Grundsätzlich ist Dein Versuch Arbeitsregeln für das Bohren aufzustellen sehr lobenswert und sinvoll. Nach meinem Empfinden handelt es sich hier jedoch eher um den Arbeitsablauf/die Arbeitsschritte beim Bohren.
Auch bezüglich Arbeitsablauf bleiben für mich einige Fragen offen:
- geht es um Standbohrmaschinen, Handbohrmaschinen, beides?
- geht es um Holzbearbeitung, Metallbearbeitung, ...
- nach der Auflistung hat der Bohrer vor/beim Einschalten Kontakt mit dem Werkstück, dass ist doch sicher nicht so gemeint
- Das Ausrichten des Werkstücks halte ich für einen eigenständigen Arbeitsschritt
- "Vorsichtig Bohren" ist recht abstrakt, was genau ist damit gemeint
- das lapidare "Sicherheitsvorschriften beachten" wird dem Stellenwert dieses Punktes nicht gerecht -> das sind für mich Arbeitsregeln
Ich denke es sollte zwischen einigen wenigen Arbeitsregeln und dem komplexen/komplizierten Arbeitsablauf unterschieden werden.
In der Anfangsphase der Arbeit mit der Bohrmaschine ist es unvermeidlich, dass im Arbeitsablauf fehler gemacht werden, Schritte vertauscht oder vergessen werden, dann müssen die Arbeitsregeln sofort greifen, um Unfälle zu vermeiden.
Meine Ausbildung liegt schon über 20 Jahre zurück, so dass ich die damaligen Arbeitsregeln nicht mehr so ganz präsent habe. Aus dem Bauch heraus würde ich folgende drei Regeln nennen:
1) Sobald etwas unvorhergesehenes/unbeabsichtigtes passiert - Bohrmaschine ausschalten bzw. Notaus betätigen
(Wiederinbetriebnahme erst nach Rücksprache mit der Aufsichtsperson)
Beispiele: Bohrer verkantet, Bohrer bricht, ...
2) Vor Inbetriebnahme der Bohrmaschine überprüfen ob Bohrer und Werkstück fest eingespannt sind (vorzugsweise im 4-Augen-Prinzip)
3) Benutzung der Bohrmaschine nur mit enganliegender Kleidung und ohne Handschuhe, bei langen Haaren, Benutzung der Bohrmaschine nur mit hochgesteckten Haaren oder Haarnetz
Falls irgendwie möglich, sollte man die Gefahren praktisch demonstrieren (Wucht eines umherfliegenden Werkstücks; Stoff, der sich um den Bohrer wickelt und Finger mitreißt - z.B. mit alter Puppe) Alternativ Lehrfilm zeigen und Gespräch mit den Schülern über Unfälle am eigenen Leib oder miterlebte Unfälle.
Bei der Einführung des Bohrens in den Unterricht würde ich folgende Dinge ins Spiel bringen:
- Wichtigkeit der Arbeitsregeln verdeutlichen
(insbesondere Klarstellen, dass und warum der Umgang des Vaters/der Mutter mit der heimischen Bohrmaschine kein Maßstab/Vorbild ist)
- Sanktionen bei Nichtbeachtung absprechen
- Arbeitsablauf mehrfach als Trockenübung durchspielen
- in der Anfangsphase immer zu zweit arbeiten lassen
(im Wechsel: einer bohrt der andere ist Sicherheitsingenieur und überwacht die Arbeit)
Motivationsfördernd für die Einhaltung von Arbeitsvorschriften ist es sicher auch, wenn an der Schule dokumentiert wird, wieviel Tage der Werkunterricht schon unfallfrei läuft, inkl. Belohnungen für bestimmte Schwellwerte.
Mein Kommentar ist an einigen Stellen bestimmt etwas "hart" formuliert. Ich bin nicht so der diplomatische Typ. Bitte verstehe meine Einwände trotzdem als konstruktive Kritik.
Gruß
R.Daneel
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