach sein. Zu merken, daß der gesamte Betrieb degeneriert ist, bringt dich einen Schritt weiter. Und da hat Robischon doch längst Beschreibungen abgeliefert, die zwar zugespitzt sind, aber wahr.
Man darf nicht daran vorbeisehen, daß Schulen mit ihrem verordneten Lernen nicht helfen (Everett Reimer: "Schulen helfen nicht"). Oder daß es nicht förderlich sein kann, Schüler zum Stillsitzen in Klassenbatterien zu zwingen, zum Zuhören zu zwingen, zum Akzeptieren einer bunten (und daher sinnlosen) Abfolge von Inhalten und last not least: zum gigantischen Verschwenden von Zeit. Man geht u. U. 13 Jahre zur Schule, und was man lernt, ist hauptsächlich, wie man sich durchwurstelt. Die eigentlichen lifetime-Inhalte wären bequem in 2 - 3 Jahren vermittelt, entspannte Atmosphäre vorausgesetzt sowie das freiwillige Aufsuchen der Inhalte.
Soweit erstmal.
Gruß
jo perrey |
| handlungsanweisungen? | | von: rolf_robischon
erstellt: 12.04.2005 22:05:32 |
oh je, da soll ich durch "was ist wenn?" fragen in die enge getrieben werden und womöglich sagen, ich wüsste auch nicht was zu machen sei?
wenn ich diese 7 a heute, also gut morgen vormittag "übernehmen" sollte, würde ich sie sicher nicht übernehmen, sondern mich ihnen bekannt machen und versuchen sie kennen zu lernen. dann würde ich für sie ausbreiten, was ich ihnen zum lernen und arbeiten anbieten kann.
und dann würden sie testen ob mein verhalten ihnen gegenüber echt ist. an der stelle hab ich es leicht. es ist echt.
als beweis kann ich nur meine arbeit mit einer 8.klasse in berlin- kreuzberg an einem vormittag vorweisen. anscheinend hat die lehrerin, die mich da zu hilfe geholt hatte, so weiter gemacht. sie wurde von den jugendlichen ab und zu daran erinnert.
meine wortwahl ist hilfreich für mich. einer sieht das als dogmatisch oder als "vorschriften" für andere. ihn stört es, dass ich kompromisslos bin. in dem maßnahmenkatalog sind strafen vorgesehen. ich habe in der schule nicht bestraft (in den letzten 24 jahren). kinder zu bestrafen um ihre entwicklung in eine gewünschte oder vorgeschriebene richtung zu treiben halte ich für dressur. alles was menschen wirklich weiter gebracht hat, ist freiwillig, selbstständig, in zusammenarbeit mit anderen, in freiheit entstanden. jugendliche nach mehreren jahren unselbstständigkeit, führung, maßnahmen selbstständig lernen und arbeiten zu lassen ist nicht leicht. es dauert, bis zu einem jahr oder mehr. maßnahmen, die kinder und jugendliche unterwerfen, richten schäden an. manche dieser schäden sind irreparabel. dann bleibt nur strafe, therapie, isolierung.
wenn der anfang gut ist, läuft alles weitere auch gut.
bei mir an der schule war eine lehrerin die über erstklässler sagte "zuerst mal muss man ihren willen brechen".
hört sich für mich an wie der gesprächsfetzen aus einem lehrergespräch " gestern hab ich mit ihnen menschenrechtsverletzungen gemacht..." |
| Also meine lieben Mauerredner, | | von: kfmaas
erstellt: 12.04.2005 22:55:37 |
ich würde euch gerne einen "Speakers' Corner" einrichten. Dort könnt ihr euch dann konsequenzenlos stundenlang auslassen. Wenn ihr mal auf eure Sprache schaut - Oh Gott, oh Gott - da kommt zwar kein wir, aber auch kaum ein Akteur vor:
"genauere handlungsanweisungen verbieten sich in so einem forum"
Ist das unzüchtig?
" alles was menschen wirklich weiter gebracht hat, ist freiwillig, selbstständig, in zusammenarbeit mit anderen, in freiheit entstanden."
Wie kannst du echt wirken,mlF rolf, wenn du solche Ansichten vertrittst. Die Schüler aus einigen unserer Ortsteile im "Brennpunkt", wie es so schön heißt, würden dich glatt auslachen. Auf welchem Planeten lebst du, rolf. Soweit ich mich an meine Jugendzeit erinnere, - und das war ja auch deine Jugendzeit - da haben mich Prügel, Bestrafung, Leid, Hunger, Angst ums Überleben, Armut, Mangel weiter gebracht, als es viele unserer freien, unbegrenzten, satten, überdrüssigen Jugendlichen jemals bringen werden.
Auch später waren es die Brüche in meiner Vita, die mich voran gebracht haben - ich fühlte mich dabei nicht immer glücklich, aber lebendig, Veränderungen vornehmen zu können. Und auch als Lehrer halte ich manchmal einfach stand.
"Man darf nicht daran vorbeisehen, daß Schulen mit ihrem verordneten Lernen nicht helfen".
Ich schlage vor, diese Aussagen einmal auf Tonband aufzunehmen und sich selbst reden zu hören - auch in der Medizin hilft manchmal eine Eigenblutgabe, damit der Körper wieder etwas erkennt, an das er sich zu sehr gewöhnt hat, was er aber bei Fremden vehement bekämpft.
Also nochmal: Ich bekam letzte Woche 5 Minuten bevor ich in meine 5er Klasse ging, die Nachricht, dass die Klasse 5 auf Wandertag war, und dass ich die Doppelstunde in dem mir völlig unbekannten Kurs 7 MN, zusammengesetzt aus Schülern der Klassen 7a/b/c/d , zu halten hätte. Was tun?
Wir habe so viele junge Kollegen hier, die gespannt darauf sind Tipps zu bekommen anstelle der sinnlosen Lamentiererei über Schulsysteme.
Wie lassen sich also die "Maßnahmen" ersetzen durch konstruktives Lehrerverhalten.
Wenn jemand allerdings nicht die Verantwortung übernimmt, Lehrer zu sein, dann braucht er sich auch nicht zu wundern, wenn Schüler auch nicht die Verantwortung übernehmen ihren Job zu tun - nämlich etwas zu lernen.
LG kfmaas |
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