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Forum: "Hausaufgaben=Religiöse Diskriminierung?"
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| Machen wir es doch einmal KONKRET... | | von: rojiblanco
erstellt: 22.09.2014 14:37:53 |
... mit welcher Intention würde ein "christlich" geprägter Religionsunterricht denn bitte folgende Themen thematisieren:
* Abtreibung
* Verhütung
* Leben nach dem Tod
* Homosexualität
* Selbstmord
* ...
Ich finde schon, dass es da zu unserer aufgeklärten Gesellschaft einige Schnittpunkte, aber viele, viele, viele weit voneinander entfernte Ansätze gibt.
Wie ein Religionsunterricht (christlich - ev. kath. - geprägt ) das in "meinem" Sinne vermitteln will, grenzt an ein unerfüllbares Wunder.
An dieses glaube ich nicht.
Glauben tue ich aber, dass z.B. rfalio noch "im Gestern" verhaftet ist. Unsere Gesellschaft ist "Gott sei Dank" bunt, offen, aufgeklärt und frei ...
Das darf sich auch im Unterricht widerspiegeln.
Das heißt nicht, dass ich den Reli-Unterricht ablehnen.
ABER ich finde der kath. / ev. Reli-Unttericht sollte optional sein, sprich wenn Geld, Räume und Personal vorhanden sind.
Aber verpflichtend angeboten sollte es nur einen Unterricht geben - für alle (nennt ihn wie ihr wollt) und zwar ohne religiöse Verbindung, gerne aber mit religiösen Inhalten (Weltreligionen, Ansichten der Religionen, Was ist Religiosität, ...) und gerne auch auf dem Fundament unserer christlichen (und jüdischen und islamischen und atheistischen) Kultur.
Ich glaube an diesen Punkt verläuft die Frontlinie in diesem Forum. |
| Wenn von gestern sein | | von: rfalio
erstellt: 22.09.2014 15:13:02 |
heisst, dass man auf dem Boden bestehender Gesetze und Verträge agiert, dann bin ich gern von gestern.
Natürlich kann sich jeder etwas wünschen, das diesen nicht entspricht; aber dann muss er eben versuchen, auf demokratischem Weg das Grundgesetz, die Länderverfassungen und die Staatsverträge zu ändern.
Und jetzt zu den Inhalten nur ein Beispiel:
Thema Verhütung, ja da kann man auf die Kirche eindreschen
Im Ernst: Die Erste Allgemeine Verunsicherung singt in einem Song von 1987 "Kpüss die Hand, schöne Frau" Folgendes
Bussi, bussi, z'erst das Handi, dann das Fussi!
Schmusibu, schmusibo, geh, komm sei doch net a so!
Schatziputz, Mausiherz, ich liebe dich, das ist kein Scherz!
Fummel, fummel, gille, gille, du nimmst eh die Pille?!
Das ist auch heute noch für Viele die Quintessenz zum Thema Verhütung. Alle Verantwortung der Frau, die ja ein selbstbestimmtes Sexualleben führen darf.
Kein Problem mit der Methode, aber mit der Anwendung. Die Verantwortung wird in dieser ach so modernen Einstellung einseitig auf die Frau geschoben; die gegenseitige Verantwortung in Liebe und Zuneigung tritt hinter einem "mechanisierten" Sexualbegriff zurück. Die Frau wird zum Objekt, benützt!
Und wenn man nun im Religionsunterricht sagt, beide tragen Verantwortung, beide sollen durchaus einkalkulieren, dass trotz aller Verhütung ein Kind, ein neuer Mensch entstehen könnte und sich dieser Verantwortung bewusst sein, dann ist man "von gestern"! Abgestempelt! Argumentativ? getötet!
Eher von Unkenntnis überrannt !
Ich sehe in dieser Diskussion hier eben ein großes Defizit mancher Leute im Bezug auf die Kenntnisse der Inhalte und Methoden modernen Religionsunterrichts.
Um ganz böse zu sein:
Ich spreche auch nicht über Ananasanbau in Alaska, wenn ich noch nie in Alaska war und noch nie Ananas angebaut habe und mich auch nicht darüber informiert habe.
rfalio |
| gehört Religionsunterricht in die Schule ?? | | von: wabami
erstellt: 22.09.2014 15:48:57 geändert: 22.09.2014 15:56:55 |
Es ist doch erstaunlich, wie dieses Thema die Gemüter erhitzt und zu den verschiedensten Diskussionssträngen führt.
Zur Eingangsfrage:
Man muss sich bewusst machen, dass man jegliche Alternative zum Religionsunterricht verkaufen kann, wie man will sie wirkt im Resultat: Entweder neigt das [fehlende] Ersatzangebot dazu, dass einige den Unterricht lieber nicht besuchen oder das Ersatzangebot führt dazu, dass es besser erscheint den Unterricht zu besuchen, auch wenn man das eigentlich nicht will.
Auch wenn es üblich ist Schüler mit Nachmittagsunterricht von den HAs zu befreien, so wirkt es doch seltsam, wenn 2/3 der Klasse Nachmittagsunterricht haben, der Klasse HAs zu geben, also werden die Aufgaben als "Ersatz" für Religionsunterricht wahrgenommen - diese Wahrnehmung der Situation (bar jeglicher rechtlicher Grundlage)rechtfertigt Widerspruch!
Dazu kommt, dass der Religionsunterricht der Integrationsaufgabe, welche die Schule hat, in allen Belangen entgegenläuft, sofern die Schule nicht ein Einzugsgebiet besitzt, in dem nur eine Konfession vorherrscht.
Verbunden mit den Verwaltungs- und Planungsaufwand den dieses Fach mit sich bringt kann ich nur für eine Sache plädieren: Grundgesetzänderung.
Wie schlecht es inhaltlich um das Fach steht kann man z.B. an rfalios Beitrag sehen, der sich eine Fremdbeurteilung mit Ananaszüchterei in Alaska verbittet: Ich muss weder Näheres von Ananaszucht wissen, noch in Alaska gewesen sein um eine fundierte Meinung zu haben, ob ich dieses Zuchtprogramm finanziell unterstützen sollte.
Meine Vermutung ist, dass es vor 65 Jahren ein paar Herren in der Kirche gegeben hat, die um des inhaltlichen Defizits wussten und deshalb die gesetzliche Verankerung durchgedrückt haben.
wabami |
| Missio - Vocatio | | von: bakunix
erstellt: 22.09.2014 16:53:15 |
Die organisatorischen Schwierigkeiten beginnen oft an den Voraussetzungen. Nur die Kirchen erlauben, wer Religionsunterricht erteilen kann. Dafür setzen sie Missio (rk) oder die Vocatio (ev) voraus. Ethik unterrichten darf jeder, zumindest in der GS.
Hat man an der Schule jemanden, der nur Religion erteilt, etwa weil er diplomierter Religionspädagoge ist, hat derjenige seinen Vorgesetzten nicht in der Schule, sondern etwa bei rk im Bischöflichen Ordinariat sitzen. Er genießt eine gewisse Sonderstellung.
An unserer Schule musste jetzt ein Klassenlehrer seine Funktion zum neuen Schuljahr aufgeben, weil er mit Teildeputat nach dem Abgang einer Kollegin mit Vocatio der einzige ist, der diese Voraussetzung erfüllt. Er muss die gesamte ev-Religion abdecken. Schlecht für den Kollegen, der gerne Klassenleiter war, schlecht für die Klasse. |
| @rfalio | | von: rojiblanco
erstellt: 22.09.2014 17:01:56 geändert: 22.09.2014 17:04:52 |
Wenn Du die EAV schon (zu Unrecht) instrumentalisierst, dann bitte suche auch die richtigen Textstellen heraus.
Denn gerade die politische EAV positioniert sich eindeutig!!!
(...)
Mach dir deinen eignen Gott, streich ihn blutig rot
und schlag in seinem Namen deine Feinde tot!
Mach die Religion zum Schwert, dulde keine Fragen !
Und jeder, der da anders denkt, wird vom Kreuz erschlagen!
Ref:
Mein Gott ist nicht dein Gott, doch welcher Gott ist Gott?
Drum schlagen wir in seinem Namen uns gegenseitig tot!
Quelle: http://www.eav.at/eav/texte/text_292_0_mein_gott.htm
https://www.youtube.com/watch?v=uxGV6gBQxzU
Zu Deiner "gestrigen" und obskuren "Verhütungsansicht" möchte ich mich nicht äußern.
Ich zitiere da lieber den User @bakunix
Du bist deines Herrn vollkommener Diener. Ich bewundere dich.
Andere Frage:
Wie hast Du eigentlich auf die Abschaffung (Veränderung des Gesetzes!!!) des Paragraphen §175 StGB reagiert (damals)?
„Unzucht zwischen Männern“ http://de.wikipedia.org/wiki/%C2%A7_175
"Schwul sein" war auch mal "illegal" in unserer nicht all zu fernen Vergangenheit und ist heute "legal".
Meinst Du ein Religionsunterricht (insb. ein Katholischer), der sich an die "eigenen" Richtlinien hält, kann dieses Thema aktuell und adäquat bearbeiten ohne tendenziös zu werden?!
Ich habe da meine Bedenken...
Weiter geht es dann mit der Abtreibung, etc. (s.o.)
@wabami
Stimme Dir zu, insb. beim Ananas-Beispiel.
Obwohl das Beispiel so krude ist, Südfrüchte in der Kalten Zone, dass es auf die Lebensrealität der Kirche in Deutschland fast schon wieder zutrifft. :D
@bakunix
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| da schließe ich mich | | von: fruusch
erstellt: 22.09.2014 18:43:02 |
skole gerne an. Leute, lasst die sprichwörtliche Kirche doch bitte im Dorf und zerfleischt euch hier nicht öffentlich über ein Thema, bei dem jeder in diesem Land seine eigene Meinung haben darf. Ich für meinen Teil habe im Religionsunterricht an der GS immer Panzer gemalt, weil mir die reine bibelfixierte Jesuleinologie unseres Dorfpfarrers zu langweilig war... mag sein, dass sich da inzwischen "ein wenig" was am Lehrplan geändert hat
Was ich jedoch nicht verstehe, ist die Tatsache, dass immer die Kinder als die Diskriminierten dargestellt werden, weil sie diese Hausaufgaben machen müssen. Das klingt ja so, als ob Hausaufgaben die Prügelstrafe ersetzt hätten und hier als Disziplinarmaßnahme eingesetzt werden würden. Ich halte zwar generell wenig von Hausaufgaben, aber das ist etwas zu viel.
Die eigentliche Diskriminierung besteht aber doch darin, dass diesen Kindern eine Doppelstunde Bildung verweigert wird, weil die Länder nicht bereit sind, Ethikunterricht an der GS zu bezahlen! Hier müsste man ansetzen, und sich nicht über dieses von einem nervigen Elternteil an den Haaren herbeigezerrte "Problem" so dermaßen in die Haare kriegen.
In diesem Sinne: "Kindlein, liebet einander!" |
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