|
Forum: "Pausenaufsicht Mehrarbeit"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| zur eigentlichen Debatte | | von: fruusch
erstellt: 03.11.2015 21:50:55 |
Bei uns sind Mehrarbeiten ganz offen geregelt.
Jeder hat - abhängig von der Deputatsstundenzahl - zwischen 2 und 5 sog. "Belastungseinheiten" (BE) zusätzlich zum Deputat zu leisten.
Was muss man dafür tun? Ein paar Beispiele:
Aufsicht: 1 BE
Klassenleitung (ohne Klassenleiterstunde): 3 BE
Klassenleitung (mit Klassenleiterstunde): 1 BE
Stammkursleitung Oberstufe: 1 BE
AG-Leitung 1-stündig: 1-3 BE (je nach Schülerzahl und Thema)
AG-Leitung 2-stündig: 3 BE und eine Deputatsstunde Entlastung
Fachkonferenzleitung: 1 BE (außer in den Naturwissenschaften mit Sammlung, da gibts Deputats-Entlastung)
zusätzliche Lernzeitstunde: 3 BE
Theoretisch könnte man also auch 5 Aufsichten pro Woche leisten müssen, wenn man sonst nichts macht. Bei den Aufsichten werden wir zur Zeit aber sehr entlastet durch externe Kräfte, die gerade im Mittagsbereich viel abdecken können.
Was ich hier gelegentlich schon gelesen habe, dass man wegen Aufsichten sogar Toilettengänge verschieben muss, ist selbst im sehr strengen Recht der Aufsichtspflicht Humbug. Selbstverständlich hat jeder das Recht, seinen natürlichen Bedürfnissen (und dazu zählen Harn- und Stuhldrang, aber auch ein Schluck aus der Wasserflasche!) nachzugehen und erst danach persönlich seine Aufsicht anzutreten - das hat uns unsere SL auch ausdrücklich so mitgeteilt. Schüler wissen, dass eine Pausenaufsicht existiert, sie müssen also ständig damit rechnen, dass ihnen jemand bei ihrem Treiben zusieht. Diese "gefühlte Aufsicht" reicht im Normalfall, dass der üblichen Aufsichtspflicht Genüge getan wird, auch wenn gerade keine Aufsichtsperson anwesend ist. Wenn natürlich jemand stark verspätet oder überhaupt nicht zur Aufsicht erscheint, und das vielleicht sogar regelmäßig, dann ist diese Pflicht natürlich verletzt, aber nicht wegen eines 2-minütigen Toilettengangs!
Auch das Problem, dass sich eine Aufsicht direkt an Unterricht anschließt, ist keines. Wenn ich vom Klassenraum bis zum Pausenhof 2 Minuten laufen muss, muss ich die halt laufen (die Schüler übrigens auch). Ich kann doch meine Klasse nicht deswegen früher raus lassen, denn dann wäre die doch für eine Weile unbeaufsichtigt. Außerdem geht so wertvolle Unterrichtszeit verloren - und Unterricht gehört doch nach wie vor zu unserem Kerngeschäft, soweit ich weiß. Wenn ich also zusehe, dass ich pünktlich Schluss mache und dann zügig, evtl. mit einem Umweg über die Toilette, meine Aufsicht antrete, ist der Aufsichtspflicht vollständig Genüge getan. Wenn jemand meint, dem wäre nicht so, dann soll er gefälligst heute noch das Beamen von Menschen praxistauglich machen... |
| oha... ^^ | | von: osna91
erstellt: 03.11.2015 21:51:53 |
Oh, wow... ich hab das Ganze jetzt ne Weile
verfolgt, weil ich als frischgebackene
Referendarin dachte, dass ist ein interessantes
Thema. Bei den subjektiv als sehr respektlos
wahrgenommen Äußerungen von histo-ranger ist
mir die Kinnlade runtergefallen. Wenn jemand so
unzufrieden mit seinem Beruf ist, warum hat er
oder sie dann nicht schon längst was anderes
gemacht? Offen gestanden bekam ich den
Eindruck, die "furchtbaren Arbeitsbedingungen"
sind so gravierend, dass der eigentliche
Hauptaspekt unserer Arbeit, nämlich die Arbeit
mit Kindern und Jugendlichen, völlig untergeht.
Was ich bedauerlich finde. Ebenso, dass aus
einer eigentlich harmlosen Frage ein solches
Zeter und Mordio entstehen kann. So ganz kann
ich mir nicht vorstellen, dass da wirklich ein
engagierter Lehrer/in schreibt.
Grüße, osna |
| Pausenaufsicht Mehrarbeit | | von: histo-ranger007
erstellt: 04.11.2015 06:12:20 |
Hahaha, es ist doch sehr, sehr auffällig, dass hier auf der Plattform "Postings" produziert werden, die immer wieder gegen meine Sichtweise gerichtet sind, obwohl sie der Mehrheit der Lehrerschaft aus dem Herzen sprechen, was ich als Reaktion auf meine Tätigkeit aus mehreren Bundesländern zurückgemeldet bekommen habe.
Hier taucht plötzlich die "Stimme" einer Person auf, die sich als "Vater" outet und tendenziell indirekt die Position der Führungschargen rechtfertigt.
Hier taucht plötzlich die "Stimme" einer Person auf, die sich als Referendar outet und tendienziell indirekt die Position der Führungschargen rechtfertigt.
Die einzigen Stimmen, die in ganz auffälliger Weise fehlen, sind die der Schulleiter an weiterführenden Schulen selbst bzw. die Funktionsstelleninhaber und Mitarbeiter von Schulämtern, die ein Interesse daran haben, dass Lehrerinnen und Lehrer brav und geduldig stillhalten, dass sie sich nicht gegen die katastrophalen Arbeitsbedingungen auflehnen.
Da fragt sich doch plötzlich jede Person, die eins und eins zusammenzählen kann: Hat nicht plötzlich zum Beispiel ein Schulleiter, um seine nicht zu rechtfertigende Position zu rechtfertigen, hier die Identität eines frischgebackenen Referendars angenommen?
Von einem frischgebackenen Referendar, wenn er/sie diese Postings ernstnimmt, erwartet man eher folgendes Posting, etwa zu meinen Angaben hinsichtlich der Pflichtstundenerhöhungsbegründungen:
"Wow, ich bin erst seit kurzem Referendar und kannte die Begründung der Arbeitnehmer gar nicht, weswegen sie die Pflichstundenzahl ausgeweitet hatten. Ich dachte, dass die jetzige Pflichstundenzahl der Normalfall wäre. Sollten die Angaben von histo-ranger zutreffend sein, dass die Pflichtstunden nur für die Steuerung der damals belastenden gesellschaftlichen Probleme zutreffend sein, müssen diese natürlich umgehend wieder an die Lehrer in Deutschland zurückgegeben werden. Dafür werde ich auch bei den anderen Referendaren werben."
Und die Belastungsfaktoren sind absoluter Käse, die ein Lehrer zusätzlich tragen soll, die hier als System an einer Schule aufgeführt werden. Diese Belastungsfaktoren sind eine dreiste Zumutung für das Personal, und diejenigen, denen man zumutet, theoretisch umgerechnet fünf Pausenaufsichten machen zu müssen, wenn sie etwa keinen Fachschaftsvorsitz innehaben etc., sollten genau das tun, was ich empfohlen habe, nämlich die Schulleitung anzeigen, wenn Belastungsspitzen für einzelne Lehrerinnen und Lehrer entstehen.
Von unverschämter Seite wird den Lehrern der Ball der Verantwortung zugespielt, und es wird ihnen suggeriert, dass sie trotz zwei bis zweieinhalb Stunden Mehrarbeit seit den neunziger Jahren zusätzlich noch zu weiteren Diensttätigkeiten verpflichtet seien. Sind sie nicht!
Wo sind denn in dieser Auflistung die von mir als Fakt genannten umfänglichen Korrekturen berücksichtigt, die insbesondere die Lehrer in den Fächern Deutsch (von allen Lehrern, auch den Nicht-Deutschlehrern, als das korrekturaufwändigste Fach anerkannt), Englisch, Französisch, Spanisch betreffen??? Wenn man schon mit solchen BE arbeitet, muss man auch einmal BE dafür vergeben, wer ab Beginn der Klausurenperiode fast an jedem Wochenende des laufenden Schuljahres korrigiert, ebenso in den sog. kurzen Ferien (Ostern, Herbst, Weihnachten).
Deswegen ist das BE-System ein großer Humbug, wo der Lehrerschaft die Veranwortung dafür zugeschanzt wird, sich die Überlastungssituation untereinander aufteilen zu müssen.
Das ist doch einfach nur ein unbrauchbares Kasperle-Theater und Lehrer als Akademiker sollten mündig genug sein, diesen Unsinn zu durchschauen und sollten alle Register ziehen, sich in gar keiner Weise auf einen solchen Unsinn zum Nachteil der Gesundheit vieler Kolleginnen und Kollegen einzulassen.
Dass hier andauernd gefakte Postings von interessierter Seite lanciert werden, kann man auch daran erkennen, dass kein Wort des Mitleids laut geworden ist bezüglich der Kollegen, die aus dem Leben geschieden sind. Diese Mitteilungen werden geflissentlich überlesen. Wenn nicht der Datenschutz wäre, könnte ich hier so einige Namen von Lehrern nennen ...
Und zu mir selbst. Ich komme gut mit den Schülerinnen und Schülern klar und habe zumeist auch ein gutes Verhältnis zu den Eltern. Im Kollegenkreis werde ich gern von ganz unterschiedlichen Altersgruppen eingeladen im privaten Bereich. Demnach bin ich kein misslaunischer Menschenfeind. Aber die Hierarchien sind schlecht auf mich zu sprechen, weil ich ihnen nicht mehr das Geringste durchgehen lasse ...
|
| Anwalts Liebling | | von: palim
erstellt: 04.11.2015 16:18:58 |
Es ist ja mehrfach angeklungen, dass die Umstellung der Systeme durchaus zur Mehrarbeit führt - nicht nur, aber auch bei Pausenaufsichten.
Das gilt für Ganztagesschulen, aber auch für andere Umstellungen, bei denen - so ganz nebenbei - zusätzliche Pausenzeiten entstehen.
Ich für meinen Teil und meine kleine Grundschule kann sagen, dass ich täglich 10 min Frühstück beaufsichtige, das sind 50 min in der Woche, über die ich eigentlich kaum nachdenke.
Die sind da, aber sie stören mich persönlich im Alltag nicht so sehr, weil ich Zeit in und mit meiner Klasse habe.
Trotzdem sind es 50 min zusätzliche zeitliche Beanspruchung. Das stimmt.
Anstrengender finde ich Hofaufsichten, die ich vor allem deshalb belastend finde, weil ich in diesen "Pausen"-Zeiten ansonsten viele Absprachen treffe.
Hinzu kommt, dass von der Schulaufsicht z.T. erwartet wird, dass man bei SchülerInnen mit emotional-sozialem Schwerpunkt zusätzliche Aufsichten stellt, damit das Kind Pausenzeiten bekommt, zeitgleich aber unter persönlicher Aufsicht steht, um Konflikte oder Schlimmeres zu vermeiden.
Das gibt es. Das leugne ich nicht.
In einem Beitrag schrieb schon jemand: Pausenzeiten sind das geringste Problem, wir haben ganz andere.
Du , histo-ranger, fragst, wo denn die Listen sind mit den Aufgaben, die noch zu erledigen seien.
Die gibt es.
Als recht neu angemeldetes Mitglied kannst du das nicht wissen, aber es gab einen sehr langen Thread über Arbeitszeit, Berechnung, Aufwand, über das Mehr oder Weniger an verschiedenen Schulstufen, Bezahlung und Wertigkeiten unterschiedlicher Aufgaben.
Es gab Umfragen, an denen man sich beteiligen konnte, Diskussionen von diesen Umfragen-Erstellern.
Interessant für dich könnte die Zeiterfassung der GEW Nds sein, dazu gab es gestern auf News4teachers einen Beitrag.
In allen diesen Foren wurde diskutiert, Meinungen ausgetauscht und vieles kam zur Sprache, sodass man einen guten Einblick bekam. Manchmal ging es auch hoch her.
Was ich dir versichern kann:
Viele der Userinnen, die hier schreiben, kenne ich entweder persönlich oder seit Jahren aus den Foren ... oder beides. Und bei denen, die ich persönlich kenne, kann ich dir versichern, dass es gerade die sind, die sich engagieren, Rückgrat zeigen und durchaus auch mal Paroli bieten.
Im übrigen finde ich die Auflistung von Belastungseinheiten gar nicht so ungünstig.
Warum darf es keine Liste geben, in der deutlich aufgeführt ist, welche zusätzlichen Tätigkeiten von Lehrkräften verbindlich an Schulen übernommen werden?
Es hilft, die Mehrbelastung für "Außerschulische" darzustellen und kann auch der Argumentation für Entlastung dienen.
Palim |
| @histo-ranger 007 | | von: lamaison
erstellt: 04.11.2015 17:48:35 geändert: 04.11.2015 20:27:50 |
Du tauchst hier plötzlich aus dem Nichts auf und machst eine Menge Radau bei einem Thema, das dir sehr am Herzen liegt und dich offensichtlich wütend macht - zufällig wird es gerade hier aktuell diskutiert. Nehme an, du kennst 4t schon länger...
Ist ja auch nicht so wichtig. Deine schlechten Erfahrungen mit Schulleitungen und Obrigkeiten kann dir niemand nehmen. Ich kann für meinen Teil nur sagen, dass fast alle Schulleiter/innen, die ich bisher hatte, kranke, wieder einzugliedernde Kollegen oder welche mit persönlichen Anliegen unterstützt haben. Gegenüber den anderen verhalten sie sich auch fürsorglich und unterstützen einen z.B. bei Problemen mit Eltern oder schwierigen Schülern.
Kollegen, die es am Schulvormittag nicht zur Toilette schaffen, sollten dringend etwas ändern.
Worin ich dir Recht gebe ist, dass wir in der Schule vieles als gegeben schlucken und uns nicht wehren, z.B. überstürzte Einführung von G8 oder auch die Inklusion/Integration. Es werden einem Gegebenheiten vor die Nase gesetzt, die nicht richtig geplant, überlegt und fertig sind und wofür die nötigen Voraussetzungen nicht geschaffen werden. Als Lehrer wird man allein gelassen. Die Ideen und Änderungen kommen von "oben", von Leuten, die entweder überhaupt nichts mehr mit der Schule zu tun haben oder noch nie hatten. Die Umsetzung haben wir als Fußvolk zu leisten.
Da muckt auch niemand auf. Mich macht das kränker, als Aufsichten.
Hier in BaWü ist die Gemeinschaftsschule als Schulform relativ neu. Die ältesten Schüler sind in Klasse 8. Neulich war ich auf einem Elterninformationsabend. Da ging es unter anderem darum, dass es in der Gemeinschaftsschule bisher überhaupt keine Noten gibt. Auf Elternfragen hin, ab wann und ob überhaupt mit Noten zu rechnen sei, kam die Antwort der Schulleiterin: "Da müssen wir abwarten, was von oben kommt." So etwas ärgert MICH jetzt. Alles wird als von oben kommend als gut abgesegnet. Hat man da als "Vorreiter" einer neuen Schulart nicht mehr Mumm?
Um zum Thema zurückzukommen: Ich persönlich habe Schulleiter bisher als weitgehend fürsorglich gegenüber den Kollegen erlebt.
Mich ärgert es auch, dass wir in der Schule viele Dinge als gegeben schlucken, für mich persönlich sind aber die Aufsichtszeiten eins der kleineren Probleme.
|
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|