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von: indidi Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 12.04.2005 23:10:48 geändert: 12.04.2005 23:12:25

@rolf
Ich glaube nicht, dass dich jemand in die Enge treiben will.
Die Tatsache bleibt - du hattest Schüler vom 1. Tag an, die du über mehrere Jahre begleitet hast - als Klassenlehrer (also fast alle Stunden am Tag).

Die Realität vieler Lehrer hier ist anders:Sie haben plötzlich eine neue Klasse, die jahrelang lehrerzentrierten Unterricht gewöhnt war. Sie haben die Schüler ein paar Stunden in der Woche, sie müssen Noten geben und Stundeneinteilungen (45min) einhalten.
Sie haben große Klassen (oft über 30) und es herrscht erstmals das Chaos. Und sie haben die Klasse oftmals nur ein Schuljahr.............................

Bei diesem Hintergrund frustrieren deine Aussagen oft (wenigstens mich), weil sie so wenig mit der Realität zu tun haben.
Ich hab bei deinen Aussagen immer meinen Sohn vor Augen: 5. Klasse Gymnasium - 33 Schüler - jede!!!! 45min einen anderen Lehrer.
Auch wenn der Lehrer voller guter Ideen ist, wie soll er rein organisatorisch deine Vorschläge umsetzen? (im Rollwagen die Materialien von Klasse zu Klasse mitschleppen?)

Mich würde brennend interessieren:
Wie hast du angefangen?
Wie (durch was) bist du darauf gekommen, so zu arbeiten, wie du die letzten Jahre gearbeitet hast?
Welche kleinen Schritte hast du gemacht, um da hin zu kommen, wo du jetzt bist?
Wie hast du das Ganze organisiert, als du noch kein Schulleiter warst?
Gab es da Probleme von Seiten der Schulleitung und der Eltern?
Also konkret "Wie war dein Weg?"

indidi
(die im Moment das Glück hat den Großteil der Stunden in der eigenen Klasse zu sein, allerdings mit der Einschränkung, dass sie die Klasse nur ein Jahr lang hat)




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von: cyrano Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 12.04.2005 23:40:25 geändert: 12.04.2005 23:41:32

Es wurde höchste Zeit für Deine Moderation, Indidi.
Hier streiten Vertreter völlig verschiedener Ausprägungen von Schule miteinander. So stolz R. Robischon auch mit Recht auf seine Errungenschaften sein darf, sollte nicht vergessen werden, daß er in einem sehr überschaubaren, und vor allem: autonomen Rahmen operierte.

Für die meisten unter uns gilt (oder galt) das nicht. Daher sind wir alle in irgendeiner Weise "behindert", wie ich früher schon einmal sagte. Wir können nicht so, wie wir möchten. Denn guten Willens sind wohl die meisten in diesem Forum, sonst wären sie nicht hier.

Um die Diskussion zu entzerren, würde ich vorschlagen, das Forum für Fragen dieser Art eindeutiger zu adressieren, bezüglich der jeweils gültigen Schulform (Dorfschule, zugelassene Ersatzschule, Zwergschule, einklassige Grundschule, Grundschule, Ganztagsgrundschule, betreute Ganztagsgrundschule, garantiert betreute Ganztagsgrundschule u. s. w.)
Wir reden sonst aneinander vorbei.

Gruß

jo


oh jeneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: rolf_robischon Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 13.04.2005 09:51:19

da geht es ja heiß her.
lieber kfmaas, du schreibst
Wie kannst du echt wirken,mlF rolf, wenn du solche Ansichten vertrittst. Die Schüler aus einigen unserer Ortsteile im "Brennpunkt", wie es so schön heißt, würden dich glatt auslachen. Auf welchem Planeten lebst du, rolf. Soweit ich mich an meine Jugendzeit erinnere, - und das war ja auch deine Jugendzeit - da haben mich Prügel, Bestrafung, Leid, Hunger, Angst ums Überleben, Armut, Mangel weiter gebracht, als es viele unserer freien, unbegrenzten, satten, überdrüssigen Jugendlichen jemals bringen werden.
bist du wirklich der meinung, die jugendlichen aus den sogenannten brennpunkten zögen unselbstständigkeit und unfreiheit der selbstbestimmung vor?
glaubst du wirklich, dass die üblen bedingungen die du und ich in unserer kindheit (kriegszeit, nachkriegszeit, sehr große familie...schule wie in der feuerzangenbowle...) positiv für deine oder meine entwicklung waren? üble bedingungen können abschleifen oder schärfen.
meine schulzeiten an verschiedenen schulen (wegen der umzieherei)waren abscheulich.


fortsetzungneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: rolf_robischon Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 13.04.2005 10:03:45

wie ich über lernvorgänge denke, hat nix mit einer bestimmten schulart zu tun. nicht verwechseln mit lehrverfahren oder lehrer/schüler-verhaltensweisen wie sie verbreitet heutzutage üblich sind und beklagt werden. man kann mich nicht "festnageln" auf nette kleine grundschule. ich hab an lauter verschiedenen schularten gearbeitet, zuletzt halt an einer schule im randbezirk der großstadt. zeitweise eine unerträgliche giftküche. meine beharrlichkeit (die manchen hier wohl auf die nerven geht) hat allmählich veränderung gebracht. am schluss gab es sogar eine förderverein für diese kleine schule. den zweispalt zwischen den kolleginnen und mir: selbstständigkeit - lenkung, blieb. meine nachfolgerin hat da noch allerhand zu tun. oder sie muss abwarten bis das kollegium völlig ausgewechselt ist.


indidi interessiert sich brennendneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: rolf_robischon Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 13.04.2005 10:37:04

wie ich dazu kam.
kurzfassung: hast du schon mal erlebt, dass du einem kind etwas aufträgst und das tut es nicht? hast du schon mal einem kind etwas erklärt und es hat überhaupt nichts davon verstanden?
ich zeig ganz einfach was getan werden muss und fang selber damit an.
ich erkläre nicht, sondern lege das problem oder die möglichen zusammenhänge einfach auf den tisch (an die tafel, auf den boden) und warte ab.
am leichtesten könnte ich zeigen wie das mit dem schreib- und lese-anfang geht (ein spezialgebiet von mir) und mit dem einstieg in mathematisches verständnis. dazu gehören noch solche grundsätze wie: nicht bestrafen, nicht auf fehler hinweisen sondern auf gelungenes, persönliches interesse zeigen.
das ist die kurzfassung. für das ganze schreib ich gerade am dritten buch. eine übersicht ist auch meine website.
die situation von deinem fünftklässlersohn im gamnasium mit der großen klasse ist unerfreulich. der lehrer ist abgehetzt und hetzt die kinder, oder? statt sich mal ruhig hinzusetzen, das was es an neueren informationen gibt an die tafel zu schreiben und mit den kindern zu überlegen, was es noch zu lernen gibt und wo man es finden kann.
damals in der 8.klasse, brenpunkt, berlin-kreuzberg, hatte ich neben vielem anderen an der tafel zahlen stehen wie 7353 oder 38317 und meinte dazu, wenn sie auf einem taschenrechner stehen, müsste man ihn auf den kopf stellen. in der schule waren taschenrechner verboten. es dauerte ungefähr 5 minuten, dann hatten einige von den jugendlichen irgendwo im haus oder in der umgebung ein paar taschenrechner organisiert und experimentierten dann weiter.
mein rezept ist einfach gelassenheit, ruhe, geduld, ZUVERSICHT.


nicht unzüchtig, (@kfmaas & indidi)neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: sopaed Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 13.04.2005 15:41:07

aber im höchsten maße unprofessionell sind genaue handlungsanweisungen hier. jede "plansollerfüllungsbehinderung" (verhaltensauffäligkeit) ist einzigartig, weil individuell unterschiedlich motiviert, ausgeführt, begründet...
wer dann allgemeingültige handlungsanweisungen verteilt ist: zyniker, abgestumpft, hilflos, betriebsblind, uninteressiert, unreflektiert,..., falsch am platz!

mfg
sopaed


@ sopaedneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: ginnie Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 13.04.2005 17:05:01 geändert: 13.04.2005 17:24:45

es geht wohl keinem der hier beteiligten um handlungsanweisungen wie
1. vor die klasse stellen
2. laut um ruhe bitten
oder ähnliches.

so wie ich es verstanden hatte, geht es eher um "handlungsanweisungen" im sinne von "erfahrungen mit solchen situationen". dass man sich nicht einfach mit irgendeinem rezept vor die eigene klasse stellt, ist doch klar - jede klasse, jedes kind, jede situation ist anders (bei "unterrichtsstörungen" ebenso wie beim normalen "unterricht").

und trotzdem - was in klasse a funktioniert hat, könnte eventuell in abgewandelter form bei klasse b funktionieren oder einen denkanstoß für klasse c geben. darum geht es. wenn man als anfänger vor der klasse steht, ist man einfach dankbar für jeden hinweis, für jede idee. um kfmaas zu zitieren:

"Wir habe so viele junge Kollegen hier, die gespannt darauf sind Tipps zu bekommen anstelle der sinnlosen Lamentiererei über Schulsysteme."

je mehr möglichkeiten ich kenne, je mehr "rezepte" ich untersucht und zerlegt habe desto fundierter kann ich meine eigene situation, mein verhalten und meine methoden beurteilen und reflektieren - oder?

mfg
ginnie


@kfmaasneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: caldeirao Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 13.04.2005 17:16:03

wenn ich deine Texte lese, wundere ich mich nicht, dass SuS mit Messer auf LuL gehen, dass wir frustrierte, lernunwillige Kinder usw. haben.
Wie wäre es denn, wenn du dir mal ein Buch zur Hand nimmst, was sich mit solchen Problemen beschäftigt. Dann könntest du etwas erfahren über Verhaltensmodifikation (Rolf ich weiß, du lehnst es ab, aber meine SuS finden es meist toll), Gesprächsführung nach Glasser, Redl oder Gordon, verschiedene Unterrichtsmethoden- manchmal nimmt man sich von vorn herein den Kampf Sieger oder Besiegter, weil man bietet keine Kampffläche- oder oder oder. Ich will es unter dem Schlagwort pädagogische Kompetenzen zu sammenfassen.
Oder meinst du wirklich wir sind tolle LuL, wenn wir gewaltsam (siehe Maßnahmekatalog=Handlungsanweisung ) die SuS zu bestimmten Verhaltensweisen zwingen????
Übrigens richtet psychische Gewalt oft größeren Schaden an als körperliche Gewalt.

Es ist natürlich schwierig, wenn man 5 min vorher erfährt in eine völlig fremde Klasse zu gehen ohne vorbereitet zu sein. Für extreme Fälle habe ich in der Schule eine Videokassette. Das tue ich mir dann auch nicht an.

@ Rolf @cyrano, aber das würde mich auch interessieren, welche Ansatzpunkte seht ihr in einer Klasse, die ihr überhaupt nicht kennt, die in der Schule einen "entsprechenden Ruf" hat, fachfremd zu vertreten. Sprich ich sage dir/euch morgen 3. Stunde Klasse 9 Mathematik. und dann seht ihr die Klasse wahrscheinlich nie wieder.
Ich habe die Vertretung abgelehnt. Konnte ich in so fern, da es nicht zu meinem Aufgabengebiet gehörte (bin für die integrative Betreuung einzelner SuS verantwortlich) und habe aber angeboten in der Klasse mit den IntegrationsschülerInnen zu vertreten. Ich erwarte jetzt keine Unterrichtsvorbereitung, sondern nur allgemeine Gedanken und Herangehensweisen

Caldeirao


@ ginnieneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: sopaed Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 13.04.2005 17:51:42

tut mir leid, das kann ich nicht.
dafür bin ich zu wenig lehrer.
ich denke nicht in den kategorien "klasse a; b; c...".
wenn ich in eine lerngruppe gehe, erwartet mich jedes mal was neues - das macht es für mich so spannend.
ich gebe zu, dass ich aber auch keinerlei druck verspüre, den kids "was beibringen zu müssen".

mfg
sopaed


1. Begegnungneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: minimax1 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 13.04.2005 17:53:49

mit einer fremden Klasse? Ich hole sie dort ab, wo sie stehen.


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