Die misslungene Kombination von modischem Vor- und sperrig-urdeutschem Nachnamen ist auch bei uns im Kollegium immer wieder mal Thema.
Vielleicht drückt sich in den schön klingenden Namen auch einfach der Wunsch aus, dass aus dem Kind mal etwas besseres werden möge. Das Bedürfnis könnte um so ausgeprägter sein, je weniger gut es den Menschen findnziell geht. Ich halte den geschilderten Zusammenhang für durchaus plausibel.
Mein älterer Sohn hat nun auch noch den typischen Akademikerkindernamen Julian, da fühle ich mich ja richtig ertappt
Bei uns sind ungefähr die Hälfte der SchülerInnen türkischer Herkunft. Mittlerweile sind mir die Namen doch schon sehr vertraut, da ich auch in einem Viertel mit vielen türkischen Geschäften wohne. Da prangen dann an den Schildern und Scheiben die Namen, die ich auch aus der Schule kenne.
Arslan (so heißt hier eine Fahrschule) heißt übrigens Löwe, entspricht also unserem Leo
Fatih ist der Eroberer, ein Fürstenbeiname.
Die Mehmets, Murads und Osmans (alles Sultansnamen) sind eigentlich nur ein Pendant zu Friedrich, Wilhelm und Otto (Königsnamen).
Auch die blumigen Gülnur, Gülcan oder Nurgül (Gül heißt Rose) sind eigentlich gar nicht so anders motiviert als Annerose, Heiderose oder Rosemarie.
Da zeigt sich deutlich, dass in den Namen immer noch sehr stark die Tugenden anklingen, die man von den Geschlechtern erwartet.
Man sollte mal die Gesetzgebung in Punkto Namensrecht modernisieren.
Es wäre es vielleicht gut, wenn Kinder beim Antrag auf den ersten Personalausweis oder ab einem bestimmten Alter, grundsätzlich eine eigene Entscheidung treffen dürften, und damit ungeschickte Entscheidungen der Eltern revidieren könnten.
Die Namen wären dann vorläufig, die Bestätigung oder Neuwahl ein sichtbarar Schritt ins Erwachsenenleben.
Zur passenden Zeit könnte man dann im Deutschunterricht Namenskunde machen.