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Forum: "Fünftklässler - verzogen, dreist, respektlos"
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 | ein paar Gedanke... |  | von: edty

erstellt: 07.03.2009 11:02:41 |
Liebe KollegInnen,
mittlerweile haben sich in dem thread rund 90 postings angesammelt, was die Übersicht nicht gerade erleichtert. Ich kann verstehen, wenn bei einigen hier das Thema recht emotionell behandelt wird, aber ich denke, man tut gut daran, die Emotionen hier erst mal außen vor zu lassen und einige Dinge aus der Sachebene zu betrachten.
Einige KollegInnen haben zu Recht gesagt, dass es auch früher Probleme mit SuS gegeben hat – waren wir wirklich besser?? Vielleicht war uns bewusster, wo „die Grenze“ war – aber wer definiert(e) die Grenze? Früher waren das sicher in großem Maße die Eltern oder Großeltern, sprich das familiäre Umfeld. Diese stellten auch das – ich will es mal „Unterstützungssystem“ nennen - für die Schule dar. Somit war das Stabilitätsdreieck zwischen SuS-Eltern und Schule stabil. Wenn ich an meine Kinder- und Jugendzeit vor rund 30 Jahren zurückdenke, kann ich meinen Eltern eigentlich nur dankbar sein, dass für die eine oder andere Dummheit entsprechende Konsequenzen folgten, auch wenns manchmal wirklich weh tat.
Was ist aber in den letzten 30 Jahren passiert? Das Gleichgewicht des Dreiecks hat sich mehrfach in unterschiedliche Richtungen bewegt und befindet sich, je nach Klasse, Eltern und Schule eben nicht mehr im Gleichgewicht bzw. kann nur unter z.T. großem Aufwand wieder in den „Idealzustand“ verschoben werden.
Betrachtet man einmal das Unterstützungssystem Eltern, so darf man nicht verkennen, dass dieses leider an vielen Stellen nicht mehr richtig arbeitet und entsprechend gegensteuern kann – dies begründet sich in grundlegenden Veränderungen in unserer Gesellschaft und im Bereich der Medienerziehung.
Die Schule leistet seit vielen Jahren einen enormen Erziehungsauftrag, zu dem ist sie durch Gesetze auch verpflichtet ist (die Eltern übrigens auch....wer mal ins Grundgesetz schaut wird Entsprechendes finden). Leider haben es Bund und Länder jahrzehntelang verschlafen, entsprechende Unterstützungssysteme an den Schulen einzurichten (das haben die skandinavischen Länder wirklich in hervorragender Weise getan!). Klar, diese Unterstützungssysteme kosten Geld, manchmal viel Geld – aber wenn ein moderner Staat jedem und jeder den Zugang zu Arbeit ermöglicht, muss er eben dafür sorgen, dass familiäre „Defizite“ durch Unterstützungssysteme ausgeglichen werden. Hier hätte man durchaus aus den Erfahrungen der ehemaligen DDR lernen können, aber das war natürlich politisch nicht opportun.
Wenn man allerdings, wie hier im thread auch geschehen, die Eltern für viele Dinge die Schuld gibt, begibt man sich auf eine nicht ungefährliche Gratwanderung. Viele, gerade junge Eltern, haben eine große Unsicherheit in der Erziehung ihrer Kinder – und das ist auch nicht verwunderlich, weil sie bereits selbst als Kinder möglicherweise nicht mehr eine notwenige Werteerziehung erfahren haben. Zudem gibt es in der Tat auch in den Bildungsplänen nur wenig Stellen, die den Fokus auf diese, zugegeben schwierige Thematik richten – am ehesten noch im Bereich Religion, Ethik oder Hauswirtschaft /Technik / Wirtschaftslehre / Gemeinschaftskunde. Trotzdem, hier gäbe/gibt es sicherlich Handlungsbedarf.
Diese Unsicherheit führt dann auch dazu, dass sich Eltern Rat bei Leuten außerhalb des Systems, wie etwa Rechtsanwälten holen und diese dann möglicherweise auch noch mit in die Schule bringen. Um diese „Auswüchse“ zu kanalisieren könnten aber auch Unterstützungssysteme von Eltern für Eltern greifen. Hier wäre die richtige Bezugsebene gegeben – Schule vs. Eltern funktioniert schon deshalb nicht, weil Schule immer der verlängerte Arm der Exekutive ist. Wer sich schon einmal ein bisschen mit Kommunikationsmodellen befasst hat, wird diese Zusammenhänge kennen.
Sicherlich ist es schwierig die seit vielen Jahren eingefahrenen Gleise von heute auf morgen wieder zu verlassen – aber warum kann man so ein Thema nicht einmal in einen Elternabend (bitte jetzt aber nicht die Schiene...da kommt sowieso niemand) thematisieren. Gerade in der Grundschule und in der Unterstufe Klasse 5/6 sind die Elternabende doch meist recht gut besucht. Wichtig ist dabei aber immer, nicht die Sachebene zu verlassen – also auch gut vorbereitet zu sein und sich seiner Moderationsregeln bewusst zu sein – hier kann ich Professionalität beweisen!
Ich unterrichte selber an einer großen HS, die zum Glück ein prima Unterstützungssystem besitzt, habe aber auch eine Tochter in der 5. Klasse in einer RS, der diese Unterstützungssysteme fehlen, so kann ich beide „Lager“ verstehen.....
Addieren sich dann noch fehlende Unterstützungssystem mit einer ggf. handlungsunfähigen SL, potenzieren sich hier die Probleme und sind de facto vorprogrammiert...
ein schönes WE wünscht edty |
 | Beide Seiten |  | von: bger

erstellt: 08.03.2009 18:40:21 |
Bei uns liegt es an beiden Seiten. In der 5 sind auch Kollegen eingesetzt, die eigentlich besser mit Älteren zurecht kommen - manchmal geht es wohl mit dem Plan nicht anders. Die Erfahrung, dass einige GS-Lehrer nicht sehr kooperativ sind, haben wir aber auch schon gemacht. "Wir sind eine Grundschule und wir haben unsere eigene Pädagogik." , das haben wir auch schon gehört. Allerdings: Lassen wir uns denn als abgebende Schule z. B. vom Berufskolleg sagen, wir hätten eine "Zubringerfunktion"? Da sehen wir als RS uns doch auch als eigenständige Schule, warum also die GS nicht? |
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