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Forum: "Gleiche Bezahlung für alle LehrerInnen!!!"
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| Ihr seid ungerecht und unfair! | | von: nurmie
erstellt: 20.02.2011 13:51:34 |
Ich verfolge dieses Forum schon seit geraumer Zeit und kann nun doch nicht mehr an mich anhalten, wenn ich all diese Vorurteile gegenüber Gymnasiallehrern bzw. A14ern lese.
Ich selber habe einige Jahre mit A12 Vollzeit an einer Realschule (NRW) gearbeitet, bevor ich vor vier Jahren im Laufbahnwechsel an ein Gymnasium gewechselt bin, d.h. ich habe beide Schulformen erlebt und muss sagen, dass der Unterscheid riesengroß ist. Was meine Arbeitsbelastung betrifft, ist sie am Gymnasium nämlich deutlich höher!! Jedes Jahr mindestens 6 bis 7 Korrekturen (8 sind auch drin), davon einige Oberstufenkurse. Bisher war ich bis auf das erste Jahr jedes Jahr mit einem eigenen Kurs im Abitur. (Zum Vergleich: an der Realschule hatte ich höchstens 5 Korrekturen; dabei massig Förder- / WP2- und AG-Stunden). Die Unterrichtsvorbereitung ist deutlich zeitintensiver. Zeit um sich mit Sonderaufgaben (die vielleicht (!) irgendwann einmal in ein Beförderungsamt münden könnten) zu beschäftigen, habe ich kaum.
Außerdem ist es ein Ammenmärchen zu glauben, dass das Unterrichten am Gymnasium „easy-going“ sei. Die Lerngruppen sind fast durchweg groß mit über 30 Schülern und besonders in den unteren Klassen sehr heterogen; das Spektrum reicht vom hochbegabten Kind bis zum mäßig begabten Realschüler. Außerdem ist der Druck enorm hoch, denn wir haben eine fordernde und anspruchsvolle Elternschaft; dazu kommt der Druck durch die Umstellung auf G8 sowie Konkurrenz durch benachbarte Schulen / Schulformen. Außerdem entspricht es nicht den Tatsachen, dass mit Beförderungsstellen (z.B. A14-Stellen) um sich geschmissen wird. Der Generationenwechsel ist zwar im Gange, die „alten“ A14er und A15er gehen, aber das heißt noch lange nicht, dass ihre Stellen gleich wieder besetzt werden. Ich habe in meiner Zeit nur zwei Beförderungen zu A14 erlebt. Sehr viele Funktionen und Aufgaben werden von Kollegen ausgeübt, ohne dass sie an eine höhere Besoldung gekoppelt sind. Es gibt mittlerweile viele junge äußerst engagierte und kompetente Kollegen, die sich alle hervortun wollen (was nicht immer ein tolles Arbeitsklima bedeutet.)
Und ich glaube, dass meine Schule keine Ausnahme ist, denn wenn ich mich im Freundeskreis umhöre, erfahre ich, dass es an anderen Gymnasien ganz ähnlich zugeht.
Ich stimme allerdings zu, dass die Unterrichtsverpflichtung von 28 Stunden an der Realschule (und an den anderen Schulformen) zu hoch ist!! Ich erinnere mich an deutlich mehr Stress in den Unterrichtsstunden und den Pausen auf Grund von unzähligen Konflikten und Unterrichtsstörungen. Außerdem ist die Zahl der Vertretungen in kleineren Systemen wie Realschulen zu groß!! Das ist überhaupt nicht gesund!! Hier müsste meiner Meinung nach dringend Abhilfe geschaffen werden.
nurmie |
| Ich | | von: klexel
erstellt: 20.02.2011 14:05:45 geändert: 20.02.2011 14:30:13 |
will mich zu diesem "Streit" zwischen HS, RS und Gym nicht weiter äußern, frage mich aber gerade, wie dieser Satz zu verstehen ist:
Jedes Jahr mindestens 6 bis 7 Korrekturen (8 sind auch drin), davon einige Oberstufenkurse
Ich habe 30 Jahre lang an der RS nur mit Korrekturfächern Vollzeit gearbeitet. Das bedeutet 6 - 7 Korrekturklassen, die jährlich je 6 -7 Klassenarbeiten schreiben, dazu jede Menge Tests etc. Das macht rein rechnerisch max. 49 Korrekturen. Das Jahr hat 52 Wochen. Wenn du die Ferienzeiten abziehst und die Zeiten nach den Ferien, die Zeiten für Exkursionen, Betriebserkundungen, Praktika etc, da bleiben nicht mehr viele Wochen - und das bedeutet ständig irgendwo Arbeitsstapel rumliegen zu haben.
Natürlich will ich Klassenarbeiten in der SEK I nicht mit Oberstufenklausuren vergleichen, aber du hast ja nicht ausschließlich SEKII, sicher auch mal die Kleinen, und da ist der Aufwand erheblich geringer. Und du sprichst von AGs und Förderunterricht etc. Da hast du ja keinen Korrekturaufwand und keinen Zensurenstress.
Was die Vorbereitung anbetrifft, ist solch ein Vergleich auch müßig. Sicher ist die Vorbereitung für die SEKII intellektuell oft anspruchsvoller, dafür hast du oft viel mehr Arbeit, die Materialschlachten für Stationenlernen, Wrkstatt-Arbeiten etc. vorzubereiten. So etwas findest du sicher in der SEKII nicht.
Jetzt kann man auch noch die Elternarbeit in einer Brennpunktschule HS/RS mit den "fordernden" Eltern am Gym vergleichen - oder es auch lassen. Solche Vergleiche bringen überhaupt nichts.
Ich mag diese Gegenrechnerei nicht. Ich denke, jeder gibt sein Bestes, jeder hat hohe Belastungen der unterschiedlichsten Art, und eine Bezahlung nach Leistung wird sich wohl kaum realisieren lassen.
Die Unterschiede für einzelne Lehrkräfte, die an einer Schule unterrichten, sind allerdings mehr als ärgerlich. Da müsste dringend eine einheitliche Regelung gefunden werden.
LG
klexel |
| Schluss mit den Seitenhieben! | | von: nurmie
erstellt: 20.02.2011 22:17:21 |
Das wäre auch mein Wunsch! Vor allen Dingen habe ich keine Lust mehr, mich für mein Mehr an Geld, das ich nun am Gymnasium verdiene, zu rechtfertigen … Das geschieht ja nicht nur hier, sondern man trifft überall auf missgünstige Neider (sorry!), die keine Ahnung von der hohen Arbeitsbelastung am Gymnasium, bes. mit zwei sehr korrekturintensiven Fächern, haben. Und schwarze Schafe gibt es überall, ja! Wir haben bei uns z.B. auch eine A15erin, die NICHTS tut für ihr vieles Geld. Da dreht sich mir auch der Magen, das könnt ihr mir glauben! Es dreht sich uns allen der Magen bei solchen Kollegen, da bin ich mir sicher, denn wir alle, die wir hier bei 4teachers sind, sind mit Sicherheit motivierte Lehrer, die eben nicht zu dem Kreis gehören.
Und ich weiß auch, dass es demotivierend ist, 30 Jahre an der RS ohne Aussicht auf Beförderung zu arbeiten! Aber am Gym muss es auch nicht unbedingt viel besser sein – wenn man es ganz realistisch betracht, bei der hohen Zahl an Bewerbern und den wenigen Stellen … Und zudem geht es bei Beförderungen eh nicht immer mit gerechten Mitteln zu …
@klexel
Ich habe am Gymnasium – anders als an der RS - eben keine korrekturfreien Stunden mehr: Förderunterricht gibt es so gut wie gar nicht bei uns und auch im WP2-Bereich schreibt man zwei Klassenarbeiten pro Halbjahr. Du wirst für normalen Fachunterricht gebraucht, und so kann es vorkommen, dass 8 Korrekturgruppen auf deinem Stundenplan stehen …, denn ab der JGST 8 sind ja die Hauptfächer oft nur dreistündig und die Grundkurse in der Oberstufe auch. In meiner Unterrichtsverteilung gibt es also nur reine Korrekturgruppen – 7 an der Zahl dieses SJ - und die verteilen sich fein säuberlich auf Unter-, Mittel- und Oberstufe. Dazu natürlich - wie immer - eine Klassenleitung. Insgesamt bedeutet das ca. 850 Arbeiten / Klausuren in diesem Schuljahr + eine mir noch unbekannte Anzahl an Abi-Fremdkorrekturen und unzählige mündliche Abiturprüfungen.
Übrigens ist es ein Irrglaube, dass im Oberstufenunterricht nur frontal / kognitiv gearbeitet wird. Auch dort setzen wir moderne, handlungsorientierte Unterrichtsformen ein, die ein hohes Maß an Vorbereitung der Materialien beinhalten.
nurmie |
| @nurmie | | von: missmarpel93
erstellt: 21.02.2011 08:04:00 |
Du verhälst dich auch anders, als Du es selbst ankündigst, nur um deine Besitzstände zu verteidigen.
Das strukturelle Problem ist, dass die SekI+II-Lehrer sich auf ihr wissenschaftliches Studium berufen, um den Besoldungsunterschied zu begründen. Alles andere sind Hilfsargumente.
Fakt ist, dass in der SekI mehr erzogen als unterrichtet werden muss, die Klassenfrequenzen höher sind, die Anzahl der Arbeiten pro Halabjahr größer und die Länge der Arbeiten kürzer ist.
In der Qualiphase sind die Kurse durchschnittlich ca. 20-24 SuS groß, der Korrektur- und Vorbereitungsaufwand höher, die Anzahl der Arbeiten liegt bei einer pro Halbjahr. Nicht alle SuS müssen alle Fächer schriftlich machen. Der Unterricht im letzten Schulhalbjahr (Prüfungsphase) endet um die Osterferien, die Unterrichtsverpflichtung entfällt. Dafür gibt es mit Erst- und zweitkorrekturen einen entsprechenden Marathon sowie die entlassung der Abiturienten zwei Wochen vor dem offiziellen Ferienbegin.
Wer sich selber kasteien will, nimmt also einen 8er-Kurs wegen der LSE, einen 10er-Kurs wegen der ZP (,die demnächst bei den Gymnasien wegfällt), einen großen 11er-Kurs mit Korrekturfach und einen 12er-Kurs, damit er Zweitkorrektor wird, oder einen 13er-Kurs, damit er auf jeden fall seine rote Tinte los wird.
Nur die meisten SekIIer sind auch nicht blöd und vermeiden daher oben beschriebene Kommulation. Wenn nicht, dann gibt es immer noch eine Schulleitung, die aus gründen der Fürsorgepflicht schützend eingreifen muss.
Alles bis jetzt Beschriebene ist aber kein Argument für die Strukturungleichheit und die daraus resultierende Ungleichheit bei der Entlohnung. Die Trennung zwischen höherem und gehobenem Dienst an Schulen muss weg. im gegenzug muss ein Kriterienkatalog her, der sich auf alle Schulformen erstreckt, um Leistung angemessen bewerten zu können. Folge daraus wäre, dass alle altersunabhängig die gleiche Grundvergütung bekommen und entsprechend einem fest vereinbarten Tätigkeitenkatalog Zuschläge zur Grundvergütung. Der Tätigkeitenkatalog muss sich dann aber auch über alle Tätigkeitsbereiche einer Lehrerfunktion erstrecken. Der eine bekommt dann Zulagen für verwaltungstätigkeiten, der andere für Beratungstätigkeiten oder Berufswahlvorbereitung, der andere für erhöhten Korrekturaufwand. Grundsätzlich muss aber klar sein, dass es bei funktionsstellen entweder zeitliche Entlastung oder Gehaltsausgleich über Zulagen geben wird, nicht beides auf einmal, mit der Ausnahme Leitungspositionen. Ferner kann dann, um Zulagen einzusparen den Schulen zusätzliches Personal für einfache Verwaltungstätigkeiten, Schreibarbeiten und Etatverwaltungen zugewiesen werden.
Veränderungen in der besoldungsstruktur kann man aber nur erreichen, wenn man die besitzstände einzelner schleift. Und wie gesagt, die Masse der Lehrer ist im gehobenen Dienst. Wenn Politik sich entscheidet, den Gymnasien die Erprobungsstufen zu klauen und konkurrierende Systeme im SekI-Bereich zu initiieren, dann wird die anzahl der Stellen im höheren Dienst automatisch sinken, worüber der Finanzminister nicht gerade in Tränen der Trauer ausbricht |
| @missmarpel | | von: nurmie
erstellt: 21.02.2011 14:39:57 geändert: 21.02.2011 14:40:17 |
Nur noch drei Dinge:
1.) In den so genannten Hauptfächern (D, M, Fremdsprachen) schreiben im Normalfall ALLE Schüler ZWEI Klausuren pro Halbjahr, sowohl in der Einführungs- als auch in der Qualifikationsphase. Das können dann auch schon mal 28 sein, wie in meinem 13er GK.
2.) Ich suche mir meine Klassen und Kurse nicht aus.
3.) Hinsichtlich der Fürsorgepflicht des Schulleiters: Wahr gesprochen, aber die Realität sieht leider anders aus. Ich kenne viele, die ebenfalls volle 7 (oder auch 8) Korrekturen haben (oder die in Teilzeit gegangen sind, weil sie es physisch und psychisch nicht mehr schaffen!!).
Und eine weitere Frage: Ist es nicht „gemein“, dass extrem belastete Korrekturfachlehrer gar keine Chance haben, sich in den weiteren Tätigkeitskatalog einzubringen, da sie vor lauter Korrigiererei zu nichts anderem mehr kommen??? Ich korrigiere (= gehört zu meinen alltäglichen Aufgaben); Kollege X Y korrigiert nicht oder wenig, übernimmt dafür die Berufsberatung und ist aktiv bei der Schulprogrammarbeit oder in der Schulverwaltung oder wo auch immer tätig, und bekommt dafür eine zeitliche Entlastung oder eine Zulage!!! Ich selber würde aber auch gerne andere zusätzliche Tätigkeiten, die über die reine Lehrerfunktion „Korrigieren“ hinausgehen, ausüben, schaffe es aber zeitlich nicht und bekomme so keine Entschädigung!! So sieht die Realität doch aus! Korrigieren gehört zu meinem Tätigkeitsbereich, die Berufsberatung (als Beispiel) aber nicht; die wähle ich mir freiwillig! Das ist ein Riesenunterschied!
Deswegen muss an den Schulen endlich eine Lösung her, die die extremen Vielkorrigierer entlastet. Teilzeit kann keine Lösung sein. Aber das Thema sprengt jetzt hier den Rahmen!
Nichts für ungut! Es ist ein "heißes" Thema!
nurmie |
| mal wieder jammern auf hohem Niveau | | von: frauschnabel
erstellt: 21.02.2011 15:07:21 geändert: 21.02.2011 15:08:54 |
zumindest bei einigen!
Meine Gymnasialschwester und ich haben uns dieses Forum gestern noch mal zu Gemüte geführt, haben pro und contra der beiden Schulformen gegeneinander gehalten, haben mal sehr genau geschaut, wer macht was, macht einer von uns beiden mehr?, arbeitet einer von uns intensiver?, hat es einer von uns leichter oder schwerer? Unsere gemeinsame Antwort: NEIN!
Ich werde jetzt nicht anfangen aufzuzählen was ich mache, was das Schwesterherz nicht machen muss und umgekehrt, das haben ja einige hier schon sehr ausführlich gemacht. Nur eine Bemerkung meiner Schwester möchte ich hier doch nicht unterschlagen. "Wir Gym-Lehrer unterrichten ja nur 2 maximal 3 Fächer, du hast 8 verschiedene Fächer, das ist doch ungerecht"
Aber wie schon erwähnt, ich möchte nicht tauschen, sie möchte nicht tauschen.
Vielleicht können wir uns einfach darauf eingen, dass die meisten von uns, egal welche Schulform einen tollen aber eben anstrengenden Beruf machen.
Eine Gerechtigkeit bei der Bezahlung ist wohl eher subjektiv. Und der Otto-Normal-Lehrer, der Lehramt studiert hat und verbeamtet ist, verdient ja nun nicht schlecht, egal ob A12 oder A 13
und ich war der 100te Beitrag |
Beitrag (nur Mitglieder) |
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