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Forum: "Vereinfachte (?) Ausgangsschrift?"
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| Habe einen interessanten Artikel zum Thema | | von: silberfleck
erstellt: 21.08.2006 21:33:20 |
gefunden unter http://www.lernen-heute.de
Dort unter downloads gehen und e-book vereinfachte Ausgangsschrift anklicken. |
| Aus aktuellem Anlass - ein neues Schuljahr beginnt - | | von: margeritte
erstellt: 07.08.2007 22:20:10 |
schiebe ich dieses Forum mal hoch. Ich habe mit großem Interesse den Artikel aus Lernen heute gelesen (Link von silberfleck). An meiner letzten Schule, an der ich als Krankheitsvertreterin unterrichtet habe, wurde VA geschrieben, aber die Kollegen hatten beschlossen, kein Köpfchen e zu benutzen. Das hat die Schrift "verschlimmbessert", weil manche Buchstabenverbindungen schon bei Zweitklässlern nicht lesbar waren. Ich beginne an meiner Stammschule ein 1. Schuljahr und werde mich mal mit der SAS auseinandersetzen, weiß aber nicht, ob ich mein Kollegium und die Schulkonferenz zu einer Änderung oder Rückkehr zu LA motivieren könnte. Damals war ich eine Befürworterin der VA, aber da ich auch ab und zu 3./4. unterrichte, sehe ich die Probleme, insbesondere, wenn die Anfangslehrerin nicht sehr streng auf die Abläufe geachtet hat. Mit den Ziffern kämpfen wir auch von Jahr zu Jahr mehr, denn die Kinder kommen schon mit falsch eingeübten Ziffern in die Schule - sie malen sie irgendwo ab und bekommen dafür Beifall und niemand korrigiert sie. Die Geduld, solche Abläufe einzuüben, nimmt auch stark ab.
Wer in den Ferien noch Zeit für dieses interessante Forum hat, dem oder der möchte ich es hiermit sehr empfehlen!
Margeritte |
| Das liegt am Bundesland | | von: margeritte
erstellt: 08.08.2007 00:18:44 geändert: 08.08.2007 00:25:37 |
Inzwischen habe ich weiter im Internet gesucht und bin auf folgenden erhellenden Beitrag des Grundschulverbandes gestoßen
http://www.grundschulverband.de/fileadmin/grundschulverband/Download/aktuell/GSakt91_Bart_50907.pdf
Da gibt es auch eine Tabelle, welche Schrift in welchem Bundesland zugelassen ist - Förderalismus pur! Wehe dem Kind, dessen Eltern das Bundesland wechseln müssen. Aber in Baden-Württemberg können sich z.T. die Grundschulen eines Ortes nicht einigen. In dem Text wird auch erklärt, warum die Schriften nicht mehr so schön geschrieben werden wie früher - es wird weniger Zeit zum Üben verwandt. Und: >>Karl Heinz Schniewind stellte in seiner Untersuchung zum Zeitpunkt fest, dass bei der verbundenen Schrift die Schriftverformungen umso geringer waren, je später der Lehrgangsbeginn
lag. Der Erwerb der Grundmuster
verbundenen Schreibens ist also umso weniger gewährleistet, je jünger die Schüler sind« (Schniewind 2004) Ich kenne Kolleginnen, die genau vom Gegenteil überzeugt sind, aber ich finde nicht, dass ihre Schüler besonders schön schreiben würden.
In der ehemaligen DDR wurde ja sehr schön geschrieben, aber es wurde dafür auch viel Zeit reserviert. Ich weiß aber nicht, wann die damit angefangen haben, sofort oder erst in der 2. Klasse. |
| UFFF! | | von: snickey
erstellt: 08.08.2007 10:59:09 geändert: 08.08.2007 11:00:47 |
Hab den ganzen Diskussionsfaden durchgelesen, weil ich das Thema echt interessant finde. Ich habe vor der 6. Klasse nur die VA und diese Altdeutsche Sütterlin-Schrift gekannt. Ich bin durchaus als ein solcher Problemfall, wie er hier schon beschrieben wurde, zu bezeichnen!
Hier mein schriftlicher Werdegang:
5. Klasse: erst VA, später weil ich es selbst nicht lesen konnte (schwankende Buchstabengröße, rechts/links-Neigung nach Kraut- und Rübenmethode angeordnet, U-i-n-m-s nicht zu unterscheiden)zurück zu Druckschrift, dann wegen "nett gemeinten Hinweisen" immer wieder versuche mit verschiedenen Shreibgeräten und der VA - vergeblich
6. Klasse:erst wieder VA (man kanns ja mal probieren ), dann nach einiger Zeit freestyle mit tlw. verbundenen Buchstaben und Druckschrift (es wurde immer leserlicher)
7. Klasse weiterhin mein mittlerweile recht netten freestyle, dann echte Probleme mit der Relilehrerin und der Deutsch-Referandarin: Rückkehr zur "schnelleren, weniger anstrengenden, und eindeutig lesbareren" (ich widerlegt alle drei Argumente...) VA.
8. Klasse: Schrift schrumpft zunehmend und wird unlesbar, ich wiedersetze mich meiner Reli-Lehrerin (die Referendarin unterrichtet nicht mehr bei uns) und meine Schrift mutiert zu einer zwar kleinen aber gut lesbaren Misch-Druckschrift.
9. KlasseAus Reli ausgetreten (nicht nur wegen der Schrift!!) und Schrift beibehalten. Es wurde stetig besser. Mittlerweile ist es eine der ordentlichsten Handschriften, die es bei uns gibt... ...man sollte halt immer die Lesebrille dabei haben, wenn man eine braucht :D
Manchmal war es echt hart zu wissen, der oder die sch**** mich jetzt wieder zusammen, die HA kann ich nochmal schreiben!! Aber es ging ja nicht. Selbst mit größter Anstrengung.
Ich kenne aber auch einige, die bis heute problemfrei die VA schreiben.
[Edit: @ rhauda: hast du mittlerweile schriftproben zusammen gestellt??] |
| Sind nicht noch ganz andere Fragen zu stellen? | | von: palim
erstellt: 08.08.2007 12:20:36 |
Nach wie vor bin ich der Meinung, dass man JEDE Schrift genau schreiben und gut einüben muss.
Wenn hier inzwischen auch von den Zahlen geschrieben wird - da achtet wohl keiner darauf, ob sie in VA oder LA geschrieben werden - ist doch deutlich, dass Kinder Buchstaben und Zahlen nachahmen und ihr eigenes Schriftbild zurechtbasteln.
Vielleicht waren früher mehr Menschen da, die Kinder dann auf das eine oder andere hingewiesen haben.
Ich kann nicht mitreden, wie Kinder vor 20 Jahren in der Schule waren, aber in meiner jetzigen Klasse hat mindestens 1/3 motorische Probleme. Förderung findet statt, soweit ich mir dafür Zeit und Raum schaffe. Bei einem Schüler habe ich dringend Ergotherapie empfohlen - es ist aber nichts geschehen "Das wächst sich schon noch aus!" (Davon, dass Brillen nicht getragen, Ärzte nicht besucht, Fördervorschläge nicht angenommen werden, müsste man auch noch viel schreiben.)
Nicht zuletzt aus diesen Gründen wurde die VA erdacht, um es Kindern zu erleichtern. Die Wellen beim F und Z und sonst wo haben mich früher selbst zum Verzweifeln gebracht.
Allerdings führt mich gerade das auch zu den Fragen:
Kommt es darauf an, dass ein Kind den Buchstaben so malen kann, wie die Vorgabe es zeigt mit der ebenfalls angegebenen Schreibrichtung?
Werden auch Kinder korrigiert, deren Schrift wunderschön lesbar ist, aber nachweislich nicht der Schreibrichtung entspricht? (Allein ein runder Kreis gegen den Uhrzeigersinn fällt vielen Kindern schwer, wird aber für das O in nahezu allen Schriften gefordert. Viele Kinder können zwar Kreise malen, die Schreibrichtung ist aber im Uhrzeigersinn)
Ich kann mich daran erinnern, dass wir Schönschreibstunden hatten und auch Schönschreibhausaufgaben (ein Krampf!) Ihr schreibt, früher und in der DDR sei mehr Zeit gewesen, es zu üben. Von hops meine ich zu wissen, dass in der DDR-Stundentafel 12 Stunden Deutsch angesetzt waren - und nicht nur 5. Das ist wohl ein Unterschied.
Auch heute gibt es Kolleginnen, die Schönschreibstunden ansetzen. Diese Kollegen schaffen es dafür nicht, Lektüren zu lesen, Projekte durchzuführen, Referate mit Schülern zu erarbeiten etc. DAs alles soll aber nach den Bildungsstandards auch spätestens ab Klasse 3 erfolgen. Und die 5 Unterrichtsstunden sind gleich geblieben.
Es müssen Prioritäten gesetzt werden - und nicht jeder setzt sie bei der Schrift.
Ich habe die erste Klasse gerade hinter mir und bisher nur gedruckt. Auch an meiner Schule gibt es Kolleginnen, die weiterhin am liebsten nur Schreibschrift schreiben würden (was nun durch die neuen Curricula verboten ist).
Penibel habe ich auf die Schreibweisen geachtet, ein Radiergummi ist dabei drauf gegangen. Rigoros bin ich im noch-einmal-probieren, gerne schreibe ich: das kannst du schöner! und bei älteren Schülern bin ich auch nicht abgeneigt zu sagen: "Das kann ich nicht lesen ... und selbst wenn ich es könnte, ich weigere mich, diese Schrift zu lesen, denn sie ist nicht lesbar."
Es steht vielleicht im Widerspruch zu dem sonst eher gängigen bestätigen, entdecken lassen, selbstständig lernen. Im übrigen gibt es neuere Ansätze, nach denen zunächst die Druckschrift gelehrt wird, dann die Kinder selbst eine verbundene Schrift entwickeln, ohne dass es dabei Vorgaben gibt.
Sind wir einfach auf eine Vielfalt nicht eingestellt?
Die Schreibschrift - und ich werde VA schreiben - wird jetzt in Klasse 2 folgen.
Ja, ich bin dadurch nicht in der Lage, sofort die Arbeitshefte in Deutsch zu nutzen.
Ja, ich brauche nun in der 2. Klasse Zeit für die Schrift und komme im Schulbuch nicht so schnell voran.
Aber: Meine Kinder können die Druckschrift, wir können weiterhin Projekte machen...und auch weiterhin wird mein Radiergummi kreisen. So ganz nebenbei - den Füller können meine Kinder zu Ostern in Klasse 2 bekommen - da reicht allemal. Sie können auch einen Inky, Tintenroller... benutzen und lange auch immer mal wieder den Bleistift. Den nehme ich selbst nämlich auch, wenn ich etwas entwerfe, plane etc. Hauptsache, sie schreiben ordentlich.
Bevor die Schrift VA verurteilt wird (ja, ich kenne das Forum und die Klagen) frage ich mich noch andere Fragen:
Wie ist es um die Motorik der "Schmierfinken" bestellt?
Seit wann schreiben sie mit dem Füller?
Wie viel Zeit wurde für die verschiedenen Schriften aufgewandt?
Wie sehr wurde von Anfang an auf eine gute Schrift geachtet?
Welchen Umfang hatten und haben Texte, die die Schüler schreiben?
Wie gut ist das Vorbild verschiedener Lehrer und anderer Erwachsener in ihrer Umgebung?
Wie konsequent sind die Kollegen von Beginn an, schlechte Schrift nicht zu akzeptieren? (Ist es nicht bei anderen Erziehungswerten ähnlich z.B. beim Sozialverhalten und Arbeitsverhalten?)
Welche Alternativen werden für Schüler zugelassen, die aufgrund erheblicher Probleme (Motorik, Sehbehinderung etc.) die Normschrift nicht ausführen können? (dabei geht es um Ausnahmen!)
Sicherlich ist die Liste noch nicht vollständig.
Palim |
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