Kommentar von halb27 am 21.05.2021 12:03:57 
Teilschrittverfahren
Das ist eine schöne Darstellung für das Teilschrittverfahren. Allerdings wird das Teilschrittverfahren im 1. Schuljahr schlecht von den Kindern angenommen. Das ist auch kein Wunder. Der erste Schritt bis zur 10 ist noc h leicht, wenn die Kinder die verliebten Zahlen beherrschen. Der 2. Schritt aber benötigt eine Ergänzungs-Nebenrechnung bei der Addition und Subtraktion (wieviel muss ich noch addieren/subtrahieren), und dies macht das Gesamtverfahren recht komplex für Erstklässler. Hinzu kommt, dass das Automatisieren der Ergänzen-Rechenfertigkeit im ZR10 häufig eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Vorteilhaft ist, das Teilschrittverfahren mit Ergänzungsaufgaben zu beginnen. Bei Aufgaben wie 8 + _ =13 benötigt man die besagte Nebenrechnung nicht. Ich denke, im 1. Schuljahr sind andere Methoden günstiger. Recht verbreitet ist bei der Addition die Methode, die Summanden in 5+n aufzuteilen. Bei der Aufgabe 7 + 6 = _ kann ich die 7 auf linke Fuß-/Hand-Kombination legen und die 6 auf die rechte Seite: jeweils 5 Zehen links und rechts und 2 Finger links und 1 Finger rechts. Die Füße ergeben immer 10, d.h. ich kann mich auf das Zusammenrechnen der Finger konzentrieren. Für Aufgaben mit einem Summand kleiner 5 lässt sich eine Variante finden. Interessant finde ich folgenden Ansatz, weil es keine Notwendigkeit für eine Variante gibt. Ich nehme bei der Aufgabe 7 + 6 = _ von der 6 etwas weg und füge es zur 7 hinzu, so dass die 7 zur 10 wird. Die Anzahl ist die verliebte Zahl zur 7. Ich muss also 3 von der 6 wegnehmen. Da der eine Summand immer auf 10 aufgefüllt wird, muss ich im Endeffekt nur wissen, wie viel ich von der 6 wegnehmen muss, und das ist einfach, wenn man die verliebten Zahlen beherrscht. Für die Subtraktion empfinde ich folgendes Verfahren, welches dem Zwerg-Riesen-Trick nahekommt und das ich deshalb 'Zwerg-Riesen-Trick mit Abziehen' nennen. Bei einer Aufgabe wie 13 - 6 = _ neigen die nicht ganz so cleveren Kinder dazu, als Zwergenaufgabe einfach 6 - 3 zu rechnen und damit wie beim Zwerg-Riesen-Trick zu rechnen. Ich nehme das positiv auf, lasse sie also 6 - 3 rechnen, weise sie aber darauf hin, dass das Ergebnis kleiner als 10 sein muss. Denn wenn wir statt 6 nur 3 abziehen würden, wären wir schon bei 10. Wir ziehen aber mehr ab, das Ergebnis muss also kleiner als 10 sein. Wir müssen also von der 10 etwas abziehen, und zwar so viel, wie wir vorher mit 6 - 3 errechnet haben. In der Regel begnüge ich mich mit dieser Erklärung, man kann das aber auch exakt begründen. In den folgenden Schuljahren lasse ich die Kinder gerne im Kopf rechnen. Dort ist - anders als beim schriftlichen Rechnen - das Rechnen von links nach rechts vorteilhaft. Das belastet das Arbeitsergebnis weniger, und Überträge lassen sich direkt verrechnen. Und da die Kinder alle Zwischenergebnisse mit ihrer vollen Stellenwertigkeit ansprechen, unterstützt dies das Stellenwertsystem und die Vorstellung von der richtigen Größenordnung weg von einer ziffernorientierten Betrachtungsweise, zu der vor allem die etwas schwächeren Schüler neigen. Und bezüglich der Subtraktion ist das oben besprochene Vorgehen vorteilhaft. Etwas weniger, aber immer noch attraktiv ist folgendes Vorgehen, das in vielen Youtube-Videos zu finden ist: Man subtahiert zunächst immer 10 und addiert anschließend das zu viel Abezogene. Bei der Aufgabe 13 - 6 sagt man also 'drei', 'sieben' für Zwischen- und Endergebnis. Just my 2 cents. Liebe Grüße Horst Albrecht

Kommentar von kitty_8372 am 21.05.2021 16:03:42 
Zehnerübergang im ZR 20 in zwei Schritten Addition
Vielen Dank für den Kommentar, ich und meine Kolleginnen haben es den Erstklässlern schon immer so beigebracht und hatte noch nie Probleme damit, da wir die Zahlzerlegung aller Zahlen vorher sehr genau durchnehmen. Ist denke ich auch alles eine Frage des Vermittelns und des passenden Materials. Freundliche Grüße

Kommentar von halb27 am 21.05.2021 19:00:32 
Entscheidend ist, was hinten rauskommt
Wenn es da keine Probleme gibt, betrachte meine Bemerkungen als obsolet. Eure Erfolge liegen sicherlich darin begründet, dass Ihr die Zerlegungen vorher gut automatisiert. An 'meiner' Schule ist das leider anders, vermutlich weil viele Lehrerinnen sich sehr ans Lehrwerk halten, bei dem Zerlegungen bzw. Ergänzungen keine große Rolle spielen (ich bin kein Lehrer, sondern fördere die leistungsschwächeren Kinder, von denen ich diese Probleme kenne). Viele Grüße Horst Albrecht

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